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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1923
- Strukturtyp
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- 1923-05-26
- Erscheinungsdatum
- 26.05.1923
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dtschu. Buchhandel Redaktioneller Teil. i>k: 120, 26. Mai 1023. nach merkwürdigen Buchschicksalen wurde, und die ans dem eng- lisäM Klassiker-Kanon steht, in allen Ehren: aber sie bleibt eine freie Umformung des persischen Werke-, die es zudem einseitiger erscheinen läßt, als es ist. Die Abhandlung über Zeitalter, Loben und Weltanschauung Omars, die der gelehrte Orientalist seiner langsam in persischen Wanderjahren ihm -aus- gereiftcn Übertragung beigegeben hat, ist kein überflüssiges Zier stück, sondern schon deshalb unentbehrlich, weil sic die landläufige Meinung über Omar den verständigen Lesern vielfach berich tigen muß. Daß sie keine endgültige kritisch« Rezension des persi schen Textes, die kaum noch zu leiste» sein dürfte, vornehmen will, bedarf keiner Erklärung. Der europäische Bibliograph und Literar historiker, an eine immerhin meist reinliche Textüberkicserung ge wöhnt, hat kaum eine Vorstellung von den Schwierigkeiten, die schon hier de» Orientalisten auf Schritt und Tritt hemmen. Des halb Pflegt cs ein brauchbares erstes Prüfungsmittel für Über setzungen aus den orientalischen Sprachen zu sein, wenn man ihre bibliographischen Notizen überprüft. Denn die Annahme ist immer gegeben, daß, wo dieses heikle Thema den Übersetzer sorglos ließ, ihm auch die Mühewaltung seiner Übersetzung nicht allzuviel Sor gen gemacht haben wird. Ein Buch, das in aller Hände ist, das jedenfalls zu den im europäischen Litcratuvgebiete meist genann ten orientalischen Werken gehört, erscheint mit der netten Ausgabe der Erzählungen ausden Tausend und einNäch - t e n, die der Insel-Verlag in Leipzig veröffentlicht und deren zweiter Band soeben ausg-eg-eben wurde, erst jetzt in vollständiger deutscher Übertragung nach dein arabischen Urtexte von Enno Littmann. Ihre Ausstattung als Dünndruckaus gabe (der der Einband geschmackvoll entspricht) wirb man ebenso für die Bücherei wie für das Losen als eine Wohltat enrpfind-cn. Ausgedehnte Werke, die sich sonst über lang« Bandrechen mit brei ten Stoffmassen verteilen würden, bekommen in dieser ihre Stosf- massen zusammcndrängenden Form ein gemächlicheres Aussehen. Die großen indischen Ströme, die dem Ozean der orientalischen und seit dem Ausgange -des Mittelalters der europäischen Erzäh lungsliteratur zuflossen, sind nach ihrem Stromshsteme teilweise noch immer unbekannt, obschon die vergleichende Stosfgeschichte bereits seit einem Jahrhundert methodisch sich um ihre Erfor schung müht. Darum ist es wichtig, daß das von Johannes Hertel in seiner zuverlässigen Art geleitete Reihenwerk »In dische Erzähler-, auf dessen erstevschienene Bände bereits srüher hingcwiescn wurde, die bedeutendsten indischen Erzählun gen und Erzählungssammlungen seit der wedi-schen Zeit in ge treuen, lesbaren und mit den für eine allseitigerc Benutzung not wendigen wissenschaftlichen Anmerkungen und Inhaltsverzeich nissen nützlich versehenen Übersetzungen vereint. Wir gewinnen in diesem großzügigen Unternehmen, zumal da auch der Verlag das Äußere der einander verhältnismäßig rasch folgenden Bände nicht vernachlässigte, eine wertvollste Bereicherung der deutschen Weltliteratur im Goetheschen Sinne, in dem auch die Betonung der soziographischen Elemente einer jeden allgemeinen Schrifttumsbetrachtung liegt. (Neu erschienen Band IV: Indische Novellen I. Prinz Agatha. Die Aben - teuer Ambadas. Vollständig verdeutscht von Charlotte Kraufe ; Band V: Zw et in bis che Narren, büche r. Die zweiunddreitzig Bharataka-Ge- schichten un d SS-madßwas N arren geschichten. Vollständig verdeutscht von Johannes Hertel: Band VII: Indische Märchenromane I. Kaufmann Tschampaka von Dschinaklrti, PLlaundGspsla von Dschinaklrti, Ratnatschüda von Dschnäna- ssgara. Vollständig verdeutscht von Johannes Hericl: Band IX: Z w e iun d n e u n z i g Anekdoten und Schwänke aus dem modernen Indien. Aus dem Persischen übersetzt von Johannes Hertel. H. Haessel, Leipzig 1022.) Die beliebte Wendung vom literarischen Fcinschmcckertum, für das die ausländischen Gerichte mit so großer Sorgwal-tung angerichtet und dem sie empfohlen werden sollen, verkennt doch etwas den Nutzen solcher Übertra gungen. Als ob ein Buch- und Schnfttumsfreund ansschließiich das ästhetische Behagen suche, als ob ihm Belehrung und Unter haltung (um ganz -populär« zu reden) verabscheuuiigswiirdig 