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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1924
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- 1924-12-08
- Erscheinungsdatum
- 08.12.1924
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- Deutsch
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Vorkriegsprciscn sind wir zu der Überzeugung gelangt, daß unbcgrcis- licherweise nach immer die Mehrzahl der Verleger an der Gleichung Grundzahl — Vorkriegspreis festhält, während die Industrie aus nahmslos fiir Fertigwaren heute bereits um 50 bis 75?L höhere Preise gegenüber Len Vorkriegspreisen notiert«. * Anlage v. Abschrift. Leipzig, den 14. Januar 1924. An den Akademischen Senat der Universität 2 343 ex 1923/24. Wien. Sehr geehrte Herren, in Ihren Ausführungen vom 17. Dezember v. I. erheben Sie als Hauptvorwurf gegen die Preispolitik des deutschen Vcrlagsbuch- handels, daß die buchhäudlerischcn Umrechnungskurse für Lieferungen nach Österreich zu einer Zeit herausgesetzt worden seien, als die öster reichische Krone schon längst stabilisiert gewesen sei und infolge dieser Stabilisierung in Österreich Preisverhältnisse herrschten, die eine Er höhung der Preise nicht nur untunlich, sondern undurchführbar er scheinen ließen, wenn anders nicht ein katastrophaler Absatzrückgang herbeigeführt werden sollte. Hierin ist Ihnen nur insoweit zuzustim men, als die Erhöhung der buchhändlerischen Kurse und damit die An passung an die tatsächlichen Kursverhältnisse reichlich spät kam; sic hätte schon viel früher durchgefllhrt werden müssen. Denn tatsächlich wurde der zuletzt Mitte Juli 1923 von der Außenhandelsnebenstelle für das Buchgewerbe veröffentlichte Kurs sehr bald von den Ereig nissen überholt. Daß die staatliche Aussuhrstelle die erforderliche Änderung nicht selbst vornahm, findet seine Erklärung in dem Um stande, daß sie sich bereits vom August an im Liquidationsstadium be fand und neuerliche Verfügungen nicht mehr erließ. Der Börsenvcr- ein konnte aber seinerseits eine neue Regelung von sich aus nicht tref fen, sondern mußte warten, bis das Schicksal der staatlichen Ausfuhr kontrolle endgültig entschieden war und ihm dadurch die Freiheit in seiner Preispolitik gegenüber dem Ausland wiedergegeben wurde. Diese aber nutzte er nicht aus, um in ungesetzlicher Weise, wie Sie es unter Bezugnahme auf § 21 des Verlagsgesetzes darzutuu ver-, suchen, die Auslaudpreise zu erhöhen, vielmehr paßte er sie lediglich den tatsächlichen Verhältnissen an, indem er seinen Mitgliedern empfahl, unter grundsätzlicher Beibehaltung der bisherigen Berechnung Uber den schweizer Franken zum Züricher Wechselkurs nach den übrigen Ländern zu liefern. Diese Anpassung bedeutet allerdings durchweg eine Erhöhung, weil die bisherigen Preise zu niedrig waren. Namentlich Österreich und andere mittelvalutige Staaten, die früher unter der deutschen Markwährung standen, mußten diese Steigerung unliebsam empfinden. Hatten doch gerade sie an den bisherigen billigen Preisen teilgenommen, die der deutsche Verlag unter Verschleuderung seiner Sub stanz und in nicht rechtzeitiger Erkenntnis der wirtschaftlichen Ent wicklung berechnet hatte. Tatsächlich sind auch die neuen Preise im Vergleich zu den innerdeutschen Preisen zu niedrig. Ein Buch zum Preise von 1V Goldmark — 10 Billionen Papiermark wird nach Öster reich zu 156 090 Kronen geliefert (wenn es nicht sogar noch billiger ist); diese ergeben aber nach dem Kurse der letzten Tage nur 9 600 000 000 Papiermark. Ihre Berufung auf 8 21 des Verlagsgesetzes, wonach die Zustim mung der Autoren zu der Preisberechnung nach Österreich und schließ lich auch den anderen Staaten im Auslande erforderlich sei, trifft keineswegs zu. Es handelt sich, wie das obige Beispiel zeigt, keines wegs im Vergleich zum Jnlandpreis um absolute Preiserhöhun gen, sondern lediglich um Anpassung an die Kursentwicklung. Eine Preiserhöhung würde höchstens dann vorliegen, wenn die Jnlandpreise zur Zeit der fortschreitenden Inflation der Papiermark nicht nur im Ausmaße dieses Eutivertungsprozesses abgeündert worden wären — was in der allmählichen Heraufsetzung der Buchhandels-Schlüsselzahl zum Ausdruck kam —, sondern wenn eine Heraufsetzung der Grund preise vorgenommen worden wäre. Das ist aber nicht der Fall, wenig stens nicht generell. Wo aber ein einzelner Verleger einmal zu Preis heraufsetzungen schritt, werden besondere Gründe dafür Vorgelegen haben. Im allgemeinen hat der Verlag die Grundpreise, wie sie unter der Herrschaft der staatlichen Ausfuhrkontrolle bestanden, beibehalten, in vielen Fällen sie sogar weiterhin herabgesetzt. Selbst als beim Über gang zur Rechnung nach Goldmarkkurs die Jnlandpreise eine Sen kung erfuhren, die in keiner Weise durch Wertänderungen der Mark begründet war, hielt die Mehrzahl der Verleger an der bisherigen Grundzahl fest, und zwar, wie ausdrücklich betont werden muß, mit Rücksicht auf die Schwächung der Kaufkraft großer