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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.09.1924
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- 1924-09-10
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- 10.09.1924
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^ 213, 1V. September 1824. Redaktioneller Teil. «SrsnibllM I. d. Dtlchn. Buchhandil. H7gg Redaktioneller Teil. (Nr. 142.) Werbearbeit für wissenschaftliche Literatur. Von vr. Hermann Reitze r, Wien. iS. auch Bbl. Rr. 211.) Die großen Fortschritte, die hinsichtlich der Propaganda für das deutsche Buch in den letzten Jahren unverkennbar gemacht wurden, sind der wissenschaftlichen Liicralur bisher so gut wie gar nicht zugute gekommen. Das ist keineswegs etwa aus eine Mangelhaftigkeit oder geringe Durchschlagskraft der bisher ge-^ leisteten Werbearbeit im Dienste des Buches zurückzuführen, die vielmehr, wenn man sich den verhältnismäßig kurzen Zeitraum vor Augen Hali, seitdem diese Arbeit zielbcwußt und systematisch betrieben wird, ganz Erstaunliches geleistet hat, zumal da die Zeitverhältnisse gewiß nicht als günstig angesehen werden kön nen. Vielmehr erklärt sich diese Erfolglosigkeit der Buchpropa ganda hinsichtlich der wissenschaftlichen Literatur allein daraus,, daß die Propaganda für das Buch überhaupt und die Werbung für wissenschaftliche Literatur im besonderen zwei durchaus wesensverschiedene Angelegenheiten sind, die miteinander eigent lich gar keine gemeinsamen Berührungspunkte haben. Die Wer bung für das wissenschaftliche Buch muß von ganz anderen Ge sichtspunkten ausgehen und infolgedessen auch mit wesentlich anderen Mitteln betrieben werden als die allgemeine Buchpro paganda. Das folgt nicht nur aus der Verschiedenheit der Ob jekte, um deren Propagierung es sich handelt, sondern vor allem aus der Verschiedenheit des Personenkreises, an den sich die Werbearbeit wendet. Denn es sind nicht die breiten Massen der Bevölkerung, die hier in Betracht kommen, sondern immer nur ein genau abgegrcnzter Personenkreis, der erfaßt werden soll. Diese Propaganda ist daher einerseits leichter, andererseits aber nicht unbeträchtlich schwieriger als die allgemeine Werbearbeit. Leichter insofern, als der Kreis der durch die Werbung zu ge-! Winnenden Personen von vornherein eine so ziemlich fest stehende und ziffernmäßig beschränkte Größe ist, leichter auch in der Hinsicht, daß in diesem Kreise das Interesse für das Buch im allgemeinen schon vorhanden ist und nicht erst geweckt wer den muß, schwieriger aber deshalb, weil diese Personen infolge ihrer weitaus höheren Bildungsstufe viel weniger leicht zu be einflussen sind und bei ihnen die gewöhnlichen Mittel der Mas senpropaganda in der Regel gänzlich versagen werden. Bei der Werbung für das wissenschaftliche Buch wird stets an das Interesse anzuknüpfen sein, welches bei einer erfreu licherweise immer größer werdenden Anzahl von Akademikern und Intellektuellen überhaupt für die ihrem eigentlichen Bil dungsgang verwandten, in vielen Fällen aber auch für solche Wissenschaften vorhanden ist, die mit ihrem eigenen Lebens beruf nichts gemein haben. Es ist eine unleugbare Tatsache, daß sich im Gegensätze zu der Spezialisierung, welche in den letzten Jahren die wissenschaftliche Arbeit und das geistige Leben über haupt beherrscht hat, in der allerletzten Zeit ein immej lebhafter werdender Zug zum Universalismus bemerkbar macht, welcher die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Wissens gebieten zu erfassen und ein Gegengewicht gegen die streng ein seitige und im eigenen Fache aufgehende Ausbildung zu schaffen sucht, wie sie derzeit noch den Bildungsgang aller unserer geisti gen Berufe beeinflußt. Wenn der Buchhandel nicht mehr, wie dies bisher geschehen ist, an der Tatsache achtlos vorübergeht, daß sich zahllose Juristen auch für medizinische Fragen interessieren, wobei kei neswegs nur an die dem Juristen naheliegenden Probleme der Psychiatrie zu denken ist, daß viele Mediziner technischen Pro blemen starkes Interesse entgegenbringen, daß Philosophen und Historiker den Fragen der wissenschaftlichen Politik und der Rechts- und Staatswissenschasten ernste Aufmerksamkeit schenken, daß die Gegenstände der Volkswirtschaftslehre und Wirtschafts politik im Vordergründe des allgemeinen Interesses stehen, daß Angehörige fast aller wissenschaftlichen Berufe ein oft geradezu brennendes Interesse für die aktuellen Probleme der Natur wissenschaften und der Technik zeigen, daß es fast keinen Gebil deten gibt, der nicht den Wunsch hat, über die modernen Errun genschaften der Biologie erschöpfende Aufklärung zu erhalten und zu den so viel erörterten Fragen der zeitgenössischen Philo sophie aus Grund eigenen Studiums Stellung nehmen zu kön nen, so wird er daraus für seine Werbearbeit wichtige Schlüsse ableiten können. Es müßte die dringliche Forderung erhoben werden, daß schon in unseren Lehr- und Studienplänen für Mittel- und Hoch schulen darauf Bedacht genommen wird, die studierende Jugend in die Lage zu versetzen, sich in der wissenschaftlichen Literatur wenigstens einigermaßen zurechtzufinden und zumindest die Titel der Standard-Werke der wichtigsten Wissensgebiete kennen zu lernen. Es ist ein Fehler, den sämtliche im Gebrauche befind lichen Lehrbücher der Gymnasien, Realschulen, Lyzeen, Handcls- alademicn und ähnlicher Lehranstalten ausweisen, daß sie keiner lei Literaturawgaben enthalten. Solche hätten gerade, wenn sie in ^Lehrbüchern ausgenommen sind, bestimm! die vorteilhaf testen Wirkungen und würden sicherlich den einen oder anderen dazu veranlassen, sich später eines der angeführten Werke anzu schaffen. Auch im mündlichen Vortrag wird in unseren Mittel schulen auf Literaturangaden gar kein Bedacht genommen. Der Unterricht in deutscher Literatur kann dafür keinen Ersatz bieten, da sich ja dieser im allgemeinen nur mit der schöngeistigen und nicht mit der wissenschaftlichen Literatur beschäftigt. Selbst an den Hochschulen liegen die Verhältnisse hier sehr im argen, da es noch immer viele Vorlesungen gibt, in welchen so gut wie keine Literaturangaben gemacht werden oder sich diese, was so ziemlich aus dasselbe hinauskommt, nur auf die eigentlichen Lehrbücher beschränken. Der Buchhandel hätte überhaupt allen Anlaß, den Verhält nissen auf den Hochschulen erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen, da sie sicherlich dazu berufen sind, in der Werbearbeit für die wissenschaftliche Literatur eine sehr gewichtige Rolle zu spielen. Nicht zuletzt ist ja die streng einseitige Ausbildung, die unsere Studierenden an den Hochschulen empfangen, an der Verarmung unseres geistigen Lebens schuld, und der Buchhandel müßte den oben erwähnten Zug zum Universalismus mit allen Mitteln ! unterstützen. An manchen Hochschulen bestehen ja noch aus ältc- > ren Zeiten die sogenannten collsgio publica, Vorlesungen für Hörer aller Fakultäten, die sich gewöhnlich eines massenhaften Besuches erfreuen, was der beste Beweis dafür ist, daß in unserer studierenden Jugend das Interesse auch für solche Wissens gebiete, die mit ihrem eigentlichen Fachstudium nichts zu tun haben, in regster Weise vorhanden ist und es sich nur darum handelt, diesem Interesse die Befriedigungsmöglichkeiten zu bie ten. Einführungskollegien in die Probleme der Philosophie, der Physik, der Biologie, der Psychiatric, der Rechtswissenschaften usw. usw., die für Hörer aller Fakultäten zugänglich sind, wür den gewiß freudigst ausgenqmmcn werden und starken Zulauf finden. Wenn in ihnen seitens der Vortragenden darauf Be dacht genommen wird, ihre Hörer auch mit Len wichtigsten lite rarischen Erscheinungen des betreffenden Faches vertraut zu machen, dann könnten solche Vorlesungen für den Buchhandel ganz unschätzbare Wichtigkeit erlangen. Neben diesen Einfüh rungskollegien wären auch für Hörer aller Fakultäten zugäng liche Vorlesungen über die tcktuellen Probleme der einzelnen Wissensgebiete von ganz außerordentlicher Wichtigkeit, und es wäre auch hier wieder Sache des Buchhandels, die Dozenten zu den entsprechenden Literaturangaben zu veranlassen. Es würde an dieser Stelle zu weit führen, den Plan eines Vortragswesens für akademisch Gebildete auscinanderzusctzen. Nur soviel sei erwähnt, daß die Schaffung eines solchen, trotz dem er merkwürdigerweise noch nirgends angeregt wurde, sicher lich eine dringende Notwendigkeit ist. Denn alle Volksbildungs bestrebungen wenden sich trotz der riesigen Entwicklung des Volksbildungswesens immer nur an die breiten Massen der Be- IS3S«
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