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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.07.1925
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- 1925-07-09
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- 09.07.1925
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?H.158, 9. Juli 1925. Re-attwrEer Teil. VSrsenblaU f. d. Dtschn. Buchhandel. 10925 1000 Schillingnotc beglückt wurden, so bedeutet dies zweifellos ein Zeugnis für die als Kriegs- und Nachkriegsfolge eingetretene Ver armung. Wie ich an dieser Stelle bereits erwähnte, hat sich in der Tages presse eine Diskussion über den Ausdruck »Fünf Schillinge« und »Zehn Schillinge« usw. entwickelt, und es wurde von mancher Seite behauptet, daß es grammatikalisch richtig wäre, »Schilling« zu drucken. Uber diese Krage hat nun das Bundesministerium für Finanzen ein Sachverstän digengutachten eingeholt. Die Entscheidung lautete, daß die Währungs- bezetchnung »Schilling« in der Mehrzahl und in Verbindung mit einer Grundzahl nicht abzuwandeln ist, wenn sie als zusammensassende Wertbezeichnung und nicht als Bezeichnung einer Mehrzahl bestimmter Münzen gebraucht wird. Die Bezeichnung hat demnach »Zehn Schil ling« zu lauten, wenn es sich um die Angabe einer rechnungsmäßig vorgestellten Summe handelt, dagegen »Zehn Schillinge«, wenn eine Mehrheit bestimmter Münzstücke bezeichnet werden soll. Im Gebrauch der Ämter und Behörden wird künftig nach diesem Grundsätze vorge- gangen werden. Die von mir in diesen Blättern kürzlich erwähnte Versteigerung der Nachlaßbibltothek Gottfried Etßlers fand in der ersten Juniwoche durch die Firmen vr. I. Schwarz und Gilhofer L Ranschburg unter großer Beteiligung nicht bloß der Wiener Sammlerkreisc, sondern namentlich auch auswärtiger Bücherfreunde und Antiquare statt. So verlockend es wäre, alle oder doch die meisten der erzielten Preise hier anzuführen, so verbietet sich diese Ausführlich keit durch den hier zur Verfügung stehenden begrenzten Raum und muß den Fachzeitschriften für Bibliophilie überlassen werden. Der Ausrufpreis betrug die Hälfte des Schätzungspreises, und dieser letz tere wurde im Kamps der Bewerber in den meisten Fällen stark über schritten, bei einigen Büchern und Sammelwerken allerdings nicht er reicht. So wurde Wurzbachs Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, ein bereits seltenes und gesuchtes biographisches Nachschlage werk, in 60 Halbpergamentbänden, mit 600 8. geschätzt und mit 300 8. ausgerufen, für 560 8. zugeschlagen, wogegen die 16 Jahrgänge des bekannten Jahrbuchs der Bücherpreise den Schätzungspreis von 150 8. stark überschritten, da sie einen Käufer für 520 8. fanden. Das größte Interesse erregten die Stücke der tatsächlich hervorragenden Goethe sammlung. Unter diesen wurden am höchsten Goethes Gedichte 1815, mit einer eigenhändigen Widmung Goethes an Wilhelmine Herzlieb, Lchätzungspreis 400 8., mit nicht weniger als 10 000 8. (— 100 Mil lionen Kronen) bezahlt. Es brachten ferner Götz von Berlichingen, 1. Ausgabe, bekanntlich auf Kosten des Dichters gedruckt, Schätzungs preis 1400 8., den stattlichen Betrag von 5200 8., die Erstausgabe von Werthers Leiden, Schätzungspreis 400 8., über das Sechsfache, näm lich 2600 8., Das römische Karneval, 1789, 7560 8., die Faustausgabe vom Jahre 1790 4600 8., eine Visitenkarte Goethes in Stahlstich 430 8., ein unvollständiges Exemplar von »Das Chaos« 1300 8., Goethes latei nische Dissertation, mit der der Dichter zum Lizentiaten der Rechte pro movierte, 3000 