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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.08.1925
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- 1925-08-15
- Erscheinungsdatum
- 15.08.1925
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12292 SSrsenLtatt f. d. Dtlchn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ISO, 15. August 1925. vielleicht trotzdem Kämpfe und Nöte in unseren Reihen nicht un ausbleiblich, aber wir stünden bestimmt nicht der trostlosen Situa tion gegenüber, die uns heute umgibt. Herr vr. Reitzer sieht als eine der größten Gefahren das Emporschicßen der Buchgemeinschaftcn an. Er folgert, daß die Organisation des deutschen Buchabsatzes nicht ganz in Ordnung sein kann, wenn solche Gebilde entstehen können, und sicher ist es eine der dringlichsten Aufgaben des Börsenvereins, -die Kanäle zu verstopfen, die dem regulären Buchhandel die wenigen Mittel entziehen, die dem deutschen Volk zum Bucheinkauf noch zur Ver fügung stehen. Daß die Buchgemeinschaften eine starke Bedrohung sind, wird niemand bestreiten. Aber ich verschließe mich der Auf fassung des Verfassers, daß die Buchgemeinschaften nur entstehen konnten, weil die literarische Versorgung des deutschen Volkes mangelhaft ist. Eins ist sicher: Der Buchhandel ist immer --reformbedürftig«-, weil er nicht stehen bleiben darf, sondern dauernd genötigt ist, sich -den wirtschaftlichen Verhältnissen anzupassen. Historische Bindung ist wichtig, darf aber nicht die Ausschau trüben, und die Reform unserer Vertriebswege wird kommen, sie wird sich eben zwangsweise durchsetzen, weil alle wirtschaftlichen Notwendig keiten nicht nach der Einsicht der Masse fragen, sondern Tatbe stände schaffen, die auf Paragraphen keine Rücksichten nehmen (zum Beispiel Fortfall des Teuerungszuschlages). Das Aufkom men der Buchgemeinschaften hat einen psychologischen Grund, denselben Grund, der auch das Aufkommen von Konsumvereinen ermöglichte. Die Buchgemeinschaften sind nur dadurch möglich, daß jeder Käufer den Wunsch hat, so billig wie möglich, d. h. billiger als üblich zu kaufen. Andere Gründe sind: automatisches Anwachsen einer Bibliothek, die Denkträgheit der Masse, die froh ist, nicht selber auswählen zu müssen, ferner der schöne Einband und anderes mehr. Ich habe mich mit der Organisation der Buchgemeinschaften wie nur wenige beschäftigt, und ich kann dem Autor versichern, daß der Kampf gegen diese Organisationen still, aber zäh geführt werden wird. Es ist hier nicht der Ort, über die Maßnahmen, die ergriffen sind und noch ergriffen werden, zu debattieren. Die -Buchgemeinschaften beweisen zur Genüge, daß im deut schen Volk noch ziemlich erhebliche Mittel zum -Buchankauf zur Verfügung stehen, die aber -durch den regulären Buchhandel (ebenso wie die Käufer der Kolporteure) nicht erfaßt werden können, weil unsere bisherige Vertriebsform zu wünschen übrig läßt. Leider skizziert der Verfasser nur flüchtig einige eingangs erwähnte neue Vertriebswege, die meiner Ansicht nach sehr be achtenswert sind. Richtig ist meiner Ansicht nach auch seine Meinung, daß der dünnen Oberschicht zuviel, der breiten Masse zu wenig Werbung zuteil wird. Die Veröffentlichung der Stati stik ist aber meiner Ansicht nach ein Fehler. Solche zufälligen Ergebnisse müssen irrcführen. Wie absurd eine solche Statistik ist, geht -daraus hervor, daß von 100 Apothekern, Zahntechnikern, Rechtsanwälten, Professoren, Lehrern, Künstlern, Journalisten, Staatsbeamten usw. usw. nur vier (sage und schreibe vier) ständige Buchhandelskunden waren; daß von den 83 Antworten nur sechs sich zum regelmäßigen Empfang von Rcklame-drucksachen bekennen, ist auch nicht verwunderlich. Bei einer solch geringen und un vollkommenen Statistik kommen natürlich solche Witze zustande. Sie sind jedem Volkswirtschastler gut bekannt und dürsten doch unter keinen Umständen als Unterlage einer ernsthaften Betrach tung genommen werden. Ich bin sofort bereit, mit 100 Anfragen, -die sich an dieselbe Schicht -wenden, das gegenteilige Ergebnis herbeizuführen. Wo -bleibt -da die Wahrheit? Meine intellek tuellen Freunde und -Bekannten stöhnen unter -dem Zuviel der Prospekte, Werbebriefe, Ansichtssendungen usw. Denn dem ver mehrten Angebot steht ja ihre geschwächte Kaufkraft gegenüber. Angenommen, es würde ein kühner Buchhändler heute damit be ginnen, 100 Apothekern, Zahntechnikern usw. regelmäßig »Nimm und