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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1924
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- 1924-12-08
- Erscheinungsdatum
- 08.12.1924
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Redaktioneller Teil. (Nr. 186.) Zur Frage der deutschen Diicherpreise. Seitens des Reichsministeriums des Innern ist dem Börsenverein vor einiger Zeit nachstehende Eingabe der deutschen wissenschaftlichen Akademien zur Stellungnahme dazu über mittelt worden: München, den 31. Juli 1924. III0642. Bayerische Akademie der Wissenschaften. Nr. 869. An den Herrn Neichsminister des Innern- Betr.: Preisbildung im deutschen Buchhandel. 8 Beilagen. in Berlin. Die Akademie der Wissenschaften zu Wien, welche dem Verband der deutschen Akademien angehört, hat sich bereits im Dezember 1923 mit einer Beschwerde an den Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig gewandt, um auf die ernsten Gefahren hinzuweisen, welche, sich aus den gegenwärtigen hohen deutschen Buchpreisen, insbesondere für die Verbreitung der deutschen Sprache und Wissenschaft im Aus land, nicht zuletzt für die Deutschösterr. Kulturgemeinschast ergeben. Der Buchhändlerbörsenverein hat dieser Beschwerde jedoch keine prak tische Folge gegeben und hat sie auch nicht, worum ausdrücklich ersucht worden war, seinen einzelnen Mitgliedern zur Kenntnisnahme mit- gcteilt. Die Wiener Akademie hat ihre Beschwerde deshalb auf der heurigen Kartellversammlung dem Verband der deutschen Akademien der Wissenschaften vorgelegt. Der Gegenstand gehört zu dessen Arbeits kreis, da >er nicht nur den wissenschaftlichen Betrieb im engeren Sinne, sondern weit darüber hinaus allgemeine, große Angelegenheiten der deutschen Wissenschaft in ernstester Weise betrifft. Der Verband der deutschen Akademien hat daher beschlossen, die Angelegenheit von sich aus zu ergreifen und vor dem Forum der Reichsregierung und der deutschen Öffentlichkeit zu vertreten. Er hat zunächst durch den Unterzeichneten Vorort selbst weitere Nachforschungen über die Höhe der derzeitigen deutschen Bllcherpreise angcstellt. Diese sind, wie aus den folgenden Ausführungen hervor geht, alles eher wie einheitlich; im Gegenteil maltet in ihnen die auf fälligste Verschiedenheit. Im großen Durchschnitt genommen, dürfte die Steigerung der jetzigen Preise gegenüber den Friedenspreisen 30—50 v. H. betragen. Aber sie hält an dieser oberen Grenze keines wegs ein. In den Anlagen I und II*) beehre ich mich zwei von mir der hiesigen Staatsbibliothek eingereichte Verzeichnisse vorzulegen, welche in einer Reihe grundlegender und vielgebrauchter wissenschaftlicher Werke die Steigerung gegenüber den Friedenspreisen im einzelnen verfolgen. Anlage I vergleicht die Preise von 13 Werken, die nach dem Kriege neu aufgelegt worden sind. Der Preisaufschlag beträgt bei einem von ihnen zwischen 10 und 2052, bei drei zwischen 30 und 40"/», bei zwei zwischen 40 und 50°/», bei fünf zwischen 50 und 6052 und bei zwei 10052 und darüber. Die durchschnittliche Steigerung ist 5352. Anlage II vergleicht ebenso die Preise von elf Werken, die seit 1914 nicht neu aufgelegt worden sind. Hier beträgt der Preisaufschlag bei zwei zwischen 10 und 2052, bei zwei zwischen 20 und 30°/,, bei zwei zwischen 30 und 4052, bei vier zwischen 50 und 60"/, und bei einem 10752. Die durchschnittliche Steigerung ist hier 41,44"/». Das gleiche Bild ergibt sich aus dem uns vom Verband der deutschen Hochschulen übermittelten Einzelmaterial. Auch hier zeigen sich, neben geringeren Sätzen, immer wieder Verteuerungen über 50 und gelegentlich über 10052 (z. B. bei Euklid, opera omnia, e>ä. Hei- derg-dlenZs; Grimschl, Lehrbuch der Physik; Kohlrausch, Lehrbuch der Physik, sämtlich im Verlag Teubner in Leipzig; Handbuch für Kinder heilkunde II. Band im Verlag F. C. W. Vogel in Leipzig; Geologisch- paläontologische Einzelabhandlungen, hcrausgeg. von Fr. von Socrgel, und Geologisches Zentralblatt, beide im Verlag Borntraegcr in Berlin). *) Der Zlbdruck der Anlagen unterbleibt, um den Umfang der Veröffentlichung nicht übermäßig anwachsen zu lassen. Ihr Inhalt ist oben wiedergegeben. Die Einzelangaben sind im übrigen zum größten Teil überholt. Gewiß muß bei der heutigen Preisberechnung berücksichtigt werden, daß sowohl die sachlichen Herstellungskosten (Papierpreise und Löhne) als auch der Sortimenterzuschlag nicht unerheblich höher sind als vor dem Kriege; daß die auf den Betrieben liegende Steuerlast wesent lich gestiegen ist, daß der Kapitalschwund und die Kreditnot auch den deutschen Verlag nicht unberührt lassen können, und daß endlich auch die Wirtschaftlichkeit der Betriebe noch nicht wieder den früheren Grad erreicht hat. Aber alles dies vermag einseitige Steigerungen wie die obengenannten nicht zu rechtfertigen. Dann auf der anderen Seite ist auch zu berücksichtigen, daß gerade in den letzten Jahren, in denen viele der nach dem Krieg neu aufgelegten bzw. neuerschienenen Bücher hergestellt wurden, die große Nachfrage aus dem Ausland und die Geldflüssigkeit der Inflations zeit den Druck höherer Auflagen als im Frieden ermöglichten und daher zu einer Senkung der Preise hätten führen müssen; daß die! Ausstattung der Bücher (Papier, Einbünde) zum größten Teil noch eine wesentlich schlechtere und deshalb billigere ist als vor dem Kriege; und daß der verteuernde Nisikozuschlag des Verlegers, der mährend der Inflationszeit begründet war, heute seine Berechtigung ver loren hat. Es zeigt sich dann auch, daß eine ganze Reihe von Verlagen auch heute die Friedenspreise in der alten Höhe oder nur unwesentlich (bis zu 10^) erhöht beibehalten hat. Ich nenne von den mir bekannt gewordenen die Verlage Gustav Fischer in Jena, Duncker L Humblot in München, Elwertsche Verlagsbuchhandlung in Marburg, I. F. Leh mann in München. Ich erlaube mir in Anlage III ein Verzeichnis des letztgenannten Verlags (samt Begleitschreiben) beizufügen, aus welchem sich ersehen läßt, daß die Mehrzahl der von ihm verlegten Werke sich im Preis gleichgeblieben, eine ganze Anzahl sogar (um 10 bis 4452) billiger geworden ist als im Frieden. Auch die — vor allem für ausländische Käufer bestimmte —»Tauch nitz Edition« ist von 1.60 Mk. Friedenspreis für den Band auf 1.20 Mk. zurückgegangen*), während umgekehrt 'die vor allem für die breiteren deutschen Volksmassen bestimmte Neclambücherei ihre Bändchenpreise von 20 auf 30 Pf., also um 5052 erhöht hat. Diese Beispiele dürften beweisen, daß der deutsche Verlag auch bei der Aufrechterhaltung, ja sogar bei teilweiser Herabsetzung der Friedenspreise leben und Weiterarbeiten kann. Gewiß ist diese Preis bildung, wie auch der Verleger I. F. Lehmann ausführt, bei den heutigen Verhältnissen nur dadurch möglich, daß der Verleger selbst seinen eigenen Gewinnanteil möglichst niedrig, und niedriger als im Frieden ansetzt. Dieses Opfer darf und muß aber angesichts des Ernstes der Folgen der heutigen Preise vom deutschen Verlag gefordert werden. Denn cs handelt sich bei diesen heutigen Preisen jetzt nicht mehr um eine Schädigung der wissenschaftlichen Büchereien, der öffent lichen wie der privaten; es handelt sich in erster Linie um die wissen schaftliche Bildung der Studentenschaft, die schlechterdings nicht mehr in der Lage ist, sich auch nur die notwendigen Lehrbücher zu be schaffen, und heute bereits in großen Teilen bllcherlos heranwächst^ es handelt sich um das Bildungsbedürfnis und das Bildungsrecht der großen arbeitenden Masse unseres Volkes, die einen Anspruch darauf hat, auch ihre geistige Nahrung nicht über Gebühr, d. h. nicht über das unbedingt notwendige Maß hinaus verteuert zu sehen. Von gleicher weittragender Bedeutung aber sind die Gründe, welche im besonderen die Wiener Akademie zu ihren Schritten in dieser Angelegenheit veranlaßt haben: Der Rückgang des deutschen Buches und damit der deutschen Sprache und Kultur im Ausland. Die Anlagen IV, V und VI enthalten drei von der Wiener Aka demie übersandte Tabellen, welche einen Vergleich zwischen den gegen wärtigen Preisen der deutschen, französischen und englischen Bücher, und zwar sowohl wissenschaftlicher als solcher der schönen Litera tur ermöglichen. Die Auswahl dieser Werke ist nicht nach einer bestimmten Tendenz, sondern in der Weise erfolgt, daß eine größere Wiener Buchhandlung ersucht wurde, die gangbarsten Werke der ge nannten Kategorien zusammenzustellcn; nachher erst wurden dann deren Preise ermittelt. Weitere Umfragen bei anderen Wiener Buch händlern und Verlegern ergaben, wie die Wiener Akademie ausdrück lich betont, durchwegs die Nichtigkeit dieser herausgegebenen Stich proben. *) Der Preis ist bekanntlich inzwischen wieder auf 1.60 Mk. er höht worden.
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