8., die vollständige Ausgabe letzter Hand, Cotta, 1827 dis 1830, 3000 8. Nicht minder lebhaften Wettstreit entfesselten die Schillerklcinodien. Jeder Kenner weiß, daß die erste, 1781 anonym erschienene Ausgabe der Räuber sich durch falsche Szeneneinteilung und Druckfehler aus- zetchnet, was natürlich bei ihrer außerordentlichen Seltenheit ihrem Werte keinen Eintrag tut: bei einem Schätzungspreise von 2000 8. wurde ein Erlös von 3900 8. erzielt. Weit billiger wurde die »zwote verbesserte Auflage«, das ist die erste, die mit Schillers Namen er schien, Frankfurt und Leipzig 1782, abgegeben, nämlich für 210 8. Die Anthologie aus das Jahr 1782, die als erste Ausgabe der ersten Gedichtsammlung Schillers bezeichnet wird und die auch den »Venus wagen« enthält, erzielte 560 8. Für eine Sonderausgabe des »Venus wagen« allein wurden 300 8. bezahlt. Die Prüfungsarbeit, auf Grund welcher Schiller am 13. Dezember 1780 aus der Karlsschule entlassen wurde: »Versuch über den Zusammenhang der thierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen« ging auf 780 8., das erste und einzige Heft der »Rheinischen Thalia« mit dem blauen Originalumschlag auf 59<- 8. Die »Ankündigung der Horen. Aufforderung zur Mitarbeit. Jena 1794«, ein Folioblatt, gehört schon mehr in die Kategorie der Schillerreliquicn, da die Überschrift, der Verlegername, das Datum, die. Adresse von Schiller eigenhändig geschrieben sind. Sie wurde mit 500 8. ausgerufen und mit 1220 8. zugeschlagcn. Schöne Preise wurden für manche CJicusgaben der RomauJk.'r, Klassiker und Philosophen bezahlt: so Hölderlin, Hyperion, Halo'eder- band 520 8.; Hölderlin. Oiedichte, 170 8.; Kleist, Phentesilea, 350 8.. die von Kleist und A. H. Müller herausgegebene Zeitschrift »Phöbus« 3500 8.: Grillparzer. Der Traum ein Leben, mit einer vierzeiligen handschriftlichen Widmung des Dichters 250 8.: Heine, Buch der Lie der. 310 8.; Lessing, Nathan, 200 8.: Schopenhauer, Welt als Wille und Vorstellung, 500 8.; Nietzsche, Unzeitgemäße Betrachtungen, mit handschriftlicher Widmung, 250 8. Der Gesamterlös der Versteigerung wird mit etwa 250 000 8. gleich 2^ Milliarden Kronen beziffert. Viele Kostbarkeiten wurden von reichsdeutschen Buchhändlern erworben, so von Kurt Wolfs, Martin Breslauer, I. Baer und anderen. Wien, den 22. Juni 1925. Friedrich Schiller. Die erste Potsdamer Sommerakademie. — Einem vorläufigen Be richt ist zu entnehmen, daß als erster Karl Förster, dessen ganzes Leben im Dienst der Beobachtung der Pflanzenseele gestanden hat, aus seiner Erfahrung nnd an praktischen Beispielen die Erziehungsmöglich- keitcn der Pflanze und ihre Grenzen demonstrierte. Am dritten Abend kam Guardini zu Wort. Die wichtigsten Forderungen, die sich aus dem Gespräch mit ihm ergaben, waren etwa: Der Buchhändler muß daran Mitarbeiten, das geistige Niveau seines Volkes durch zielbewuhtc Arbeit zu heben; er muß vor allem darauf hinwirken, daß die eigene Urteilsfähigkeit des Lesers erzogen wird, damit Moden, Sensationen und Presscschwindel ihn nicht zu einem willenlosen Ausbeutungsobjekt des bücherfabrizicrenden Industriellen machen können, usf. — Um dahin zu kommen, muß nun aber erst einmal die eigene Urteilsfähig keit des Buchhändlers geschult und erzogen werden; um Arzt und Be rater zu sein, muß er die Medikamente kennen, und das wird nicht, wie Diederichs ganz richtig sagt, durch recht viel Romane lesen er reicht, sondern durch Arbeit am eigenen Geist. Man muß, wie Guar- dini es formulierte, irgendwo nur wirklich zu Hause sein, dann findet man auch den Beziehungspunkt zu anderen geistigen Heimat gebieten. Der Buchhändler muß Berater sein und kann doch nicht in allen Gebieten, auf denen er raten und helfen soll, durch eigene Arbeit bewandert sein; drum muß sein Geschäft eine geistige Zentrale werden, bei ihm müssen Erfahrungen durch seine Kunden zusammen fließen, um wieder anderen vermittelt werden zu können. Die Haupt arbeit der Sommerakademie befaßte sich dann mit der Schulung zum künstlerischen »Sehen« und »Einsühlen«; Beziehungen von Form und Gehalt, das Gesetz der morphologischen Entwicklung der Kunst, Mög lichkeiten und Grenzen der Kunst-Kritik und Grenzen künstlerischen Schaffens wurden in organischer Gliederung vorgetragen und in an regenden Aussprachen behandelt. Vortragende waren: vr. W. Kurth vom Staatl. Museum in Berlin, Kollege Alfred Winter aus Hamburg und Herr Karl Heidkamp selbst. Um auch die schmerzlichste Seite in der Berufsausbildung des Buchhändlers, speziell des Sortimenters zu heben, zeigte Herr Heidkamp die verschiedenen graphischen Techniken, die verschiedenen Druckverfahren und den Druck selber au Material, Werkzeugen, graphischen Arbeiten, Maschinen usw. und ließ sie er klären. Es ist überaus traurig, wie wenig im allgemeinen der junge Buchhändler von diesen Dingen weiß, obwohl sie das erste sein müßten, womit er sich beschäftigt. Wie oft wird er wohl vom Kunden gefragt: was ist das, ein Offsetdruck, eine Kaltnadelradierung, ein Mezzotinto? und er weiß keine befriedigende Antwort darauf; das darf nicht passieren, wenn der Kunde Vertrauen zu ihm haben soll und sich be raten lassen will. Die Besichtigung des Potsdamer Observatoriums mit seinem größten Refraktor Deutschlands und der neuen Einstein sternwarte hinterließ offensichtlich tiefen Eindruck auf die Teilnehmer, der vielleicht manchem eine Brücke zu kosmogonischen Probleineu wer den wird. Bnchhändlcrwochc auf Schloß Lobcda i. Thüringen. — Mau schreibt uns: Wer der Einladung des Allgemeinen Deutschen Buchhandlungs- gehilfen-Verbandes (Fachgruppe Buchhandel im D. H.-V.) für den 28. Juni bis 4. Juli 1925 nach Schloß Lobeda gefolgt war, ist um tiefgehende Eindrücke, wertvolle Anregungen und liebe Erinnerungen reicher geworden. Um es gleich vorwegzunehmen, diese 1. Veranstal tung zur Fortbildung der Buchhandluugsgehilfen einerseits und dem damit im Zusammenhang stehenden Dienst am Buch und am Volk andererseits hat bei den daran Beteiligten einmütig den Willen her- vorgerusen, im nächsten Jahre sich in gleicher Veranlassung und mit den gleichen Zielen wieder auf Schloß Lobeda zu vereinen. Die Zwi schenzeit soll eifrig dazu benutzt werden, untereinander in dauerndem brieflichen Verkehr zu bleiben, den geistigen Gleichtakt nicht zu ver lieren und weitere Kreise zu interessieren und zur Mitarbeit heran- znholen. Worauf beruht dieser Erfolg? Drei Momente haben ihn verursacht: zum ersten das zielsichere Streben sittlich und geistig hoch stehender Menschen aus allen Teilen des Reiches, das von vornherein eine edle Geselligkeit gewährleistete; zum andern der geistige Inhalt der behandelten Stoffgebiete; zum dritten der wunderbare Reiz der Gegend. Daß warme Wetter ermöglichte, die Vorträge im Freien ab zuhalten. das lehrhafte schulmäßige Moment wurde dadurch von vorn herein ausgeschaltet, aber gerade das Ungewohnte der Situation ließ Hörer wie Hörende in engere geistig Beziehung kommen. Eröffnet wurde die Woche nach einleitenden Worten des Kursllsleiters Emil
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