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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.11.1924
- Strukturtyp
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- 1924-11-03
- Erscheinungsdatum
- 03.11.1924
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- Deutsch
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2S8, 3. November 1924. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 16277 Die Zeiten der Not, durch die wir gehen mußten, haben uns mehr und mehr die Augen geöffnet und haben' uns vor allen Dingen gelehrt, im Buchhandel kaufmännischer zu denken. Im Sortiment erkannten wir es längst, daß ein gut gewähltes festes Lager, mit auskömmlichem Rabatt bezogen, das Interesse, neue Absatzmöglichkeiten zu suchen, in ganz anderer Weise för dert als ein vollgepfropftes Lager verstaubter Disponenden und der tägliche Eingang fracht- und spesenfressender dickleibiger Ballen voller Neuigkeiten. Wie unproduktiv waren die sich durch Monate ziehenden Abrechnungsarbeilcn, die besonders in kleineren Betrieben mit wenig Personal, gleichermaßen bei Verlag wie Sortiment, jede fruchtbare Propagandaarbeit lähmten, ganz abgesehen von der Verärgerung hüben wie drüben durch den Streit um kleine Saldoreste, Verpackungsfehler, beschädigte Exemplare, zu spät eingetrofsene Remittenden, fehlende Pappen usw. usw.! Wie viel Tinte wurde verschrieben, wieviel Kleinarbeit wurde ver zettelt und wieviel Arbeitsenergie großen fruchtbaren Aufgaben entzogen! (Zuruf: Sehr richtig!) Und das alles auf der Grund lage eines für das Sortiment völlig unzulänglichen Rabattes, der in keinem Verhältnis stand zu der ungeheuren Arbeitslast und dem verhältnismäßig geringen Absatz. Der einzige, der sich nach diesen gesegneten Zeiten der dicken Ballen, Kisten und Körbe zurücksehnen dürfte, ist der Kommissionsbuchhandel. Ver lag und Sortiment gewiß nicht. Im Verlage wurden damals schon Stimmen laut, die die Rentabilität des gesteigerten Be dingtverkehres anzweifelten. Im Jahre 1913 stellte eine alle Westdeutsche Verlagsbuch handlung fest, daß sie von rund 160 000 Mark Jahresbedingt- auslieferung nur 8)4 ^ abgesetzt hat. Es müßte hier zunächst festgeftellt werden, ob die Firma unverlangte Sendungen ge macht und ob sie den Barnachbezug mit in Rechnung gestellt hatte. Immerhin aber beleuchtet dieses Resultat doch die Fehler, die in dem System der übermäßig gesteigerten Bedingt- lieferung lagen. Eine süddeutsche Verlagsbuchhandlung stellt um dieselbe Zeit fest, daß in der Zeit von fünf Jahren, vom Jahre 1908 bis 1912 das Ergebnis der Zahlungen zu den Messen von dem Kommissionsgut prozentual um rund ein Drittel langsam, aber unaufhaltbar gesunken ist; sie erklärte sich das aus den ständig zunehmenden Barnachbezügen. Es mutz aber auch Wohl hier die sich von Jahr zu Jahr steigernde Überproduktion als ab satzhemmend in Rechnung gestellt werden. Auch Prager nimmt zu dieser Frage im Börsenblatt vom 27. September 1913 Stellung. Er schreibt: »Die Lagevarbeiten und die Remissionsavbeiten werden immer unleidlicher, die Kosten für die Mitarbeit immer größer und ihr Verhältnis zum Absatz immer ungünstiger.« Also die gesteigerte Bedingtlieferung als Grundlage für d«n Neuigkeitenvertricb wurde schon vor dem Kriege als un rentabel erkannt zu einer Zeit allgemeinen Wohlstandes und wirtschaftlicher Blüte unseres Volkes. Wieviel mehr müssen wir diese Vertriebsart in ihrer gesteigerten Form heute ab lehnen, wo unser Wohlstand und unsere Wirtschaft am Boden liegen! Und doch, meine Herren Kollegen, die Tatsache, daß die Entwicklung heute zwangsläufig dem Neuigkeitcnvcrtrieb wieder die alte Richtung weist, zeigt uns, daß diese Vertriebsort im allgemeinen richtig war und daß sie auch heute nicht entbehrt werden kann. Und wenn Prager im September 1913 im Börsen blatt schreibt: »Gerade die heutige Zeit der Überproduktion ist so ungeeignet wie möglich, das bewährt« System des Konditions vertriebes über Bord zu werfen, ohne imstande zu sein, etwas Besseres an die Stelle zu setzen«, so kann man diese Auf fassung auch heute unterschreiben, wo neben der Überproduktion starke Kapitalnot das Sortimeüt zwingt, sein Risiko einzu- schränken und das sich doch immer ungünstiger gestaltend« Miß verhältnis zwischen Bücherproduktion und Absatz durch einen risikoloseren Neuigkeitenvertrieb neu zu beleben. Wir müssen also zu einer zweckmäßigen Umgestaltung der in ihrem Kern bewährten Vertriebsart kommen, auf die ich bei der Beantwortung der letzten Frage in praktischen Vorschlägen zurückkommen werde. BSrleublatl I. den Deutschen Buchhandel. 91. Jahrgang. II. Zwingt uns — und damit komme ich zur zweiten Frage — auch das Interesse des Bllcherkäufers zur Beibehaltung dieser Vertriebsart im allgemeinen und zu ihrer zweckmäßigen Um gestaltung? In dem vorhin erwähnten Aufsatz im Börsenblatt vom 27. September 1913 behandelt Prager die Frage der Bcdingt- lieferung im Hinblick auf ihre Rentabilität und Notwendigkeit, und er sagt in bezug aus die letztere: »Das Mißverhältnis zwischen dem Bezug ä comWIoa und dem Absatz wird bestehen bleiben, solange der Konditions bezug erhalten bleibt. Solange aber keine bessere Vertriebs- art gefunden wird, wird man schon dabei bleiben und sich damit trösten müssen, daß die Ware Buch eine ganz eigen artige ist, die ein« besondere Vertriebsart fordert, und deren Absatz ganz erheblich leiden würde, wollte man den Sorti menter oder Kunden zwingen, ein Buch, ohne es gesehen zu haben, fest zu bestellen,« Können wir dem heute noch beipflichten? Damit komme ich zur Beantwortung der Frage: Ist der Neuigkeitenvertrieb durch Ansichtssendungen für das bücherkaufende Publikum im allgemeinen, also für das schönwissenschastliche Buch, und im besonderen für die Wissenschaft im wissenschaftlichen Buche auch heute noch «ine Notwendigkeit und noch erfolgverheitzend? Wir haben in der Zeit der Not gelernt, für den Vertrieb des schönwissenschaftlichen Buches andere Methoden anzuwen den und diese mehr nach kaufmännischen Gesichtspunkten ein zustellen, Ich kann mir Wohl ersparen, sie an dieser Stelle aufzuführen. Sie sind Ihnen alle genugsam bekannt durch Vorträge, Aufsätze im Börsenblatt, durch Herausgabe von Werbeprospekten, durch Ausstellungen von Werbemitteln usw. Es ist ein Verdienst der Werbestelle, die Propagandaidee des Werbefeldzugs für das schönwissenschastliche Buch im allge meinen immer wieder unter neue Gesichtspunkte gestellt und belebend und anfeuernd gewirkt zu haben und zu wirken. Durch den fast völlig ausgeschalteten Ansichtssendungsver trieb hat der Absatz gewiß nicht gelitten, ja ich möchte sagen, er hat sich relativ gehoben, relativ im Hinblick auf die ver minderte Kaufkraft des Publikums. Es war ein großer Unfug in der Vorkriegszeit, den Kunden die neuesten Romane oder Broschüren aktuellen Inhalts zur Ansicht ins Haus zu senden (Zuruf: Sehr richtig!), die der Sortimenter oft mehr oder minder zerlesen wieder auf sein Lager stellen mußte, um,dann dem Verlag die Rücknahme zuzumuten. Damit erzog man sich im allgemeinen keinen gewinnbringenden Bücherkäufer, sondern anspruchsvolle Kunden, die dem Sortimenter nichts einbrachten als Arbeit, Verpackungs- und Versandspesen. Ausnahmen mag es immerhin gegeben haben. Das hatte man auch in der Hauptsache schon vor dem Kriege erkannt und diese Vertriebsart in gutgeleiteten Firmen längst eingeschränkt. Selbstverständlich wird dieser Neuigkeitenvertrieb auch beim schönen Buche, z. B. Bibliotheken gegenüber, nicht ganz einzuschränken sein, aber man wird sich da Wohl in der Hauptsache auf zur Ansicht verlangte Neuigkeiten beschränken können, die man vom Verlag auf kurze Zeit bedingt oder bar bei kurzer Momissionsfrist zu erhalten versucht. Die Inter essen des Bücherkäufers schöner Literatur werden durch die Ab kehr von den alten Methoden nicht beeinträchtigt und durch eine zielsichere Propaganda im Sinn« der neuen Wevbeideen nur gefördert. Es muß aber an dieser Stelle gesagt werden, daß bas Sortiment sich bei der ungeheuren Spesenlasi, seiner Kapital not und der verringerten Kaufkraft seiner Kunden immer mehr darauf beschränken mutz, sich für Verleger zu verwenden, die es mit einem auskömmlichen Rabatt unterstützen. Es wird gezwungen sein, aufmerksam zu wählen und seinen Bedarf seiner geschwächten Kapitalkraft anzupassen. Die hohen, nach der Auswirkung des Dawesgutachtens sich noch steigernden Frachtspesen (wenn sie heute auch eine Senkung erfahren haben im Interesse der Herabminderung der Preise) verhindern ein für allemal die Überflutung unserer Lager mit den Neuigkeiten der schönwissenschaftlichen Literatur. Wir Laos
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