Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.11.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1924-11-03
- Erscheinungsdatum
- 03.11.1924
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19241103
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192411030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19241103
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1924
- Monat1924-11
- Tag1924-11-03
- Monat1924-11
- Jahr1924
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. X: 258, 3. November 1924. können es uns im Sortiment einfach nicht mehr leisten. Darauf muß sich unbedingt der Verlag einstellen in seiner Produktion, in der Bemessung seiner Auflagenhöhe und nicht zuletzt in seiner Rabattgewährung. Es wird immer mehr die Methode im Sorti ment angewandt werden müssen, sich für eine und die andere Neuigkeit ganz besonders einzusctzen, sie in großer Anzahl und mit gutem Rabatt zu beziehen und an mancher anderen wich tigen Neuigkeit vorüberzugehen im Interesse seiner geschäft lichen Existenz. Das ist sicher keine ideale Entwicklung. Ich bin immer ein Gegner dieser Methode gewesen. Die ideale Aufgabe des Buchhändlers besteht darin, den Menschen und das Buch in das recht« Verhältnis zu bringen, seine Kunst liegt im feinen Individualisieren, in der Fähigkeit, den Menschen und das Buch zu erkennen und sic zusammen zubringen. Es ist keine Kunst und auch kein Dienst am Buche im idealen Sinne, sich einen Stapel von 100 Exemplaren eines Romans hinzulegen, den man als gut erkannt hat, und der auch gut sein mag, und nun jedem Käufer, der den Laden be tritt, damit ins Gesicht zu springen (Heiterkeit!), auf Kosten mancher feinen und guten Neuerscheinung, die dadurch in die Ecke gedrängt wird und nicht den Menschen findet, der sie braucht. <Bravo!> Der Sortimenter wird aber immer mehr ge zwungen werden, seine ideale Ausfassung den geschäftlichen Existenzsragen zu opfern. Diese Methoden zu verhindern, oder besser gesagt, einzu schränken, liegt mit an Ihnen, meine Herren vom schönwissen- schastlichen Verlag. Der Neuigkeitenvertrieb der Zukunft wird stark beeinflußt nicht nur durch eine vorsichtigere Auswahl und durch eine die Zeitlage mehr berücksichtigende Einschränkung der Produktion und Auflagenhöhe, sondern ganz besonders auch durch Ihre Kalkulation. Erhöhen Sie das Rabattniveau ganz allgemein, kalkulieren Sie Ihre Bücher so, daß der Sortimenter seinen auskömmlichen Nutzen hat, dann werden nicht mehr so viele Neuigkeiten unter den Tisch fallen und die Vielgestaltig keit unseres geistigen Lebens mehr der Vielgestaltigkeit des geistigen Bedürfnisses angepaßt werden. Dann dienen die Be stellzettel des Börsenblattes mehr den Zwecken, für die sie be stimmt sind, nicht den Bedürfnissen, zu denen die eine unbe druckte Seite verlockt, und für die man andere Papiere zu ver wenden Pflegt '(Heiterkeit) sich meine für die erste Niederschrift viel zu langer Referate). Wie sieht es nun bei dem Vertrieb des wissenschaftlichen Buches aus? Kann auch dort der Bücherkäuser aus die alte Methode der Ansichtssendung verzichten? Kann auch dort diese Methode erfolgreich abgelöst werden im Sinne der gekennzeich- ttelen neuen Vertriebsmethoden der schönwissenschaftlichen Lite ratur, ohne den Absatz des wissenschaftlichen Buches zu ge fährden und die Interessen des Bücherkäufers zu schädigen? Lassen Sie mich einleitend hierzu auf die schon vorhin er wähnte vorzügliche Arbeit von Horst Kliemann »Gedanken über den Vertrieb wissenschaftlicher Bücher- Hinweisen, die unter dem 8. Sept. d. I. im Börsenblatt veröffentlicht war. Da wird diese Frage sehr scharf und treffend beantwortet. Auch er sagt nicht, daß der Vertrieb wissenschaftlicher Bücher keine neuen Wege einschlagen soll; nur müsse er wirklich neue Wege «inschlagen, die die geradlinige Fortsetzung der alten bilden, er müsse sich seine eigenen Ziele stecken und dürfe nicht kritiklos dem Beispiel des schönwissenschaftlichen Buches folgen. Er fährt dann wörtlich fort: »Der Vertrieb des schimwissenschastlichcir Buches hat sich in den letzten Jahren stark den Methoden der Markenartikelpropaganda an genähert: Stellung des ganzen WerbefeldzugeS unter eine einheitliche Propagandaibce, Arbeiten mit Serieninseraten, Serienprospekten und Serienbriefen, Beschränkung des Werbetextes auss äuhcrstc, schlag artige Wirkung durch Bild und Wort, Steigerung der Fcrnwirknng durch Plakate, Filme, Lichtreklame, Sonderfenster. Demgegenüber finden wir beim wissenschaftlichen Ruche keine