lies-- ins Haus zu schicken, ich bezweifle sehr, ob sich angesichts der wirtschaftlichen Notlage -die Werbespesen bezahlt machen wür den, -womit keinesfalls gesagt sein soll, daß diese Art der Werbung unnütz vertanes Geld ist. Worauf Herr vr. Reitzer hinaus will, ist meiner Ansicht nach ein Gedanke, den schon Herr Kliemann einmal (Bbl. 1924, Nr. 211) angeführt hat. Der Propagandist weiß aus Erfahrung, daß einzelne Kreise zuviel, andere zu wenig umworben werden. Eine selbstverständliche Forderung, die auch ich schon einmal ausgestellt habe, wäre, daß die gemeinsame Werbung durch Werbezeitschrif ten (»Nimm und lies«, »Bücherwurm» usw.) von allen Buchhänd lern einer Stadt gemeinsam durchgeführt wird. Dann -bekommt jeder Interessent ein Exemplar, und nicht, wie es heute ist, einzelne Personen erhalten zwei Exemplare gratis, eine Reihe von Leuten bekommt überhaupt keins und eine andere Kategorie kauft sich, um beim Beispiel »Nimm und lies« zu bleiben, das Exemplar für 30 Pfennig im Buchladen. Das ist Desorganisation. Der moderne Buchhändler ist genötigt, mindestens 2?L seiner Ein nahmen für Werbung auszugcben. Er darf nicht in Vergessen heit geraten und muß werben. Nur muß er sich vorher darüber klar sein, daß auch der Versand von Buchwerbe-Zeitschriften kein Allheilmittel gegen die Absatzkrise ist. Alle Propagandamittel sind nur von bedingter Wirksamkeit. Zaubermittel gibt es nicht. Im Kampf um den Absatz müssen mit langer Sicht und mit der Technik des langen Atems alle guten Mittel erprobt werden. Wenn nun der Verfasser im Lauf seiner weiteren Betrach tungen zu der Ansicht kommt, daß »der Wert einer allgemeinen Buchpropaganda sehr gering zu veranschlagen ist«; wenn er wiederholt, »daß allgemeine Buchwerbung ziemlich bedeutungs los ist«, dann darf ich ihm auf Grund langer Erfahrung und aus schließlicher Beschäftigung mit diesen Problemen auf das lebhaf teste widersprechen. Der Autor des vorangehenden Artikels (er verzeihe mir die Korrektur) greift aus dem großen Plan der kollek tiven Werbung ein einziges Mittel heraus (die Werbeplakate und Inserate »Schenkt Bücher zum Weihnachtssest«). Er erklärt sie für »fast nie wirksam«. Ich führte vor einiger Zeit an dieser Stelle schon aus: »Alle Werbung ist Unsinn, die sich nicht plan mäßig vollzieht«. Durchdachte Werbung ist meines Erachtens wie ein Mosaikbild. Man kann aus solchem Bild nicht einen Stein herausnehmen und ihm Kunstwert zu- oder absprechen. Um es an einem Beispiel zu zeigen: Kollektive Werbung verlangt mehr als das Inserat, verlangt mehr als das Plakat. Kollektive Weihnachtswerbung zum Beispiel -sieht so aus: Ab 1. November täglich wechselnd ein Inserat »Schenkt Bücher zum Weihnachtsfest« »Bücher sind die Aristokraten unter den Geschenken» »Schenke Deinem Kind ein Buch» usw. usw. Gleichzeitig plakatieren die Buchhändler vom 1. November bis 24. Dezember ein gutes Werbeplakat, wechseln eventuell mit einem andern Plakat, das für Jugendbücher, Bilderbücher Propaganda macht. In der angegebenen Zeit müssen die Feuilletons der einzelnen Blätter mindestens einmal wöchentlich sich intensiver mit der Frage des Bucheinflusses beschäftigen. Z. B. sollten Feuilletons über folgende Themen erscheinen: »Zehn gute Welhnachtsbllcher- »Die besten Jügeudschriften und Bilderbücher» »Bildet das Buch den Charakter?« »Alte Bücher in neuem Gewand- usw. usw. Zur kollektiven Werbung gehört dann ferner, daß ein be stimmter Katalog gemeinsam von allen Buchhändlern allen Inter essenten, auch den bisherigen Nichtkäufern zugeschickt wird; daß alle Bücherschaufenster mindestens bis abends 11 Uhr erleuchtet bleiben. Unterstützend ist ferner ein Preisausschreiben nach Dresdner Beispiel, eventuell mit zwei Themen: s) Wie sicht die Bibliothek des Gebildeten (z. B. Hamburgers) aus? b> Warum sind Bücher gute Freunde? Die Berechtigung zur Teilnahme am Preisausschreiben er wirbt man durch Kauf eines Buches im Werte von 1 Mark. Ferner würde eine Enquete bei den populären Persönlich keiten'der Stadt sehr wirksam sein, die unter der Frage »Welche Bücher schenken Sie dieses Jahr zum Weihnachtsfest?« vonstatten gehen könnte. Daß die Tageszeitungen die Antworten dieser Prominenten veröffentlichen, ist selbstverständlich. Man sollte nie vergessen, mit der Presse mehr und mehr Fühlung zu nehmen. Zur kollektiven Propaganda gehört ferner die Bearbei-
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