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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.06.1923
- Strukturtyp
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- 1923-06-23
- Erscheinungsdatum
- 23.06.1923
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- Deutsch
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,v- 144, 23, Juni 1923, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. ». Dttchn. Buchhandel. zu den zur Einzahlung seines Guthabens gültigen Grundzahlen zu bekommen. Ob er zu dem Verlangen ein Recht hat, würde ich be zweifeln, da der Preis des Kaufabschlusses maßgebend ist. Der artige unangenehm« Kunden gehören aber glücklicherweise zur Sel tenheit, und wenn wir einen solchen verlieren, so weinen wir ihm keine Träne nach. Wir vermeiden mit derartigen Leuten jeden un- angenehmen Auftritt im Laden, bitten sie im Gegenteil, wenn es wirklich nötig sein sollte, sehr höflich, aber bestimmt, unsere Kun den nicht zu bleiben. Selbst wenn die Mark sich bessert und di« Schlüsselzahl niedri ger wird, hat der Kunde durchaus kein Recht, für einen im vor aus eingezahlte» Betrag mehr zu verlangen, als ihm in Buchmark zusteht; denn bei der Einzahlung hätte er ja auch nur ein Buch im gleichen Werte erhalten können. Und es ist ja eine ganz irrig« Auf fassung, daß die Schlüsselzahl das Buch verteuern, bzw, verbilligen soll. Die Buchmark kann den Sortimenter daher weder zu Speku lationen noch zu schlimmen Termingeschäften verführen; denn das Risiko, für das Lager neue Ware zu beschaffen, bleibt ihm auch ohne Besitz von Zahlungen zu Buchmark, Für «inen Sortimenter in Geldnöten ist natürlich auch die Buchmark keine Rettung, Und «in solcher würde auch ohne die Buchmark nicht in der Lage sein, bei einem neuen Verleger in den für ihn erforderlichen Mengen ein hoch- aktuelles Buch zu bestellen, mit dem er ja nur ein Geschäft machen kann, wenn er es schnell und in der für ihn angemessenen Menge am Lager hat. Für einen soliden Sortimenter hat aber die Buchmark den Vor teil, daß sie ihm beispielsweise im Herbst ermöglicht, die Weih nachtsneuigkeiten zu bestellen und sofort zu bezahlen, ohne das nicht im Geschäft steckende Kapital anzugreifen. Er kann weiter im Fe bruar oder März Schulbücher in genügender Anzahl bestellen, um so mehr, als er infolge der Vorauszahlungen weiß, welche Kunden Ostern die Schulbücher bei ihm kaufen werden usw. Und frage ich mich: hat denn die Einführung der Buchmark, diese Umwälzung, tatsächlich einen bedeutenden Wert, einen beson deren Zweck?, so muß ich bekennen: einen ganz bedeutenden Wert und vor allem den Zweck, den Absatz des Buches und damit den gesamten Buchhandel zu fördern. Der besondere Wert besteht zunächst darin, daß die Bezahlung schneller erfolgt, also auch der Verleger schneller zu seinem Geld« kommt, dieses schneller wieder anlegen kann, d, h, Bücher zu einer Zeit Herstellen kann, zu der sie zahlenmäßig noch niedriger im Preis sind, eine Verbilligung einzelner Bücher daher vielleicht nicht aus geschlossen ist. Weiter wird der Umsatz, bzw, der Absatz unbedingt gefördert, weil beispielsweise ein Gehaltsempfänger zu Anfang des Monats leichter eine gewisse Summe für den Ankauf von Büchern bestimmt, da er unter Zugrundelegung von Buchmark am Ende des Monats genau dieselben Bücher sich anschaffen kann wie zu Anfang, also mehr, als wenn er das Geld nicht zu Anfang des Monats in Buch, mark angelegt hätte. Der Absatz, in Stückzahl gerechnet, wird somit gehoben. Und es braucht nicht einmal ein Gehaltsempfänger zu sein, der sich di« Buchmark zunutzemacht. Die Lebensverhältnisse sind eben heute anders geworden. Kommt gestern ein immer schon guter Kunde, der eine Zweispännerfuhre Alteisen verkauft hat, Abfälle, die nie beachtet wurden und jahrelang dagelegen hoben — das Kilo zu 1800 Mark! Mit dem Geld soll etwas Gutes begonnen lverden. Als Bücherfreund kauft er auch Bücher und würde sicher mit noch mehr Überlegung und Ruhe und für ein« noch größere Summe gekauft haben, wenn er noch einen Teil des Geldes in Buch mark anlegen konnte. Heute kommt ein anderer Kunde, der in Wertpapieren spekuliert hat und nun mit sicherem Gewinn bei der festen Tendenz an jedem Börsentag« «inen Teil wieder abstößt und Tag für Tag des Verkaufs dafür seine Bücherei bereichert. Wer weiß, wer morgen kommt! Jedenfalls suchen sie all« etwas von wirklich bleibendem Wert, und den birgt das Buch Wohl mehr in sich als mancher andere Gegenstand, Dieser Überzeugung sind wir doch sicher! Und sie alle würden in Buchmark noch mehr anlegen, während sie jetzt im Augenblick schnell satt werden und noch andere Gegenstände anstatt Bücher kaufen. Vor allem liegt aber eine noch gar nicht zu übersehende Werbe- krast in der Buchmark insofern, als kein anderer Berusszweig die gleichen Vorteile zu dielen vermag, weil er eben das Schlüsselzahl system in dem Maße gar nicht einführen kann. Denken wir nur an die Werbekraft für das Buch vor Weihnachten! Und ist es doch eine allzubekannte Tatsache, daß die Geschäfte ruhen, sobald An- Zeichen vorliegen, daß die Lebensmittel und andere Waren billiger werden könnten, während sofort wieder das Geschäft lebhaft wird, sobald der Dollar steigt! Da will jeder noch »billig« kaufen, kann also sein Geld in Buchmark noch günstiger anlegen, da es selbst vor späteren Steigerungen sicher ist. Ferner muß es vor dem Wuchergericht eine ungeheure Entkräf tung jeder Anzeige sein, wenn der Buchhändler erklären kann, daß er Wohl den Tagespreis auch für altes Lager beansprucht, anderer seits aber auch für früher eingezahlte Beträge zahlenmäßig teurere Bücher liefert. Die schon zu Anfang erwähnten, vielleicht gar nicht vorhan denen Gefahren kann jeder Buchhändler noch nach Belieben ver ringern, Obwohl ich persönlich nicht der Ansicht bin, daß dies« »Gefahren« vorhanden und die vorgefchlagenen Vorsichtsmaßregeln nötig sind, so gebe ich sie doch an, damit es auch zaghafteren Ge mütern möglich wird, die Buchmark «inzuführen, 1, Bis 200 Buchmark werden von einem Kunden innerhalb eines Vierteljahres in Zahlung genommen. <Der Größe des Lagers und des Wohnorts entsprechend kann die Grenze enger oder weiter gesetzt werden.) 2, Bestellungen von nicht vorrätigen Büchern werden für Buch, mark gar nicht ausgeführt oder nur zu einem Teil der einge zahlten Buchmark, etwa einem Viertel, 3, lim die Verkaufsmöglichkeit und das Zutrauen des Publi- kums zu heben, schließen sich in mittleren Städten di« Buch handlungen zusammen, in größeren Städten die gleichartigen zu Gruppen und erklären, daß sie jederzeit jedes Buch, das «ine angeschlossene Buchhandlung am Lager hat, für Buch- mark sofort liefern. (Das ist nur dort nötig, wo Bestellun gen für Buchmark nicht ausgesührt werden.) Die Beriech-, nung der Buchhandlungen untereinander erfolgt in Buchmark austauschweise zu Ordinärpreisen. 4, Die Verrechnung her Einzahlung für die Buchmark erfolgt zu der 3 Werktage nach der Einzahlung gültigen Schlüssel zahl, 5, Jede Buchmark muß innerhalb eines Vierteljahres durch Kauf von Büchern ausgeglichen werden, bzw. bis innerhalb des Vierteljahrs seit der Einzahlung die Schlüsselzahl des Börsenvereins um das Doppelt« der bei der Berechnung der eingezahlten Buchmark zugrundegelegten Schlüsselzahl ge stiegen ist. 8, Eine Rückzahlung des «ingezahlten Betrages erfolgt nicht, 7, Das Sortiment behält sich vor, die Annahme von Buch markeinzahlungen jederzeit elnzustellen, bzw. ohne Angabe von Gründen beliebig abzulehnen. Sehr vorsichtige oder zaghafte Buchhändler werden bei dem ruhigen Gang ihres Geschäftes vielleicht bleiben wollen und Wohl auch angeben, daß sie gar keine Ursache haben, ihr Lager zu »ver schleudern«. Sie hätten sich ihr großes Lager ja gerade angeschasft, um selbst etwas Wertbeständiges zu haben. Elfteres stimmt nicht; denn es wird bei dem System weder etwas verschleudert, noch ver schenkt, wenn aufgepaßt wird — und aufpassen muß ja heute jeder. Der ander« Grund ist ebenfalls hinfällig, weil mit den für Buch mark hereingekommenen Beträgen jederzeit wieder Wertbeständiges angeschafft werden kann und muß. Ich will aus einem Saulus keinen Paulus machen! Ich will auch durchaus nicht das nun einmal gelegte Ei des Kolumbus wirklich aufgerichtet haben. Nur etwas helfen wollte ich dabei. Selbst wenn sich viele zu der Anwendung der Buchmark nicht ent schließen können, so darf das die übrigen nicht von ihrem Vorhaben adbringen. Ist es doch der eigentliche Beruf des Buchhändlers, für das Buch und seinen Absatz zu wirken. Hier ist eine glänzende Möglichkeit geboten, die nicht versäumt werden darf, Kosten und Risiko birgt jede Reklame in sich, und jeder mutz selbst die eigenen Grenzen ziehen können.
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