Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-07-04
- Erscheinungsdatum
- 04.07.1924
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19240704
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192407048
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19240704
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1924
- Monat1924-07
- Tag1924-07-04
- Monat1924-07
- Jahr1924
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 155, 4. Juli 1924. Redaktioneller Teil. VSrlmdlaU I. d. DItchn. vu«d-nd->. g17Z Zeiten führen müssen. Mögen Ruhe, Ordnung und Friede unse rem Vaterlande erhalten bleiben, damit bald wieder das wirt schaftliche Leben erstarkt und wir dann alle dazu beitragen kön nen, daß unser deutsches Vaterland durch deutsche Arbeit und deutsche Kultur bald wieder emporblüht! F. Sch. Klopftocks Verleger. Am 2. Juli ist überall der Tag festlich begangen worden, an dem der Sänger des Messias vor 200 Jahren das Licht der Welt erblickt hat. Es dürfte daher angebracht sein, auch kurz der Verleger zu gedenken, die seine Werke verlegten und vertrieben. Das ist in erster Linie Carl Hermann Hemmerde in Halle. Hemmerde wurde 1708 zu Alvensleben geboren und hatte 1737 die Buchhandlung seines Schwiegervaters Johann Georg Klemm, «die 1729 in Halle errichtet worden war, übernommen. In den vierziger Jahren nahm das Geschäft einen größeren Aufschwung. Es war zu jener Zeit eine große Blüte der Universität Halle ange brochen; viele Mitglieder des Lehrkörpers: Wolf, Baumgartcn, Scm- ler, C. F. Meier u. a. spielten in der Literatur- und Gelehrtengeschichte der Zeit eine gewichtige Rolle. Zu diesen trat Hemmcrde in Beziehung, und manche Schriften dieser Gelehrten sind in seinem Verlage erschie nen. Durch seinen Verlag kam er auch in Beziehungen zu Klopstock. 1739 hatte Hemmerde eine Broschüre von Professor Meier verlegt: »Beurteilung des Heldengedichtes des Messias«, durch welche die Dichtung, von der die drei ersten Gesänge in den Bremer Beiträgen erschienen waren, eigentlich erst in weiteren Kreisen bekannt wurde. Am Schlüsse dieser Broschüre forderte Meier*) den Buchhandel auf, einen Separat-Abdruck dieses bedeutenden Epos zu veranstalten, indem er sagte: »Vielleicht würbe es die Ausbreitung und die Bekannt machung dieses Heldengedichtes befördern, wenn der Herr Verleger der ,Neuen Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes' oder ein anderer mit dessen Genehmhaltung die drei ersten Gesänge besonders herausgäbe.« Da nun aber der Verleger der Beiträge Nathanael Saurmann diesem Verlangen nicht Folge leistete, so regte Meier Hem- merde zur Verwirklichung seines Gedankens an. Der Hallenser Buch händler setzte sich mit Saurmann in Verbindung. Dieser fühlte sich von der Absicht, die drei Gesänge der Messiade gesondert herauszuge ben, geehrt und gestattete unterm 20. Dezember 17^8 den Abdruck. Nach den Anschauungen der Zeit hatte Hemmerde völlig korrekt ge handelt, und der Professor Meier trug auch keine Bedenken, die Heraus gabe dieser Ausgabe bei Hemmcrde zu besorgen. Klopstock war anfänglich bei der ganzen Angelegenheit nicht ge fragt worden, und sie durchkreuzte etwas seinen ursprünglichen Plan: nach mancherlei Verhandlungen entschloß sich der Dichter jedoch, Hcm- merde den Verlag der folgenden Gesänge des Messias zu überlassen. Hemmerde bot anfänglich 3 Taler für den Druckbogen, erhöhte aber später das Honorar auf 5 Taler pro Bogen und vergütete Klopstock ferner für die ohne dessen Erlaubnis gedruckten ersten