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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.10.1924
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- 1924-10-27
- Erscheinungsdatum
- 27.10.1924
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148082örierrblLtt s. d. Dtschrr. vuchhandel. Sieüaktioneller Tell. 253, 27. Oktober 1924. Abnehmen. Diese Ziffer ist das eigentlich Regierende im Buch- ^ Handel. Es ist nicht so, daß diese Zisser nun entsteht aus einer Addition, d. i. aus dem, was der Tariflohn, der Papierpreis und sonstige Spesen ausmachen, und dann eine Zisser heraus- kommt, die der Buchhandel verlangen könnte und die ihm ge geben werden müßte, sondern umgekehrt ist das Kausalverhält- nis. Die Kaufkraft der Nation ist so und so groß. Das ist das Gegebene. Nehmen wir an, sie beträgt in diesem Jahre 233 Millionen, und sagen wir, nach fünf Jahren mehr oder weniger. Hieraus entsteht durch ein Divisionsexempel dasjenige, was für die Einzelverteilung des deutschen Buchhandels da sein kann. Das Ganze ist nicht ein Additionsexempel, wie in der Inflations zeit, sondern es ist umgekehrt: ein Divisionsexempel. Ich möchte noch eine andere Folgerung aus der Beweglich keit dieser Zisser Ihnen vor Augen führen. In den Zeiten, da diese Ziffer im Steigen ist, ist es leicht und gut jür alle großen Unternehmungen, ihre Betriebe zu erweitern. Ja, große Unternehmungen, welche mit fremdem Kapital arbeiten können, welche fremdes Kapital hereinnehmen können in ihr Geschäft, welche neue Angestellte anstellen können, gewinnen 'mit jedem Stück fremden Kapitals, mit jedem neuen Angestellten. So ist die Zeit der wachsenden, großen Verteilungsziffer, der wachsenden 300-Millionenziffer eine Zeit, in der die großen Unternehmungen lukrieren. Wenn aber in einer Zeit diese Ziffer sinkt — wir wollen annehmen, wir leben in einer solchen Zeit des Sinkens —, dann ist es genau umgekehrt. Dann ist der jenige, der fremdes Kapital hineingetan, mehr, als er aus irgend welchen besonderen Gründen wirklich hineinnehmen darf, direkt bedroht dadurch. Er kann das Kapital nicht wieder zurückzahlen, weil der Umsatz kleiner wird. Der Zinssatz, den er vor einem Jahr bezahlte, ist in diesem Jahr so hoch, daß er nicht mehr herauszuwirtschasten ist. Dann steht die Chance gut für den kleineren, mittleren und sür denjenigen, der nicht mit fremdem Kapital arbeitet, sondern mit Eigenkapital. Dann fallen aus der einen Seite die ganz kleinen aus, die kein eigenes Kapi tal haben, und aus der andern Seite wird es schwer für die Großen, die mit großem fremdem Kapital arbeiten. Dann kommt eine Zeit, wo innerhalb jenes von mir beschriebenen Kommunismus — diese 300-Millionenzifser zwingt ja zu einer Art Kommunismus, einer Art des Sichvcrtragens unterein ander — der reine Individualist wiederum der Stärkere wird. Aber nicht in dem Sinne, daß nun der Kampf um die Kund schaft mit allen Mitteln, mit aller Schärfe geführt wird. Denn der Gewinn liegt nicht bei dem Käufer und nicht in der Tasche des Käufers, indem man von diesem einfach verlangt: Das und das mußt du bezahlen! Er liegt auch nicht darin, daß man mit fremdem Kapital die Konkur renten niederkonkurriert, sondern der Ver dienst liegt nur im eigenen Hause, im Ein kauf, in der eigenen Produktion, in dem eigenen Sparsamerwerden im Hause selber, in der Leistung des Chefs und seiner besten Angestellten. Kurzum: es wird da nicht mehr konkurriert mit Gewalttaten oder betrügerischen Mitteln, wie in Zeiten der Jnslation zum Beispiel oder in der Zeit der wachsenden Zahl, sondern mit der wirklichen und ernsten Leistung. Es wird eine Zeit, in welcher die geschäftliche Moral überhaupt wieder eine schärfere und strengere wird. Ich darf vielleicht dieses Kapitel damit abschließen, daß ich nochmals wiederhole als eine Art Lehrsatz: Der Preis kommt vom Käufer und mutz hinge nommen werden als ein von der Natur Gegebenes oder in der Gemeinschaft Gegebenes. Und die einzelnen Bcrufsstände, welche das Ganze zusammensetzen, die einzelnen, die dazu bei tragen sollen zur Gesamtleistung, haben die Aufgabe, nunmehr allein mit der wirklichen Leistung den Konkurrenzkampf zu führen. Aber ich habe die Annahme gemacht oder durchblicken