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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1925
- Strukturtyp
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- 1925-11-21
- Erscheinungsdatum
- 21.11.1925
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X- 272, 21, November 1925. Redaktioneller Teil. eigenen Preise abermals mit einem entsprechenden Aufschlag auf die Löhne in die Höhe schraubt, ihre Preise in gleicher Weise herabzusetzen. Die Druckereien find zwar zurzeit noch meist ordentlich be schäftigt, aber dies auch nur aus dem Grunde, weil die Industrie den zurückgchenden Absatz durch vermehrte Werbetätigkeit auszu gleichen sucht und infolgedessen große Druckaufträge sür Werbe zwecke erteilt. Daß aber die Forderungen der Buchdrucker über spannt sind, daß die Löhne, die sie erhalten, sür viel mehr ans- reichen als zu einer angemessenen Lebenshaltung, beweist ein Blick in die Kassenverhältnisse des Verbandes der Deutschen Buch drucker-Gehilfen. Allein im ersten Vierteljahr 1925 hat dieser Verband 700 ovo Mark zurücklegen können; für das Jahr berech net würde das die Summe von 2 800000 Mark ausmachen. Diese Summe ermöglicht ihm natürlich, jeden Streik durchzuführcn. Die höheren Löhne, die jetzt die Buchdruckergehilfen bekommen, dienen in erster Linie dazu, ihre Streikkasse zu füllen und sie somit in die Lage zu setzen, bei erster Gelegenheit ihre Forde rungen noch weiter zu steigern, bis die Krisis, >die sich jetzt vor bereitet, die Kulturleistungen unseres Volkes in ihren Grund- icsten erschüttert. Während einerseits, wie aus obiger Statistik ersichtlich ist, die Herstellungspreise ganz gewaltig in die Höhe gingen, hat der Absatz außerordentlich nachgelassen. Infolgedessen können nur noch kleinere Auflagen gedruckt werden, und wenn sich die Her stellungskosten einer Auflage auf 1000 statt aus 3000 Stück ver teilen, so wird der Preis des einzelnen Buches eben entsprechend teurer. Die deutsche Studentenschast wie die Professoren haben sich in der Zeit der Geldentwertung das Büchcrkaufcn nahezu abgewöhnt. Geschah diese Abgewöhnung in gewissen Zeiten in folge eisernen Zwanges, da die Einnahmen mit den Ausgaben nicht mehr in Einklang zu bringen waren, so sind immerhin seit dem Januar 1024 wieder stabile Verhältnisse eingetreten, die es auch Studenten und Professoren ermöglichen, wenigstens in be scheidenem Maße wieder ihre FachbüchercieN zu ergänzen. So lange das Bücherkaufen eingestellt wird, bleibt dem Verleger, der eine Auflage statt in 3 Jahren in 6 oder 8 Jahren verkaufen muß und der infolgedessen genötigt ist, für das gleiche Kapital einige Jahre länger Zinsen z» zahlen, nichts übrig, als eben die Preise zu erhöhen. Sowie der Student daher wieder zu der alten lbcwohnheit zurückkehrt, sich seine Fachliteratur zu kaufen, so wer den sich auch die Preise ganz von selbst wieder senken. Auch die Honorare tragen dazu bei, die Preise zu erhöhen. 2Lenu früher der Verfasser eines solchen Werkes ein festes Hono rar erhielt, so ist an Stelle des festen Honorars, das auch unge fähr die Hälfte des Gewinnes ausmachte, ein Honorar getreten, das IOA vom Ladenpreis beträgt. Muß nun der Ladenpreis infolge der überspannten Druckpreise von 60 Mark auf 100 Mark erhöht werden, so erhält der Verfasser statt M. 18 000 M. 30 000 Honorar. Das ist an sich im Hinblick.auf die Erhöhung der Laden preise berechtigt; aber die 4 Mark für jedes Stück mehr, die der Ver leger zahlen muß, kann er natürlich nur bewilligen, wenn er auch seinerseits den Preis wieder so erhöht, daß auch diese 4 Mark wieder Deckung finden. So treibt ein Keil den andern. Auch der Umstand, daß der Preisnachlaß, den der Buchhändler bekommt, der selbstredend auch leben muß, den schwierigen Ver hältnissen entsprechend in den letzten Jahren erhöht werden mußte, trägt wieder dazu bei, den Preis zu verteuern. Auch dies aber trägt wiederum nicht dazu bei, die Kaufkraft und zumal die Kaufsreudigksit der Studenten zu erhöhen; und mit diesen Um ständen ist cs wohl zu verdanken, daß die Studenten nun ihrer seits suchen, den Buchhandel auszuschaltcn und ihre Bücher durch eigene KNuforganisationen unmittelbar vom Verleger zu beziehen. Das ist aber ein ganz ungesunder Zustand. Der deutsche wissen schaftliche Verlag und auch der Professor sind unbedingt auf das Sortiment angewiesen, da dieses in Hunderten von Fällen Ab- satzgucllen kennt, an die der Verleger nicht unmittelbar hcran- treten kann. Die Erhaltung eines soliden Sortiments ist daher, wenn Deutschland ein Kulturland bleiben soll, ein Ding der ab soluten Notwendigkeit. Früher war es möglich, daß jeder deutsche Gelehrte jedes wissenschaftliche Buch zur Einsicht vorgelcgt be kommen konnte. Henke Hk dies nur in Ausnahmesällen der Fall,! weil soviel Sand und Steine in den Organismus des Buchhan dels geworfen wurden, daß die Räder nicht mehr tadellos funktio nieren. Wir sehen somit, daß eine ganze Reihe von Ursachen vor handen ist, die die Preise in die Höhe treiben. Wenn aber bei genauer Prüfung die Tatsache bestätigt wird, daß gerade die Druckerlöhne über das richtige Verhältnis zu den berechtigten An sprüchen der Gehilfen hinaus erhöht worden sind, muß hier in erster Linie Hand angelegt werden. Wenn die Preise auf die Recht und Billigkeit entsprechende Höhenlage zurückgcjührt werden, wenn bei anderen Gewerben: Leinwand, Leim, Farben, Klischees in ähn licher Weise vorgegangen wird, tvenn Verfasser, Verleger und Sortimenter sich gleichfalls, solange wir in dieser Kris« sind, mit dem begnügen, was unbedingt notwendig ist und womit sie auch früher Haushalten konnten, werden auch auf dem Gebiete des Buchhandels Zustände zu schaffen sein, die cs dein deutschen Verlag und der deutschen Wissenschaft ermöglichen, wieder erfolgreich zu arbeiten und den Wettbewerb auf geistigem Gebiete mit anderen Nationen wieder auszunehmen. Um dies zu ermöglichen, müssen aber die Organisationen all dieser Vereinigungen zielbewußt Mit wirken. Das gemeinsame Wohl muß sür alle an erster Stelle stehen, und tvenn cs eine dieser Gruppen verletzt, muß eben nach Mitteln und Wegen gesucht werden, daß die betreffende Gruppe gezwungen wird, ihre Forderung so zu gestalten, daß die gesamte geistige Produktion dadurch nicht lahmgelegt wird. Wenn dafür gesorgt wird, daß die Buchdruckproise so angesctzt iverden, wie sie gerechterweisc anzusetzen sind, so kan» der gesamte deutsche Vcr- lagsbuchhandel auf die Zuschüsse der Notgemeinschast der deutschen Wissenschaft verzichten. Wenn die Gehilfen nicht mehr Millionen an die Streikkasse abliefern müssen, kommen sic auch mit etwas kleinerem Lohn ans. Wenn hierdurch die Druckpreise sich senken, sind auch die Verleger, die jetzt Zuschüsse von der Notgemcin- schast erhalten, in der Lage, auf diese zu verzichten, da die Er sparnisse, die sie auf normalem Wege machen, ihnen glatt er möglichen, sich nicht mehr unterstützen zu lassen. Sie sind dann außerdem in der Lage, durch zahlreiche Druckaufträge dafür zu sorgen, daß die Druckereien voll beschäftigt sind und die Gehilscn keine Gelder für Arbeitslose zu zahlen brauchen. Für das Buch. Die »Frankfurter Zeitung« bringt seit dem 1. November eine vergrößerte Literat urbeilagc heraus, die dem Buche vermehrten Eingang ins Haus erobern soll. Aus diesem Anlaß veröffentlicht sie einen Aussatz »Für das Buch«, den wir nach erteilter Erlaubnis nachstehend gekürzt wieder- geben, damit er die Buchhändler veranlassen möchte, auch bei ihren Provinzzeitungen die Beigabe von Literaturblättern an- zuregen und zu betreiben. Der Aufsatz selbst tritt so warm und überzeugend für das Buch ein, daß er als Muster für geschickte Buchwerbung gelten kann. Diese Zeilen werden nicht aus Freundlichkeit für den Buch händler geschrieben (es gibt ihrer vielznvtel in Deutschland), nicht aus Freundlichkeit für den Verleger (es gibt ihrer vielzuvicl in Deutschland), und am allerwenigsten aus Freundlichkeit für die Buch- schrciber aller Fakultäten (deren es vielzuvicl, noch mehr als vielzn- viele in Deutschland gibt), sondern sie sind von der Überzeugung diktiert, daß wir Deutschen Herunterrutschen, verflachen, verarmen, wenn wir weiter das Buch so vernachlässigen wie jetzt. Der Bücher-Ver schleiß eines Volkes ist gewiß nicht der einzige Gradmesser sür seinen geistigen Besitz (der Verkauf von Millionen Exemplaren eines Schmökers wahrlich kein rühmliches Zeugnis für den Millionen-Leser- kreis), aber e i n Gradmesser ist er immerhin. Er nähert sich zurzeit dem Gefrierpunkt. Der Buchhandel steht heute im Zeichen des Schlagers. Nenn der Schlager in Wahrheit ein Schlager ist, aufschlußreich für die Zeit, brennendem Fntercsse dienend, Entbinder dessen, was in Bielen rumort, Antworter auf Fragen der Politik, der Wirtschaft, der Philosophie, der Kunst, der Religion, die uns alle bewegen, so hat er sein Lebensrecht, hat er sein Erfolgsrecht. Wir leben Auto-Tempo und haben es eilig. Mag der Schlager in drei Fahren Makulatur sein. Nehmen wir die Niesen-Auflagen des Saison-Buches aus, so ist über allen Wipfeln Ruh. Die Wahrheit zu sagen: einige wenige Schriftsteller, Essayisten zumal, die bedächtig schürfen und langsam 242 L*
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