Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.06.1923
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- 1923-06-13
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Redaktioneller Teil. 135, 13. Juni 1923. 30 magyarische, 176 Revuen, 28 anderssprachige). Die Zahl der ge samten Zeitschriften beträgt 2016. Die Presse steht immer noch unter! dem altöstcrreichischen Pressegesetz; sie wird massenhaft konfisziert. Urheberrechtöschuk in Rnsrland. — Die Sowjet-Republik Ruß lands plant die Schaffung eines inneren Urheberrechtsschutzes, daneben auch einen Schutz ausländischer Autoren. Von Deutschland aus ist daher versucht worden, den Anschluß Rußlands an die Berner Übereinkunft zum Schutze des geistigen Eigentums zu erreichen. Eine chinesische Version des »Faust«. — In China gelangt jetzt ein nach Goethes »Faust« gearbeitetes Stück zur Aufführung, das Goethes dramatisches Gedicht dem Geschmack der Chinesen anzupassen bemüht ist. Margarete erscheint hier als ein von Räubern entführtes Mädchen, das in der Gewalt eines Tyrannen schmach-tet. Faust, der hier kein Gelehrter ist, sondern als Zauberer auftritt, entschließt sich, einer Regung seines Herzens folgend, die unglückliche Margarete zu befreien, nachdem diese »keusch und rein« in seinem Hause erschienen ist und sein Herz durch Tänze und Akrobatenkunststücke betört hat. Faust besiegt den Räuber, der zur Strafe für seine Nichtswürdigkeit eine Tracht Schläge auf die Fußsohlen erhält, während die befreite Margarete vor Freude weinend die Hände des Zauderers Faust küßt, der dann auf allen Vieren davonkriecht un-d von dem Dank nichts wissen will. Man sicht, daß von dem Original nicht viel übriggeblieben ist, und daß bas, was sie zu scheu bekommen, den Chinesen keinen rechten Begriff von dem philosophischen und menschlichen Wert des deutschen Meisterwerks zu geben vermag. Die deutsche Sprache in Amerika. (Vgl. Bbl. Nr. 72 und 132.) Die deutsche Sprache kommt hierzulande, schreibt die deutsch-amerikanische Wochenzcitnng Der Wanderer, St. Paul (Minn.) Nr. 3081, nach und nach anscheinend wieder zu ihrem Rechte. Ob sic sich die von ihr vor -dem Kriege eingenommene Stellung zurückerobern wird, ist eine Frage, die durch die Zukunft beantwortet werden mnß. Jedenfalls sind wir hier (in St. Paul) dem strrtus quo ante nm einen bedeutenden Schritt nähergerlickt. Zwei der Hochschulen (meelmnio art8) haben den Unterricht in -der deutschen Sprache wieder ausgenommen. Erfreulicher weise machen sich auch in verschiedenen Volksschulen der Stadt Zeichen bemerkbar, die daraus schließen lassen, daß das allzu lang schon währende Stiefkind der deutschen Sprache an denselben sich seinem Ende nähert, und daß man dem Mutterlaut so vieler Kinder dieser Pfarrschnlen wieder etwas mehr Beachtung schenkt. Gesellschaft deutscher Nervenärzte. - Die diesjährige Jahres- versam m lung der Gesellschaft deutscher Nervenärzte wird vom 12. bis 16. September in Danzig abgehalten werden. Die Ver handlungen betreffen die Anatomie und Pathologie des Kleinhirns. Berichterstatter: O. Marburg-Wien und G. Mingazzini-Nom. Das größte selbsttätige Fernsprechamt Europas. — Wie die Leip ziger Oberpostdirektion bekanntmacht, ist am 10. Juni das neue Fern sprechamt Leipzig-Mitte in Betrieb genommen worden. Die Oberpost- direktion teilt hierzu noch folgendes mit: Das neue Amt Leipzig-Mitte ist für den selbsttätigen Betrieb eingerichtet und hat ein Fassungsvermögen von 20 000 Anschlüssen. Von den angeschlossenen Sprechstcllen werden die mit den Nummern 10 000—13999 und 20 000—29 999 voll selbsttätig, die Sprechstellen mit den Nummern 14000—19999 vorläufig h a l b s e l b st t ä t i g betrieben. Der Unterschied zwischen beiden Betriebsweisen besteht darin, daß die vollselbsttätig betriebenen Sprechstcllen mit Hilfe der an den Sprechapparaten angebrachten Num mernscheiben die Verbindungen mit anderen Sprechstcllen in Leipzig selbst Herstellen, während die von den halbselbsttätigen Sprechstcllen aus gehenden Verbindungen durch Personal des Amts ausgcfi'ihrt werden, und zwar ebenfalls auf maschinellem Wege mittels besonderer die Nummernscheibe ersetzender Tastensätzc. Von den Sprechstellen mit den Nummern 14 000 bis 19 999 darf daher vorläufig die Nummcrnschcibc nicht benutzt werden, von ihnen aus ist vielmehr die gewünschte Nummer bei der sich nach dem Abnehmen des Hörers meldenden Be amtin zu verlangen. Mit der Inbetriebnahme des neuen Amtes ver lieren die im letzten amtlichen Fernsprcchbuch bei einer Anzahl von Teilnehmern angegebenen schräg gedruckten Anschluß- nnm mern ihre Gültigkeit, es dürfen mithin nur »och die in g e r a d st e h e n d e r Schrift a u f g e f tt h r t e n fünfstelligen Nummern angewendet werden. Teilnehmer mit mehreren Anschlüssen sind in der Regel unter der im amtlichen Fernsprcchbuch angegebenen Sammelnummer anzurnfen. Wenn in besonderen Fällen, z. B. während der Nacht, nur bestimmte Anschlüsse solcher Teilnehmer sprcchbereit sind, müssen die besonders ausgefllhrten Nummern gewählt, bzw. verlangt werden. Seitens der an das Unteramt West in Lindenau und an die Hilfsämtcr Andreas straße, Connewitz, Gohlis und Reudnitz angeschlosscncn Teilnehmer, d. s. diejenigen mit Anschlußnummcrn über 30 000, ist besonders zu be achten, daß beim Anruf eine bisher an das alte Hauptamt angeschlossenc Nummer nicht mehr wie bisher Nr. 1 mit der Wählerscheibe zu wählen ist, sondern die volle aus dem amtlichen Fernsprechbuche ersichtliche fünfstellige Anschlußnummer. Die auf Seite 7 des amtlichen Fern sprechbuches aufgeführten Anrufnummern 40 000 und 44 341 für die Beschwerdestelle sind nicht mehr anzuwendcn, die Beschwerdestelle ist künftig, wie aus den den Teilnehmern mit vollselbsttütiger Betriebs weise letzthin übersandten Merkblättern zu ersehen ist, unter Nr. 70 266 oder 71 956 zu erreichen, je nachdem es sich um Angelegenheiten des Ortsverkehrs oder des Fernverkehrs handelt. Auf die genaue Befol gung der durch das Merkblatt mitgeteilten Anweisung über die Be. Nutzung der Wühlerscheibcn wird besonders aufmerksam gemacht. Nichtbesolgung hat unerwünschte und für die Teilnehmer unliebsame Falschverbindungen und Verkehrsstockungen zur Folge. Die Sommerzeit im besetzten Gebiet. Wegen der Einführung der neuen Sommerzeit wurden in der Nacht zum 1. Juni im besetzten Gebiet die Bahnuhren um eine Stunde vorgerückt, so daß von diesem Zeitpunkt ab die Bahnzeiten mit der Ortszeit übercinstimmen. Gleich zeitig wird auch ein neuer Fahrplan herausgegeben. Befugnis der Steuerbehörde zur Schätzung des umsatzsteucrpslichti- gcn Umsatzes. — Die Besteuerungsgrundlagen sind nach § 210 Abs. 1 der Neichsabgabenordnung in erster Linie sestzustellen und zu berechnen, und zwar (8 208 Abs. 1 der Neichsabgabenordnung) bei Buchführung nach den ordnungsmäßig geführten Aufzeichnungen, falls kein Anlaß, besteht, ihre sachliche Nichtigkeit zu beanstanden, und nur soweit dies nicht möglich ist, zu schätzen. Ist also die Feststellung der Besteue- rungsgrundlagcn zum Teil möglich, so besteht insoweit keine Füglich keit der Schätzung, mag der feststellbare Teil durch zeitliche oder ört liche Grenzen oder nach der Art der in Frage kommenden Geschäfte begrenzt sein. Das Gesetz unterscheidet in dieser Hinsicht nicht, und das mit gutem Grunde; denn die Schätzung ist nur ein mehr oder weniger unvollkommenes, wenn auch unentbehrliches Hilfsmittel. Gegenüber diesem dem § 210 der Neichsabgabenordnung zu entnehmen den Grundsatz enthält'auch das Umsatzsteuergesctz nichts, was die An nahme rechtfertigte, daß Schätzungen immer einen ganzen Steucrzcit- raum umfassen müßten. Daher sind, wenn ein Steuerpflichtiger in einem Teile des Stenerabschnitts keine Aufzeichnungen geführt, in dem anderen Teile aber seiner Aufzeichnungspflicht genügt hat, die Bc- steuerungsgrundlagen für den ersten Teil zu schätzen, für den zweiten festzustellcn. (Urteil des Reichsfinanzhofs vom 2. März 1923 V ^ 4/23J Ausgabe von 500-Mark-Stücken. — Vom Neichsfinanzministerium werden in nächster Zeit neue 500-Mark-Stiicke in den Verkehr gebracht, die sich, wie wir erfahren, in ihrer Beschaffenheit den bereits im Umlauf befindlichen 200-Mark-Stücken anpassen werden. Die Ausprägung dieser neuen Münze geschieht auf Grund des Gesetzes vom 2. Februar 1923, das auch zur Herstellung von 1000-Mark-Stiicken ermächtigt. Das Neichsfinanzministerium wird demnächst also auch 1000-Mark-Stiicko in Umlauf bringen. Die neuen 500-Mark-Stiicke sollen nach und nach bis zu einer Gesamtsumme von 90 Milliarden ausgegeben werden. rklnknoten zu 500 000 Mark. — Die Neichsbank läßt 500 000- Mark-Noten drucken. Sic werden in Kupferdruck hergestellt und Mills oder Ende Juni ausgegebcn. Der 1 000 000-Mark-Schein in Vorbereitung! — Wie ans Berlin gemeldet wird, ist neben den vor einigen Tagen angckiindigtcn neuen 500 000-Mark-Sche inen, die gegen Ende des Monats in den Verkehr gebracht werden sollen, nun von der Neichsdruckerci auch die Herstellung von Geldscheinen über 1 000 000 Mark beabsichtigt. Wie verlautet, sind die Vorbereitungen zur Drucklegung bereits getroffen Beschlagnahmte Druckschriften. — Durch Beschluß des Unter suchungsrichters I am Landgericht Stuttgart vom 29. Mai 1923 ist die Beschlagnahme der Nummer 9 des Jahrgangs 1923 der Wochenschrift »Der S i m v l i z i s s i m u s« angeordnet. Um sofortige Einziehung sämtlicher Exemplare und Einsendung zu Hk 1120 wird ersucht. Stuttgart, den 2. Juni 1923. Das Polizeipräsidium, Abt. ll- (Deutsches Fahiidnngsblatt. 25. Jahrg., Stück 7299 vom 9. Juni 1923.)
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