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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.10.1924
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- 1924-10-29
- Erscheinungsdatum
- 29.10.1924
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- Deutsch
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X: 225, 29. Oktober 1924. Redaktioneller Teil. »>»»SSSSS>»>°S»S»»NSMÜ.'.>!L Redaktioneller Teil. (Nr. IKK.) Der Ladenpreis und sein Schutz. Referat auf der Stuttgarter Herbsttagung von Syndikus vr. H e ß. » In wirtschaftlich stark bewegten und unsicheren Zeiten kann es zweifelhaft sein, ob es überhaupt zweckvoll ist, grotze aus lange Sicht gedachte Probleme in Angriff zu nehmen. Die Er kenntnis von der Zwecklosigkeit der Durchführung solcher Ab sichten hat ja in der Inflationszeit dazu geführt, daß man sich im allgemeinen damit begnügte, von der Hand in den Mund zu leben. Es wurde in allen Zweigen von Handel und Industrie zwar viel, vielleicht allzuviel geratet und getatet, und doch han delte es sich meist immer nur um die Sorge für den nächsten Tag, weil die fernere Zukunft in dichten, unenthüllbaren Wolken schleiern vor uns lag. So war es schon in kurzer Zeit klar ge worden, daß die Durchführung einer Reform der buchhänd lerischen Verkehrsordnung verfrüht war. Wäre sie durchgeführt und in ihren Bestimmungen auf die damalige Gegenwart ein gestellt worden, so wäre vermutlich ein Instrument daraus ge worden, das nur ein sehr kurzes Dasein geführt hätte, wenn es überhaupt jemals zum Leben erwacht wäre. Hat sich nun diese Situation seit Einführung und Wieder gewinnung einer festen Währung in Deutschland geändert? Aus vielerlei Gebieten kann man das vielleicht bezweifeln, auf einem aber meines Erachtens nicht, nämlich aus dem Gebiet der Preis bildung. Die Gefahr, wieder in eine Inflation hineinzugeraten, wieder in die Zeit des Hangens und Bangens und der Ungewiß heit zu kommen über das, was aus dem Preis wird, diese Gefahr dürfte wohl mit einiger Sicherheit als gebannt bezeichnet wer den können. Immerhin könnte man versucht sein zu sagen: laßt doch auch diese Dinge ruhen. Es steckt in Handel und Gewerbe noch viel zu viel Unruhe aus den zurückliegenden Jahren. Es ist noch zu wenig Zeit gewesen, sich wieder auf stabile Ver hältnisse zu besinnen und sich auf sie einzustellen. Ganz von selbst wird mit fortschreitender Beruhigung des Wirtschafts lebens auch die Frage des Preises wieder ins Gleichgewicht kommen, und der Pendel, der jetzt noch hin und her schwingt, wird sich in den richtigen Ruhepunkt zurückfinden. Schleuderei, so könnten diejenigen, die dagegen sind, Vorbringen, hat der Buchhandel zu allen Zeiten gehabt, solange der Ladenpreis besteht. Das jetzt vorhandene Übermaß an Schleuderei wird sich wieder in die richtigen Bahnen lenken lassen, wenn wir in ruhigere Zeiten gekommen sind. Solche Einwendungen könnte man gelten lassen, wenn die jetzt zu beobachtende Undiszipli niertheit in der Preisbildung, die Schleuderei nur als eine Jnterimserscheinung, als ein vorübergehender Zustand ange sehen werden könnte. Die Dinge liegen aber meines Erachtens doch weit ernster, und die Krankheit sitzt viel tiefer. Gewiß ist zu allen Zeiten im Buchhandel, solange wir den Ladenpreis haben, geschleudert worden, nicht bloß in den Zeiten des Kundenrabattes. Beim Kundenrabatt handelte es sich gleichsam um etwas Erlaubtes. Erst als er anfing, die Kräfte des Sortiments auszusaugen, entschloß man sich dazu, ihm zu Leibe zu rücken, und führte diesen Kampf durch. Durch die Reform des Börsenvereins in den achtziger Jahren wurde dem im Börsenverein zusammen geschlossenen Buchhandel das Instrument zur Bekämpfung der Schleuderei in die Hand gegeben. Der Verlag stand damals mit wenigen Ausnahmen geschlossen neben dem Sortiment. Der Außenseiter waren nicht allzuviele. Vor allem handelte es sich bei ihnen meist um kleinere Existenzen, derer man leicht Herr werden konnte. So kam man damals schlecht und recht durch das übel. Jedenfalls war es nicht zu überstark geworden. Diese Situation hat sich wesentlich geändert. Der Ver lag, nicht bloß der streng wissenschaftliche, sondern auch andere Zweige, zeigt das zunehmende Bestreben, weit über den Rahmen der KZ l l und 12 der Verkaufsordnung hinaus Vorzugsangebote zu erlassen und Vorzugsbedingungen einzuräumen. Er sieht sich dazu gezwungen durch die überzahl der Firmen in seinem eigenen Lager und durch die immer noch zunehmende Kon kurrenz auf dem Gebiet der Produktionserscheinungen. Die Konkurrenz der Allzuvielen im Sortiment ist noch weit schlimmer als im Verlag. Im Sortiment hat die Inflations zeit noch viel mehr als im Verlag zu Neugründungen gereizt,, zum großen Teil Gründungen seitens solcher Elemente, die mit dem Buchhandel bisher in keiner Weise zu tun hatten und keinerlei praktische Ersahrungen aus diesem Gebiet auszuweisen haben. Sicher sind derartige Aufblähungen auch in anderen Zweigen des Detailhandels zu beobachten gewesen. Es kann aber als feststehend gelten, daß der Sortimentsbuchhandel eine ganz besondere Anziehungskraft ausgeübt hat, und daß die Sucht, durch den Handel mit Büchern Geld zu verdienen, sich weit stärker ausgewirkt hat, als den Handel aus andern Ge bieten zu versuchen. Die Idee des Vereinsbuchhandels hat in den letzten Jahren in erschießendem Maße zugenommen. In keiner Periode der langen, Geschichte des Buchhandels sind im Reiche selbst und im Gebiete des deutschen Buchhandels im Ausland, so in Öster reich und in der Tschechoslowakei, soviele Vereinsbuchhand lungen gegründet worden wie in letzter Zeit. Ein weiteres schweres Krankheitszeichen ist die Liebe der Warenhäuser für den Buchhandel. Es wird wohl kaum noch ein Warenhaus in Deutschland geben, das sich nicht eine in großzügigster Weise eingestellte Buchabteilung angegliedert hat,, die meist — ich sage nicht durchweg, aber meist, es gibt auch Ausnahmen — ohne Rücksicht auf die buchhändlerischen Ord nungen ihre Geschäfte tätigen. Auf dieser Linie der Gefähr dungen liegt auch die Entwicklung des Buchhandelsgedankens bei den Konsumgenossenschaften. Dazu kommen ferner die Wirtschaftsämter der Studentenschaft, die nach wie vor fort blühen, und vor allem eine merkliche Liebe der Behörden selbst, sich auf buchhändlerischem Gebiete zu betätigen. So hat Las Reichsverkehrsmimsterium eine Verkehrswissenschaftliche G. m. b. H. in Berlin eingerichtet, die bestimmt ist, alle dem Reichs verkehrsministerium unterstehenden Behörden mit Büchern zu versorgen. Handelt es sich nun bet der Reihe dieser verschiedenen Zweige, die ich aufgeführt habe, um eine Entwicklung, der man nur vorübergehende Bedeutung beizulegen hätte, und die sich von selbst wieder auf ein tragbares Maß zurückschrauben wird? Das dürfte Wohl ohne weiteres zu verneinen sein. Denn dafür,, daß diese Entwicklung von selbst wieder eingedämmt würde, bestehen keinerlei Anhaltspunkte. Im Gegenteil, diese »Auch«- Buchhandelsbetriebe werden, wenn die Konjunktur immer schlechter wird, sich bis zum Äußersten um ihr Leben wehren. Das liegt im Selbsterhaltungstrieb. Sie werden die Grenzen der Schleuderei immer weiter ziehen, und da das reguläre Sortiment ihnen auf diesem Wege nicht folgen kann und will, so besteht die ernste Gefahr, daß ein erheblicher Teil des regu lären Sortiments durch Absatznot zur Strecke gebracht wird. Es fragt sich, was dieser ernsten Gefahr gegenüber ge schehen soll. Können der Buchhandel und seine Organisationen in das Rad der geschilderten Entwicklung eingreisen? Besitzt der Buchhandel Abwehrmittel genug, oder ist er zur Ohnmacht verurteilt und mutz den Dingen ihren Lauf lassen? Bevor ich zur Beantwortung dieser Hauptfrage übergehe, erscheint mir eine Vorfrage der Klärung bedürftig, die Ihnen vielleicht unangebracht erscheint, weil Sie ihre Beantwortung für ganz selbstverständlich halten, nämlich die Vorfrage, ob denn ein Kampf um den Ladenpreis überhaupt lohnt. Der Ladenpreis ist ja keine wirtschaftsnotwendige Tatsache. Wir wissen alle, daß es Länder gibt, in denen der Buchhandel seinen Vertrieb in andern Formen wie in Deutschland tätigt. ISSS'
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