Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1923

Redaktioneller Teil. 120. 26. Mai 1923. über Finanzierung von Importen und Exporten, nach der theoretischen Leite hin die Auslassungen über die Grundlagen des Zahlungsverkehrs sowie die schon erwähnten Schlußaibschnitte aber die bisherige Entwick lung und mögliche Weitcrgestaltuirg der Wechselkurse. In den letzteren steckt soviel Eigenes, daß man das Bpch getrost denjenigen wissenschaft lichen Werken an die Seite stellen kann, die bisher liber dieses Stoff gebiet erschienen sind. Und dabei fällt doch immer und immer wieder angenehm die Rücksichtnahme auf den wissenschaftlich nicht geschulten, rein praktisch denkenden Leser auf. — Mau muß wünschen, daß das Buch in recht viele Hände gelangt, damit allen dafür Aufnahmefähigen endlich restlose Klarheit über unsere gegenwärtige Währungslage, die Voraussetzungen für ihre Besserung, die Wege dazu und damit letzten Endes der Glaube an eine bessere Zukunft gegeben werden. Karl Illing. Meine Mitteilungen. Fubiläum. — Fm Mai, der Tag steht nicht fest, begeht die Tibis- i 1a dlaeioval x Txtianjera in Madrid ihr 50jährigcs Fubiläum. Als erste deutsche Buchhandlung Spaniens wurde sie von Pastor F. Fliedner seinerzeit als evangelische Missionsbuchhandlung gegrün det, gar bald aber begann sie, auch deutsche schöne Literatur und wissen schaftliche Werke zu führen, Bücher, die bis dahin keine andere spanische Buchhandlung aus Lager hatte. Unter der Leitung von deutschen Buch händlern, die sich allerdings immer erst in die ziemlich schwierigen Ver hältnisse des Landes einleben mußten, nahm das Geschäft stetig zu, die wissenschaftlichen Kreise fanden in der deutschen Buchhandlung gar vieles von großem Interesse und das deutsche Buch wurde mehr uud mehr gelesen und beachtet. Verschiedene Inhaber von heute bestehenden bedeutenden spanischen Buchhandlungen haben in der Tibreria Naeional, v Txlranjera erst gelernt, was der Buchhandel eigentlich ist und wie er gehandhabt werden muß. Später wurde in Barcelona unter dem gleichen Rainen eine Zweigniederlassung eröffnet; auch dieses Geschäft ge langte zur Blüte und ist heute im Besitz des bewährten Buchhändlers Herrn Carl Seither. Nach dem Tode des Pastors F. Fliedner folgte ihm sein Sohn, Herr Theo dor Fliedner, im Amte, dem jetzt die Herren Joseph Kell und Adolf Schumache r in der Leitung der Buchhandlung zur Seite stehen. Der Krieg 1914—1918 brachte der Madrider Libreria die schwersten Zeiten. Durch die schwarzen Listen war sie von aller Welt abgeschnitten, trotzdem gelang es dem Leiter, Herrn Adolf Schumacher, das Geschäft durch diese Zeit größter Bedrängnis hindurchzuführen, die Hindernisse nach Möglichkeit zu überwinden und es so halbwegs lebens fähig zu erhallen. Ende 1919 wurde der Buchhandlung durch den Ein tritt des Kaufmanns Herrn Joseph Keil neues Kapital zugeführt, der Betrieb vollkommen ncugcordnet. Der Leitung der beiden genannten Herren gelang es, das Geschäft zu neuer Blüte zu bringen, sodaß die Buchhandlung nunmehr unstreitig zu den besten von Spanien gehört. Ihre Bemühungen, der deutschen Literatur, vor allem aber dem Buche deutscher Wissenschaft und deutscher Kunst jeder Art auf spani schem Boden recht große Verbreitung zu schaffen, stempeln' diese Buch- bandlung zu einer echten deutschen Kulturträgern!, die mit ihrem Wirken ungemein segensreich zur Verbreitung des deutschen Buches bcigetra- gen hat. Jubiläumsfeier Sülze L Gallcr in Stuttgart. (Vgl. Bbl. Nr. 107.) — Das zur Feier des Jubiläums der obigen Firma im Festsaale der Liederhalle zu Stuttgart veranstaltete Konzert hat einen würdigen Verlauf genommen. Das den Festsaal bis auf den letzten Platz füllende Publikum, bestehend aus Kunden und Freunden der Jubelfirma, nahm das Gebotene mit großem Beifall auf. Das Stutt garter Streichquartett brachte Beethovens Quartett in 6-ckur aus opU8 18 und Smetanas L-moU-Quartett zu Gehör; Rudolf Ritter trug Lieder von R. Strauß und Jos. Haas vor. Znm Schluß sprach der Inhaber der Jubelfirma Herr Hosmusikalienhändlcr Heinz Mneller einige Worte des Dankes und forderte zu einer Sammlung für die Nuhrspende auf, die den schönen Betrag von 591 196. Mk. erbrachte. Schätze aus der alten Welt. — Der amerikanische Antiquar Di. A. S. W. Rosen bach kam vor kurzem von Europa nach New?)ork mit seltenen Büchern im Werte von 1250 000 Dollar zurück. Unter !)r. Nosenbachs Erwerbung ist eine Sammlung von 154 Briefen, die von General Montcalm 1759 geschrieben worden sind und Einzelheiten über die Abtretung Canadas von Frankreich an England berichten. Auch kaufte er illustrierte Manuskripte aus dem 1-3. und 14. Jahrhundert. 