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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.09.1924
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- 1924-09-03
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- 03.09.1924
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I1498vörsenblat1 f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller TeU. X 207, 3. September 1924. Kataloge von Nord- und Südamerika schlagen euch mausetot, was Seltenheiten und Preise anbctrifft.« »Stolz lieb' ich den Spanier«, lies; sich der in seiner Muttersprache abgefaßte spanische Literatur- Katalog vernehmen, »— aber in Spanien, in Spanien, rufe ich mit Leporello; wir sind oft nur für drei oder vier Liebhaber berechnet und sind ausverkauft schon vor der allgemeinen Versendung«. »Was will eure Druckerschwärze bedeuten«, ließ sich der Baß eines Manu- skripten-Katalogs hören, »mein Inhalt steht einzig da, wer hat die Beethovensche Waldstein-Sonate auf den Markt gebracht, daß sie Olschki nach dem Originalmanuskript vor geladenem Publikum auf- sühren lassen konnte? — Karl W. brachte das fertig!« — »Ihr habt alle gut reden«) ertönte die feine Stimme eines Hiersemannschen Katalogs aus der Frühzeit, »jetzt, wo der Siebzigjährige auf der Höhe steht und sein Haus einen Weltruf genießt, ist es leicht, zu renom mieren, aber ich hier stamme aus seiner Entwicklungszeit, wo an das Haus Königstraße 29 noch nicht zu denken war und Hicrsemann noch in der Turncrstraße in zwei bescheidenen Parterre-Zimmern seine ersten Kataloge herausgab, voll von Arbeitslust und Hoffnungen auf Erfolg; das Zusammenarbeiten mit dem alten Ulm in K. F. Koehlers Antiquarium war gescheitert, und rasch entschlossen stand Hiersemann auf eigenen Flißcn, sein Ziel fest im Auge habend«. Diesen Eindruck machte er a>uf mich, als ich ihn nach Fahren «damals aufsuchte. Meine persönlichen Beziehungen zu Hiersemann gingen viel weiter zurück, bis in meine Lehrzeit, bis in das Jahr 1869, die Zeit unseres gemeinschaftlichen Besuchs der Leipziger Buchhändlerlehranstalt unter Direktor vr. Bräutigams Leitung. Hiersemann lernte damals bei List L Francke in der Uni- vcrsitätsstraße und war schon damals einer der fleißigsten von uns Jünglingen. Dann trat nach Jahren sein Bild wieder in meinen Ge sichtskreis, als er in Mannheim das Bensheimersche Antiquariat leitete, während meines ersten Frankfurter Aufenthalts; wir waren damals lebensfreudige Gesellen, und Hiersemenzel, das sein Spitzname, war es auch, sodaß häufiger Besuch zwischen den Städten stattfand. Auf dem Wege über London (Trübner) kehrte dann Hiersemann nach Leipzig zurück und wurde das, was er jetzt ist. Oft hat er mich in Frankfurt, wo ich als Einspänner mein bescheidenes Gefährt leitete, besucht, reichlich von mir gekauft und das Gekaufte mit seiner großzügigen Auszeichnung versehen. Trotzdem er nie Zeit hatte, gab es doch Momente, wo das Menschliche durchbrach; ich erinnere mich einer Unterhaltung mit ihm während des Krieges; er sprach von seinem Sohne, der damals Adjutantenritte verrichten mußte, »weg- schießen werden sie ihn wie einen Hasen«, schloß er, und etwas Feuchtes schimmerte in seinen Augen. Diesem elegischen Augenblick entgegengesetzt ist mir eine humoristische Äußerung gegenwärtig ge blieben, die er auf der Jnkunabeln-Versteigerung