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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.03.1884
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-03-19
- Erscheinungsdatum
- 19.03.1884
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
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Nichtamtlicher Theil. Autorrecht und Leihbibliothek. Das „Börsenblatt" brachte kürzlich unter obigem Titel einen Aufsatz eines bekannten Schriftstellers, der die Beziehungen des Publikums zur Leihbibliothek, die schädlichen Wirkungen letzterer auf dasselbe und den Schriftstellerstand in Bezug auf das materielle Gedeihen desselben, sowie ferner die Wechselwirkung zwischen letzterem und dem sittlichen und geistigen Gedeihen der Nation ausführlich erörterte. Nachdem der Verfasser wiederholt betont, daß das moralische Interesse ein gemeinsames sei, und daß es sich keineswegs nur um das materielle Interesse der Schriftsteller handle, kommt der selbe schließlich zu dem Resultat, daß das Publicum durch billigere Bücherpreise an Bücherkaus gewöhnt werden müsse. Da dies aber nur ganz allmählich geschehen könne, so sei zunächst eine Aner kennung des Autorrechtes bezüglich der Leihbibliotheken und das Recht zu erstreben, daß letztere den Schriftstellern eine besondere Entschädigung zahlen. Ohne die Berechtigung dieses Strebens zu verkennen, glauben wir nicht, daß damit weder jetzt noch später viel gebessert werden würde; auch nicht durch billigere Bücherpreisc, die zunächst den Leihbibliotheken zu gute kämen. Letztere haben das ober flächliche Lesen und damit die geringe Werthschätzung der Bücher, sowie die geringe Kauflust in Bezug auf Bücher von jeher, nicht erst jetzt verschuldet. Die Aufgabe wäre daher die, das Volk zu gründlicherem Bücherlcsen zu erziehen und dadurch die richtige Würdigung der Geistesarbeit eines Schriftstellers, höhere Werth- schätzung der Bücher, Freude an deren eigenem Besitz und allmäh liche Verdrängung der Leihbibliotheken zu bewirken. Diese Aufgabe kann der Buchhandel nicht direct lösen. Wohl aber ist er im Stande ihre Lösung mächtig zu fördern. Es ist zu nächst das Gebiet der Schule, wohin dieselbe gehört. Diese Aufgabe ist z. B. nach einem dem New-Aorker „läbrarz- lourual" ent nommenen Berichte in Boston, der gebildetsten Stadt der ganzen Union, mit gutem Erfolge gelöst worden. In einer dortigen Schule wurden 25 Bände für einen Versuch geeignet scheinender Erzählungen an einzelne Schülerinnen mit der Weisung ausgetheilt, die Bücher zu lesen, nicht in der Schul stunde, sondern zu Hause. Dabei wurde ihnen bedeutet, nach einiger Zeit würden sie um ihre Meinung über das Buch ge fragt werden, besonders über drei Punkte: Den Aufbau der Er zählung, einschließlich der Natürlichkeit und Aufeinanderfolge der Vorgänge, die zu einem Resultate führen; über den Charakter der Personen und die Uebereinstimmung ihres Denkens und Han delns, endlich über Sinn und Stil der Erzählung. Die Mädchen waren nicht über 16 Jahr alt und in äußeren Lebensverhältnissen unter dem Durchschnitt. Durch kritische Fortschritte, Belehrung und freien Meinungsaustausch, wie an angegeben, lernten sie ohne Unterbrechung ihrer regelmäßigen Schularbeit (was verhältnißmäßig Wenige irgend eines Standes verstehen) wie Bücher zu lesen sind. So eigneten sie sich allmählich Sicherheit des Urtheils an, welches sic befähigte, Mittelmäßiges und Verführerisches als solches zu erkennen und zu meiden. Nun erst waren sie im Stande, aus den Büchern den höchsten Nutzen zu ziehen. Auch den Schularbeiten pflegte diese Fertigkeit zu gute zu kommen, ferner aller Lectürc des spätern Lebens. Wo obiges Verfahren allgemein und beständig geworden, werden die öffentlichen Schulen gewiß immer mehr junge Leute entlassen, welche die rechte Bildung in's praktische Leben mit nehmen und da allseitig verwerthen. So, wie vorstehend mitgetheilt, mag vielleicht hier und da in deutschen Schulen verfahren werden; aber eine Sache des Verlagsbuchhandels wäre cs, obiges Verfahren allgemein werden und zu diesem Zweck geeignete Werke, soweit sie noch fehlen, schreiben zu lassen und in die Schulen einzusühren, durch welche jungen Leuten vor dem Jnslebentreten obige gründliche Leseart beigebracht werden kann. Wenn obiges Verfahren allgemein geworden, so werden die Schulen immer nur junge Leute entlassen, welche Bücher im ferneren Leben richtig zu schätzen wissen, und an deren eigenem Besitz mehr Freude haben werden, als an materielleren Genüssen. Kommen wird dann auch der Tag, an dem die Leihbibliothek dahinsinkt, die Hausbibliothek in jedem Hause ihren Ehrenplatz innehat, und bei Publicum, Schrift stellern und Verlegern gleichmäßig Zufriedenheit waltet. 0. 8. MiSccllcn. In der soeben erschienenen „liebersicht der gesammten staats- und rechtswissenschaftlichenLiteraturdes Jahres 1883, zusammengestellt von Otto Mühlbrecht, finden sich im Ganzen 3761 Erscheinungen verzeichnet, und vcrtheilt sich diese Literatur auf die verschiedenen Sprachen folgendermaßen: Es erschienen in deutscher Sprache 1613, in französischer 863, in englischer 604, in italienischer 325, in holländischer 166, in dänischer und schwedischer 120, in spanischer 70. Indem wir dieses sehr verdienstliche und nützliche Unter nehmen der Beachtung des Sortimentshandcls von Neuem em pfehlen, wollen wir schon heute darauf Hinweisen, daß die Ausgabe eines „Generalkatalogs" seitens der Verlagshandlung in Angriff genommen ist, in welchem die Jahrgänge 1870 —1884 obiger Uebersicht vereinigt werden sollen, und der zwei starke Bände in 4" umfassen wird. Band l. enthält alle Sprachen durcheinander in einem Autoren-Alphabet, Band II. ein ausführliches Materien register. Die Ausgabe des stattlichen Katalogs ist zum Herbst 1885 in Aussicht genommen. In Leipziger Buchhandlungen wurde in diesen Tagen die deutsche Ausgabe von „Colombier, Sarah Barnum" (Verlag von G. Grimm in Budapest) confiscirt. Die französische Original- Ausgabe wurde bereits früher verboten. Personalnachrichtc». Arnsberg, 9. März. Heute Morgen starb hier im hohen Alter von 77 Jahren Herr Buchhändler AugustLeopold Ritter. Der Verstorbene war ein hervorragender Fachmann von gediegener Berufsbildung und ein Muster geschäftlicher Accuratesse. Durch solche Eigenschaften besonders auch berufen und gesucht als Lehrherr, verdanken ihm viele Buchhändler, die zum Theil jetzt Besitzer ange sehener Firmen sind, ihre Ausbildung, denen er auch in späteren Jahren noch ein treuer Berather geblieben ist. Wie sehr derselbe in der deutschen Buchhändlerwelt geschätzt war, zeigten die zahlreichen Glückwunschschreiben bei Anlaß der Feier seines fünfzigjährigen Buchhändlcrjubiläums, bei welcher Gelegenheit ihm Se. Majestät der König den König!. Kronenorden verlieh. Seine hochachtbare Familie betrauert den Tod ihres Familienhauptes um so mehr, als dem Verblichenen bereits im August d. I. nach menschlichem Ermessen das seltene Glück zutheil geworden wäre, das Fest der goldenen Hochzeit zu feiern. Friede seiner Asche!
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