734 Die neue Schlüsselzahl. — Nachdem am 19. Mai eine weitere Papierpreiserhöhung von 8?ä in Kraft gesetzt worden ist, hat sich die Rechnung für die Schlüsselzahl, wie folgt, verschoben: Papierindex 1210 023 Buchdrucker iudex 545 000 Bnchbinderindex 601 500 Summa 2 356 523 Mittel 785 508 Lebcnshaltungsindex 295 400 Summa 1080 908 Mittel 540 454 Nichtzahl 54.1 Schlüsselzahl 3 246 Wenn auf Grund dessen die Schlüsselzahl um 10°/, erhöht und aus 3300 festgesetzt wird, so trägt das lediglich der bereits festgestelltcn Pro duktionsverteuerung Rechnung. Da aber schon jetzt auch noch mit einer Steigerung des Lebenshaltnngsindex gerechnet werden muß und für die nächsten Tage ebenso Erhöhungen des Drucktarifs in Aussicht stehen, muß in der nächsten Woche sicherlich eine weitere Erhöhung auch der Schlüsselzahl erfolgen. Auf dem B e st e l l z e t t c l b o g e n der heutigen Nummer be findet sich wieder eine neue Tabelle mit der vom 28. Mai an gültigen Schlüsselzahl 3300. Um die Tabelle allgemein anwendbar zu machen, ist auf Wunsch weiter Mitgliederkrcise auch diesmal ein Tenerungszuschlag nicht eingerechnet worden. In der heutigen Tabelle ist auch bei den Ergebniszahlen wieder etwas mehr Raum gelassen worden, so daß jeder Sortimenter darunter die Zahlen einschließlich Sortimcnterteuerungsznschlag einschreiben kann. Bestellungen auf fortlaufende Lieferung von Sonderdrucken der künftigen Tabellen (Barpreis: Grundzahl .01 X Schlz. d. B.-V.) sind an den Verlag des Börsenvcreins zu richte», wozu sich die Herren Sortimenter des der heutigen Nummer beigcfügten Bestellzettels bedienen wollen. Die bisherige Entwicklung der Schlüsselzahl ist aus folgender Ta belle zu ersehen: Schlüsselzahl 60 mit Wirkung vom 13. September 1922 (Bbl. 214.) 8V „ „ „ 28. .. ( , „ 228.) 110 ., „ 15. Oktober „ c. „ 239. > 160 „ 26. ,, < , , 259.) 210 „ „ „ 6. November .. « , , 259.) 300 „ „ 20. „ « , , 269.) 400 „ „ 4. Dezember „ k, 289.) 600 .. ., 27. i, , 298.) 700 „ „ 15. Januar 1923 ( , , 11.) 900 „ 29. „ < . 23.) 1400 „ „ „ 5. Februar „ l „ 29.) 2000 „ „ 19. „ < ,, , 41.) 2500 „ „ 3. April „ I , , 78.) 3000 „ ,. 7. Mai „ I . 194.) 3300 „ „ 28. „ k . . 129.) Schonung des Gewerbes? — Angesichts der für den wirtschaftlich schwachen Mittelstand geradezu unerschwinglich gewordenen Preise für Schulbücher hat das Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung bekanntlich verfügt, daß auch ältere Ausgaben von Schul büchern weiter benutzt werden dürfen und daß von der Einführung neuer Bücher nach Möglichkeit abzusehen sei. Dies geschah auck mit Rücksicht auf die in den Handlungen noch vorhandenen Bestände, die naturgemäß erst aufgebraucht werden sollen, ehe an Nencinsiihrnngen gedacht wird. Das Thüringische Ministerium sürVolks bildung steht auf dem entgegengesetzten Standpunkt. Auf eine Ein gabe des Bnchdruckereibcsitzers und Buchhändlers Robert Peitz in Ca m bürg erwiderte es nämlich, »daß die Ihnen mitgeteilten Schul bücher in der Thüringer Einheitsschule teils eingesührt sind, teils Ostern 1923 zur Einführung gelangen. Wir können aus grundsätzlichen Erwägungen heraus von diesem Zeitpunkt ab es nicht mehr zulassen, daß ältere Schulbücher gleichzeitig mit den neu eingeführten mit benutzt werden«. — Die »grundsätzlichen Erwägungen« haben zweifellos eine Schonung der Interessen von Eltern und Buchhändlern nicht umfaßt. (Buchdrucker-Woche.) Die Leipziger Herbstmesse 1923. — Die diesjährige Leipziger Herbst messe wird vom 26. August bis 1. September stattfinden. Die Anmel dungen für die amtlichen Mcßadrcßbücher müssen bis zum 16. Juni erfolgen.