Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1894
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1894-09-20
- Erscheinungsdatum
- 20.09.1894
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18940920
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189409206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18940920
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-20
- Monat1894-09
- Jahr1894
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Künstler selbst hielt es für richtig, uns durch die Reliefs die Wohlthat der Gutenbcrg-Erfindung für die ganze Menschheit klar zu machen. Ganz populär wird uns dieser Gutcnberg doch nicht werden. In Leipzig würde man cs nun mit einer dritten Persönlichkeit, in Wien mit einer vierten u. s. w. zu thuu haben. Deshalb keine Einzel-Statue! Wir wenden uns nun zu der Möglichkeit eines Gruppen bildes. Da werden wir unwillkürlich, durch den Frankfurter Dreibund der Associss Gutcnberg, Fust und Schösser an das alte »Vs8tiAil>, lerrsnt« erinnert. Wir erblicken hier die Ge sellschafter in herzlicher Brüderschaft sich die Hände drückend, während uns bereits in der Jugend gelehrt wurde, daß der eine Associö (nicht unwahrscheinlicherwcisc etwas übertrieben) der Vernichter von Gutcnbergs Ehre und bürgerlicher Existenz, der andere wenigstens ein Neider und Verkleinerer seines Ruhmes gewesen sei. Eins kam dem Künstler zu gute, daß nämlich die drei Persönlichkeiten einer Stadt, einer Zeit und einer bürgerlichen Stufe augehürtcn, so daß ihm, was die künstlerische Ausführung betraf, keine Schwierigkeiten erwuchsen. Ob die Vereinigung der Gcschäftsgenossen weniger ans das gemeinschaftliche Geschäft als auf den Umstand Hinweisen soll, daß Fust und Schösser die ersten Repräsentanten des eigent lichen Buchhandels waren, und daß es somit, hier in dem langjährigen Stapel- und Meßplatz des Buchhandels, Frank furt, von Wichtigkeit war, die Vereinbarung zwischen Buch- druckerci und Buchhandel versinnlicht zu sehen, wissen wir nicht, da uns die Entstehungs-Geschichte des Denkmals nicht gegenwärtig ist. Wenden wir jetzt unsere Blicke nach Leipzig und halten wir uns für den Augenblick an die Andeutungen- des Pro- spektus, ein Gruppen-Monument zu schaffen, so hätten wir zwar nicht zu befürchten, daß, wie bei dem Frankfurter Denkmal, etwas zur Erweckung eines Mißtones geschehen könnte, wohl aber daß künstlerische Schwierigkeiten von größerer Bedeutung entständen, wenn es sich darum handeln sollte, die mythische Figur Gutenbergs mit den 400 Jahre später lebenden Senefelder und Fr. König, denen wir als Zeitgenossen die Hand hätten drücken können, im innigen Verkehr mit einander zu erblicken. Wie wir es jedoch bei dem Siegesdenkmal in Leipzig vor Augen haben, daß eine verkörperte Germania als krönende Spitze mit der Sieges palme und darunter die Heerführer, die ihre geistige und physische Kraft, ja das Leben eingesetzt haben, zu einem Gruppen-Denkmal vereinigt sind, so könnten wir uns auch einen verkörperten mythischen Gutcnberg als Spitze und Träger der Siegespalme im buchgcwerblichen Kampf denken und darunter im Kreise die Koryphäen, die ihr Können und Wissen und ihre Körperkraft dem Dienste des Buch gewerbes, wenn auch nicht als Zeitgenossen, opferten. Jedoch Klippen bleiben immer, an denen der Künstler leicht stranden kann. Für einen solchen Fall scheinen uns auch die beiden Kory phäen Alois Senefelder und Friedrich König nicht zu ge nügen. Es würde uns vor allem Alb recht Dürer fehlen, der zwar nicht den Holzschnitt im eigentlichsten Sinne erfand, ihn aber in einer Weise pflegte, die ihm die Anerkennung als einein bors oouoours Stehenden seitens aller Länder und Völker brachte und der so unendlich viel zur Popularisierung dieser echt deutschen Kunstart für alle Zeit beigetragen hat. Nun heißt zwar das Sprichwort »tros laoinvt oollsAium«; in der monumentalen Kunst gehören aber, mit seltenen Ausnahmen, vier dazu. Handelte es sich hier um eine monumentale