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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.05.1923
- Strukturtyp
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- 1923-05-14
- Erscheinungsdatum
- 14.05.1923
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. ^ 110, 14. Mai 1923. Der diesjährige Gynackologentag findet vom 23. bis 26. Mai als 13. Versammlung der Deutschen Gesellschaft für Gynaekologie in Heide! b e r g statt. Im Anschluß daran tagt dann dort die Deutsche Gesellschaft für Röntgen-Kunde und Strahlcnforschung. PersonalnMritzten. Jubiläum. — Am 15. Mai d. I. blickt Herr Paul Niemann auf eine 25jährige Tätigkeit im Hause Urban L Schwarzenberg in Wien zurück, -dessen inländische Sortimentsabtcilung er leitet. Zuerst Apotheker, hat er sich erst im 20. Lebensjahre dem Buchhandel zu gewandt und in seiner Vaterstadt Halle a. d. S. in der Pseffcrschen Buchhandlung eine dreijährige Lehrzeit bestanden. Tie anschließenden Wanderjahre führten ihn nach Magdeburg, Bamberg, Nürnberg, Mainz, Kattowitz und schließlich nach Wien, wo er während seines Wirkens im Vorstand des Gehilfenvcrcins »Buchfink« einen großen Kreis von Freunden erworben hat. I. Hallauer in Oerlikon f. — Diesem hervorragenden Berufs genossen, -dessen Tod wir nur kurz im Bbl. Nr. 104 gemeldet haben, widmet E. W. im »Anzeiger für den Schweizer. Buchhandel« 1923, Nr. 8 folgenden Nachruf: Am 9. April ist plötzlich und unerwartet ein Mann aus dem Leben geschieden, der, obgleich ihn alle dem Namen nach kannten, obgleich er seit Jahrzehnten Mitglied unseres Vereins war, doch nur den wenigsten persönlich bekannt war, ja, den die meisten überhaupt nie gesehen hatten: I. Hallauer in Oerlikon. Zu den Ver sammlungen kam er nie, nicht aus stolzer Abgeschiedenheit, sondern weil die Eigenart seines Geschäfts eine Teilnahme an diesen nicht er forderte. Von dem Umfang seiner Firma, die er aus den kleinsten Anfängen einer geradezu riesigen Entwicklung entgcgengeführt hat, werden sich -die wenigsten Kollegen eine richtige Vorstellung machen. Weit über die Grenzen der Schweiz hinaus, besonders in Italien und Rumänien, aber auch in allen überseeischen Ländern war die Firma I. Hallauer bekannt und geachtet, überall -dort, wo junge Schweizer als Kauslente, Techniker und Ingenieure hinkamen, denen Hallauer oft schon ans der Schulbank oder während der Studienzeit einen Kredit eröffnet hatte, der, wie er selbst sagte, doch nur selten mißbraucht worden war. Ja, es kam vor, daß solche überseeische Kundschaften sich vom Vater ans den Sohn vererbten und heute schon manchmal in der dritten Gene ration der Firma I. Hallauer treu geblieben sind. Ein ungeheures Adressenmaterial, das Herr Hallauer selbst täglich sorgfältig ergänzte, sowie ein äußerst feines Gefühl für die Wünsche und Interessen des einzelnen Kunden und ein geradezu phänomenales Gedächtnis unter stützten ihn dabei. Die Ausdehnung seines Geschäfts hat gegen die Mitte der 90er Jahre ihren Höhepunkt erreicht, und der Absatz, den er damals von großen Werken, die sich gut zum Vertrieb gegen Ratenzahlungen eigneten, wie Brockhaus' und Meyers Konversationslexikon, Brehms Tierleben, Luegers ges. Technik usw., hatte, war geradezu phantastisch. Er selbst bezifferte seinen Absatz von Gottfried Kellers Werken in der alten Cottaschen Ausgabe auf 40 000 Bände oder 4000 komplette Exemplare. Daß er n. a. auch 15 000 Forcl, Die sexuelle Frage, in der großen Ausgabe abgesctzt haben soll, habe ich nicht nur von ihm selbst, sondern auch von anderer Seite bestätigt gehört. Alle großen deutschen Verleger, wie Adolf Kröner, Brockhaus, Julius Springer, die Herren vom Bibliographischen Institut und der Deutschen Ver lags-Anstalt, alle waren sie in Oerlikon, um den Mann, der diese riesi gen Absatzziffern erreichte, kennen zu lernen, und manches wertvolle Geschenk, das Herr Hallauer seinen Besuchern gern zeigte, ist Zeuge der Anerkennung dieser Verleger für den gewaltigen Absatz. Bei zunehmendem Alter und andauernder Krankheit des Be sitzers — ein Herzleiden und die böse Gicht plagten ihn sehr — ging naturgemäß auch der Absatz zurück, und wenn auch die Firma immer noch groß und bedeutend war, so war sie doch nicht mehr das wie in früheren Jahren. Persönlich war Herr Hallauer ein äußerst liebenswürdiger, fröh licher, geselliger Mensch. Er hatte ein Herz für die Jugend und liebte es, von den kleinen Anfängen und der späteren großen Entwicklung seiner Firma zu erzählen, und wir Jüngeren hörten ihm gern zu. Allen denen, die ihm persönlich nähergetreten sind, wird er unvergeßlich bleiben. Friede seiner Asche und Ehre seinem Andenken! E. W. Professor vr. Neger f. — Der Direktor des Dresdner Botani schen Gartens, Professor vr. Neger, ist im 55. Lebensjahre ge storben. Pros. Neger war 1905 als Professor der Botanik an die Forst akademie Tharandt berufen worden und von da in die Dresdner Stel lung gekommen. Mehrere Jahre verbrachte er in Südamerika; von 1893 bis 1896 war er Lehrer der Naturwissenschaft in Concepcion (Chile), von 1896 bis 1897 Botaniker der chilenischen Grcnzkommission, dann wurde er Kustos am Botanischen Museum in München; 1902 berief man ihn nach der Forstakademie Eisenach, 1905 nach Tharandt. Von seinen Werken seien ausgeführt: Der Paraguaytee (mit L. Vanino 1903), Handclspflanzen Deutschlands (1903), Die Nadelhölzer (1908), Biologie der Pflanzen auf experimenteller Grundlage (1913), Der Eichenmcltau (1915), Tie Krankheiten unserer Waldbäume und wich tigsten Gartengehölze (1919), Ter forstbotanische Garten (mit G. Büttner 1919). öpreWlll. Endgültige Einladung zur Pfingst-Tagung des Iunqbuchhandels aus der Leuchtenburg bei Kahla. Die Tagung findet am 3. P f i n g st f e i e r t a g nachmittags 6 Nhr im Rittersaal der Leuchtenburg statt. Allgemeine Aussprache über die Art des Unterrichts und des Stoffes an den in Aussicht genommenen Sommerakademien für den Jungbuchhandel. Abends 8 Uhr: Vortrag von Negiernngsrat vr. Buchwald über »Die Grund lagen buchhändlerischer Werturteile«. Mittwoch vormittag praktische Arbeitsgemeinschaft eines Teilnehmcrkreises über »Schund und Kitsch« zur Einführung in die Ar beitsmethode der Sommerakademicn unter Leitung eines Lehrers der Volkshochschule »Dreißigacker«. Wahl eines Ausschusses zur engeren Beratung der Organisationsfragen. Die Tagung steht dem Geiste der Jugendbewegung entsprechend unter der Vermeidung von Alkohol und Nikotin. Anmeldungen zur Teilnahme sind bis znm 19. Mai an den Unter zeichneten Ausschuß zu richten, sofern ans Unterkunft in der dortigen Jugendherberge gerechnet wird. Wer Einzelzimmer im Burghotcl wünscht, wende sich direkt an den Burgwirt. Die Herren Chefs sind gebeten, ihre Angestellten zur Tagung zu beurlauben und gleichfalls mit zu erscheinen. Jena, den 11. Mai 1923. Für den vorbereitenden Ausschuß: Eugen Diederichs. Das Schicksal einer rheinischen Abwehrschrist Ern st Bertram, der Schöpfer des berühmten Nietzsche-Buches, hatte es vor kurzem unternommen, den ideellen Unterbau des fran zösischen Rheinland-Anspruches mit den Mitteln nicht des Hasses, sondern des Geistes bloßzulegen. Es entstand die Abwehrschrift »Nheingenius und 06 nie 6 u U k i n« (Verlag von Friedrich Cohen in Bonn). Alle Stimmen, bis in italienische und amerikanische Blätter hinein, mußten hier bedingungslos ihrer Bewunderung Aus druck geben; denn man sah, wie die chauvinistische Konstruktion einer rheinisch-französischen Verwandtschaft unter den Hieben (und nicht unter dem Geschrei) eines wahrhaft überlegenen Geistes zusam menfiel. Selbst von Frankreich konnte man erwarten, daß es ange sichts der großen Haltung dieses Buches zum wenigsten auf die Ko mödie eines Verbotes verzichten würde. Aber nach einiger Zeit deS Schweigens ist es nun doch erfolgt: die Besatzungsbehörde hat die Schrift Bertrams für das besetzte Gebiet verboten. Was aber auch nicht im geringsten hindert, daß diese Schrift für heute und kommende Zeiten eines der ersten Dokumente deutsch-französischen Geisteskampfes bleiben wird, in vielem verwandt den Schriften eines Moser, Görres, Arndt. E. Herr Ernst Emmert in Zeitz. <Vgl. zuletzt Bbl. Nr. »2, S. 840.) Der Herr »Buchhändler« Ernst Emmert in Zeitz hat mir durch zwei Naumbnrger Rechtsanwälte die Klage androhen las sen. Nach Rücksprache mit meinem Rechtsanwalt, dem ich das gesamte Material unterbreitete, riet mir derselbe, die Klage in aller Ruhe ab- zuwarten. Ich bitte alle Kollegen, dasselbe zu tun. Brandenburg-Havel, am 4. 5. 1923. Fritz Holzapfel. §80
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