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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1925
- Strukturtyp
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- 1925-05-23
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1925
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ili! 119, 23. Mai 1925. Ortskollegen, die stolz waren, nun auch einmal ihren lieben Berufs- genosfen ihre lachende schöne Heimatstadt zeigen zu können. In der Gemäldegalerie hatte es sich sogar der Direktor, Herr vr. Posse, nicht nehmen lassen, die Führung selber zu übernehmen. Punkt 12 Uhr war alles aus der Freitreppe der Brühlschen Terrasse versammelt. An den vier Ecken der Treppe, flankiert durch die Schillingschen Bronzcfigurcn »Morgen-, »Tag-, »Abend» und »Nacht«, alles Tageszeiten, die die Kantatetcilnchmer mit wachen Augen in Leipzig gründlich kennen gelernt hatten. Der Photograph brauchte nicht erst »Bitte, recht freundlich« zu sagen. Wem nicht das Herz und Auge lachte bei dem herrlichen Ausblick auf den Dresdner Schloßplatz mit dem weiten Hintergrund der lachenden Lößnitzhöhen, den kann selbst ein Photograph nicht zur Freundlichkeit zwingen. Nach dem beruhigenden Gefühl, auch diesen Augenblick für die Nachwelt unverloren gemacht zu haben, flutete nun der Strom der Erwartungsvollen durch das Georgen tor und die Schloßstraße dem Rathausc zu, wohin der Rat die Mitglieder des Börsenvereins nebst einer großen Zahl von Ehren gästen, Vertretern staatlicher und städtischer Behörden und Kör perschaften zu einem Frühstück in den Festräumen des Rathauses geladen hatte. Die Damen und die Kollegen, die infolge verspäteter Anmeldung oben keinen Platz mehr fanden, stiegen in den Rats keller hinab, schmunzelnd begrüßt von dem Wrbaschen Rathaus esel und seinem weinseligen Reiter, der ihnen die rebengefüllte Schale zum Willkommen kredenzte. Die farbenfrohe Schönheit des Treppenaufganges zu den Festräumcn, die verschwenderische und doch gediegene Pracht der Räume, geschaffen in der glücklichen Blütezeit starken selbstbewußten Bürgersinns zur Zierde und Re präsentation der Städte-Königin an der Elbe, gaben den harmo nischen Rahmen zu dem Bilde einer frohbewegten festlichen Stim mung, der noch verschönt wurde durch den auf den Tafeln prangen den reichen Silberschatz des Rates und den herrlichen Schmuck leuchtender Frühlingsblumen. Wahrlich ein Eindruck, der jedem Festteilnehmer unvergeßlich bleiben wird. In warmen Worten begrüßte der Oberbürgermeister Herr vr. Blüh er im Namen der Stadtverwaltung und der sächsischen Regierung seine Gäste. Man habe nicht etwck"^iL- Ehrgeiz, es der Stadt Leipzig au Ehrungen für die deutschen Buchhänoler gleichzut,,;:. Der Be such Dresdens solle vielmehr aufgesaßt werden als eine schöne Erholung nach Tagen angestrengter Arbeit. Dresden als Hüterin alter Kultur rechne es sich zur Ehre an, getreu der Überlieferung der sächsischen Regierung, dem ehrenhaften deutschen Buchhandel alle Anerkennung und Förderung zuteil werden zu lassen. In dem Augenblicke, da in Berlin der neue Reichspräsident aus die Verfassung vereidigt werde, sei es die Pflicht aller Deutschen, joden Gegensatz politischer Arbeit beiseite zu lassen und die Gegen sätze der Stämme und Länder zu Überdrücken zum Wohle des Vaterlandes. Mit einem Hoch aus den deutschen Buchhandel schloß Oberbürgermeister Blüher seine Ansprache, bei seinem Appell zur Einigkeit von lebhaftem Beifall unterbrochen. Im Namen des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler dankte der Erste Vorsteher Herr Max Röder (Mülheim) der Stadt für die Einladung und gelobte für den deutschen Buchhandel Einigkeit und treue Wahrung der alten Überlieferung. — Der Ehrenvorsitzende des Vereins Dresdner Buchhändler, Herr Hof rat vr. Ehlermann, sprach den Willkomm aus im Namen der Dresdner Buchhändler und des Dresdner Verkehrsvereins. Die Fahrt nach Dresden bilde den harmonischen Schlußakkord der so festlichen Tagung in Leipzig. Mit einem Hoch auf den neuen Reichspräsidenten als den Hüter von Recht und Ordnung schloß er seine Ansprache. — Herr Paul Nitschmann, Erster Schriftführer des Börsenvereins, feierte die Schönheiten der Stadt Dresden und gedachte auch der sächsischen Fürsten, die hier der deutschen Kunst in ihren Sammlungen eine bleibende Kultur stätte geschaffen hätten. — Herr Hosrat vr. M e i n e r, der