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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.06.1923
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- 1923-06-06
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- 06.06.1923
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129. 6. Juni 1923. Sprechsaal. zu wirken, nicht aber, wie eS bei -der jetzigen- Preisgebarung geschieht, eine grösst Anzahl steuerlich wertvoller Betriebe in ihrer Existenzmög- lichkeit zu gefährden. Gustav Lehmann, Vertreter des Knpferdruckgewcrbes im Hauptvorstande des Bundes der Chemigraphischcn Anstalten und Kupferdruckcrcicn Deutschlands E. V. Die Neichsdruckerei und istr Kunstverlag. Ich habe erwartet, die Direktion -der Neichsdruckerei werde mir antworten, die Ncichsdrucke seien deshalb so billig, weil die Kupfer drucker der Skeichsdruckerei so gut bezahlt sind, dah sic in derselben Zeit das Doppelte der Anzahl farbiger Knpferdrncke herstelltcn, die die Privatkunstanstalten heute leisten könnten. Mit dieser Antwort hätten sich die Fachkreise zufriedcngeben können, denn damit wäre wirklich eine Leistung verkündet, »die uns heute wo anders leider fehlt«. Zu unserem Bedauern hat -die Direktion der Neichsdruckerei nicht so geantwortet, sondern meine Frage, wie cS mit der finanziellen Seite bei den Neichsdrucken bestellt sei, unbeantwortet gelassen. Das ist aber gerade das, was uns Fachleuten ein Rätsel ist und worüber, nicht allein in unserem pekuniären Interesse, eine Aufklärung erlangt werden muh. Ich habe behauptet, -die Neichs- druckerei könne bei rationeller Wirtschaft mit den Staatsgeldern nicht so billige Kupferdrucke in den Handel bringen, als sie es in Wirklich keit tut. Tie Direktion der Neichsdruckerei behauptet in allgemeinen Wendungen, dah -die Neichsdrucke und die sonstigen Verlagserzeugnisse für das Reich »recht erhebliche Gewinne* abwürfen. Beweise dafür bleibt sie schuldig. Sie behauptet ferner, daß »Vorgesetzte Stellen und auch die Volksvertretung die Rechnungslegung prüften und genehmig ten«. Das mag sein. Es kann aber auch sein, -dah die Vorgesetzten Stellen und die Volksvertretung keine Ahnung davon haben, was für ein Verlust die Herstellung der billigen Neichsdrucke für den Staat ist. Die Neichsdruckerei ist jedenfalls ein großes Institut, bei dem eine Trennung -der Abteilung für die Herstellung von Reichsdrucken in der Bilanz nicht zum Ausdruck kommt. Wie sollen die »Vorgesetzten Stellen« und die »Volksvertretung« prüfen können, ob die Herstellung der Neichsdrucke — um diese handelt es sich in meinen Aussätzen gegen die Neichsdruckerei ja nur — dem Reiche baren Nutzen oder Schaden bringt! Das könnte in diesem Falle nur eine Kontrollkommission von Fachleuten, und zwar beider Art »Kunstdruckern« und »Knnstverlegcrn«. »Auf die übrigen Ausführungen des Herrn Max Graucrt ein- zngehen, muh sich die Direktion versagen.« — Warum muh sich die Direktion versagen, auf eine gestellte Frage einzugehcn? Ist cs der Neichsdruckerei so unangenehm, eine Aufklärung zu geben über Dinge, die weite Kreise des Knnsthandcls und der Kunstdrnckereien beun ruhigen? Ich bin sogar überzeugt, wenn die Volksvertretung erführe, dah -der Betrieb eines Kunstverlags bei der Neichsdruckerei ein un rentables Unternehmen ist, dann würde sie die Einwilligung zum Weiterdrnckcn von Neichsdrucken versagen. Die Volksvertretung schafft mit den Neichsdrucken keine Nahrungsmittel und keine Wohnungen. Bei dem Zwange zur allgemeinen Sparsamkeit im Staate und beim Volke ist es ein recht überflüssiges Unternehmen, in einem Lande, wo das Buch- und Knpferdrnckivesen so hoch entwickelt ist wie in Deutschland, ans Staatskosten Knnstknltnr dieser Art treiben zu wollen. Knnstknltur ist in Deutschland durch die — so wie in keinem anderen Lande — leistungsfähigen Gewerbe der Buchdrucker und Kunstdrncker, Bnchverlcger und Knnstvcrlegcr, Buchhändler und Kunsthändler reich lich vertreten. Als sie Hohenzollern im 18. Jahrhundert die französi schen Emigranten nach Preußen zogen, da wollten sie mit der Zu flucht für die Vertriebenen gleichzeitig etwas in ihr Land verpflanzen, wad ihren damaligen Untertanen noch fehlte, d. h. vorbildliche Arbeiter für eine fehlende Luxus- und Feinindnstrie. Würden die Neichsregie- rnng und ihre Dezernenten wirklich behaupten können, dah sie in Deutsch land heute noch eine ähnliche Mission hätten? Kein Land- auf dieser Erde hat ans dem Gebiete des Knpscrdrnckwesens einen so mächtigen Apparat privatwirtschaftlicher Art wie gerade Deutschland. Damals schuf man Arbeitsstätten und erzog neue Arbeiter für sic. Die Neichs- drnckerci -dagegen entzieht unsere besten Arbeiter der Privatindustrie, schafft Privilegien auf Staatskosten und beeinträchtigt dauernd die vor handenen Unternehmungen im Lande. Haben wir vielleicht in- Deutschland Mangel an Kunstblättern? — ES ist noch nie — selbst nicht in -den Zeiten des größten Papier mangels — ein Mangel an Kunstblättern gewesen. Jeder kleine Rück gang im GeschäftSlcben schafft in unserem Gewerbe eine so starke Überproduktion, dah geradezu von Absatznot gesprochen werden kann. Warum müssen die Neichsdrucke sein? Antwort: »Die Neichsdrucke brauchen gar nicht zu sein«. Auch billige Kunstblätter haben sie Knpserdrnckcrcicn jederzeit reichlich hcrgeftellt, und mit fast jeder technischen Vervollkommnung sind — fast verhängnisvolle — Verbilligungen erreicht worden, sodah Ich entschieden bestreiten muh, es hätte zu einem Ausbau der Nei.is- druckerei bis zur Bildung eines »Kunstverlags für Herstellung von Neichsdrucken« eine Notwendigkeit Vorgelegen. Die Neichsdruckerei hat vor einigen Tagen wiederum eine neue Preisliste versandt. Trotz der Preiserhöhungen, die sie laut dieser Liste vorgenommen hat, kann ich ihr aber aus eigener Erfahrung eine ganze Anzahl Nummern vorweisen, bei denen die Kasse der Reichs druckerei nicht auf ihre Kosten kommen kann. — Es sei denn, die Kal kulationen der Privatkunstanstalten seien Halsabschneidcrcien! Viel leicht nimmt die Neichsdruckerei das an?! — Ter rohe Drnckpreis der Nr. 340a z. B. war bisher bei einer Privatkunstanstalt inkl. Papier 23.940 Mk., heute ist der rohe Drnckpreis inkl. Papier bei einer Privat kunstanstalt 20 460.— Mk. Die Neichsdruckerei läßt sich flir diesen Druck 2 7 0 0 0 Mk. vom K u n st h a n d e l be zahlen ! Auf Grund vorstehender Zahlen frage ich die Neichsdruckerei, wovon bezahlt sie außer den Löhnen das Papier und die anderen recht teuer gewordenen Materialien für das Drucken, die Provision, die sie z. B. an ihre Vertretung in Leipzig zu bezahlen hat? Wovon bezahlt sie die Neisespesen und die auf den Leipziger Messen? Wovon bezahlt sie den kaufmännischen Bnchhaltungs- und Vcrtriebsapparat bei sich? Wovon bezahlt sie die 2°/oige Umsatzsteuer? Wovon bezahlt sie die Gewerbesteuer und die Nachfvröcrnngen an Gewerbesteuer? Wovon bezahlt sie die übrigen kaufmännischen Unkosten, wenn sie 27 000.— Mk. für einen Druck bekommt, der sie nach Bezahlung der Löhne (die Neichsdruckerei bezahlt bekanntlich höhere Löhne als die Privatdruckercicn!) — und der Deckung aller drucktechnischen und Materialnnkosten sicher 26 460.— Mk. kostet? Wenn sie nur die Her stellung der Neichsdrucke als solche ohne ihren Vertriebs-- und Ver- breitungsapparat zu verdienen hätte, dann würde der Preis von 27 000.— Mk. nicht einmal hinreichen, um die Kosten nur dafür zn decken; nimmermehr aber deckt sie die Unkosten für den Vcrlagsapparat, den sie heute betreibt. Die Neichsdruckerei als Kunstverlag leistet sich Kataloge, die sehr viel Geld kosten. Sie leistet sich eine Reklame >n den Tagesblättern, die unermeßliche Gelder kostet. Wenn ein Privat-, unternehmen diese Reklame bezahlen müßte, und wenn ich diese Un kosten, zu denen ja noch ganz andere kommen, die ich nicht erst nennen will, wie z. B. Miete, ansrechne, dann müßte die Neichsdruckerei mindestens 33^auf ihre Preise anfgeschlagcn haben, um erst auf ihre eigenen Gcsamtkosten zu kommen. Ich lasse noch einige weitere Beispiele folgen: Nr. 645 kostet in der Herstellung bei einer unserer bedeutendsten und leistungsfähigsten Knnstanstalten (Sabo) 13 692.— Mark (der rohe Truck und Papier ohne Plattenkosten), und nicht etwa in einem einzelnen Exemplar, sondern mindestens in einer Auflage von 50—100 Blatt bestellt. Einen solchen Druck verkauft die Rcichs- druckerei an den Knnsthandcl für 14 600.— Mark netto und will uns anscheinend damit beweisen, daß sie mit der Differenz von 308.— Mark alle die oben genannten Unkosten gedeckt hätte und, wie sic behauptet, noch einen »recht erheblichen Gewinn für das Reich erziele«. Für die Einkommensteuer allerdings eine angenehme Mitteilung, wenn der »staatliche« Kunstverlag — Einkommensteuer auch wirklich zahlt! Weitere Beispiele zur Beleuchtung der unmöglichen Preise: Neichsdrnck Nettopr. der N.-Dr. Herstellung Drnckpreis Nr. 175 12 600.^ Mk. bei Meisenbach 9 030.— Mk Nr. 340 27 000.- - Mk. bei Mciscnbach 26 460 — Mk. Nr. 554 18 000.- - Mk. bei Meisenbach 19 467.— Mk. Nr. 607 18 OOO.- - Mk. bei Meisenbach 20 317.— Mk. Nr. 672 14 400.- - MI. bei Mciscnbach 18 663.— Mk. Nr. 492a 18 000.- - Mk. bei Meisenbach 24 097 — Mk. Nr. 176a 18 000.- Mk. bei Meisenbach 24 097.— Mk. Nr. 619 18 000.- - Mk. bei Sabo 19 845.— Mk. Nr. 401a 36 000.- - Mk. bei Meisenbach 26 628.— Mk. Nr. 189 18 000.- - Mk. bei Meisenback, 18 186.— Mk. Nr. 616 14 400.- - Mk. bei Sabo 13 692.— Mk. Nr. 671 18 000.- - Mk. bei Meisenbach 20 412 — Mk. Werden sich die Herren, die seinerzeit die Gründung eines Kunst verlags bei der Neichsdruckerei verursachten, nun einmal an den große» Tisch setzen und rechnen? Dann werden sie ja wohl auch antworten? Und wenn sie fcststellen, daß ich eine falsch,c Rechnung gemacht habe, dann werden sie es sagen! Ich brauche meine Zahlen nicht zn scheuen, ich habe die Zahlen nicht gemacht! Aber «venu die Neichsdruckerei errechnet, daß meine Zahlen richtig sind, dann soll sic auch das offen zugeben. Der demokratische Staat soll beruhen auf: leben und leben lassen! 781
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