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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.09.1924
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1924-09-03
- Erscheinungsdatum
- 03.09.1924
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- Deutsch
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11494Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X- 207, 3. September 1024, führenden Männern. Er sitzt in verschiedenen Ausschüssen des Buchhändlcr-Börsenvereins'1, er zählt zu den Förderern der Deutschen Bücherei, er ist Vorsitzender des Aufsichtsrates der Einkaufsgesellschaft Löwen, die nach dem Friedensverlrag für den Ersatz der im Kriege durch Feuersbrunst zerstörten Bücher schätze der Löwener Bibliothek zu sorgen hat, eine Stellung, die nicht nur eine weitreichende Kenntnis der einschlägigen Verhält nisse und kaufmännische Klugheit, sondern auch viel Feingefühl der Behandlung verlangt. Daß das deutsche Antiquarialswesen sich zu hohem Aufblühen entfalten konnte, ist seiner Tätigkeit mit zu verdanken. Auf seinen zahlreichen Reisen konnte er mit Ge- lehrten von Ruf und den berühmtesten Sammlern in Beziehungen treten — er gehört neben Simon Leopold Baer auch zu den ersten deutschen Antiquaren, die ihre amerikanische Kundschaft persön lich aufsuchten und damit auf den buchhändlerischen Verkehr vor allem mit den Vereinigten Staaten befruchtend einwirkten. Wer je einmal Len breitschultrigen Mann mit der großen Nase, dem energischen Kinn und den lebhaften Augen in seinem Arbeitsgebiet beobachten konnte, wird sich dem nachhaltigen Ein druck seiner Wesenheit nicht haben entziehen können. Er gehört zu den Menschen, die nie Zeit haben und sich nur Zeit nehmen, wenn es nötig ist. Seinen Fleiß nennt er Angewohnheit: er mag aber ein Erbe der Väter sein, die mit beginnendem Morgenlicht an die Arbeit gingen und erst bei Sonnenuntergang Feierstunde machten. Und auch seine Tüchtigkeit, die Lauterkeit der Ge sinnung, der gefestete Charakter gehören Wohl mit zu diesen Erb stücken. Nur über die Schaffenseinseitigkeit der Ahnen ist er hinausgewachsen. In seiner genialen Persönlichkeit kommt das eigentümliche Universelle, Weitgespannte und Umfassende, das den Antiquar kennzeichnet, zu lebendigstem Ausdruck, Organisa torische Begabung ist dabei eine Hauptbedingung für die Stra tegie des Erfolgs, ist unumgängliche Notwendigkeit bei einem so riesenhaft ausgedehnten Geschäft wie dem Hiersemannschen. Der Organisator wird auch immer ein Mann der Ordnung sein müs sen, Peinlichste Ordnungsliebe-im Großen wie im Kleinen ist charakteristisch für Karl W, Man braucht nur einen Blick auf sei» Pult zu werfen, um das zu erkennen. In der ersten Geschäfts stunde häufen sich da die postalischen Eingänge, Briefe aus allen Weltgegenden, Bestellungen, Angebote, oft mit Wünschen und Hoffnungen zwischen den Zeilen, Drucksachen, Prospekte, Ankün digungen: was gewöhnlich die Frühpost dem Buchhändler zu bringen pflegt. Und dann geht es an das »Aufarbeiten--, an die Durchsicht und Verteilung der Briefschast, meist mit kurzen Rand bemerkungen für die Mitarbeiter, denen bestimmte Ressorts zu gewiesen sind. Das Pult wird leerer, nur ein Packen Briefe bleibt zurück, die von ihm selbst beantwortet werden sollen. Die Sekretärin sitzt bereits an der Maschine, das Diktat beginnt. Wohin fliegen die Briefe? Heute vielleicht nach Berlin, Paris, Wien, Madrid, Minneapolis und auf ein Schloß nach Ungarn, morgen nach Zürich, Amsterdam, Rio, Bukarest, Chemnitz und zu einem Pastor in Finnland. Ein Antiquar in Barcelona bietet Inkunabeln eines unbekannten Druckers in Salamanca an, in St, Gallen ist eine Sammlung von Miniaturen des II, Jahr hunderts verkäuflich, ein Mailänder Bibliophile sucht Drucke des de Lavagna, in Budapest ist eine kostbare Schloßbibliothek nach weisbar mit einer Handschrist des Attavante aus der alten Cor inna, Man weiß, wie es in einem großen Antiquariat zugeht. Das Pult des Chefs ist bald wieder frei für neue Arbeit, Aber es sind auch Käufer da, die durchaus mit dem Herrn des Hauses selbst verhandeln wollen. Er tut ihnen den Gefallen, und er ist *) Herr Karl W, Hiersemann mar tätig: im Ausschuß für das Börsenblatt von 18S8—1904 und 1917—1919, im Verwaltungsaus schuß des Deutschen Bnchhändlerhauses von 1998—1914 und 1918— 1999, im Außerordentlichen Ausschuß für die Bibliographie von 1915 —1929, im Verlags-Ausschuß von 1917—1919, in der Kommission sllr die Gründung eines Wirtschaftsamtes 1917, in der Kommission zur Beratung des Teuerungszuschlagcs 1917, in der Großen Valuta-Kom mission von 1991—192Z. Augenblicklich ist er noch in dem Geschästs- führenden Ausschuß der Deutschen Bücherei lseit 1919), i»> Verwal tungsrat der Deutschen Bücherei lseit 1919) und im Ausschuß: Deutsche Gesellschaft für Auslandsbuchhanbel lseit 1923) tätig. Red, zu dem Käufer, der eine Broschüre sür drei Mark haben will, genau so liebenswürdig wie zu demjenigen, bet dem es sich um einen Einkauf von vielen Tausenden handelt. Zur Seile steht ihm als einziger Teilhaber des Geschäfts seit Kriegsende sein Sohn Anton, glücklicher Vater zweier Söhne, Der Enkelkreis ist indes noch größer. Auch seine Tochter, die Witwe des Lodzer Tuchfabrikanten Girbardt, besitzt drei Kinder, und an diesem Fünfblatt hängt der Großvater mit zärtlichster Liebe. Man mutz mit ihm in der Familie gewesen sein, in seinem schönen Heim in der Haydnstraße, um den Menschen so ganz beurteilen zu können. Es ist richtig, daß seine verehrungswürdige Gattin zuweilen klagt, das Geschäft nehme ihn allzusehr in An spruch, Ist er aber im Kreise der Seinen, so gehört er auch ihnen und nicht dem Geschäft — das zählt mit zu der Organi sation und kosmischen Ordnung seines Lebens. Er hat ein gast liches Haus, das können die Verfasser dieser Zeilen bezeugen, und sie fügen hinzu, daß die Proben, die Karl W, ihnen aus seinem Weinkeller versetzte, in jeder Weise der Güte seiner buch händlerischen Unternehmungen und den Hochgewächsen seines Verlags entsprachen. Woraus zu entnehmen ist, daß der kauf männische Grundsatz Hiersemanns, der in einer Verbindung von Idealismus und Materialismus gipfelt, in äußerst glücklicher Weise auch die Lebenskunst des nun Siebzigjährigen beeinflußt. Damit sind wir am Ende dieses Berichts und schütteln dem Jubilar in alter Freundschaft glückwünschend die Hände, Fedor v. Zobeltitz, Martin Breslauer. Das Antiquariat Karl W. Hiersemann. Von Albert Schramm, Vor mir liegen 541 Kataloge des Antiquariats von Karl W, Hiersemann. 528 derselben sind in 46 Bänden dauerhaft gebun den, die neuesten werden demnächst zum Buchbinder gegeben. Lückenlos sind sie alle erhalten, ein schönes Zeugnis für den ordnenden Sinn des Inhabers, der Wohl weiß, was seine Kata loge bedeuten. Eine Unsumme von Arbeit liegt in diesen Kata logen vor, eine Unsumme stiller Arbeit, die viel zu wenig be achtet wird, Antiquariatskataloge wie Verlagskataloge werden leider meist von denen, die sie zugeschickt erhalten, mit wenig Liebe behandelt, trotzdem sie es verdienten. Eine Stelle, wo sämtliche Buchkataloge der Welt gesammelt werden, gibt es nicht, ja gar manche Firma hat ihre sämtlichen Kataloge selbst nicht mehr*). Umso dankbarer wird der Buchkundler, der Bibliograph, der Bücherfreund sein, wenn er hört, daß bei Karl W. Hierse mann alles lückenlos erhalten ist. Das Antiquariat Hiersemann ist international. Das zeigt schon der erste Katalog, so bescheiden er auch ist, der die geschäft lichen Mitteilungen dreisprachig wiedergibt. Trotz dieses weiten Gesichtskreises ist das Antiquariat Hiersemann aber doch ein Spezialantiquariat, freilich von allergrößtem Umfang, Große Gebiete hat der jetzt 70jährige Seniorchef nicht nur bearbeitet, sondern mit rastlosem Eifer und seltener Kenntnis im Lauf von 40 Jahren in einer Weise gemeistert, daß man erstaunt vor der Riesenarbeit steht, 48 Seiten nur ist der erste Katalog stark, er zeigt aber bereits die Hauptgebiete, die Hiersemann besonders am Herzen lagen. Sein Titel lautet: Kunstgeschichte, Kunstdenk mäler, Prachtwerke, Architektur und Kunstgewerbe: daß ein be sonderer Abschnitt dem Bucheinband, der Bücherornamentik, der Schreibkunst gewidmet ist, deutet bereits seine Neigung zur Ge schichte von Buch und Schrift an. Und die weiteren Kataloge bringen rasch hintereinander die Gebiete, die besonders zu pfle gen Hiersemann sich angelegen sein ließ, Nummer 2 bringt die Numismatik, Nummer 3 die Kostümkunde, Nummer 4 Orienta lin Nummer 7 Kunstgeschichte und Kunstgewerbe usw. Welche *) Ich habe schon in meiner Zeitschrift für Buchkunde 1924, Seite 9, darauf Hingeiviesen, daß über die Geschichte des Antiquariats eine große, umfangreiche Arbeit in Aussicht steht, und dabei gebeten, die Arbeit durch Überlassung von Festschriften, Kirmcngefchichlen, Ka talogen usw, zn unterstützen. Ich möchte diese Bitte an die Antiqua riate hier wiederholen, Adresse für Sendungen: Professor vr. Schramm, Leipzig, Floßplatz K/III
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