Zweite Vorsteher des Börsenvereins, dankte insonderheit der sächsischen Regierung, mit deren Hilfe es im Verein mit der Stadtverwal tung Leipzig möglich geworden sei, die Deutsche Bücsterei in Leip zig zu schaffen. Auch der Rat der Stadt, der Berkehrsverein, der Verein Dresdner Buchhändler, die Firmen A. Drcssel, Alexander Köhler, Oscar Laube und Wilhelm Limpert hatten es sich nicht nehmen lassen, durch Bücherfestgaben die Dresdner Gäste und Ehrengäste zu erfreuen, getreu der alten Kantate-Tradition, die ersten drei durch Stiftung eines Albums schöner Ansichten Dresdens und der Sächsischen Schweiz, das hoffentlich noch lange den Eindruck der gastlichen Stadt wachhalten und werbend für baldige Wiederkehr nachwirkeu möge. In frohbewcgter Stimmung, die nach der Rede vr. Ehlermanns auf den Reichspräsidenten im Deutschlandliede spontanen Ausdruck fand, wurde die Frühstückstafel aufgehoben und in den weiten Vorräumen des Fcstsaales der Kaffee eingenommen. Inzwischen hatten sich auch die Damen aus dem Ratskeller ein- gesunden und belebten das bewegte Bild noch besonders durch den farbenfrohen Reiz ihrer Toiletten. Auch unten im Ratskeller in der für die Damen reservierten Trinkstube der Stadtverordne ten herrschte frohe Feststimmung. An blumcngeschmückten Tischen hatten die Damen Platz genommen, und Frau Rudolph be grüßte im Namen der Dresdner Damen ihre Gäste in herzlicher Weise. Eine Leipziger Dame und eine Kollegin aus Schweden antworteten ihr und dankten für das, was Dresden geboten hatte und noch bieten wollte. Mit dem Gefühl aufrichtigen Dankes für diese wahrhaft großzügige Gastfreundschaft des Rates, für die noch lange nachwirkcnden Eindrücke hat wohl ein jeder der Fcst- teilnehmer das Rathaus verlassen, um die vom Börsenverein ge stellten wimpelgeschmückten Dampfer zu besteigen, die am Ter- rasscnufer der Buchhändlergäste harrten. Auch hier hatte der Vor sitzende des Vereins Dresdner Buchhändler, Herr Rudolph, umsichtig vocgcarbeitet. Auch die Nichtangemeldeten durften mil fahren, und jeder wurde mit Kaffee und Kuchen bewirtet und konnte den unvergleichlichen Reiz der Elbefahrt mit dem herrlichen Rück blick auf die türmereiche Silhouette der Stadt mit der grünen Kupferpatina ihrer Dächer genießen. An den ragenden Albrechts- schlössern, an dem bunten Bilde der Loschwitzer Berge, an Wach witz mit seinen Blütenhängen, an dem lieblichen Hosterwitz mit seinem im Grün gebetteten malerischen Kirchlein vorüber trugen die Dainpser die Dresdner Gäste nach dem ehemaligen Fürsten- sitze der schönheitssrohen Wettiner, der Sommerrcsidcnz Pill nitz, deren kupfergrllne Dächer ihnen schon von weitem entgegen leuchteten. Um den Besuch der Oper und des Schauspielhauses zu ermöglichen, konnte der Aufenthalt leider nur von kurzer Dauer sein, aber die Wanderung durch den Park mit seinem reichen, seltenen Baumbestand, durch die geschnittenen Hecken und das ganze lachende Bild in der leichtbeschwingten Formenprägung japanischer Architektur werden ihren Eindruck gewiß nicht ver fehlt haben. Um X7 Uhr abends waren die Dampfer wieder an der Landungsstellc in Dresden, und Oper und SchauspielhauS nahmen die auf, die sich noch so viel Aufnahmefähigkeit zutrauten. Nach dem Theater und schon vorher füllten sich die oberen Räume des Belvedere auf der Brühlschen Terrasse zum letzten geselligen Beisammensein. Herr Hayno Focken begrüßte einleitend die Gäste und Kollegen durch folgenden Vorspruch: Noch vor dem Ausklang all der schönen Stunden, Vor Händedruck und letztem Abschiödswort, Hält dieser Abend nochmals uns verbunden, Der Jubeltage letzter Schlußakkord. Er soll in Freude festlich noch verklingen Von diesem Ort, der Freude oft geweiht, Und unfern Gruß soll er Euch allen bringen Und unfern Dank, daß Ihr gekommen seid. Ihr kennt wie wir den Reiz der Stadt der Messe», Den Arbeitsrhythmus unsrer Bücherstadt, Und manche Stunde bleibt uns unvergessen, Die zu Kantate uns verbunden hat. Den, ernsten Zauber sind wir oft erlegen Der Schwcsterstadl, der Stadt der Wissenschaft, Der zweiten Heimat aller Buchkollegen, Der Hochburg freier deutscher Schaffenskraft. Wie anders aber wirkt auf Euch das Zeichen Der Stadt, die heute festlich Euch umschließt, Sie will der Freude bunten Kranz Euch reichen. Der aus dem Zauber ihrer Schönheit grüßt.
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