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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1925
- Strukturtyp
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- 1925-03-05
- Erscheinungsdatum
- 05.03.1925
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- Deutsch
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Fertige Bücher. 54, 5. März 1925. Jüdische Miniaturen Oppenheimer zum ersten Mal nach Wien kam, fragte er Silber »Losten Se die Ztnger", sagt Silber, „das is ä Ganeff, ä Betrüger, ä Zuchthäusler." Als Oppenheimer am Nachmittag ins EafL kam, saß Silber bei Simon Löwy am Tisch. Oppenheimer rief ihn aus die Seite: „Was is das? Heut morgen sagen Sie zu mir: er is ä Ganeff, ä Betrüger, ä Zuchthäusler und jetzt sitzen Sie bei ihm." „Vas is Wien!" sagt Silber stolz. Leiser begegnet Schlojim: „Eben kimm ich von de Versicherung!" ^„De hast Vich versichert? Gegen was, nebbich?!" „Gegen Zeter un Hagel!" „Zeier, ja! — Aber: wie machfie Hagel??" ^Qaruch und Zinkelsteln fuhren nach Amerika. Es stürmte. Zinkelfiein zitterte und schrie: „O weh, das Schiff geht unter, das Schiff geht unter!! Baruch blieb gelaffen: „Was schreiste? Is es Del Schiff?" 1 oeb und Wolf trafen sich, und da sie nichts zu tun haben, wetten sie ^ tausend Mark, wer am besten lügen kann. „Gestern", beginnt Wolf, „geh tch unter de Linden, wer kommt mer entgegen? E Trupp Hakenkreuzleute, rufen: schlagten tot, den Zud. Ich bin allein, in meiner Verzweiflung bet ich: Großer Gott, helf mer, laß mich nicht verderben. Un was soll ich Der sagen, auf einmal wird mir leicht und leichter, ich fühl mich gehoben und gehoben: ich flieg. Un wie ich wieder erunter komm, bin ich am Kursürflendamm." „Geb se her, die taufend Mark", sagt Loeb, »ich Hab Dich fliegen sehen". ^eht, während der Geschäftszeit, läßte Dir de Haare schneiden, Moritz?" „Se sinn mer auch während der Geschäftszeit gewachsen." ^Lisigs Ruf als unreeller Geschäftsmann war nicht zu überbieten. ^ Eines Tages fragt ihn Einer, wieviel Uhr es sei. „Es fehlen noch fünf Minuten bis drei," sagt Eisig. „Ganeff," sagt der andere, kaum siehste auf die Uhr, fehlen schon fünf Minuten." /LLeduldspiel ist eingeladen. Es gibt Rebhühner. Geduldspiel ißt vier Stücks bann nimmt er sich noch vier, zieht eine Zeitung vor, wickelt sie ein und spricht: „So was Gutes Hab ich meiner Lebtag noch nicht gegessen: das gehört in die Zeitung!" c^Hu Genendel Birnbaum kam eines Tages Silberfiock und sagte: „Ich brauch zwa Teckel. Kannfle se mir besorgen?" Nu nein nicht, was legste an? Zweihundert Kronen. Aber braune! Zür braune is 200 was zu wenig: sagen wir 250. Gemacht! Aber wirklich braune Bein, und lange Schwänz und hängende Ohre. Ojoi! So echt für 250 Kro — Stammbaum will ich! Dann leg 300 an, un de kriegst Teckel mit Stammbaum un braun, un lange Bein un krumme Ohren, un hängende Schwänz. In Ordnung. — Lind g ng. Silberflock, Silberstock, rief Birnbaum, Moment! Noch eine Zrag: was sennen eigentlich Teckel?! ^n einem koscheren Restaurant ist es gut, aber schmutzig. Auch bei Loewy war es so. Lindemann aß gein dort,- aber der Schmutz störte ihn; drum ließ er sich Loewy kommen und schloß mit ihm einen Vertrag, -aß er täq. lich ein frisches Tischtuch und eine frische Serviette bekommen solle. Gegen Vergütung der Spesen. Drei Tage erfüllte Loewy den Pakt. Am vierten Tag lag wieder Tischtuch und Serviette in schmutziger Tradition da. Er ließ sich Loewy rufen und beklagte sich. Loewy zuckte die Achseln: „Es geht nix zu machen. Wie meine Stammgäste Ihr Tischtuch und Ihre Sasiett gesehen Ham, sin sie zu mir gekommen und haben gefragt: „Was is das? Sennen wer hier in ein koscheren Resterang oder nicht?!" r^wölf Iahre war Bloch Buchhalter bei Lewisohn, da faßte er sich ein Herz und sagte ihm: „Herr Lewisohn, Sie werden entschuldigen, ich bin jetzt zwölf Iahre bei Ihnen: mit dem Gehalt, das ich bekomme, kann ich nicht weit springen". „Hab ich Sie als Bock engagiert oder als Buchhalter?" ZK/ls Rabbi Israel ben Iichot durch Rußland fuhr, gab ihm in Lodz ^ die Gemeinde eme größere Summe Geldes mit für bedürftige Inden in Galizien. Hinter Lodz fiel dem Rabbi ein, daß es gewagt sei, durch ganz Rußland die große Summe mitzunehmen, und er beschloß, sie dem Rabbi in Koljuschki — 40 km östlich von Lodz — anzuvertrauen. Rabbi Isaac in Koljuschki erklärte sich bereit, die Summe auszu- bewahren, verlangte aber, daß sie ihm vor Zeugen übergeben werde. Also wurden die Vorstände der Gemeinde gerufen, das Geld vor ihren Augen gezählt und in einem Säckchen vernäht. Als Rabbi Israel auf der Rückreise nach Koljuschki kam, ging er zu Rabbi Isaac, dankte ihm für die Ausbewahrung und bat ihn um das Säckchen. „Was für e Säckche?" „Das mit dem Geld." „Ich waß von ka Geld was!" Rabbi Israel war erst erstaunt, dann wurde er zornig: „So ist es ein Glück, daß ich es Vir vor Zeugen gegeben habe. Geh und rufe die Vorstände der Gemeinde!" Oie wurden berbeigeholt, und als sie alle versammelt waren, fragte Rabbi Israel: „Wißt Ihr noch, daß Ihr als Zeugen vor einigen Mo« naten gerufen wurdet, als ich Eurem Rabbi Geld anveriraute, das in ein Säckchen eingenäht wurde??" Aber weder an das Säckchen noch an das Geld, noch an ihre Zeugenschast erinnerten sich die Vorstände. Sie schüttelten verwundert die Köpfe und gingen. Rabbi Israel sah starr vor sich hin. Da ging Rabbi Isaak zu einer Kommode, schloß sie auf, holte das Säckchen mit dem Geld hervor und gab es lächelnd dem Rabbi Israel. „Was soll das heißen?!" rief Rabbi Israel. „Zeht gibst Du mir das Geld, nachdem du vorher die Vorstände falsches Zeugnis hast ob legen lasten?!" „Ich Hab Dir nur zeigen wollen", sagte Rabbi Isaac stolz, „was ich for e Gemeinde Hab." Dies sind einige (Schnurren aus dem lustigen Buche ,Zü- dische Miniaturen" von Paul Nikolaus, illustriert von Paul (Simmel. — Das Buch ist im Auqcnblickmal wieder vergriffen, weshalb die neue Auslage in eiwa 8 Tagen erscheint. Aus lieferung durch Robert Hofsmann. Bro schiert M. 2 —, gebunden in Halbleinen M. Z — Hs Paul Gteeaemann*Hatinover
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