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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.06.1924
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- 1924-06-06
- Erscheinungsdatum
- 06.06.1924
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8038 »»Il-Ndl-U d. DIschn. vuSch-nd» Redaktioneller TeU. 132, 6. Juni 1924. Sortimentern eine Sendung ruhe, deren letzte schwere und tiefe Verantwortung dort nicht gespürt werde, wo der Bllcherhandel rein alsGeschäst betrieben wird. Die Voraussetzung irgendwelcher Werbearbeit im Sortiment bleibe die lebendige Verknüpfung mit den Fragen und Bewegungen der Zeit, bleibe die Gestaltung des Sortiments zum geistigen Zen trum seines Ortes. Eine Steigerung des Bücherumsatzes, di« bei solcher Richtung der Arbeit ganz von selber lamme, sei zunächst durchaus sekundär. Wo sie an erster Stelle im verfolgten Zweck stehe, handle es sich bei Vortragsveranstaltungen immer um — Vortragsmach«, di« meist schon an der ungeistigen, richtungs losen, auf Sensationshascherei eingespielten Folge der Vorträge zu tage trete, und die vom Standpunkt eines verantwortungsbewußten Buchhandels ebenso entschieden abgelehnt und bekämpft werden müsse wie der Vertrieb von Schundliteratur. Eine solche zivili satorische Auffassung der vermittelnden Aufgabe des Buchhandels müsse aus dem Rahmen unserer Arbeit, aus dem Rahmen der Werbestelle ausfallen. Di« Werbestelle solle das Institut sein, in dem altes für die Zuführung lebendiger Kraftströme dem Buch handel nötige Material gesammelt und allen seinen rührigen Glie dern dienstbar gehalten werde. Das Vortragswescn sei einer dieser wichtigsten Kraftströme. Damit seine Kraft,fruchtbar in einen der vielen Einzelbetriebe des Buchhandels geleitet werden könne, müssen zuvor in diesem Be triebe ganz bestimmte eindeutige Imponderabilien im Sinne der vorhin zitierten Menzschen Forderungen gegeben sein. An der Hand eines Beispiels erläuterte Herr Rauch sodann di« obigen Sätze in temperamentvoller Weis«, um im Verlauf seiner weiteren Ausfüh rungen darauf hinzuweisen, daß, wenn ein junger Buchhändler durch seine Arbeit einem Kreis von Menschen geistige Pflege- und Heimstätte geschaffen habe und im. Verlauf weiteren Ausbaus Stufe an Stufe fügend organisch wachsend dazu komme, Dichter zu bitten, «in Stück ihres Lebens diesem Kreis von Menschen zu schen ken, dies nicht nur für den Augenblick wirklichen Wert bedeute, sondern in seinen Wirkungen neue Wege des Sichfindens, Er- kennens und Zusammenwirkens öffne, deren Ertrag nicht zuletzt später dem Buchhandel, vornehmlich aber einmal der geistigen Ge- samthaltung aller Beteiligten überhaupt spürbar werden müsse. Es sei eben ein Unding, führte der Vortragende weiter aus, Allerweltsbuchhändler ohne geistig-ethisches Rückgrat zu sein und dann mit Vortragsabenden arbeiten zu wollen, weil es just Mode ist und weil jetzt alle Hebel in Bewegung gesetzt werden müssen, um sein Lager loszuschlagen. Das sei rettungslos vergebene Mühe, und auch Augenblickserfolge würden nicht darüber hinwegtäuschen. Die Gegenwart und die Zukunft gehörten dem Buchhändler, der ein Gesicht habe, der sich zu der großen Aufgabe der Mitwirkung an den volksbildncrischen Aufgaben bekenne und seine ganze Persön lichkeit in jedem Teil und Glied seines Betriebes sich auswirken lasse, dessen Schaufenster immer ein Stück seines inneren Selbst widerspiegcle, ebenso wie sein Verhältnis zu Mitarbeitern und zur Kundschaft, dessen Lager innerlich sauber sei, der lebendig drin siehe in dem, »was er schafft, und dem, was um ihn wächst, der wie Lohengrin inmitten der Zersetzung den Gral hütet und von dessen ewiger Kraft darbringt allen, die ihrer bedürfen und darnach dürsten». Wer also irgendwie mit Vorträgen beginne oder beginnen wolle, der müsse zuerst und ganz gründlich hier aufräumcn und ausbauen — und es hüte sich jeder vorm Vortragswescn, »das wie ein« Pest seit einigen Monaten in allen Städten auffchietzt, der nicht zunächst einmal diesen notwendigen Unterbau geschaffen hat und nicht nur 'geschaffen hat, sondern täglich und stündlich schützt und erweitert. Die erfolgreichste und tiefgreifendste Werbung fürs Buch ist die Beseitigung und Abtötung des Allcrweltsortiments und di« Bildung und gegenseitige Stützung des Sortiments mit Gesicht, in dem eine Persönlichkeit mit dem nötigen kaufmännischen Wissen gewiß, aber vornehmlich doch mit der literarischen Durchbildung, dem kritischen Weitblick und der ausstrahlenden Kraft der schöpfe rischen Menschen sich hingibt und krastsprühend verschwendet für die Gestaltung eines Zentrums und geistigen Sammelbeckens, einer Rüst- und Stahlkammer aller kulturellen und geistigen Bewegungen seines Bannkreises». Wolle man also organisch und pädagogisch Vorgehen, so müsse >nan zunächst einmal befähigte und willige Sortimenter in S o m - merakademien sammeln und in lebendige Berührung bringen mit Dichtern und Denkern, geistigen Führern, müsse man Gelegen heit schassen, das Sortiment wenigstens für kurze Wochen alljähr lich herauszureitzen aus seiner Kleinlramarbeit und Pfennigsuchsecei hinein in den Strudel des geistigen Lebens, dessen Strom dem Ver leger im Verkehr mit den Autoren und seiner sonstigen weiter greifenden Arbeit von selbst ins Haus dringe. Würden wir ein genügend geschultes Sortimen! haben, ge nügend Persönlichkeiten (»womit nicht gesagt sein soll, daß wir keine hätten, aber wir sind uns doch Wohl klar und selbstkritisch genug, um zuzugeben, daß nirgends weniger Geist zu treffen ist als im Durchschnittssortiment, und daß selbst die großzügige kaufmän nische Bildung in vielen Buchläden fehl! und statt ihrer ein be trübend enger Krämergeist auf Ladentisch und Bücherbord, vor allem aber im monaiedick verstaubten Schaufenster hockt») — würden wir erst genügend Menschen haben, dann kämen wir von selbst zu einem Vortragswesen, wie wir es anstreben, wie es der Buchhandel brauche. Zwei Grundpfeiler brauche das Sortiment für jegliche Vor tragsarbeit: 1. die geistige Struktur des Betriebes überhaupt, 2. einen Kreis lebendiger Menschen, der um den Betrieb ge lagert wäre und ihn innerlich mittrllg«. Einer der Pfeiler wüchse aus dem anderen, und aus beiden ver eint ergebe sich die gesamt« Vortragstätigkeit von selber. Die Wahl des Vortragenden mach« dann keine Schwierigkeit mehr, die Siche rung der verfügbaren Mittel sei gegeben, um die gastliche Unter bringung des Vortragenden herrsche keine Sorge — die Stützung etwaiger Defizite ist in der Gemeinschaft des Kreises von Menschen da. Ganz don selbst würde es sich empfehlen, nicht mit einem Vortrag zu kommen, sondern ein« ganze Reihe anzukündigen, die Einzelvorträge in inneren Zusammenhang zu bringen, am Vor tragsabend eine Bücherausstellung der Werk« des Sprechers zu veranstalten, aber nur im Laden selbst zu verkaufen. Womöglich müßte man Einführungszettel und genaue Werkverzeichnisse drucken und verteilen. Viel würde erreicht werden, wenn man Zusammen arbeit mit allen volksbildnerischen Organisationen sich sichere: Volkshochschule, Vereine aller Art, Industrie, Gewerkschaften, Schulen. Der Herr Vortragende schloß mit den Hinweis, Laß jeder an seinem Platze mit seinem Können, seiner Blickweite, seiner Spann kraft stehe, durch sein Dasein und seine Taten im abgegrenzten Rahmen seiner Arbeit wirke und dem deutschen Buch, dem deutschen Volk, der menschlichen Wurde zu dienen habe. Ein Nachwort zur Kölner Messe. (11.-17, Mai 1SL4.) Von G. Hölscher. Nach mehrfacher Verschiebung war endlich die erste Kölner Messe vom 11. bis 17. Mai znstandegekommen. Man kann das Unternehmen kaum ein Wagnis nennen, denn wenn Köln auch noch immer nicht, trotz aller heißen Wünsche, die Hauptstadt der Nheinprovinz ist, so ist es doch unbestritten der Schwerpunkt des Handels und Verkehrs in den Nheinlanden. Nach Köln kommt die ganze Provinz gern, und sür eine Veranstaltung wie die rheinische Messe war Köln von vornherein der einzig gegebene Ort. Das ist denn auch durch die Tatsachen bestätigt worden. Die Anmeldungen kamen so zahlreich, daß selbst die im letzten Augenblick noch erstellten' neuen Gebäude nicht mehr hinreichten, allen Wünschen gerecht zu werden, und rund zehntausend Anmeldungen wegen Nanmmangels abgemiesen werden mußten, während nur 3000 nnter- gedracht werden konnten. Und doch fiel diese erste Frühjahrsmesse in die ungünstigste Zeit der scharfen Geldknappheit. Das hielt zwar nicht die Tausende und Abertausende ad, die überall dabei sein müssen, wo etwas »los« ist, nach Köln zu kommen und ein beängstigendes Gedränge in den schmalen Messegassen der rechtsrheinischen Messebanten ans dem Gelände der 1914er Werkbnndansstellung zu schaffen, wohl aber machten sich diese ungünstigen Verhältnisse naturgemäß in der Anzahl und Kaufkraft ernsthafter Käufer bemerkbar. Und so gab es denn neben manchen Zu friedenen auch Klagende, besonders in Branchen, von denen -über-
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