bei Hanstein in Bonn tat. Wir saßen am Tage vorher bei der Besichtigung auf Holz bänken, auf die man mit kühnem Schwung der Beine sich setzen mußte, mich erinnernd an das Auktionslokal des alten Bom in Amster dam. Die Münchner Antiquare waren in starker Anzahl vertreten, als Hiersemann hcrcintrat und die Korona überblickend schmunzelnd äußerte, er hätte im Stillen gehofft, daß der Münchner Zug ver unglücken oder ein ähnliches Ereignis sich einstellen möge; das war gewiß ein christlicher Wunsch! Dieser über den Dingen stehende Humor charakterisiert den Mann. Er hätte seine Hand nicht über die halbe Welt halten können, wäre Hiersemann nicht so geschnitzt, wie er :st. Starke Konstitution und jugendliche Frische zeichnen noch heute den Siebzigjährigen aus, nur eine gewisse Nervosität, die er übrigens schon in jüngeren Jahren hatte, gibt Zeugnis von dem rastlosen, geistigen Arbeiten, wie es die Organisation eines großen Geschäfts, das sich in Antiquariat uud Verlag teilt, erfordert. Ein einziges Mal in der langen Reihe von Jahren ist es mir gelungen, den Unermüd lichen zu einer Tasse Kaffee mit seiner Gattin bei mir zu seh^n. Eine Badekur war stets mit einleitenden oder abschließenden Ge schäftseinkäufen umrahmt, und länger als die kürzest bemessene Zeit hielt der Kurbesuch nicht an. Die rasche Entschlußfähigkeit und das Arbeitsdauerhaftige seiner Natur haben neben sonstiger, spezieller Begabung den Jubilar zu dem gemacht, was er heute ist, zu einem der bedeutendsten Antiquare der Jetztzeit. — Für mich aber lebt in der Erinnerung neben dem heutigen Jubilar der jugendliche Hiersemenzel, der mit mir die Schule in der alten Buchhändlerbörse besuchte und bei dem ich im Bodenvcrschlage bei Bensheimer in Mannheim über nachtete in einem Raume, der möbliert >,war mit einem etwas wackeligen Tische, auf dem ein Waschnapf stand, mit einem an die Wand gerückten dreibeinigcn Stuhle und einem Bett, das nachts durch brach zur allgemeinen Gaudi der in anderen,Lattenverschlägen hausen den Kollegen. Wir haben manche Nacht nicht so gut geschlafen wie da mals trotz diesem Mißgeschick. Ob ich Dir, Karl W. Hiersemann, einst zum 80. Geburtstage werde Glück wünschen können, erscheint mir frag lich - versprechen will ich es lieber nicht —, ich meine: meinetwegen, der ich noch zwei Jahre mehr zähle. Die Hiersemann-Festschrift.*) Wenn wir die Festschriften, die Buchhändlern und Antiquaren im Laufe der Jahre gewidmet wurden, durchsehen und die nun vor liegende Festschrift für Karl W. Hiersemann damit vergleichen, so müssen wir ohne weiteres zugeben, daß mit ihr etwas ganz Be sonderes geschaffen worden ist für einen Mann, der jeder Ehrung bis jetzt aus dem Wege ging. Der Kommcrzicnratötitel lockte ihn nicht, auch sonst ihm zugedachten Ehren ging er aus dem Wege, bis ihn kürzlich die Ernennung zum Ehrendoktor erreichte. Die vor liegende Festschrift aber ist mehr als jede Ehrung, sie ist für den Jubilar ein »monumentum sere perennius«, auf das er und seine Familie immer stolz sein tonnen. Schon die Tatsache, daß sich Verleger und Antiquare mit einer Anzahl Wissenschaftler von Nus zusammengetan haben, um diese Fest schrift zu schaffen, ist für immer bemerkenswert und hocherfreulich. Beide Teile haben dem Freunde unter dem Titel »Werden und Wirken« einen Festgrub zugesandt, der Zeugnis