158, 9. Juli I9LS. Fertige Bücher. v«r,-nriM I. ». Dtsch». vuchtzand-l. Itigll Krebs -er Kleine Eine Plauderei für öildungshungrige von Horst Schöttler (Ls war kurz nach dem Kriege, als mir in der Grimmalschon Straße in Leipzig jemand sanft aus die Schulter klapste: „Kamerad Schöttler, lebst du noch?" „Über sehr!" antwortete ich zunächst mal. Venn die Kriegsjahre hatten mich mit so viel netten jungen Leuten zusammengebracht, daß ich unmöglich sofort wissen konnte, welcher Zivilist mich hier als Kamerad anredete. In zwischen arbeitete jedoch meine etwas lange Leitung: bilder aus der ersten militärischen Ausbildungszeit erschienen blitzartig in meinem Gehirn — und da wußte ich's wieder: „Krebs. Ulenschenskind. wo kommst du denn her?" „Nun. eigentlich vom Standesamte." sagte er mit ruhiger Sachlichkeit, „aber heiraten können wir erst in ein paar Wochen: vorläufig haben wir nur das Aufgebot bestellt." „wir" — das war also er und das hübsche junge Mädchen neben ihm. Ich blickte in ein paar srohe. recht kluge Augen, vonnerwetter. der kleine Krebs batte sich anscheinend entwickelt: eine solche braut hatte ich ihm nicht zugetraut. „So. Liebling, nun ist ja dein sehnlichster Wunsch erfüllt." suhr Krebs nach kurzer Vorstellung sort. indem er seine braut unter den einen und mich unter den anderen Srm packte, „nun lernst du endlich meinen alten Kameraden kennen, dem wir eigentlich unser ganzes Glück verdanken." „Gho!" wagte ich einzuwcnden — nicht so sehr, weil er uns gewalttätig in Auerbachs Keller hinunterziehen wollte, als vielniehr. weil ich mich durchaus schuldlos am Glück oder Unglück dieser jungen Leute fühlte. „Doch, doch." bestätigte da die braut, „Sie sind an allem schuld! Früher waren wir uns ganz gleichgültig, aber..." „Vas will heißen: früher beachtete mich diese Prinzessin überhaupt nicht!" warf Krebs ein. „Aber seitdem er liest." suhr die braut unbeirrt fort, „und so gute Sücher liest, da hat sich das alles von selbst gemacht. Und nun sind wir wunschlos glücklich!" Jetzt begann mir der Zusammenhang zu dämmern. Krebs, das war jener blutjunge Rekrut gewesen, den wir zum Unterschied von dem gleichnamigen Probeseite einer sechzehnseitigen Broschüre, die ich meinen Geschäftsfreunden als außerordentlich wirk sames Vertriebsmittel zur Verfügung stelle. G Horst Schöttler, der bekanntlich schon mehrmals für den Sortimentsbuchhandel eine Lanze brach, hat in seiner leicht humoristischen, aber eindringlichen Art diese Broschüre geschrieben, um das Heranwachsende Geschlecht zum Lesen zu erziehen. Wenn seine Aus führungen auch besonders auf meine Llniversal-Bibliothek zugeschnitten sind, so dient die intereffanteBroschüredoch nebenbeidemGesamtbuchhandel: siefördert ungemein dieLnst am Lesen. Ich laste die Broschüre je nach Wunsch mit Bestellschein versehen und hoffe, daßrechtzahlreicheSortimenterdiesesneuartigeVertriebsmittelzurHebungdesLlmsatzes benutzen. Bei entsprechend langer Vorausbestellung kann ich größere Mengen abgeben. Philipp Neelam jun. Leipzig, Juli 1925