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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.09.1925
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- 1925-09-15
- Erscheinungsdatum
- 15.09.1925
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. X° 216, 15. September 1925. keit ihrer Mitglieder spekulieren, die sich durch Scheiuvortetle bestechen lassen und die Konsequenzen nicht zu ziehen vermögen. Die Buchgemeinschaften sind ein Geschästsunternehmen wie jedes andere, verdienen mehr, als jeder Buchhändler verdient. Die Bücher sind im Vergleich zur Auflage, und weil risikolos verlegt, durch einen Zwang der Abnahme, teuer zu nennen. Andere Verleger würden sie unter gleichen Umständen viel billiger Herstellen. Eine Buchgemein schaft für das Volk bilden sie überhaupt nicht, denn fast alle Er scheinungen sind in guten, viel preiswerteren Ausgaben bereits aus dem deutschen Büchermarkt, im deutschen Sortiment zu haben. Der Halblcderband ist Bluff, denn ein guter Lcinenband ist ebenso teuer. Was aber das schlimmste ist: die ganzen Buchgemeinschaften erstreben nur eine Demokratisierung des Geistes. Ein gewisses Konsortium von Männern will das deutsche Volk zwingen, bestimmte Bücher zu lesen, und geht bewußt den Weg, den deutschen Geist in kurzer Zeit oder nach wenig Jahren in eine ganz gewisse Richtung einzuzwängen. Der Buchhändler aber will Freiheit des Geistes, er will jedem Kunden das geben, was er will (abgesehen von Schund und Schmutz, der von Börsenvereinsmitgliedern nicht geführt wird), will Berater sein. Die Buchgemeinschaften wollen gar nicht den deutschen Schriftsteller und Autor befruchten, sie suchen sich einige Namen von Klang aus, denken aber gar nicht daran, unbekannte junge Schriftsteller hochbriugen zu wollen. Gegen die »Gemeinnützigkeit« sprechen die Paläste, die sich die Gesellschaften in ganz kurzer Zeit erringen konnten. Es ist höchste Zeit, das deutsche Volk aufmerksam zu machen auf die Gefahr der Buchgemeinschaften für die deutsche Kultur. Die Buchgemeinschaften sind gegründet auf der Gedankenlosigkeit ihrer Mitglieder und auf den Bluff der Billigkeit. In Wahrheit aber sind diese Bücher, bis auf wenige, überall im Buchhandel in wahrhaft guter und billiger Aus gabe zu haben. Der Buchhandel läßt dem Kunden die Freiheit des Wählens aus einer viel größeren Auswahl und zwingt ihn nicht «n den Bannkreis eines gewissen Konsortiums. Hugo H. Bickhardt, i. Fa. Heimatbuchhandlung, Eisenach. Die Firma A. Nicke N a ch f. Th. Rieping in Rheine i. W. stellt als wirkungsvolle Kampfmittel folgende Texte zur Ver fügung. die als Füllinserate zu verwenden sind oder auch in zugkräftiger Plakat form ausgegeben werden können: Buchgeineinschaft? Sie will: Dir ein Buch aufzwingen, für das Du Dich freiwillig vielleicht nicht entschließen würdest! * Den Bücherfreunden. Nicht Buchgemeinschaft, Volksvcrband Beschaffen Bücher billig; Sie machen Dir den Kauf zur Pflicht, Und Du kaufst — unfreiwillig. Tritt ein! Schau Dir die Auswahl an Von Büchern gut und billig; Hier kannst Du wählen, und alsdann Kaufst gerne Tu — freiwillig. » Die deutschen Buchhändler sind die Wegweiser der deutschen Lesergemeindc. Jeder Verlag ist bestrebt, die Individualität aller Bücherfreunde zu erfassen. Nur so — unter Zusammen schluß aller geistigen Kräfte und jedem Geschmack entgegenkommend — ist es möglich, einen wahren Volksverband zu schaffen, der dem deutschen Buchhandel und damit der deutschen Kultur förder lich ist. In der »Weltbühne« Nr. 34 vom 25. August 1925 ist unter den »Antworten« des Herausgebers folgendes zu lesen: »In Nr. 29 hat Ernst Moritz Häufig für, in Nr. 32 Fritz Th. Cohn gegen die Buchgemeinschaften gesprochen. Bevor in Nr. 35 Arthur Eloesscr ebenfalls für sie spricht, möchte ich festhalten, ivas Sic mir schreiben: ,Die Buchgemeinschaften schaffen sich durch Rund schreiben, Vcrtreterbesuche und andere moderne Reklamemittel eine Mitgliederschaft, die sich schriftlich verpflichten muß, jedes erscheinende Werk abzunehmen. Welch risikoloses Geschäft, einfach ein Buch in einer Auflage von 59 000 Exemplaren drucken zu lassen, wenn man weiß, daß man das eingesetzte Kapital nebst Gewinn innerhalb eines Monats wieder in Händen hat. Eine Buchgemeinschaft hat beispielsweise 200 000 Mitglieder, und ein Werk kostet im Abonnement 4 Mark, in der Her stellung samt Honorar höchstens 2 Mark. Tann verdienen diese Idea listen innerhalb eines Monats zwei Fünftel einer Million, oder anders ausgedrückt: es gelingt ihnen innerhalb eines Monats, ihr Kapital zu verdoppeln. Wenn diese Buchgemeinschaft ihre Autoren so bezahlte wie der normale Verlag, so müßte der Autor, bei dem Durchschnittssatz seines Anteils, an dem einen Werk 15 Prozent von 800 000 Mark — 120 000 Mark verdienen. Das heißt: er könnte sich dann, als Jung geselle, getrost zur Ruhe setzen und von den Zinsen des Kapitals leben'. Es wäre (fügt der Herausgeber hinzu) sehr interessant, von einer Buchgemeinschaft selbst zu erfahren, ob diese Rechnung richtig ist«. » Auch Anzeigen in den Tagesblättern sind zur Aufklärung zu emp fehlen; als Beispiel einer solchen sei nachstehende aus dem »Hannover schen Tageblatt« wiedergegeben: Warum Buchgemeinschaften oder ähnlich lautende Vereinigungen? Der Vorteil liegt doch auf Ihrer Seite, wenn Sie ganz zwang los die Bücher kaufen können, die Sie gern haben möchten. Und das können Sie bei uns. Bei den Buchgemeinschaften bezahlen Sie jährlich einen bestimmten Betrag und müssen dafür eine Anzahl Bücher ab nehmen, von denen Sie meistens vorher noch nicht einmal den Titel kennen. Warum geistige Bevormundung? Sic können sich bei uns ohne Zwang über alle neuen Bücher orientieren. Dann kommen in Ihre Bibliothek wenigstens Bücher, die Sie sich selbst ausgesucht haben. Ist die Freude dann nicht größer? Die Buchgemeinschaften usw. sind nicht billiger. Denken Sie an die Reclambllcher. Die größte Samm lung, um die uns die ganze Welt beneidet. Für ein paar Mark be kommen Sie einen schönen Band aus den »Braunen« oder »Blauen Büchern«. Denken Sie an die herrliche Jnselbücherei -. Hier bekommen Sie für eine Mark, was Ihr Herz begehrt. Aus 383 Bänden können Sie eine Auswahl treffen. Und dann: Denken Sie stets daran, daß eine geistige Bevormundung eines gebildeten Menschen unwürdig ist. Verlangen Sie Kataloge über alle Arten von Literatur. Wir senden sie kostenlos zu. Tageblatt-Buchhandlung Luisenstraße 1 (Ecke Rathenauplatz), Große Wallstr. 1, Klagesmarkt 7 Hier möge die Geschichte vom »letzten Buchhändler« folgen, die dem Bbl. zur Veröffentlichung überwiesen wurde: Kuüurur Dakern i. Der letzte Buchhändler. Eine hoffentlich unglaubwürdige Geschichte von Sebastian Schar nagl. Ich mußte sehr lange geschlafen haben: denn als ich aufwachte, fand ich mich nicht zurecht. Ich verstand den Raum nicht, in dem ich lag, und die paar Menschen, die hin und wieder zu mir kamen, waren mir in ihrem Gehaben völlig fremd. Man sagte mir, ein Unglück hätte mich getroffen, und ich müßte noch ein paar Tage in vollständiger Ruhe verbringen. Am folgenden Tage verlor der Arzt, ohne es zll merken, in meinem Zimmer sein Taschenbuch. Als ich wieder allein war, griff ich dar nach. Ich weiß wohl: es war durchaus ungehörig, maS ich tat. Aber ich hoffe auch: mau wird meine Neugierde mit meiner seltsamen Lage entschuldigen. Das Buch war ein medizinischer Taschenkalender. Ich konnte aber nicht darin lesen; denn mich lähmte immer wieder die eine Tatsache, die er behauptete: daß ich im Jahre 1975 - neunzehnhundertfüusund siebzig — leben sollte! Fünfzig Jahre zu verschlafen, das war ja keine Unmöglichkeit, wenn man das Wort symbolisch auffaßte. Ich bin in meinem Leben sehr oft Menschen begegnet, die mit ihrem ganzen Fühlen und Denken in verflossenen Epochen lebten. Aber wirklich und wahrhaftig fünf Jahrzehnte im Bett zu verbringet, lind dabei niemals aufzuwacheu
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