lassen, daß wir in einer Zeit der Verarmung leben, und zwar der noch fortschreitenden Verarmung. Das ist gewiß eine Frage, die uns alle in erster Linie fesseln wird: W o stehen wir in bezug auf die deutsche Verar mung? Sind wir an deren Tiefpunkt, an deren Endpunkt angekommen? Auch da, meine Herren, bitte ich Sie, das, was ich Ihnen sage, als meine beste und ehrliäffte Überzeugung, aber als etwas anzuschen, was natürlich dem Irrtum in aller höchstem Maße unterworfen ist. Wie kann man wohl mit einem einzigen Satze oder mit zwei Sätzen den gegenwärtigen Zustand in Deutschland dar stellen? Es gibt in Deutschland 10 Millionen Industriearbeiter. Diese haben vor dem Kriege eine Ausfuhr von lv Milliarden Goldmark gehabt. Sie haben jetzt nur noch eine Ausfuhr von 5 Milliarden Goldmark. Es sind also, ganz mathematisch und kalt gesprochen, im Verhältnis zu der gegebenen Ausfuhr 5 Mil lionen Industriearbeiter (mit den dazu gehörigen Kopse» 20 Mit- lionen Menschen in Deutschland) in gewissem Sinne überzählig. Das sind die 20 Millionen des Tigers Clemenceau. Ein kurzer Rückblick in die Geschichte: Wie ist es dahin gekommen? Vor dem Kriege gab es drei große Jndustrievölker: Amerika mit einem wunderbar reichen Kontinent, England mit einem großen Kolonialreich, Deutschland, das all dies nicht hatte, sondern nur seine Arbeitskraft, seine Leistungen. Diese drei Völker konnten sich erhalten aus einem wachsenden, zunehmenden Weltmarkt. Dieser hätte beliebig weiter wachsen können, wenn nicht dazu gekommen wäre das, was der eigentliche Zerstörer der Wirt schaft und der Kultur ist, nämlich der politische Neid. So kam bei den andern die Meinung auf, daß an dem Tag, an dem man den deutschen Jndustriekörper um 10 Millionen zurück- drängen könnte, sie gewinnen müßten. In England wurde «in Buch geschrieben von Norman Angel, welches überschrieben ist: »Die große Illusion-, in dem gesagt wurde: »Das ist ein Irr tum. Nach diesem Versuch der Zurückdrängung werdet ihr beide ärmer sein als vorher!- So ist es auch gekommen. Die Engländer haben auch an ihrer Ausfuhr 30?L verloren, aber wir zunächst 50!^. Der Weltmarkt ist sür diese drei Völker kleiner, aber die Völker, die Menschenmassen sind eher größer geworden. Nach den vier Jahren Krieg hätte eigentlich diese Erschei nung in den Vordergrund treten müssen, daß es in Deutschland eine überzählige Jndustriebevölkerung gab, daß in Deutschland nicht mehr dasjenige produziert und im Austausch mit dem Ausland hereingeschafft wurde, was notweirdig und was in normalen Zeiten möglich war. Aber siehe da: es geschah etwas ganz anderes, was man gar nicht erwartet hatte. Es kam die Periode der Inflation. Während die Räder in England, Amerika zunächst einmal still standen und es dort Erwerbslose gab, drehten sich in Deutschland alle Räder; es gab keine Erwerbslosen, und es schien, als ob der ganze große Versuch der Gegner vergebens gemacht und das fremde Kriegsziel nicht erreicht worden wäre. Aber mit einem derartigen Versuch der Inflation, der bekannt lich fünf Jahre gedauert hat, ist auf die Dauer der Zustand der Wirklichkeit nicht zuzudecken. Es war das nur ein Hinweg, täuschen, es war ein künstliches Erhalten eines großen produ zierenden Menfchenkörpers auf Kosten von Reserven innerhalb der Volkswirtschaft, auf Kosten anderer Berufsstände. Es mußte der Punkt kommen, wo das aufhörte. Dieser Punkt kam be kanntlich vor einem Jahre. Nunmehr stand wieder das große Rechenexempel da, wie und auf welche Weise man die 60 Mil lionen Menschen in Deutschland, oder 10 Millionen Industrie arbeiter in dem verkleinerten Reiche mit der verkleinerten Ein- und Ausfuhr ernähren könne. Aber siehe da, auch in diesem Jahre ist dieses Excmpel wieder nicht vorgenommen. Nach meiner Überzeugung wenigstens ist das, was wir hinter uns haben, oder der Zustand, in dem wir leben, wieder ein ver schleierter gewesen, und wir leben noch in einem Zustand der Labilität. Wir sind noch nicht auf dem festen Fuß boden angekommen, auf dem es erst eigentlich möglich ist, mit Sicherheit zu arbeiten. Ich halte es, da Sie mich einmal nach meiner Meinung fragen, sür meine Pflicht, Sie darauf aufmerksam zu machen,
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