BevölkerungSteile. Auch eine Änderung der Auslandpreise erfolgte nicht, obwohl, wie oben dargetan, sie unter die Jnlandpreise zu stehen kamen. So glaubt der deutsche Buchhandel durchaus dem volkswirtschaft lichen Grundsatz gefolgt zu sein, daß sich die Preise der Waren nicht nur nach den Herstellungskosten, sondern auch nach der Kaufkraft zu richten haben. Allerdings hat diese Rücksicht auf die Kaufkraft ihre Grenzen, nämlich an der Leistungsfähigkeit des Betriebes. Das Kapital für den Weiterbetrieb müßte zum mindesten hereinkommen. Wo dies nicht mehr zu erreichen möglich ist, bleibt nur ständiger Abbau übrig. Ter gesamte deutsche Verlagsbuchhandel befindet sich in diesem Sta dium; wir brauchen nur auf den Rückgang der wissenschaftlichen Zeit schriften zu verweisen, die eine nach der anderen zum Erliegen kommen. Niemals ist die Forderung erhoben worden, daß die wissenschaft lichen Kreise trotz ihrer beschränkten Einnahmen den Verlegern durch die erhöhten Bücherpreise die Fortsetzung ihrer Betriebe ermöglichen sollen. Der Verlag empfindet das Nachlassen dieser Kaufkraft im Rück gang seines Umsatzes; er bringt zu ihrer Erhaltung Opfer bis zum Äußersten; diese Opfer können über nicht zum wirtschaftlichen Selbst mord führen. Um den wissenschaftlichen Kreisen zu helfen, kann der wissenschaft liche Verlag auch nicht das Sortiment opfern. Was zur Begründung dieser Forderung von Ihnen angeführt wird, sind ja kein« neuen Ge sichtspunkte; es braucht hierzu nur auf die Büchersche Kampfschrift gegen den Buchhandel verwiesen zu werden. Nach wie vor steht der wisseuschaftliche Verlag auf dem Standpunkt, daß er ein Netz von Sor timentern braucht als Verbreiter und Träger seiner Werke, und daß ihm die direkte Zusendung an den Konsumenten niemals einen Absatz in gleicher Höhe ermöglicht. Würde das wissenschaftliche Sortiment zerschlagen, so müßte es wieder von neuem ausgebaut werden. Bei dieser Überzeugung von der Notwendigkeit des wissenschaftlichen Sor timents ist es aber ein selbstverständliches Gebot, daß der wissenschaft liche Verlag seine Hand zu Unterbietungen nicht reicht. Die gewährten Rabatte sind auch nicht so hoch, daß sie das Maß dessen, was dem Sor timent als billiges Entgelt für seine Geschäftsbesorgung zukommt, überschreiten. Ein Rabatt von 40A bei wissenschaftlichen Werken, von dem einmal in Ihrer Denkschrift die Rede ist, dürfte kaum nachweis bar fein. Mit Recht weisen Sie in Ihren Ausführungen auf die Verteuerung der Bücherpreise durch die hohen Drucklöhne hin. Der Börscnvercin der Deutschen Buchhändler hat gerade anläßlich der letzten Erhöhungen, die kurz vor Weihnachten erfolgten, Gelegenheit genommen, mit allem Nachdruck die nachteiligen Folgen eines solchen Vorgehens zu betonen. Keineswegs trifft aber zu, was Sie anzunehmen scheinen, daß nämlich jede Erhöhung der Druckerlöhne eine automatische Steigerung der Bll- cherpreise nach sich zöge. Das war nicht einmal im vollen Umfange der Fall, als der Buchhandel noch nach besonderer Schlüsselzahl berechnete, deren einer Komponent allerdings aus dem Drucktarif errechnet wurde. Nach dem Übergang zur reinen Goldmarkkursrechnung kommt aber auch diese anteilige Auswirkung nicht mehr in Betracht, und vor allen Din gen spielte sie niemals eine Nolle bei den Auslandpreisen. Das Be streben des Buchhalidels war von jeher, diese von allen Schwankungen der Jnlandpreise fernzuhaltcn. Letzten Endes war gerade diese Er wägung — Erhaltung der Stabilität der Auslandpreise — der Grund dafür, die Errechnung über den Züricher Wechselkurs vorzunehmcu. Auf diese Weise ist aber auch erreicht, daß die Preise für die einzelnen Länder immer im gleichen Verhältnis stehen. Nach den Vorschlägen, wie sie der Börsenverein seinen Mitgliedern unterbreitet hat, dürfte es ausgeschlossen sein, daß in Österreich höhere Preise berechnet werden wie etwa in der Schweiz oder Amerika. Vielleicht haben einzelne Ver leger solche Maßnahmen ergriffen. Jedoch erscheint dies unwahrschein lich; nach unseren Erfahrungen ist gerade das Gegenteil der Fall, und es wird nach Österreich zu weit herabgesetzten Preisen geliefert. Der Wunsch, auf jedem neuen Buch die Grundzahl anzugeben, er scheint uns undurchführbar, soweit damit gemeint ist, daß die Grund zahl aufgeöruckt werde. Viele Käufer würden diesen Preisauföruck als Entstellung empfinden. Der Verleger müßte dann aber auch den Fran'kcnpreis mit anbringen, obwohl von vornherein noch gar nicht feststeht, wohin ein Buch verkauft wird. Auch können bet der Unsicher- heit der wirtschaftlichen Lage, namentlich auf dem Gebiete der Wäh rungspolitik, Änderungen eintreten, die die Beibehaltung der aufge druckten Grundzahl ausgeschlossen erscheinen lassen. Gerade die wis senschaftlichen Kreise kennen die Möglichkeiten, sich über die Laden preise zu unterrichten, gut, sodaß der Aufdruck, wenn er zum Zwecke der Preiskontrolle gewünscht wird, entbehrlich erscheint. 2436
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