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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.12.1924
- Strukturtyp
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- 1924-12-31
- Erscheinungsdatum
- 31.12.1924
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- Deutsch
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isst- 304, 3l. D-ezetnber 1824, Redaktioneller Teil, verboten war, außerhalb Rußlands herausgegeben und auch z viel von dem russischen reisenden Publikum gekauft. Bei der gewaltigen Auswanderung der Russen -zu Beginn der Bolsche wikenherrschaft nahm der russische Buchhandel im Auslande, besonders in den Jahren 1920/21, einen gewaltigen Aufschwung, Als Zentrum für ihn galt Berlin, wo eine ganze Reihe vo-rtt größeren und kleineren Buch- und Verlagshandlungen in kurzer ^ Zeit emporschotz und auch sichtlich prosperierte, Ihre Ver-^ lagstätigkeit ist nicht zu unterschätzen. Die russischen Klassiker Wurden in zwei guten und billigen Parallel-Ausgaben seitens zweier großen Firmen (Ladyschuikow -und Slowo) herausge bracht, russisch« Romane wurden in großer Menge gedruckt und vertrieben, aber auch drucktechnisch komplizierte wertvolle Pracht- Werke mit Farbenbildern wurden mit viel Liebe und Sorgfalt verlegt und fanden auch einen guten Absatz, Die russische illu- ^ strierte Zeitschrift »Sb-a- vu-a« (der Wundervvgel) wurde gern auch von deutschen Kreisen gekauft. Zum großen Teil sind die Leiter der buchhändlerischen Unternehmungen außerhalb Rußlands keine im Buchgewerbe groß gewordenen Leute, haben sich aber mit bewundernswürdiger Schnelligkeit die nötigen Fachkennt nisse angeeignet. Die meisten dieser russischen Firmen richteten sich gleichzeitig aus Verlag und Sortiment ein, doch entstanden auch großzügige richtige Vertriebsbuchhandlungen, die mit einem s Zwischenrabatt die Verlegerware an die kleinen Buchhandlungen ^ aus dem Balkan, in den russischen Randstaaten, in Ostsibiricn und Amerika absetzten und ei» recht großes Rad drehen mußten, um mit dem verhältnismäßig geringen Zwischenrabatt auf ihre Kosten zu kommen. In Berlin wurde im Jahre 1921 der »Ver band russischer Verleger und Sortimenter« gegründet, der nach dem Muster des »Börsenvcreins der Deuischen Buchhändler« in der Inflationszeit die jeweiligen Schlüsselzahlen für die Grund zahlen empfahl, die Rabattsragen regelte und Streitsragen zwischen Verleger und Sortimenter zu schlichten suchte. Bor kurzem ist ein vom »Verband« herausgegebener aus führlicher Katalog sämtlicher 1918—24 außerhalb Rußlands ge druckten Bücher erschienen, der einen Umfang von 17 Bogen hat, 130 russische Verleger, von denen 87 ihren Sitz in Berlin haben, gaben in diesen Jahren insgesamt 3735 verschiedene Bücher heraus, und zwar entfallen auf russische Klassiker 398, russische! Gedichte 234, Gedichte in russischer Übersetzung 22, russische - Belletristik 569, Belletristik in russischer Übersetzung 116, Kunst 80, Kinderbücher 318, Religion und Philosophie 99, Literatur und Kulturgeschichte 119, Sozialökonomie und Politik 604, Naturkunde 134, Medizin 130, Mathematik und Technik 345, Landwirtschaft 96, Lehrbücher 346, Wörterbücher 49, periodisch erscheinend« Ausgaben 60, verschiedene Bücher 18. Der in russi scher Sprache gedruckte Katalog ist bei der Firma I, Ladyschni- ^ kow, Rankestraße 33, Berlin, -für 1,— -Mk, käuflich zu haben, s Die außerhalb Rußlands gegründeten russischen Verlags-! Unternehmungen kann man in zwei Gruppen teilen: die eine ^ stellt sich speziell aus den Emigranten-Leserkreis ein, die andere! hatte mehr das Arbeiten mit Rußland selbst — jetzt oder spä-' ter — im Auge und druckt gewissermaßen auf Vorrat, Eine der brennendsten Fragen war, ob man in alter oder neuer Ortho graphie drucken sollt«. Bekanntlich ist in Sowjet-Rußland durch weg die neue Orthographie eingesührt und die Einfuhr russi scher, in alter Orthographie gedruckter Bücher überhaupt ver boten, Ein großer Teil der konservativen russischen Emigration boykottiert seinerseits wiederum alle in neuer Orthographie gedruckten Bücher, da er in diesen den Stempel des ihm verhaßten Bolschewismus sieht. Unseres Erachtens ist diese Ansicht unrichtig: die neue Orthographie war zur Zarenzeit be reits ein langjähriges Projekt des Großfürsten Konstantin, des Präsidenten der Akademie der Wissenschaften, wurde hernach unter Kerensky dom Unterrichtsminister Manuilow ausgearbeiiel und sollte gerade in den Schulen eingesührt werden, als die Bolschewiken ans Ruder kamen und sie mit der gewohnten rück sichtslosen Energie im ganzen Reiche obligatorisch machten. Nachdem diese sehr vereinfachte Orthographie nun 6 Jahre von der Bevölkerung des gesamten Rußland geschrieben wird, ist es schwer, anzunehmen, daß man jemals wieder auf das Alte! zurückkommt, selbst im Falle eines Wechsels der Staatsform. ^ Die auf die Emigration eingestellte Gruppe hat ln den Jahren 1920—22, als ein Teil der russischen Emigration noch über größere Mittel verfügte, besonders in Deutschland stark prosperiert. Der russische Verlagsbuchhandel in den anderen Staaten bildete (vielleicht mit Ausnahme von Prag, wo sich ebenfalls ein starkes Zentrum der russischen arbeitenden Intelli genz gebildet hatte) infolge der niedrigstehenden deutschen Mark und -der dadurch bedingten billigen Piod-uktionsmög-Iichkeit kaum eine Konkurrenz, Die in Berlin oder Leipzig gedruckten Bücher flogen in alle Länder und Weltteile, in -denen die 3 Millionen russischer Neu-Emigriert-en verteilt waren, welche mit einem wahren Heißhunger sich auf die -ersehnte russische Literatur warfen. Wir glauben aber, daß -die richtige Blütezeit bei dieser Gruppe vorüber ist, -Der totale Stillstand im russischen Emi- granten-Buchhandel seit etwa 9 -Monaten ist nicht nur auf den allgemeinen Stillstand im deutschen Handel zurllckzusühien, son dern hat -auch seinen Grund -darin, daß wettere Kreise der russischen Emigrantenschaft immer mehr verarmen, andere wiederum, die auf einen grünen Zweig kommen, von dem Lande, in -dem sie ihren Erwerb gefunden haben, assimiliert werden, die Landessprache erlernen und weniger Bedarf an russischen Büchern haben. Die zweite, auf Rußland selbst eingestellte Gruppe scheint uns daher lebensfähiger, obschon sie bisher geringere Erfolge zu -verzeichnen und mit weit größeren Schwierigkeiten zu kämp fen gehabt hat. Natürlich liegt es im Interesse der Sowjet- Regierung, welche die -einheimische Buchindustrie zu heben be strebt ist, nur inhaltlich sür sie besonders Wertvolles an russi- ss en im Auslande gedruckten Büchern einzuführen, und die Be strebungen des dossisckat, der iwvajL vsroviijL usw. gehen dahin, überhaupt -die Einfuhr solcher Bücher zu inhibieren. So wurden in dem letzten halben Jahre die Verlagswerke der meisten Aus landsfirmen (auch solcher, die in keiner Weise politisch als »konterrevolutionär« gelten konnten) in ihrer Gesamtheit für Rußland verboten. Der ülavlit handhabt die Zensur russischen Auslandsbüchern gegenüber ungleich strenger als gegenüber den einheimischen Verlegern, Einen Grund zum Verbot der Einfuhr eines Werkes -gibt er meist nicht an, und der russische Auslands- Verleger mutz -sich mit der nackten Tatsache begnügen. Im »Bör senblatt sür den Deutschen Buchhandel« wurde ein Fall erwähnt, wo eine Jugendschrist zur Einfuhr nach Rußland verboten -wurde, weil in ihr das monarchistische Prinzip eines Ameisenvolles beschrieben wurde. Das ist -nicht unmöglich. Außerdem sitzt im ein Vertreter des 6os«i«>m, der jedes Werk beanstandet, das als Konkurrenzunternehmen für den Staatsverlag gelten kann. Ferner wird auf russische Auslands bücher ein Einfuhrzoll von 10 Goldrubel (20 Goldmarkst Pro Pud (16 vg) erhoben. Obschon die in Rußland hergestellten Bücher -bedeutend teurer sind, wird durch diese Maßregel ungefähr -der Preisunterschied ausgeglichen. Als Vorzug bleibt somit nur das bessere Papier und die bessere Ausstattung des ausländischen russischen Buches, Ist ein Werk vom Vlavlit zur Einfuhr nach Rußland erlaubt, so ist damit noch nicht gesagt, daß der Verleger auf einen großen Vertrieb in Rußland rechnen kann. Einzeln« Exemplare, an Privatpersonen adressiert, werden Wohl anstands los durchgelassen, für größere Partien zwecks Wiederverkauf muß jedoch stets ein neuer Konsens eingeholt werden. Daher -ist man auch hier wiederum in der Hauptsache aus die »Kniga« und auf diverse Regierungsstellen angewiesen, die ihre Vertreter in -Berlin haben und über einen fortlaufenden Konsens zur Ein fuhr verfügen. Unter diesen Umständen konnte natürlich die erwähnte zweite Gruppe russischer Privatverleger im Auslande bisher für Rußland noch nicht allzuviel zuwegebringen. Und dennoch sind wir der Meinung, daß diese Verleger, wenn sie die für sie schwere Wartezeit durchhalten können, das Eindringen ihrer Ware nach Rußland erzwingen werden, um so mehr, als unter ihnen einige Namen sind, die -infolge ihrer langjährigen Tätig keit in Rußland auch heut« noch dort einen guten Klang haben und entschieden auch von einzelnen Sowjet-Behörden protegiert werden. Die Monopolisierung des Buchhandels durch den Staatsverlag ist -aus die Dauer ein Unding und hat auch in
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