Dekoration auf einer Welt ausstellung des Buchgewerbes aller Länder, so wären wir um die Vergebung des vierten Platzes nicht verlegen, dieser käme sicher Dagucrre zu, der die Sonne den graphi schen Künsten dienstbar machte und damit den Grund zn allen den photomechanischen Verfahren legte, die jetzt bereits eine ungeahnte Bedeutung errungen haben, eine Bedeutung, deren Grenze sich noch lange nicht absehen läßt. Jedoch hier, wo es sich um ein deutsches National-Denkmal handeln würde, wäre cs wohl kein Mißgriff, auf einem solchen dem, von seinen Zeit genossen als »König der Buchdrucker und Buchhändler« ge ehrten und als praktischen Genossen Albrecht Dürers geradezu epochemachenden Anthonius Koberger in Nürnberg den vierten Platz einzuräumen. Ein schönes litterarisches Denkmal setzte ihm bereits I)r. Oskar v. Hase. Neben den eigentlichen Feldherren würden für die Fahnen träger wohl auch durch Darstellungen in Hochrelief ehrende Plätze bleiben. — Mit Obigem glauben wir ohne Voreingenommenheit die Errichtung eines Gruppen-Denkmals besprochen zu haben für den Fall, daß hierauf bestanden werden sollte. Doch, offen und ehrlich gesprochen, wir glauben nicht, daß hiermit dem Gedeihen des Buchgewerbes und den Manen Gutenbergs der rechte Dienst geleistet wäre. Zwei Gründe sprechen für diese Auffassung. Erstens werden die Kosten für ein solches kombiniertes Denkmal, wenn cs würdig und imponierend aufgefaßt und ausgeführt werden soll, außerordentlich hoch, für ein bloßes Bildwerk aus Erz oder Stein fast zu hoch zu stehen kommen. Zweitens beruht das Gelingen des Ganzen auf einem glücklichen Wurfe des Künstlers. Erfüllt das Monument nicht voll die gehegten Erwartungen, so kann der allgemeine Verdruß nicht ausbleiben. Lxempla sunt ockiosa. Gelingt jedoch das Monument, so wird es selbstverständlich dem zufälligen Beschauer Augen weide gewähren, auch dazu beitragen Gutenbergs Ehre in Erinnnerung zu bringen, aber kaum auf dessen Jünger, geschweige denn auf einen weiteren Kreis anregend oder gar begeisternd im Kleineren wirken, in der Art wie im Großen das Siegesdcnkmnl auf dem Niederwald. Und selbst dort würden Porträtfiguren, wenn auch noch so kolossal, nicht so Hinreißen, wie die wenigen einfachen, jedem verständlichen allegorischen Figuren, die, noch dazu in Verbindung mit dem herrlichen Platz und den nach den naheliegenden Siegcs- feldern hinschwcifenden Gedanken, Gefühl und Phantasie fast elektrisch erregen. Und doch, wenn es erlaubt ist das Kleinere mit dem Großen zu vergleichen: es läßt sich auch ein Gutenbcrg-Denkmal mit großen Wirkungen schaffen. »Aber«, so wird man fragen, »wie soll denn ein solches Denkmal beschaffen sein«? Auf eine solche Frage waren wir gefaßt, und wollen in unserer Antwort zugleich die letzte der anfangs erwähnten drei Modalitäten ins Auge fassen. Diese lautet: »Soll cs etwa eine Kombination von Architektur und Skulptur sein? Und wo ist der Platz, ivo ein solches Denkmal stehen soll?« Ja! Wir halten die Verbindung von Architektur und Skulptnr, eventuell auch der Malerei, für das einzig richtige und glauben auch einen Platz — und zwar den besten und wie prädestinierten — ohne langes Suchen gefunden zu haben. Das beste Monument Gutcnbergs in Leipzig ist nach unserer innigen Ueberzeugung H. Eine Ilioi»ll»t>lt>ilk GnttiU'erl)l»ille als architektonisch hervorragender Mittelpunkt eines zu bauenden würdigen Gebäudes, dessen einer Flügel das deutsche Buch gewerbe-Museum und die der Ausbildung dienenden Institu tionen enthält, während der andere Flügel der Jahresaus- stcllung des Buchhandels und den wechselnden graphischen Aus stellungen dienstbar gemacht ist. Selbstverständlich wird diese Halle vor allem ein Denkmal Gutenbergs enthalten. Ob dieses uns nun den Altmeister als Drucker, an seine Presse gelehnt, darstellt, oder ihn in idealer Gestaltung auffaßt, als Lichtbringer für die ganze Welt, ohne effekthaschende Versuche eine
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder