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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.06.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1923-06-13
- Erscheinungsdatum
- 13.06.1923
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- Deutsch
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X- 135, 13, Juni 1923, Redaktioneller Teil. stiegen ebenfalls ins Aschgraue — kurz: russische Währungszustände wären auf Deutschland übertragen. Der Unterschied zwischen Rußland und Deutschland ist nun aber dieser: daß ein primitives Agrarland mit völlig zerstörter Währung noch ein elendes Dasein fristen kann, ein hochentwickeltes Industrieland wie Deutschland dagegen nicht. Denn jeder Deutsche tritt jeden Tag viele Male in wirtschaftliche Beziehungen zu ande ren; diese Beziehungen können nur mit Hilfe des Geldes herge stellt lverden; wird das Geld im Werte auf den Nullpunkt herab gedrückt, so fehlt das Mittel, um diese wirtschaftlichen Beziehungen herzustellen, denn ein anderes Geld als die Popiermark haben wir nicht in den für unsere Verhältnisse genügenden Mengen, Weder Gold noch Dollarnoten sind in annähernd ausreichender Menge bor- handen, würden ausjerdem auch sofort gehamstert oder ins Ausland verbracht. Die deutsche Wirtschaft stände also ohne Geld da — und das bedeutet Anarchie, Wir sind keine selbstgenllgsamen Bauern - wie die Russen; wir müssen kaufen und verkaufen, und dazu brauchen wir Geld (sei es Papier oder Metall). Zerstört man die Währung, so zerstört man den Staat und die Wirtschaft. Vicleant oonsutssl*) Das sind die Einwendungen grundsätzlicher Art, die ich gegen die Erweiterung des Index-Systems vorzubringen Hab«, Wenn wir wirklich die letzten Konsequenzen aus diesem System ziehen wollen, so geben wir damit ein Vorbild, das bei seiner allgemeinen Anwen dung durch alle deutschen Gewerbegruppen katastrophale Folgen haben mutz, di« natürlich auf den eigenen Betrieb und das eigene Vermögen in vernichtender Weise zurückwirken müssen. Die ganze Betrachtungsweise, die den Vorschlägen im Bbl. Nr, 121 zugrundeliegt, ist irrig; sie glaubt, die Währung des Landes ausschalten zu können. Sie betrachtet das Geld als di« eine, selb ständige Seite der wirtschaftlichen Verhältnisse, dem die Waren oder Dienste auf der anderen Seite gegenüberstehen. In Wirklichkeit ist aber das Geld ein unablösbares Glied in der Kette wirtschaftlicher Beziehungen, die von einem Wirtschaftssubjekt zum anderen laufen. Es kann nicht herausgerissen werden. Es ist gewissermaßen ein Reflex der wirtschaftlichen Vorgänge, die jedoch ohne diesen Reflex ihre Beleuchtung verlieren. Nur durch das Hin und Her der Be ziehungen zwischen Geld und Waren werden beide Seiten erhellt und meßbar. Aus dieser Ansicht ergeben sich auch die weiteren Einwände, Das ausschließliche Rechnen in Grundzahlen soll nach der Absicht der Urheber des Planes im Bbl, Nr, 121 die Festigkeit der Rechnung ermöglichen, und zwar dadurch, daß die unsichere Papiermark aus der buchhändlerischen Kalkulation, Buch- und Rechnungsführung verschwindet. Das klingt sehr schön, beruht aber auf einem Irrtum, Denn: verschwindet etwa die Papiermark damit auch aus den Kasse» oder aus den Bankkonten?!? Selbst wenn cs möglich wäre — woraus ich unten zurück komme —, das Publikum und die Lieferanten zur Buchmackrech- nung zu bewegen, so würde das doch nur eine Verschiebung des Risikos auf andere bedeuten, nicht aber die Ausmerzung des Risikos überhaupt. Die Einrichtung des allgemeinen Grundzahlsystems im Bnchhairdel ist eben nur eine Verschiebung der Unsicherheit auf ein anderes Konto, Ein Papiermarkguthaben oder eine Papiermarl- Bilanz sind anerkanntermaßen unsichere Faktoren; ist aber ein Gut haben in Buchmark etwas Besseres? Niemand kann mir sagen, wie sich di« Schlüsselzahl in drei Monaten gestaltet haben wird. Will ich also ein Buchmarkguthaben erst in drei Monaten verwenden, so bedeutet dieses Guthaben für alle Zwecke, die nicht Bücherbezug sind (Steuerzahlung!), heute einen genau so unsicheren Posten wie ein Papiermark-Guthaben, Nur für den Verkehr der Buchhändler N Hier ist ein Gedanke einzuschleben. Die deutsche Währung ist bereits iängst zerstört, Jndexrechnnng und wertbeständige Kalkulation sind gerade Folgeerscheinungen, nicht Ursachen dieser Tatsache und suchen deren schädliche Wirkung nach Möglichkeit zu paralysieren, Zn beachten ist auch! der Unterschied zwischen Geld und Zahlungsmittel, Wir kaufen längst schon sehr viel nicht mehr für Geld, sondern für Güter oder Leistungen; um hier zu wertbeständigen Gleichungen zu kommen, wird in iveitem Umfange bereits die deutsche Mark als Ab rechnungsgrundlage ausgeschaltet, auch wo sie Zahlungsmittel nach bleibt. Im übrigen ist dieses Zahlungsmittel selbst Ware mit wechseln dem Preise, D. Red, untereinander wird also sscheinbar!) ein fester Rechnungsmaßstab geschaffen, nicht aber für irgendwelchen Verkehr nach außen, von dem jeder in so eminentem Matze abhängt. Weder mein Lebens- mittelhändler, noch Schuster, Hauswirt oder Steuerbehörde werden Buchmark annehmen, weder meine Bank noch der Papierlieserant oder Drucker. Letzterer z. B, muß seine Löhne nach dem Reichs« tarif in Papiermark zahlen; wie soll er da seine Einnahmen in »fester- (?) Buchmark beziffern können, die einen nach den Verech- nungen des Börsenvereins schwankenden Wert in Papiernrark dar stellen? Ließe der Drucker sich darauf ein, so übernähme eben er anstelle des Verlegers das Risiko der Geldentwertung; er würde sich natürlich in der Preisstellung dafür schadlos halten müssen. Wir können also sagen, daß die allgemeine Einführung der Buchmarkrechnnng teils eine Ristkoverschiebung auf fremde Schul tern bedeutet, teils nur eine Unsichtbarmachung des selbst über nommenen Risikos durch irreführende Verbuchung, Denn wenn ich z, B, eine Bankschuld von 330 OVO Papiermark habe und diese heute mit 100 Buchmark in meine Bilanz einsetze, so mag sie vielleicht durch eine Forderung an andere Buchhändler in Höhe von 100 Buchmark bilanzmäßig saldiert sein, Vs kaoio kann sich aber bis zum Tage der Fälligkeit beider Posten eine Verschiebung des Geldwertes nach oben ergeben, wodurch die 100 Buchmack meiner Forderung an Buchhändler auf einen Papiermark-Gegen- wert von 200 000 Mark reduziert würden, während die Bank schuld, da in Papiermark stipuliert, nach wie vor Mk, 330 000.— be trägt, Obwohl also bilanzmäßig nicht ersichtlich, liegt hier ein Verlust von Mk, 130 000 vor, der am Tage der Fälligkeit in Er scheinung tritt. Man ersieht daraus, daß bei allgemeiner Buch- mark-Buchsllhrung genau so gut wie heute »Apfel und Birnen addiert« werden, weil nur die internen buchhändlerischen Forde rungen und Schulden in Buchmark normiert sind, alle anderen aber in Papiermark, Nun wird im Bbl, 121 aufgesordert, die eben behandelte Tatsache der Selbstübernahme dieses Risikos dadurch aus der Welt zu schassen, daß man es auf andere abwälzt, und zwar in der ebenfalls bereits erwähnten Weise. Daß die Lieferanten der Verleger sich nicht ans Buchmarkrechnnng einlassen können, dürfte aus dem oben über die Drucker Gesagten bereits hervor gehen, denn ihre Arbeiter, Lieferanten, Steuerbehörden und Hauswirte rechnen nicht in Bnchmark und haben auch nicht die Absicht, ihre ganzen Einnahmen in Büchern anzulegen. Wird es sonach dem Verleger schwer fallen, seine Lieferanten zur Über nahme von Buchmarkforderungen zu bewegen, so scheint es mir andererseits ebensowenig nröglich, das Privatpublikum dazu zu veranlassen, (Daß ich diesen Weg außerdem aus Gründen, die ich an anderer Stelle zur Diskussion stellen werde, für sehr ge fährlich halte, sei nebenbei bemerkt,) Wie aus dem ersten Teil dieses Aufsatzes gefolgert werden mutz, halte ich es ferner für sehr gefährlich, hierdurch zur Verbreiterung und Verallgemeine rung der Preisberechnung nach dem Jndersystem beizutragen. Ferner bitte ich zu bedenken, was es heißt, den Sortimenter zur Sparkasse für künftige Bttcherkäufe des Publikums zu machen. Es fließt dem Sortimenter durch Verkauf von Buchmark in kleinen Posten ein Kapital zu, für das er das Risiko der »wertbpständigcn« Anlage übernehmen soll, (Welche Veranlassung hat er denn eigentlich dazu, als Risikoiräger und Bankier aufzutreten?) Er wird nach Ansicht von Herrn Th, M, dieses ihni tropfenweise zu- fließende Buchmarkkapital bei den für ihn wichtigsten Verlegern anlegen, (Daß diese das Risiko für wertbeständig« Anlage die ses Kapitals höchstwahrscheinlich nicht auf ihre Lieferanten wei- terwälzen können, wurde oben dargelegt,) Nehmen wir nun den Fall an, es sei einem Sortimenter gelungen, bei verschiedenen Ver legern größere Guthaben in Buchmark zu erwerben und dadurch die aus der Bnchmark-Ausgabc hercingekommenen Mittel seiner Kunden anznleg-cn. Plötzlich erscheint ein neuer Verleger mit einem hochaktuellen Werk, das alle Kunden dieses Sortimenters gegen Rückgabe ihrer Buchmark zu kaufen wünschen. Woher nimmt der Sortimenter dann die Mittel zur Beschaffung dieses Werkes; wie wird er den berechtigten Anforderungen seiner Kunden gerecht? Ein derartiges Vorkommnis, das doch gewiß nicht theoretisch konstruiert, sondern durchaus der Wirklichkeit ge mäß ist, kann den Sortimenter in schwerste Bedrängnis bringen, 8Il
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