Methodcnänderung oor. Es wird im wesentlichen noch mit den Mitteln wie oor 100 Jahren gearbeitet: Prospektocrteilung, Besprechungen, Anzeigen in' Fachblättern, Ansichtsvcrsand durch die Buchhändler, denen die! Neuigkeiten bedingt zur Verfügung gestellt werden. Nur war die Intensität, mit welcher diese Werbemittel verwandt wurden, vor 100 Jahren fast größer zu nennen als etwa um die Zeit vor KriegSbeginn. i Erst nach dem Krieg« kam wieder Leben in die Propaganda fürs wissenschaftliche Buch. Stellenweise merkte man ein Bestreben, ähn lich wie beim schönwissenschastlichen Buche oorzugchen. Man hat aber schnell bemerkt, daß dieser Weg nicht zum Ziele führt, und heute, scheint mir, ist man auf dem besten Wege, eigene Ziele zu erkennen«. Er faßt dann die Aufgaben für die Verlagspropaganda in die drei Forderungen zusammen: 1. Mittel und Wege zu verbessern, um auch den letzten In teressenten zu erreichen, 2. den Spezialgelehrten für Nachbargebiete zu interessieren, 3. die Beschäftigung mit gelehrter Literatur wieder, unter Zurllckdrängung der augenblicklich beherrschenden Stel lung der schönen Literatur, als zum guten Ton für den Gebildeten gehörig in Mode zu bringen. Es würde heute zu weit führen, diese Aufgaben kritisch zu beleuchten und sie eventuell zu ergänzen, aber es geht auch ans ihnen hervor, daß sie nur die Bedeutung haben können, die alte Vertriebs«! zu beleben und zu ergänzen, daß diese Vertriebs ort auch heute noch die gegebene ist, und daß sie als die ge gebene sich von selber wieder in den Vordergrund drängt und nur einer zweckmäßigen Umgestaltung bedarf, um sie veränder ten Zeitverhältnissen anzupassen. Die Bibliotheken und wissenschaftlichen Institute der Hoch schulen müssen die Bücher, die sie kaufen sollen, in die Hände bekommen, heute mehr denn je, wo ihre Mittel eingeschränkt sind und sie vorsichtiger wählen müssen. Ein Hochschulprofessor muß heute genau prüfen, inwieweit eine Neuauflage von der alten abweicht, und ob sich die Anschaffung auch wirklich lohnt. Auch der ausführlichste Verlagsprospekt kann ihm darüber keine ! sichere Auskunft geben, auch keine Besprechung in wissenschaft lichen Fachblättern. Diese Forderung muß jeder ernsthaft wissenschaftliche Bücherkäuser stellen und das Sortiment kann sich dieser Aufgabe auch heute nicht entziehen, will es nicht seine Aufgabe, der Wissenschaft und dem Buche zu dienen, außer Acht lassen. III. Hier wird also das Sortiment und der Verlag zwangs läufig wieder auf den Weg gedrängt, den sie beide als unrentabel in einer Zeit der Blüte unseres Wirtschaftslebens erkannt haben. Und damit komme ich zum Kernpunkt der Frage: Wie ist die alte Vertriebsort zweckmäßig und erfolgbringend umzugestalten für das Bedürfnis des Buchhandels und des Bücherkäufers? Als erste Forderung ist an die Spitze zu stellen: Ein schränkung der Produktion. Das ist das Hauptproblem, das den Verlag in seiner Gesamtheit zu seinem eigenen Nutzen immer beschäftigen sollte. Die Produktion des Verlages hat sich Widder zur Über produktion entwickelt, nicht nur relativ, im Hinblick auf die räum liche Einschränkung des Absatzgebietes durch den Fortfall großer deutscher Gebietsteile und die starke Beschränkung des Aus landsmarktes, sondern sogar absolut. Ich brauche Sie nur auf die von Herrn vr. Menz in der Nummer 215 des Börsenblattes veröffentlichte Produktionsskala hinzuweiscn. Gewiß ist dabei in Rechnung zu stellen, daß viele Jahre die Verlagsproduktion gehemmt wurde, und daß viele Neuankün digungen Neuauflagen von Büchern anzeigen, deren Herstellung in der Kriegs- und Inflationszeit unmöglich war, und daß die Auflagenhöhe Wohl im allgemeinen niedriger anzusetzen ist als vor dem Kriege. Es ist nur zu natürlich, daß die Autoren das Bedürfnis haben, das Versäumte nachzuholen, und daß die Wissenschaft wieder an die Arbeit geht und gehen muß, und es ist nur zu erklärlich, daß schon dadurch der Verlag in die Bahn einer so stark gesteigerten Produktion gedrängt wird. Aber wenn man sieht, welche Massen von Neuerscheinungen z. B. ein großer wissenschaftlicher Verlag ständig auf den Markt wirft, so faßt man sich an den Kops und fragt sich, wo das untergebracht werden soll, und das Schlimme dabei ist, daß dieses Produktionsfieber ansteckend wirk!. Die Autorenjagd im wissenschaftlichen Verlag hat schon groteske Formen angenom men. Ich weiß Wohl, der Schornstein muß rauchen, der Verlag mutz welterschaffen, um leben zu können, er braucht dazu auch
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder