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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.10.1924
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- 1924-10-27
- Erscheinungsdatum
- 27.10.1924
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X- 253, 27. Oktober 1924. Redaktioneller Teil. Redaktioneller Teil (Nr, 165,) Die wirtschaftliche Lage und die besonderen Probleme des Buchhandels. Rede auf der Stuttgarter Herbsttagung von Or. Schiele in Naumburg. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lassen Sie mich zunächst meinen Dank abstatten für die Ehre, vor Ihnen sprechen zu dürfen, in diesem wirklich zauber haft vornehmen Saal, ausserdem in der bedeutenden Stadl Stutt gart, die die alte große Tradition, in der deutschen Geistesge schichte etwas Bedeutendes zu sein, verbindet mit soviel wunder barer landschaftlicher Schönheit, die nach-meinem norddeutschen Empfinden sich auf das günstigste auf das ganze Leben über haupt überträgt und ein so anmutig beleuchtetes Bild gibt, wie man es sich schöner nicht denken kann. Zugleich aber auch für die Ehre, vor einer so bedeutenden Versammlung, wie die des gesamten deutschen Buchhandels es ist, sprechen zu dürfen. Ich bekenne Ihnen zunächst, daß mich dabei einige Angst und Sorge anwandelt, denn Sie haben mir zur Ausgabe gemacht, über die wirtschaftliche Lage und über die besonderen Probleme des Buchhandels zu sprechen. Ich fühle die Verantwortung jedes Wortes, das man heute in Deutschland an einer solchen Stelle ausspricht, wenn man ernsthaft reden will über die heutige wirtschaftliche Lage, Aber ein Schelm oder Schuft gibt mehr, als er hat, oder gibt anderes, als er hat. So müssen Sie vorlicb nehmen mit dem, was ich Ihnen von diesem Thema sagen kann. Ich bitte Sie, alles als meine ehrliche, aber subjektive Meinung anzusehen und sich daraus Ihr eigenes Urteil für die Zukunst zu machen. Es ist Ihnen gewiß bekannt, daß ich kein Buchhändler von Berus bin. Meine Aufgabe ist demnach diese: Ihnen die Ver bundenheit des deutschen Buchhandels mit dem deutschen Wirtschaftsleben überhaupt zu zeichnen. Erlauben Sie mir, daß ich da einige Gemeinplätze vorausschicke. Sie haben vielleicht gehört, daß man mich so etwas wie einen Wirtschafts- Politiker nennt. Ich muß sagen, daß ich diesen Ehrentitel nicht sehr hoch halte. Es scheint mir darin einer der Zeitirrtümcr verborgen zu liegen, nämlich die Meinung, als wäre die Wirt schaft in der heutigen Zeit das eigentlich Wichtigere, Bedeuten dere und Ernsthaftere im Leben und die Politik weniger. Je länger ich mich mit wirtschaftlichen Fragen befasse, um so deut licher und klarer wird mir, daß umgekehrt die Wirtschaft die Folge von Politik ist, daß die Politik das Große, das Ernstere und das Wichtigere ist, daß Wirtschaft eigentlich ist: Lohn oder Strafe sür vorhergegangene gute oder schlechte Politik, Daß wir 50 Jahre glücklichen Wirt schaftslebens hinter uns haben, das war di« Folge der Gründung des Deutschen Reiches, und daß wir heute in einer schweren Not sind, das ist die Folge der Gefährdung oder Bedrohung — milde ausgedrückt — dieses selben Deutschen Reiches, Es ist nicht so, wie die Materialisten sagen, daß der Geist aus dem Brot komme, sondern es ist umgekehrt, daß Brot und überhaupt das Materielle eine Folge des Geistigen ist, des Vorhergegange nen. So ist auch die Lage, in der der deutsche Buchhandel als ein Teil der deutschen Wirtschaft sich heute befindet, eine Folge dieser großen geistigen Ereignisse, die vor oder unter dem Mate riellen liegen. Ich habe das vorausgeschickt, weil ich nachher daraus zurückkommen will. Nun werde ich aus das Wirtschaftliche im engeren Sinn des Wortes eingehen. Wir sind gewiß zum größten Teil in diesem Saale über zeugte Individualisten oder Antisozialisten, Nichtkommunisten, Aber je länger ich die Wirtschaft studiere, um so mehr glaube ich zu erkennen, daß dahinter doch ein großer, von der Natur gegebener Kommunismus ist, daß kein Beruf und keine Berufs arbeit für sich besteht. Sondern immer nur ist es ein Bruchstück, ein Teilstück aus dem großen Ganzen, aus der Volkswirtschaft heraus, sodaß auch der deutsche Buchhandel und das, was ihm bevorsteht und was ihn jetzt irisst, anzusehen oder zu erklären ist aus dieser Tatsache des von der Naiur gegebenen Kommunis- mus: Er ist ein Glied einer Volkswirtschaft, Das Wenige, was ich Ihnen an praktischen Fragen nunmehr vorzutragen versuche, werde ich unter drei Kapitel dringen. Das I, Kapitel werde ich überschreiben: Die Gemein samkeit und Gebundenheit. Unter dieser Überschrift werde ich versuchen, einiges zu sagen über die zukünftige all gemeine Auswirkung der materiellen Lage sür den Buchhandel, insbesondere über den Mangel des Kreditkapitals und die Be deutung des Eigenkapitals. ' In dem 2, Kapitel, welches ich überschreibe: Die Ver armung, werde ich eingehen aus die Frage, ob diese Ver armung an ihrem Schlußpunkt angekommen, oder ob sie im Fortschreiten ist. In dem 3, Kapitel, welches ich überschreibe: Neuland, werde ich versuchen, aus die Frage zu antworten, ob durch eine Erweiterung des Umsatzes diejenige Produktionsverdilligung erreicht werden kann, die von der Zukunft verlangt wird. Ich komme nun zu dem 1, Kapitel, der Gemeinsamkeit. Ich möchte das an einer Art Beispiel darlegen, Denken Sie sich ein Bauerngut mit >00 Morgen, das die deutsche Volks wirtschaft darstellen soll. Der Großvater des jetzigen Besitzers bestellte 98 Morgen Ackerland und 2 Morgen Gartenland, Dies letztere stellt den deutschen Buchhandel dar. Da er in harter Zeit lebte, hatte er für den Garten wenig Zeit und Arbeitskraft übrig. Für seinen Sohn kam eine reichere Zeit. Er erlebte Jahre und Jahrzehnte, in denen das Ackerland doppelte Ernten erbrachte. Er war in der Lage, das Gartenland zu erweitern, es umzuwandeln in einen Park von 5 Morgen. Dann kam wieder eine Zeit, in der es karg herging und der Enkel in der Notlage war. Er mutzte von diesen 5 Morgen Park zurück kommen aus 3 oder 2 Morgen Gartenland, Ein Beispiel nur, ein übertriebenes Beispiel. Wir wollen einmal die deutsche Volkswirtschaft in folgenden Zahlen dar stellen. 60 Millionen Menschen leben --- mindestens zu vier Fünftel — von 30 Millionen Hektar, Ich weiß nicht, wieviel Gartenland es in diesen 30 Millionen Hektar gibt, jedenfalls gibt es dafür einen Plan des Anbaues, Ich gehe aber von diesen 30 Millionen Hektar aus auf das, was ich eigentlich meine, auf das deutsche Volkseinkommen, Setzen wir das Volksein kommen auf 30 Milliarden Mark. Auch hierfür gibt es einen Bestellungsplan, Man weiß sogar ziemlich genau, wie er aus sieht. Die Hälfte dieses Einkommens wird benötigt, um für die Nahrung zu sorgen, dann kommen 10 und 20 und nochmals 10?S dazu, um sür Kleidung und Wohnung zu sorgen. Dann kommen 5^, die den geistigen Bedarf des Volkes darstellen, und davon deckt einen Teil der deutsche Buchhandel, Man kann auch hier noch genauer in Zahlen sprechen. Nehmen wir an, daß Deutsch land jetzt ein Volkseinkommen von 30 Milliarden hat — wir wissen es leider nicht gewiß, es können auch weniger sein —, so kommen aus den Kopf 500 Mark, Von diesen 500 Mark werden 250 Mark verwendet für Nahrung, Dann kommen Klei dung und Wohnung, Es bleiben für den Bedarf an Büchern pro Kops vielleicht 5 oder 10 Mark übrig; ich weiß nicht, wie viel. Wenn man aber sagt, der Bedarf wäre 5 Mark, und multipliziert mit 60 Millionen, so kommen 300 Millionen Mark heraus. Bekannt ist diese Summe nun leider nicht, wie überhaupt unsere Produktionszisfern nicht genügend bekannt sind. Es wäre sehr wertvoll, sie zu kennen und ihre Bewegung, ob sie im Abnehmen oder Zunehmen ist. Vermutlich ist sie jetzt im 1912'
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