Gesänge 2 Taler Honorar per Bogen, worauf Klopstock diese Ausgabe nachträglich als rechtmäßig anerkannte. Der Dichter erhielt ferner 30 Freiexemplare, wovon zehn auf »feinstes Schreibpapier« gedruckt sein sollten. Uber Format und Druck wurden besondere Vereinbarungen getroffen. Klopstock war nicht immer ein angenehmer Autor, und wir hören bald von allerlei Zwistigkeiten, die er mit Hemmerde hat; er betont, daß er nicht daran dächte, Hemmerde die weiteren Gesänge des Messias zum Druck zu überlassen, da er den zweiten Band des Messias im Selbstverlag erscheinen lassen wollte. Er schreibt auch eine Subskrip tion aus und bittet seine Freunde, ihn zu unterstützen und Unter schriften zu sammeln, die Buchhändler sollten für subskribierte Exem plare 10^ erhallen. Als die Buchhändler sich mit diesem Nutzen nicht zufrieden gaben, beschwert er sich bitter über-sie bei seinen Freunden'"): »Die Buchhändler, denen ich die Commission für 10 Procent überließ, schienen einen allgemeinen Bund gemacht zu haben, nichts zu tun. Ich bin jetzt mit der Entdeckung beschäftigt, wie das recht zugegangen ist. Bohn in Hamburg, der die Hauptcommifsion hat, ist von Jemandem aus Frankfurt a. M. sehr bei mir verklagt worden«***). Erfolg haben aber die Subskriptionsversuche augenscheinlich nicht gehabt, denn unterm 12. Juli 1754 bot Klopstock dem Hallenser auch den Verlag des zweiten Bandes an, allerdings unter der Bedingung, daß zur Vermeidung von Druckfehlern der Druck des Bandes unter Klopftocks Aussicht in Kopenhagen, wo der Dichter damals seinen Wohnsitz hatte, vorgenommen werden sollte. Hemmerdc ging zwar auf *) Berger, Geschichte der Gcbauer-Schwctschke'schen Buchdruckerei in Halle 1884, S. 24 u. ff. **) Klopstock irnd seine Freunde. Aus Gleims brieflichem Nachlaß Hrsg, von Klaus Schmidt II. Halberstadt 1810, S. 51 u. -ff. ***) Briefe an und von Klopstock, Hrsg. v. La. die Übernahme des Verlages ein und bot 12 Taler pro Bogen, lehnte aber die Bedingung des Druckes in Kopenhagen ab. Schließlich einigte man sich dahin, daß Klopstock zunächst in Kopenhagen eine kleinere Auflage Herstellen lassen sollte, die nur für Dänemark bestimmt sein dürfte und die dann Hemmerde zum Abdruck übersandt werden würde. Das geschah auch, hatte aber die unangenehme Folge, daß Hemmerde auf ein Gerede hin annahm, Klopstock hätte weit über die vereinbarte Anzahl von Exemplaren in Kopenhagen drucken lassen, und daß sich ein sehr unerquicklicher Briefwechsel daran knüpfte; Klopstock gab zu. daß er auf Wunsch und auf Kosten des dänischen Königs mehr Exem plare gedruckt hätte, verschwieg aber, daß er einen großen Teil dieser Ausgabe an Bohn in Hamburg und an die Weidmannsche Buchhand lung in Leipzig gesandt hätte. Die vom Dichter geforderte Entschuldi gung und Ehrenerklärung verweigerte Hemmerde daher mit Recht. Erst nach 7 Jahren, 1763, fand eine Annäherung zwischen Autor und Verleger statt; Klopstock benachrichtigte Hemmerde, daß der dritte Band erscheinen sollte, er ihm diesen aber nur unter der Bedingung in Verlag geben würde, daß die Entschuldigung noch erfolge. Da beguemte sich endlich Hemmerde dazu, und nach mancherlei Widerwärtigkeiten und Streitigkeiten wurde der Band zur Ostermesse 1769 ausgegeben und 1772 neue Abmachungen für den 4. Baud getroffen, für den Hem merde schon im voraus ein« Anzahlung von 100 Louisdor leistete. Neue Streitigkeiten entstanden vor allem aus dem Umstand, daß der Ver leger gegen den Wunsch bcs Autors dem Werke Kupfer belgefügt hatte und daß er sich ständig weigerte oder nicht dazu imstande war, Klop stock einen gültigen Kontrakt zu unterbreiten. So zogen sich die Ver handlungen wieder hin, der vierte Band ist aber schließlich doch bei Hemmerdc erschienen. Mit dem Jahre 1773 «bricht aber der Brief wechsel zwischen Verleger und Autor ab. 1779 ließ sich Hemmerde sein Privileg wieder erneuern, wogegen der Hamburger Bode in Klop- stocks Namen Verwahrung einlegte mit der Begründung, daß H.s Vor gehen ohne Genehmigung des Autors erfolgt sei. Und Klopstock kehrte sich an das Privileg nicht, sondern ließ 1780 eine neue revidierte Aus gabe des Messias bei Johann David Adam Eckhardt in Altona er scheinen. Der ausführliche Briefwechsel Hemmerde-Klopstock ist sehr inter essant und verdiente in einer Sonderausgabe herausgegeben zu wer den. Es wiederholen sich darin die damals stets wiederkehrenden Klagen über Eigenmächtigkeit des Autors, nicht strikte Durchführung des Vertrages seitens des Verlegers. Mehrdruck der Auslagen, resp. Herstellung billiger Ausgaben zur Unterbietung des Nachdrucks ohne Genehmigung und Wissen des Autors usw. Hemmerde hat die endliche Vollendung des »Messias« nicht lange überlebt; schon längere Zeit kränkelnd, ist er 1782 nach längerem Leiden gestorben. Die Witwe führte d«as Geschäft, das schon wiederholt zum Verkauf augeboten war, weiter, nahm aber auf Anraten ihres Kommissionärs, des bekannten Philipp Erasmus Reich, als Geschäftsführer 1783 Carl August Schwetschke an. Dieser wurde 1788 Mitbesitzer der Handlung, die dann Hemmcrde und Schwetschke lautete, und übernahm sie schließlich 1817 ganz zu eigen. Von den übrigen Werken Klopftocks waren die Oden zuerst in Hamburg 1771 bei Bode erschienen, die Dramen David, Hermann und die Fürsten, Hermanns Tod gleichfalls in Hamburg, der Tod Adams in Kopenhagen, der Salomo in Magdeburg und die Hermanns-Schlacht bei Johann Heinrich Cramer in Hamburg und Bremen. Von Bode erwarb den Nestvorrat und das Verlagsrecht der Oden, von denen übrigens eine neue erweiterte Ausgabe bei Nicolovius in Königsberg seitens des Verfassers geplant war, 1787 Georg Joachim Göschen, und dieser unternehmende Verleger faßte nun den Plan, eine Gesamtausgabe der Werke Klopftocks zu veranstalten. Seine Freunde warnten ihn zwar, Archcnholz*), der erschrocken war über die Idee, daß Göschen dieses neue »kolossale Unternehmen« ins Werk setzen wolle, schrieb ihm, daß er selbst auf Ansuchen Klopftocks an Unger geschrieben, aber dieser habe auf den Vorrat an Oden, der bei Göschen liege, hinge wiesen und sich nur zum Verlage der Sammlung bereit erklärt, wenn er kein Honorar zu zahlen brauche. Das habe Klopstock sehr gekränkt, denn er rechne auf ein gutes Honorar. Trotz der Warnungen und trotzdem er, wie er selbst an Wieland schrieb**), keinen geschäftlichen Erfolg vvn dem Unternehmen erwartete: »Der Heiligenschein der Verehrung umgebe zwar den Dichter, einer Volkstümlichkeit, die einen großen Absatz seiner Werke verspreche, könne er sich aber nicht rühmen«, bemerkte er, beschloß Göschen doch die Her ausgabe einer großartig prächtigen Ausgabe der gesammelten Schrif ten. Klopstock war von dem Plan hoch entzückt, und nachdem sich Gö schen mit Hemmerdes Erben, Nicolovius u. a. geeinigt hatte, schloß er mit Klopstock einen Vertrag, nach welchem ihm dieser für die Summe von 3000 Rthlr. alle seine Schriften zur beliebigen Vervielfältigung: *) Das Leben Göschend. II, 108. **) Göschens Leben. II. 108. 1192»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder