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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1925
- Strukturtyp
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- 1925-11-21
- Erscheinungsdatum
- 21.11.1925
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- Deutsch
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18440 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 272, 21. November 192ö. einen Kreis eroberten, quittieren noch Zehntausende von Käufern, auch die Zeichner der großen Porträts, einige Mode-Philosophen, einige Romanciers haben Leser. (Namen seien vermieden, der Kenner weiß Bescheid.) Der Nest, der gewaltige Nest, ist Schweigen. Der größte Teil des alten und neuen deutschen Schrifttums liegt in den Fächern der Buchlädcn wie Blei. Manchem Autor fehlt die geschäftige Werbung. Der Verleger verschickt Besprechungsstlicke und verläßt sich auf die Zeitung. Als ob die allein das Buch vorwärts bringe! Warum teilt der Buchhändler dem Kunden nicht regelmäßig mit, was er an Neuigkeiten im Laden hat? Warum unterrichtet er nicht den Arzt, den Anwalt, den Bankier, den Pädagogen, den Freund des Schön geistigen, was an Beachtlichem vorlicgt? Das lockend ausgemachte Schaufenster kann nur ein Teil der Werbung sein. Aber nicht den Verlegern und Buchhändlern sollen hier die Leviten gelesen werden, die Schuld an der Stockung, an den dicht gefällten Regalen liegt an uns allen. Wir sind biichermiide, bnchersaul geworden. Dcr Deutsche wird ein Oberflächenmensch, dem das Buch Luxus scheint. Einst stand in den Hanshaltnngsbücheru der deutschen Familie neben dein Rubrum Kolonialwaren, Miete, Kleider, Arzt, Reise auch eines: Bücher. Ein gewisser Teil des Einkommens war allmonatlich fiir die Bereicherung der Bibliothek bestimmt. Davon ist heute keine Rede mehr. Wirtschaftlicher Notstand? Er besteht und hindert viele, viele der Besten unserer Sippe, am Bücherkauf. Jedoch: für Kino, Ausflüge, Sport und Stadion, für Varietes und allerlei Kinkerlitzchen des Daseins haben weite Kreise Geld bereit. «Ertüchtigung« in Ehren, Ausflüge in Ehren, Vergnügen in Ehren, aber deshalb Verachtung des Buches? Es sei zu teuer, heißt es. Teuer wie alles. Nicht so teuer, daß der regelmäßige und gelegentliche Erwerb eines Buches den Ruin der Familie bedeutete, derselben Familie, die für ein-ni Kino-Besuch oder eine Fahrt zum Stadion willig den Preis eiu.'.s Buches erlegt, übrrgens hat Preissenkung eingesetzt. Wir haben gute Neihenbüchcr für 80 Pf., .1 Mk., 2 Mk. (die besten vielleicht, die ein Volk hat), und 5-Mark-Bücher wären auch manchem erschwing lich, der ernsthaft wollte. Wir wollen aber nicht und stürzen uns lieber über znsammcngeklitterte Revuen und Magazine, deren einzelne so viel kosten wie ein gutes Rechenbuch, und die alljährlich den Betrag für einige 5-Mark-Bücher ausmachen. Bildnngsgnt, das ein Buch znführt, Bereicherung durch das Buch, Teilhaberschaft an zeitgenössi schen Erkenntnissen und Werten, die ans dem Buche fließen, wird nicht beliebt. Nur einmal im Fahr, plötzlich, vor Weihnachten, scheint das Buch nicht mehr zu teuer. Es wird wohlfeiler Geschenk-Artikel und wahl los gekauft. Edles, Mittleres und Schund liegt unter den Bäumen. Wer Weihnachtsbesnche abstattet, erlebt Fürchterliches. Es ist zu glaube», daß wirklich gute Bücher vom Weihnachtsgeschäft nicht viel profitieren. Drr Käufer, der den Laden betritt, weiß ja selber nicht, was er will, und für Unterrichtung ist nicht Zeit. (Bei einem Krawattenkanf geht^es sorgfältiger zu.) Daß uns das Buch neue Welten anfgetan — wer weiß es? Nicht jeder Buchhändler vermag seine Kundschaft zu belehren, das Buch sei heute zu einer erhöhten kulturellen Bedeutung gekommen, daß es formbildender, gehaltrgcr. breiter, reicher, tiefer geworden sei. Etwa daß die neuen Illustrations- Methoden Wiedergabe von Gemälden, Pflanzen, Tieren, Landschaften, Gletschern und Gewässern ermöglichen, die den'letzten Reiz der Wahr heit tragen und in ihrer Verfeinerung auch das künstlerische Auge be glücken. Daß insbesondere die vom Künstler-Schriftsteller gebotene Neisebeschreibnng und die vom Maler-Kollegen mitgebrachten Bilder ein Gesamtknnstwerk ergeben, das höchsten Genuß verbürge. Daß in Deutschland nachschöpferische Übersetzer am Werk seien, deren Gnne uns die Vermittlung der feinsten Schwingungen fremder Sprachen schenke. Daß unsere Memoiren-Literatur, unsere Bricfbücher-Litc- ratnr, unsere Biographie-Literatur eine Fülle neuer Erscheinungen gebracht haben. Daß unsere Lexikographen, der harten Zeit znm Trotz, Mustergültiges geschaffen. Das große Publikum ist gleich gültig bis zur Kälte und es geschieht nichts, es wachznblasen. Leute, die den geringsten Fehler in einem vornehmen Hotel rügen, fühlen sich nicht bemüßigt, zu rügen, wenn ihnen>i»i Hotel ein altes abge griffenes Lexikon vorgelcgt wird, sie nehmen an einem Regentag im Luftkur-Hotel dankbar die alten Erzählungen entgegen, die ihnen die Bücherei zur Verfügung stellt, sie schäme» sich nicht der Arm seligkeit ihrer eigenen Bibliothek, wenn Besucher die Reihen mustern, da ihnen Bücher nicht mehr Gegenstand des täglichen Bedarfs sind (es sind dieselben Leute, die wissen, welche Kragensorte die Mode für den Abend vorschreibt), sie lassen sich an der Bahnhofsbnchhand- lnng kitschiges Lesefutter in die Hand drücken, obgleich sie am gleichen Ort auch ein gutes Buch haben könnten. kiismnQn, Horst Oie Werbung fün8 Oucti. I^sitkackso von Lrok. vr. ckul. ^eitler. Ztuttßart: 6. L. kookeüel. 1925. Vlll, 251 8. 8°. 6vb. IM. 11.—. Als wir im Januar 1924 die erste Auslage dieses Buch au- zcigten, wünschten wir ihm recht bald eine neue. Sie liegt nunmehr vor, Beweis genug, daß das Buch in weitesten Kreisen freudige Auf nahme gefunden hat, und hoffentlich ein gntes Omen auch fiir die neue Bearbeitung. Der Umfang ist von 147 Seiten auf 250 angewachsen. Das zeigt schon äußerlich, das; Kliemann nicht stehen geblieben ist, sondern eifrig weiter gearbeitet hat. Er hat dabei auch sein Urteil in manchen Punkten ein wenig verändert, namentlich soweit es in der ersten Auflage von der Jnslationserfahrung abhängig gewesen war. Daß der Untertitel nicht mehr von »System und Praxis«, sondern von einem »Leitfaden« der buchhändlerischen Reklame spricht, bringt den Charakter der Schrift deutlicher zum Ausdruck. Schon die vermehrte Beigabe von Bildbeilagen, darunter vieler ans Amerika, stellt eine Bereicherung und Vervollkommnung der neuen Auslage dar. Sie geben viel Anregung. Reizvoll erscheint uns auch die gelegentliche Beigabe von Mottos am Anfang einzelner Abschnitte. Die Erweite rung liegt aber im wesentlichen in der textlichen Umarbeitung und Ausgestaltung. Sie betrifft in erster Linie die Abschnitte U (wich tigste psychologische Grundsätze), 6 II (Maßnahmen des Verlags gegenüber dem Publikum), 6 III (sonstige Propagandamcrßn.rhmcn des Verlags) und v (Propaganda des Sortiments). Ganz neu sind die Abschnitte über »Autor und Buch«, über Radio und Grammophon als Werbemittel, über Preisausschreiben und einige kleinere Fragen, dann vor allem der Beitrag von Prof. vr. Zeltler über Ncklam' knnst. Erweitert ist endlich auch das Literaturverzeichnis am Schluß, obwohl Vollständigkeit dabei noch bei weitem nicht erreicht ist. So wären z. B. Literaturhinweise über vorbildliche Geschäftsorganisation auch im Buchhandel (v 3) sicher sehr erwünscht. Hier sei auch gleich der Hinweis gestattet, daß auf S. 50 der Grundriß der Handels wissenschaft von Findeisen-Großmann (Verlag Gehlen-Leipzig) noch nach der 12. Auflage zitiert ist, obwohl inzwischen bereits die wesent lich nmgearbeitete 15. Auflage vorliegt, in der gerade der zitierte Satz preisgcgeben ist. Der Fehler lag bereits in der ersten Auflage vor. Im einzelnen sei zu den gegen die erste Auflage feftznstellendcn Änderungen folgendes bemerkt: Aufmerksamster Beachtung empfehlen wir die treffliche» Ausführungen über den »Sättigungspunkt in der Reklame« (S. 14). Hier kann in der Tat nicht genug zu Besonnen heit und nüchternster Überlegung gemahnt werden. Die Bedeutung der Psychoanalyse für die Reklame (S. 19 ff.) ist richtig beurteilt. Wir neigen neuerdings vielfach dazu, einfache Dinge künstlich schwierig zu »lachen. Es ist daher zu begrüßen, wenn vor solchen Abwegen gewarnt wird. Sehr beachtlich erscheint uns die Anregung (S. 00) zur: »Einrichtung von Vorträgen, welche weitere Kreise von Ge bildeten mit der Literatur einzelner Fachgebiete bekannt machen«. Diese »gesprochenen Buchbesprechungen« dürsten sich wohl am besten in Ver bindung mit Fachvereinen n. dgl. organisieren lassen. Im Anschluß an Behrmann (Reklame. Berlin, Spcketh L Linde) empfiehlt Klic- man» mit Recht die Normung der Prospekt- und Katalogformate (S. 72 u. f.), da sie dann eher anfbewahrt werden würden und Dauer wirkung erlangen könnten. Kataloge müßten Gegenstand der Sammel leidenschaft werde». Neben der Bnchkarte, die Kliemann ja be sonders propagiert hat, und die inzwischen nach der Anpreisung in der ersten Auslage bereits Tatsache geworden ist, die aber, entgegen seiner Auffassung, schon ältere Vorläufer hatte, empfiehlt er neu auch die Verwendung von Probebogen zu Werbezwecken. Bet wissenschafl- licher Literatur vor allem dürfte das in der Tat sehr aussichtsreich sein. Der von Kliemann (S. 77) noch vermißte wissenschaftliche l nd populärwissenschaftliche Alinanach liegt aber doch wohl, z. B. im Lenchterjahrbnch des Verlags Neichl-Darmstadt, bereits vor. über aus wertvoll sind die auf S. 81 n. f. mitgeteilten Ausführungen des Wiener Historikers Bauer über das Buchbesprechnngswesen. Klie mann hat Recht, sie verdienen, auch im Buchhandel allgemein be kannt zu werden. Auf S. 90/91 legt Kliemann in weiterer Ausfüh rung einer kurzen Andeutung der ersten Auslage genauer seine Ge danken über die Einrichtung einer Kontrollzentrale. für Bespr^chnngS- belegc dar. Darin steckt sehr viel Nichtiges. Aber die Durchführ barkeit dürfte unseres Erachtens an der Kostenfrage scheitern. Wenn etwas Ganzes heranskommen sollte, müßte ein Apparat ansgezogen werden, der in gar keinem wirtschaftlichen Verhältnis mehr znm Wert
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