' . 6. 20000 M. Stellengei. 65 M. die Seile. Llilstregedühr I 100 ^Nl-bt^ilgl. die Seile I?5 TN. — ^ Nr. ,15 <R. 80>. Leipzig, Sonnabend den ,9. Mai 1923. 9U. Jatirgaag. Des Pfingstfestes wegen erscheint die nächste Nummer Dienstag, den 22. Mat. Redaktioneller Teil. Bekannimachung. Im Anschluß an die Veröffentlichung vom 8. September ,922 (Bbl. Nr. 2,4 vom 13. September 1922) wird auch für die Woche vom 22. Mai 1923 an die Beibehaltung der Schlüsselzahl - m 3000 empfohlen. Dis Schlüsselzahl ist für alle Buchhandlungen verbindlich, soweit die Verleger sie zur Anwendung bringen. Leipzig, am 19. Mai 1923. Oer Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leivzig vr. Arthur Meiner Erster Vorsteher. Oer Vorstand des Deutschen Verlegervereins vr. Georg Paetel Erster Vorsteher. Die Lauensteiner Jubilatewoche. Wohlan, die Fahne weht, Wohl dem, der zu ihr sicht; Die Trommeln schallen weit und breit: Krisch auf, frisch auf zum Streit! Jubilate! Klingt dieses Wort nicht wie Vogelgesang im Frühling! Wie «in Chor jubilierender Stimmen, von denen jeder seine eigene Weise singt, während Kantgte mehr Regel und Diszi plin einer Bachschen Fuge voraussetzt! Nun saßen wir wieder zusammen im altgewohnten Spcise- saal des Burgfrieds, um ein Dutzend mehr als auf der letzten Tagung. Aber über die Hälfte waren neue Gesichter, und auch das »Frauenzimmer» hatte in vereinzelten Exemplaren Eingang gefunden. Die Frauenzimmer Jedoch die Männer verderben immer sind schlechte Kenner die Melodie. der Harmonie. heißt es in einem Singspiel der Mozartzeit. Für die Melodie sorgte die Jugend, die zahlreicher als sonst vertreten war, und die dieses Mal »Zeisige- getauft wurde. Für die Harmonie traten die alten Meister ein von »Robcspierrc aus Darmstadt bis zur »Hundeschnauze- aus München. Zwei neue Fahnen wurden als Sinnbilder entfaltet. Aus der Weißen sah man mit entsprechendem Verse den erhabenen -Ochs von Lauensteil,-, auf der blauen jenen Zopf, den cs im Buchhandel abzuschneiden gilt. Zum Silbsrlöweu gesellte sich für die »schöpferischen Pausen- entsprechend dem Früh ling ein »Goldkehlchen-, das Wohl Deutschlands beste Lantensän- gerin im Volkslied ist, und als Dritte im Bunde erzählte uns am Eröffnungsabend am warmen Kachelofen des Tafelsaals Thiirin gens ehrwürdigste Dichterin, eine 72jährige Matrone vom litera rischen Range der Ebner-Eschenbach (wer kennt ihren Namen?), von ihren Beobachtungen aus dem Thüringer Volksleben. Drei außerhalb des Buchhandels stehende, wissenschaftlich stich- und hiebfeste Wirtschafispraktikcr gaben die Grundiöne im Akkord der Meinungen an. Und wieder war der Jungsozialist Arthur Zickler aus dem Ruhrgebiet mitte» aus seiner Abwchr- arbeit herbeigceilt, um uns ein Bild vom deutschen Gesicht als Re sultat des dortigen nationalen Kampfes zu zeichnen. Treffend faßte j er die Situation in folgendem Bilde zusammen: »Jetzt sind wir in dem Stadium des schwerflüssigen Gußeisens; soll das deutsche Gesicht dabei herauskommen, so muß dieses Gußeisen zu durch geistigtem Stahl werden-. Dieses Zukunftsbild wird aber Wohl nur dann Wirklichkeit werden, wenn wir zur Verwirklichung des sen, was sich neu gestalten will, genügend Charakter besitzen. Dazu die Fähigkeit, über die Gegenwart hinaus zu denken und uns dem Gesamtinteressc der Volksgemeinschaft einzuordnen. Keine Harmonie der Melodien ist ohne Taktstock zu erreichen. Nach der zweiten Tagung schrieb der Jüngst« aus unserem Kreis ans dem Rheinland; »Das Feinste war doch, daß die ganze Fach simpelet auf dem großen gemeinsamen Hintergrund des deutschen Volksgedankens emporwuchs und immer ein Teil des Ganzen blieb«. So ging auch di« Aussprache der dritten Tagung wieder vom Volksschicksal aus und führte dann zu den speziellen Fach- intcressen. Der erste Tag. Der erste Vormittag galt allein der Erörterung unserer Wirt- schaftlichen Lage und ihrer Konsequenzen für die Gegenwart und Zukunft. Am Anfang der Aussprache stand ein ausführliches Re ferat von I)r. G. A. Delbanco über »Kapital und Wirt schaftspolitik«. Als Motto setzte er das einleitende Wort Rathcnaus zu seinem Buche »Von kommenden Dingen- voran. »Dieses Buch handelt von den materielle» Dingen, jedoch um des Geistes Wille». Es handelt von Arbeit, Not und Erwerb von Gütern, Recht und Macht, von technischem, wirtschaftlichem und poli- 701