ablegt von der Ver ehrung, die sie ihm alle entgegenbringen, aber auch von dem wissen schaftlichen Ernst, der Karl W. Hiersemann und die Wissenschaft ver bindet. Solch wertvolles Zusammenarbeiten macht deutschem Buch handel und deutscher Wissenschaft alle Ehre! Es ist eine stattliche Reihe von Stiftern aus Antiquariats-- und Verlegerkreisen, die den Gruß unterzeichnet haben, und eine ebenso stattliche Zahl von wissen schaftlichen Mitarbeitern, die gern das Ihrige dazu beigetragen haben. Fast alle Gebiete, die Karl W. Hiersemann in seinem arbeits frohen und erfolgreichen Leben gepflegt hat, sind durch Abhandlungen vertreten. Beginnen wir mit der Bibliographie. Bibliotheks rat 1)r. Georg Schneider, der Oberbibliothekar an der Preußischen Staatsbibliothek, der uns als Bibliograph ja längst bekannt ist, widmet dem Jubilar eine wertvolle Arbeit, betitelt: »Bibliographie und Wis senschaft«; Universitätsprosessor Erich von Rath, der Direktor der Universitätsbibliothek Bonn, der verdienstvolle Vorsitzende der Jn- kunabelkommission, behandelt in seinem Beitrag die »Vorläufer des Gesamtkatalogs der Wiegendrucke«, was viele dankbar begrüßen wer den. Eine umfassende »Bibliographie der Schriften Daniel Easper von Lohensteins (1652—17-18)« gibt Or. püil. ü. e. Hans von Müller- Berlin. Neben der Bibliographie ist in der Festschrift auch die Biblio- theksgeschichtc vertreten. Geheimrat vr. Hans Schnorr von Carolsfeld, der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, schrieb über »Oken als Bibliotheksbenutzer«, und Bibliotheksrat 0r. Max Josef Husung, der Bibliothekar an der Preußischen Staats bibliothek, gibt uns Mitteilungen von dem »Grafen Mejan und seiner Sammlung an der Preußischen Staatsbibliothek«. »Vom Rhodischen Koloß, aus einer verlorenen Handschrift« handelt Universitätsprofessor vr. Emil Jacobs, der Direktor der Universitätsbibliothek in Freiburg i. Br. Schließlich macht uns Universitätsprofessor vr. Leidinger, der stellvertretende Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, mit einem »Stammbuch aus den Tagen der Paulskirche« bekannt. Zwei Männer find auf Spezialgebieten mit einem Beitrag ver treten. Der langjährige Vertreter der griechischen Paläographie an der Leipziger Universität, Prof. vr. Viktor Gardthausen, heute über 80 Jahre alt, hat es sich nicht nehmen lassen, dem Jubilar eine Arbeit »Die Königs-Monogramme Alexanders des Großen« zu widmen. Dr. Walther Giesecke, der Mitinhaber der Firma Scheiter L Gicsecke in Leipzig, bekannt als Münzsammler, überschreibt seine Abhand lung »Moneta«. Drei größere Arbeiten sind derGeschichte desBuchdrucks gewidmet. Mit großer Freude ist festzu stellen, daß auch Neichs- bibliothekar l)r. vr. b. e. Jsak Gustav Alfred Eollijn, Direktor der Königl. Bibliothek in Stockholm, mit unter den GIllckwünschenden ist und einen überaus wertvollen Beitrag »Der Buchdrucker Georg Nicholff der Ältere in Lübeck und Münster 1199—1518« beigesteuert *) Werben und Wirken, ein Festgrub Karl W. Hierse- m a n n zugesandt am 3. September 1921. (Herausgeber: Martin Bres lauer und 1)r. Kurt Koehler.) Leipzig 1921. Verlag von K. F- Koehlcr. 421 S. 50 Tafeln. 1". Ausgabe X (Nr. 1—50). Hpgt. Gm. 130.—, Ausgabe 8 Ganz!. Km. 60.— (einmalige Auflage von 550 Expl. für den Handel).
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