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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1925
- Strukturtyp
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- 1925-08-13
- Erscheinungsdatum
- 13.08.1925
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12202BörsenbIatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 188, 13. August 1925. Wißbegierde, besonders der jüngeren Generation, in bezug auf geschichtliche Tatsachen derartig angeregt zu haben, daß di« Zahl der neu erscheinenden Bücher mit historischem Inhalt sich ver doppelt hat. Noch stärker ist die Zunahme der Neuerscheinungen auf dem Gebiete der medizinischen und Naturheilunssenschaft, und selbst Werke poetischen und philosophischen Inhalts werden mehr als früher gedruckt, wogegen, nach der Zahl der Neuerscheinungen auf dem Gebiete der schöngeistigen oder Roman-Literatur (Hier zulands »kictlon- genannt) zu urteilen, die Nachfrage nach solchen bedeutend nachgelassen hat. Doch der Ausfall in dieser Beziehung wird von der Tagespresse und noch niehr von den Magazinen ge deckt, und zwar beträgt die Auflage der Tageszeitungen zurzeit gegen 300 000 OVO, sowie allein die der monatlich erscheinenden Magazine gegen 1000 000 Exemplare. Die Nachfrage nach den Werken schöngeistigen Inhaltes wird zweifellos durch die sich auch auf den Buchhandel erstreckende Teuerung beeinträchtigt. Nach den öffentlichen Ankündigungen von literarischen Neuerschei nungen zu urteilen, ist ein Buch in bescheidenem Einbande zum Preise von 2 Dollar kaum noch zu haben, der allgemeine Preis ist vielmehr 2.50 bis 3 Dollar. Handelt es sich um Bücher ernsteren Inhaltes und mit besserem Einband, so ist ein Preis von 5 bis 8 Dollar das Übliche, und ein luxuriöser Einband bedingt not wendigerweise einen solchen von 10 bis 20 Dollar. Mit Rücksicht auf die Entwicklung dieser Verhältnisse er scheint die Frage gerechtfertigt: was geschieht mit all den Büchern, die aus dem einen oder anderen Grunde unverkauft in Händen der Verleger Zurückbleiben? Einen interessanten Beitrag zur Lösung dieser Frage hat hier ein Herzliches Vorkommnis ge liefert, das deswegen in Fachkreisen viel Aufmerksamkeit erregte, weil es sich dabei um die bisher größte Einzeltransaktion aus dem Gebiete des Buchhandels handelte. Durch das Ableben des Verlegers E. P. Dutton, von der hiesigen Firma E. P. Dutton L Co., war der Verkauf des überschüssigen Lagers an zumeist selbstverlegtcn Büchern notwendig geworden, wahrscheinlich zur Erlegung der Erbschaftssteuer, die in bar und baldigst zu ent richten ist, was in nicht wenigen Fällen Verschleuderung des Nachlasses oder wenigstens eines Teiles desselben notwendig macht. Dieses überschüssige Lager bestand aus 750 000 Bänden, darunter allein über 100 000 Bände schöngeistiger Natur, von 1500 ver schiedenen Werken, darunter solche gangbarster Autoren, wie des spanischen Königgegners Jbaüez und des Engländers H. G. Wells. Im übrigen waren es Bücher wissenschaftlichen und historischen Inhalts, poetische und dramatische Erzeugnisse, Kunstbücher, auch importierte Bücher usw. Und dieses Lager süllte eine ganze Etage eines Warenhauses an der 37. Straße, in Regalen und Kisten vom Boden bis zur Decke reichend, bis zum letzten Winkel aus. Der Käufer dieser 750 000 Bände war die hiesige Firma Thoms L Eron, Jnc.; der erlegte Preis ist nicht bekannt ge worden. Nimmt man jxdoch als Durchschnitt einen solchen von 3 Dollar an, so dürfte kaum die Hälfte erlöst worden sein. Da der Transport der Bücher nach den eigenen Geschäftsräumen des Käufers schwierig und umständlich gewesen wäre, übernahm dieser den Dultonschcn Mietsvcrtrag, um die Bücher an Ort und Stelle loszuschlagen, natürlich zu herabgesetzten Preisen. Glücklicherweise für unsere Buchverleger und Buchhändler nimmt die Zahl und Bedeutung der reich dotierten öffentlichen und Privatbibliotheken hierzulande stetig zu, und es läßt sich daher so ziemlich für jede Neuerscheinung auf einen bestimmten Absatz rechnen. Entsprechend der großen Zahl von Bibliotheken gibt es nicht weniger als 15 Bildungsanstalten, i» denen die Schüler zu Bibliothekaren ausgebildet tverden, in ein- oder zwei jährigem Lehrgang, auch mit Verleihung von Diplomen. Doch natürlich sind diese Büchereien nicht nur Ablagerungsstätten moderner Literatur, sondern für alte und seltene Werke besteht seitens derselben große Nachfrage und hohe Kaufwilligkeit. Unter den reichen Privatsammlern gibt es nicht wenige, bei denen der Preis der gewünschten Rarität von keiner Bedeutung ist. Die stetig zunehmende Nachfrage nach seltenen Büchern und alten Manuskripten seitens amerikanischer Sammler treibt die Preise immer höher. Dadurch, daß hier zwei der wertvollsten der artigen Sammlungen, die Bibliothek von I. P. Morgan an die New Harker Städtische Bibliothek, sowie die von Henry E. Huntington an den Staat California übcrgegangen sind, ist die Erwerbung dieser literarischen Schätze anderen Sammlern un möglich gemacht worden. Den genannten amerikanischen Milliar dären hat sich übrigens als Bücherfreund auch der junge Rockefeller hinzugesellt, denn zur Wiederherstellung der anläßlich des Erd bebens vor zwei Jahren zerstörten Bibliothek der Universität von Tokio hat er einen Fonds zur Anschaffung von 800 000 Bänden im Betrage von 1 600 000 Dollar gespendet. Auch ist von dem für Studienzwecke gemachten Aufwande der hiesigen, zum An denken an seine Mutter gegründete» Laura Spellman-Rockesellcr Memorial Foundation von insgesamt 6 580 887 Dollar während des letzten Jahres ein Teil Deutschland zugute gekommen. Wie aus dem soeben veröffentlichten Jahresbericht der Rockefeller Founda tion zu ersehen ist, hat sie auch der amerikanischen Vereinigung der Bibliotheken, an deren Spitze Professor Boas von der Columbia- Universität steht und die cs sich zur Ausgabe gemacht hat, die durch den Krieg verursachten Lücken in den Bibliotheken deutscher Universitäten zu füllen, einen Betrag von 52 500 Dollar zuge- wicsen; außerdem wurden für die Preußische Staatsbibliothek 27 000 Dollar und für die Bayerische Staatsbibliothek 17 500 Dollar bewilligt. Durch die American Library Association haben auch andere Länder, deren entwertete Währung ihren Universi täts-Bibliotheken die Beschaffung ausländischer Bücher und Zeit schriften unmöglich gemacht hat, ansehnliche Zuwendungen er halten. Aus Frankreich. In einer Bnchausstcllung im Museuni Galliern in Paris hielt vor kurzem der Kunstkritiker Eh. Saunier einen Bortrag über das Äußere des französischen Buches, denn wir folgende Betrachtungen mehr allgemeiner Art entnehmen: »Seit dem Kriege kann man die Ausstattung des französischen Buches oft loben. Früher war das nicht der Fall. Sie erinnern sich noch der schrecklichen Ausstattung der meisten vor tüt-r erschienenen Bücher. Wen» ein Buch großen Absatz erreichte, wurden die Platten nicht erneuert, sodaß ganze Seite» unleserlich wurden. Man kaufte so wenig als möglich, denn der Verleger Edouard Pelletan hatte recht mit seiner verächtlichen Mei nung: ,Ma» liest ein häßliches Buch, wie die Stadtralten die Nahrung der Feldratte» verzehrte», mit Mißachtung; sobald man es ausgclese» hat, kommt es t» den Kasten des Bouqinisten. Wer Lust hat, es zu lesen, kaust cs dort z» einem niedrigen Preise, und dem Buchhandel geht ein Kunde verloren'. Noch schlimmer ist es, daß die berühmte» Schriftsteller den Rat Bailandes vergaßen: .Solange man lebt, darf nian seine Kinder (die Bücher) nicht der össentitchen Fürsorge über lassen; cs ist schlimm genug, daß es »ach uns soweit kommt'. Bo» Hunderten von Beispielen will ich nur eins erwähnen: Edmond de Goncourt ist reich, sein Name ist sllr seinen Verleger ei» Schild. Seine Bücher tragen den Stempel eines persönlichen, sehr ausge prägten Stils. Er umgibt sich mit den entzückendsten Überresten der Knust des 18. Jahrhunderts. Alles ist Kunst bei ihm: sein Stil, sein Papier, die Feder, mit der er schreibt, und selbst die Tinte. Umgeben mit so vielen schönen Sachen und durchdrungen von ihrem Zauber, schreibt er ein Buch, das Haus eines Künstlers, sei» Haus, wo alles vollkommen ist. Und seine Verehrer lesen mit Begeisterung die Be trachtungen des Meisters, sie leben tn> Geiste unter den Schönheiten, die er beschreibt, und pflichten ihm bet in der Verachtung alles dessen, was an die Vollkommenheit nicht heranreicht. Sie lesen es, ja, aber gedruckt ans was sür Papier und mit was sür Typen. Wäre das Haus eines Künstlers aus der Feder eines Nnskin, eines William Morris oder Walter Crane geflossen, mit welchem Gletchklang zwischen Gegenstand und Buch wäre cs aus der Presse hervorgegangent Hente kann so etwas nicht mehr Vorkommen. Besonders einige Gruppen von Autoren, die sich selbst dem Verlag zugewandt haben, sind mit gutem Beispiel vorangegangen. Früher, das heißt zur Zeit der von Dore illustrierten schönen Ausgaben, gehörte zum schönen, biblio philen Buch ein großes Format. Unsere Zeit ist zu einer glücklicheren Ausfassung zurnckgckchrt. Das Oktav-Format entspricht am meiste» dem gegenwärtigen Geschmack. Es ist groß gering, nm die Anwendung einer gut leserlichen Type zu gestatten und um eine Radierung oder sonstige Abbildung gut zur Geltung kommen zu lasse»'-. — Den Artikel des Herrn Horst Kiiemann in Nr. tili des Bbi.: -Homer und die Buchkarte« hat das kiulistin cko In
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