12638 vvrsendlau f. d. Dtschn. Buchhandel. Fertige Bücher. 195, 21. August 1925. Ein furchtbares Buch. Ein furchtbares Buch! Eines der erschütternd sten vielleicht, die geschrieben wurden! Denn was besagen alle Grausamkeiten gegen die Neger, welche die Beecher-Stowe in Onkel Toms Hütte erzählt, gegen die entsetzlichen Ergebnisse der neueren Rassenforschung, nach denen die edelen Menschen sich selber hinmorden durch Nassen- vernichtung! Unter den Rassenforschern ist vr. Hans A. st. Günther — Kleine Rassenkunde Europas. «München, Lehmann. Ibrs.j — der Dichter. Nicht etwa so, als ob es erdichtet wäre, was er schreibt» nein, er ist in diesem Werke fast noch mehr als in seiner Rassen- kunbe des deutschen Volkes bis in die Spitze seines Federhalters hinein geladen mit schwerster Wissenschaftlichkeit. Aber er ist Dichter darin, daß man die Grundmauern seines Werkes nur, wie die Grundmauern unter den gotischen Domen, an der Leichtigkeit erkennt, mit der er darüber das wundervolle Kunstwerk einer hin- reißenden Darstellung auftürmt. Nur in Fuß noten, nur in Einklammerungen erfährt man, wie breit die Grundlage ist, auf der dieser Forscher aufbaut, unsichtbar sind die Grund mauern dieses Domes wie die Grundlagen jedes großen Kunstwerkes. Ucber ihnen aber erhebt sich in einem herrlichen sremdwortsreien, ganz deutschen Deutsch eine Darstellung von so über windender Kraft und Schönheit, baß niemand dies Buch aus der Hand legen wirb, ohne hin gerissen zu sein. Ohne erschüttert zu sein! In durchsichtiger Klarheit, durch Hunderte von Abbildungen, durch Dutzende von Karten noch überzeugender gemacht, baut sich bas Werk aus. Der Begriff Rasse wird scharf Um rissen hingestellt und von den benachbarten Kreisen — Volk, Sprache, Staat — sauber abge grenzt. Die europäischen Rassen werden nach ihren körperlichen und seelischen Merkmalen geschildert, so daß man die Urbilder in hellseherischer Klarheit vor sich sieht. Um welt und Vererbung werden geschildert und die törichten und unwissenschaftlichen Ein wände gegen die Rassenforschung in ruhiger Ueberlegenhett abgetan — als ob das, was wir bei Pferden, Hunden, Rindern und Tauben, bet Kartoffeln und Getreidearten seit hundert Jahren erprobt haben, aus einmal beim Menschen auf hören könnte! Dann führt uns der Verfasser in die Entwicklung der Völler, in die Vor geschichte und in die Geschichte hinein, und wir sehen mit Staunen, wie mit einem Schlage Zu sammenhänge sichtbar werden, die wir nie ahnten, Verhältnisse erklärbar werden, die ewig dunkel schienen. Mir war dieser Abschnitt so, als ob dem Blinden auf einmal bas Augenlicht ge geben wäre, in fast bestürzender Fülle stürmen auf einmal hundert Erkenntnisse auf mich ein, die beglückend und schrecklich zugleich sind. Und immer furchtbarer wird das Buch da, wo es von der Entnordung derVülker und von der Gegenwart spricht. Wie abgebraucht ist das Wort von dem »Buche, das jeder gelesen haben muß-! Ich bedauere heute, es selber früher schon angewendet zu haben, denn ich möchte ihm heute und hier die unge heuere Kraft einer ersten Prägung geben. Ja, dicsistdasBuch, daSjeberlesenmuß, lesen und wieder lesen und dann weitcrgeben an Kinder und Freunde und alle, die er lieb hat. Es ist ein furchtbares Buch — Gott gebe, daß es ein fruchtbares Buch werden möge! Börries Freiherr von Münchhausen in X I. Lehmanns Verlag ^ München