732 schienen, als ob es für ihn ans bcr Welt nichts weiter als dichte rische Höchstleistungen gäbe, er alles unter -dem Anschein einer poetischen Verklärung hinzunchmcn wünsche. Weshalb soll der abgespannte Buch-freund nicht auch einmal recht und schlecht schmö kern dürfen? Oder verpflichtet sein, jederzeit eine äußerste Emp fänglichkeit für literarische Werte zu beweisen? Das Verlangen, die großen chinesischen Nobellensammlungen, für die schon Eduard Grisebach warb, für die Blbliophilenbibliothck in guten deutschen Übersetzungen vollständig zu erhalten, braucht durchaus kein literarisches F-cin-schmeckcrtum zu betraten, obschon -auch ein solches hier durchaus ans seine Kosten kommen würde, sondern kann ledig lich -den Wunsch zeigen, eine bequeme soz-iogr-aphisch« Orientierung durch diese Bilder aus dem chinesischen Leben zu erhalten, die in ihrer Heimat keineswegs als Literatnrwerke höchsten Ranges in Achtung stehen, die sllr den europäischen Leser indessen «in nicht hoch genug zu schätzender Vermittler chinesischen Denkens und Fuhlens, chinesischer Lebensformen und L-ebensgewohnhciten sind. Es ist deshalb gern zu verzeichnen, daß -dem Anfänge einer Über setzung der -Alten und neuen wundcrfeltsamen Erzählungen- in der Reihe der »Dichtungen -des Ostens- (Der Ölhändler und die Blumenkünigin) nun ein zweiter Band: Die gelben Orangen der Prinzessin Tschau. Aus dem chine sischen Urtext von Walter Strzo-da. Hyperion- ver lag, München 1922, folgte und weitere in Aussicht ge stellt werden. (Die farbigen Bllttcnllberzllge der Einbände dieser Reihe nach Entwürfen von E. Preetorius dürfen in ihrer Art als mustergültig gerühmt werden.) Die Bereicherung der MbtioUisca (liabolica (als welcher die ganze Dämonie sich zugehörig betrachten muß) durch den -Dschung-Kuei, Bezwinger der Teufel«. Gustav Kiepenheuer, Potsdam 1923, war ein sehr glücklicher Griff des Übersetzers Prof. vr. El. du Bois-Rcymond, de» in seinen chinesischen Mußestunden Sprachstudien zu diesem neunten der -Zehn Meisterwerke-, einer im siebzehnten Jahr hundert redigierten Sammlung von -beliebtesten Unterhaltungs- Werken, führten und ihn solcherart die erste europäische Version eines Buches -kiefern ließen, das sich seiner Ausführung als Zeit- saiirc nach, die ihm Wohl «in Redaktor gab, mit den ungefähr gleichaltrigen Grimmelshauscnschen Schriften vergleichen läßt, wie das der Übersetzer vorschlägt. Die Verknüpfung der Wirklich- keitsschildcrungen mit dem Wunderbaren, als literarische Mode und literarischer Stil (immer unter der Voraussetzung, daß der gleichen Novellen und Romane von den literarisch Gebildete» in China nicht als der Literatur augehörig betrachtet werden, ob schon sie durchaus nicht schlechthin -Volksbücher« nach deutschem Sprachgebrauch sind), hier schon in kunstreichen Überhöhungen zur nicht mehr naiven Satire verfeinert, verweist auf eine deutsche in unserer Gegenwart herrschende Literaturmode. Gerade in solchem Zusammenhänge ist die mitilbersctztc Vorrede von 1720, die, zur Verteidigung der Dschung-Kuei-Geschichte geschrieben, über den Idealismus und Realismus in der Poesie oder über das Wirkliche und das Wunderbare handelt, merkwürdig genug, um sie besonders zu erwähnen. Die einführenden Worte des alten Herrn Huang-Me, die nicht ohne leise Ironie des Literaten (des sen Ansehen in China, wo so vieles eine uns umgekehrt -anmutende Bedeutung hat, nicht die eines Tintenkulis, sondern die eines durch überstandcne Staatsprüfungen in seinen Fähigkeiten erprob- ten, zu Amt und Würden gekommenen Gelehrten ist) den Ruhm eines »literarischen Werkes als ein Wirklichkeitswunder erklären, werden den europäischen Leser, der ihren auch in der Übersetzung nicht verhüllten Fazettenschlifs bewundert, in die rechte Stim mung bringen, damit er sich über die Abenteuer menschlicher Ver teufelungen amüsiert, die Dschung zu vertreiben versteht. Ohne daß sic nach Besonderheiten sucht, hat auch die Ausstattung des Buches einen leichten chinesischen Ton erhalten. Es sind nur Anklänge, und vielleicht nicht einmal beabsichtigte, die ihn verdeutlichen: die Papierfarbe, das Format, die nicht allzuvielen Buchbilder nach chinesischen Vorlagen. Aber gerade weil wir an manchen Liebhaberausgaben bisweilen einen europäischen Exotismus ihrer Illustrationen bewundern sollen, die weder phantastisch noch realistisch sind, und weil uns nicht allzuviel daran liegen kann, zu erfahren, wie etwa Herr X. und U. China sieht, ein ihm nur ans den, Konversationslexikon und ein Paar Photogrammen be-
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