Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.08.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-08-15
- Erscheinungsdatum
- 15.08.1924
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19240815
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192408151
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19240815
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1924
- Monat1924-08
- Tag1924-08-15
- Monat1924-08
- Jahr1924
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
I058Z Börsenblatt s. d. Dlschu. Buchbandel. Sprechsaal. X- 191, IS. August 1924. öMÜlslllll. ^ Buchgemeinschaft oder Buchhändler. Dienstag, den 29. Juli, abends 8 Uhr, wnrüe nach Beendigung der Ullstcin-Funkstunde — ohne vorher im Programm angegeben zu sein — ein Vortrag des Schriftstellers Julius Bab angekündigt, der im Hauptthema sich mit der Verteuerung der Bücher befaßte. Nach längeren Erörterungen, auf die ich nicht weiter cingehen möchte, äußerte sich der Redner dahin, daß die Verteuerung des Buches ihren Grund darin habe, daß nach Fertigstellung erst der Verleger und an zweiter Stelle der Sortimenter einen auskömmlichen Verdienst haben müssen. »Kaum 100 Jahre ist es her«, äußerte sich der Redner weiter, »daß die Verleger in der Hauptsache auch Verbreiter ihrer Verlags werke waren, und eine Organisation des Sortiments-Buchhandels in der jetzigen Form nicht bestand.« Der Funkredner führte weiter ans. daß sich eine Verbilligung nur herbeisühren ließe, wenn Verlag und Vertrieb in einer Hand lägen; es müßte also die Existenzberechtigung des Sortimenters als angezweifelt betrachtet werden. Bei weiterem Anhören des Vortrages mußte der Fachmann — sei er Verleger oder Sortimenter — zu dem Schlüsse kommen, daß der Vortrag vollständig unberechtigt sei, daß die weiter darin entwickelte Idee als undurchführ bar bezeichnet werden muß. Das Volk oder Teile desselben sollen sich, so führte der Redner ans, zu einer B u ch g e m e i n s ch a f t zusammenschließen (ähnlich wie es Theater- oder Kunstgemeinschasten getan haben). Diese Buchge meinschaft soll nicht etwa nur einige Werke herausbringen und auf diese Weise den Gcmeinschaftsmitglicdern diktieren, welche Bücher sie zu lesen hätten, vielmehr müßte der Gemeinschaftsgedanke in die Tat umgcseht werden und ermöglichen, daß jedes gewünschte Buch so habe ich es wenigstens verstanden — in der Gemeinschaft erscheine und dort zu haben sei. Bei allem Ernst, den dieser Vortrag in Buchhändlerkreisen Her vorrufen müßte, kann ich mich eines boshaften Lächelns nicht erwehren. Wie mag der Nundfunkredner sich die Durchführung seiner Idee über haupt gedacht haben; »znd in welcher Zeit sollten (vorausgesetzt natür lich, daß die Idee Freunde erringen könnte) auch nur die wichtigsten Standardwerke der deutschen Literatur erscheinen? Bei aller Energie und einem Stab von Tausenden von Mitarbeitern, glaube ich. würden wir alle, die wir diesen Vortrag gehört haben, längst wieder zu Asche geworden sein. Und wer garantiert dem ideenreichen Schriftsteller da für, daß auch nur die kommende Generation sich bereit findet, diese Ge meinschaftsarbeit fortzusetzcn? Und wenn sie fortgesetzt wird, wer würde dafür einstehen, daß etwa alle hergestellten und die noch geplanten Werke auch ihre Abnehmer finden? Wie denn, wenn die Buchgemeiu- schaft in den nächsten zehn Jahren 1000 Werke — sicherlich eine statt liche Anzahl — herausbringen würde, aber davon nur einen Teil ab setzt? Kann doch jedes Gemeinschaftsmitglied bestimmen, was es zu lesen wünscht! Ich brauche den Herren Kollegen wohl nicht näher zu erläutern, was in diesem Falle aus der Buchgemeinschaft werden würde. Die kraft des Gesetzes im Aufträge der Buchgemeinschaft ge schlossenen Sortimente würden wohl bald wieder eröffnet; denn schließlich können ja die Lagerräume der Buchgemeinschaft nicht bis in den Himmel wachsen. « Ist es an sich schon betrübend, daß in einer so schweren Zeit wie der jetzigen dem Publikum mit undurchführbaren Ideen der Kopf ver dreht wird, so ist es geradezu unverständlich, wenn die Idee von einem Manne ausgeht, der als erfolgreicher Schriftsteller immerhin genügend orientiert sein müßte, um beurteilen zu können, daß der Plan geradezu phantastisch ist, und keinerlei Gewähr besteht, daß kommende Genera tionen am Aufbau dieser Idee Weiterarbeiten würden, selbst, wenn, was ausgeschlossen ist, eine Schar von Idealisten mit mehr oder weni ger gutem Erfolge der Sache ein ganzes Menschenleben opferte. Soll der Rundfunk kulturfördernd sein, dann hätte so mancher Vortrag, der bisher in die Welt gesandt wurde, unterbleiben müssen; so auch derjenige des Schriftstellers Julius Bab; denn er bedeutet wahrlich keine kulturelle Tat. Tegel bei Berlin. L. K a j e t. « Zu den vorstehenden Ausführungen bemerkt die Werbestelle des Börsen Vereins folgendes: Sie hat bei der Berliner Sendcgesellschaft in Sachen des Vor trags von Julius Bab energische Vorstellungen erhoben, denn es geht ihres Erachtens nicht an. einerseits Vereinbarungen mit der Spitzen organisation wegen Buchwerbung abzuschließen, andererseits solche den Interessen des Buchhandels zuwidcrlaufendc Bestrebungen zu fördern, wie sie im Vortrag Bab zum Ausdruck gekommen sind. Es wird von dem Erfolg der eingeleiteten Schritte abhängen, ob noch weitere nach drückliche Maßnahmen getroffen werden müßten, um das Publikum vor der Infizierung mit den verstiegenen und unausführbaren Ideen der »Buchgemeinschaft« zu schützen. Das Neueste vom Schmutzmarkt. Die Firma Frisch L Co. Verlag in Wien, Inhaber Ernst Wilhartitz, zurzeit noch Mitglied des Vörsenvereins, versendet an Sor timenter eine Ankündigung, auf deren einer Seite er wörtlich schreibt: »Dieses Buch wird nur an Mitglieder des Börsenvereins der Deut schen Buchhändler zu Leipzig verlaust, und zwar auch nur dann, wenn sich der Käufer verpflichtet, den dem Werke bcigehestetcn Revers von sedem Kunden unterschreiben zu lassen. Der Revers besagt, daß sich der Käufer in seinem Scham- und Sittlichkeitsgefühl nicht verletzt fühlt». Es handelt sich um »Erotische Lieder und Dialogs» eines Ver fassers, der nach dem Prospekt schon vier illustrierte erotische Be kenntnisse verbrochen hat. Die Inhaltsangabe weist Kapitelüberschrif ten auf, wie sie für Schmutzliteratur bezeichnend sind. Den Inhalt der angekündigten Schrift kenne ich nicht. Mag sein, daß bas Buch eine Hautgout-Ware für Feinschmecker ist. Vielleicht ist es viel harmloser oder aber auch saftiger. Die Form der Ankündi gung soll scbensalls den Eindruck erwecken, daß es sich um eine Schweinerei handelt, die man in Ansehung des Strafgesetzes nicht vorsichtig genug verbreiten kann. Die neue Vorsichtsmaßregel ist natürlich eine ganz lächerliche Farce, Die Absicht, Schmutz in weiteste Kreise zu tragen, verrät beweiskräftig die Ankündigung: »Bet 166 Exemplaren S6A Rabatt». Als eine bodenlose Dreistigkeit (gelinde gesagt) werden cs mit mir fast alle Mitglieder des Börsenvereins empfinden, daß (wenn auch nur vorgeblich) ihnen allein der Vertrieb eines wirklichen ober ver meintlichen Schmutzwerkes zugemutet wird. Der Vorstand des Börsen vereins wird hoffentlich Mittel und Wege finden, daß Herr Wilhartitz die Hundertjahrfeier des von F. A. Perthes, dem rücksichtslosen Be kämpfen alles Schmutzes, gegründeten Börsenvereins nicht als Mit glied erlebt, Göttingen, vr, W, Ruprecht, Nachschrift. Herr Wilhartitz hat der Redaktion des Börsen blattes, die ihm als Mitglied des Börsenvereins am 16, Juli mein Eingesandt vor der Veröffentlichung vorgelegt hat, am St. Juli, also nach zehn Tagen, den Abzug eines Reverses vorgelegt, der eine Ab handlung im Umfange von einer Seite über den Unterschied von Erotik und Pornographie ist. Ich darf wohl, ohne zu kühn zu sein, die Vermutung aussprechen, daß dieser Revers erst auf meinen An griff hin das Licht der Welt erblickt hat. Die Ankündigung, die den 1, Juli als Subskriptionstag für bas Werk angab, ist jedenfalls Ivohl Anfang Juni verbreitet worden. Damals standen Preis, Umfang, Einband usw, des Werkes vollständig fest (deutsch: schwach). Es ist doch auffallend, daß von dem eingesandten Revers aber am 21, Juli erst ein Bürstenabzug vorlag. Mag das nun sein, wie es will, ich stelle nur je einen Satz des Bürsten-Reverses (der Inhalt des Reverses war, wie oben zu lesen, angegeben) und der Vorankündigung gegen über. Ans dem Revers: »Verlag und Autor ziehen es eben vor, den Kreis der Abnehmer des Buches vielleicht dadurch <d, h, durch die Forderung des Reverses) nicht unwesentlich einzuschränken, als bei einem und dem anderen Leser Unwillen zu erregen, sei dieser auch keineswegs objektiv begründet». — Aus der Vorankündigung: »Bei 166 Exemplaren 56"/» Rabatt», — Theorie und Praxisl D, O, » Erwiderung, Wenn wir den Artikel »Das Neuest« vom Schmutzmarkt» feiner Derbheit angemessen erwidern wollten, müßten wir zu Wor ten greifen, die Beleidigungen enthielten. Wir beschränken uns daher lediglich auf zwei R I ch t i g st e l l u n g e n, die wir einerseits unserem Autor, Herrn Prof, Ferd. v, Feldegg, andrerseits der objektiven Wahrheit schuldig sind, 1, Herr Prof, v, Feldegg, den Herr vr, Ruprecht in seiner ersten, nicht veröffentlichten Fassung des Artikels als eine» »offenbar pseu- donnmen- Autor bezeichnet hat, hat nicht »bloß vier illustrierte erotische Bekenntnisse verbrochen», sondern ist ein seit mehr als 36 Jahren auf den verschiedensten Gebieten (Philosophie, Dramatik, Ästhetik, Technik) tätiger angesehener Schriftsteller, worüber Herrn vr, R, ein einfacher Blick in eines der Fachlexika belehrt hätte, L, Die Meinung des Herrn vr, R,, daß erst sein Angriff den Text unseres Reverses gezeitigt hat, Ist nicht bloß »kühn», wie Herr vr, N,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder