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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1925
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- 1925-08-06
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1925
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X- 182, 6. August 1S25. Sprechsaal. VSrincklxII >. d. D»«n. «E»»dkl. 12003 Daß das deutsche Buch teurer geworden ist als in der Vorkriegszeit, wird niemand bestreiten wollen oder verurteilen können, wenigstens niemand, der die Anfangsgründe der Volkswirtschaft be herrscht. Die Preissteigerung gegenüber der Vorkriegszeit muhte be greiflicherweise entstehen infolge der eingetretenen Verteuerung der Herstellung, der steuerlichen Mehrbelastung und der allgemeinen Geld entwertung. Das Maß der Verteuerung der Herstellung allein ergibt sich ans folgenden Zahlen: Aach dem letzten Geschäftsbericht des Börsenoereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig stehen zurzeit die Papicrprcise 50—K0»/>, die Buchdruckpreife 80—100A und die Buchbinderpreise 100—180^ über den Friedenspreisen. Demgegenüber ist das deutsche Buch im Durch schnitt suud nur dieser kann in Betracht gezogen werden) um höch stens 85—40»/, gegenüber 1814 verteuert und zeigt damit etwa die gleiche Verteuerung, die die Buchprodnktion anderer Länder mit sta biler Währung erreicht hat, wie z. B. England, Amerika, die Schweiz, Schweden und Holland, Das deutsche Buch ist also teurer geworben, ohne daß scboch von einer über alles Maß zulässige» Bericucrung gesprochen werden darf, weil >a die Verteuerung bei Berücksichtigung der einzelnen Teile, aus denen die Kalkulation sich znsammensetzt, ungleich größer sein müßte, als sie tatsächlich ist und nur sein kann, weil Autor, Verleger und Sor- tlmenter sich mit wesentlich kleineren Gewinnen begnügen, als Ihnen unter normalen Zustände» znfließen würden. Ob die Kauskrafi des Publikums hinreicht, dieser unab wendbaren Preissteigerung zu solgcn, steht natürlich aus einem anderen Blatte. Aber hier ist nun einmal die Grenze, an der alle Verbraucher- sreundlichkeit halt machen muß: den» kein Gebrauchsgegenstand kan» nach der jeweiligen Kauskraft des Publikums kalkuliert werden, son der» einzig und allein nach seinen Herstellungskosten, Folgt die Kaus kraft diesen Herstellungskosten nicht, bann nützt alles Bete» und Fluchen nichts, und die Ware mutz unverkauft und in schneller Folge auch un- prodnziert bleibeu. Und nun der »übergroße« Gewinn des Zwischen handels, den Herr Hahn hcrausrechnet! Ich kenne die Gewährs männer des Herr» Hahn nicht, aber von den Verhältnissen im Buch handel dürsten sie geringe Ahnung besitzen. Tie Behauptung, datz der Sortimentsbuchhändler durchschnittlich s!) 50A des Vcrkanss- prcises als Rabatt erhält, ist so ungeheuerlich, baß sic unter Verstän digen die Zurückweisung kaum lohnt. Wenn der DurchschniitS-B rutto- gewinn eines mittleren Sortiments heute 85"/>, der eines großen 8W beträgt, so Ist das sehr viel und zeugt von geschicktem Einkans und klu ger Disposition. Es handelt sich natürlich nur um einen Brutto gewinn, von dem alle allgemeinen und besonderen Geschäftsunkosten, wie insbesondere die Mieten, Gehälter, Löhne, Steuern, Zinsen und Risiken abgehen, bis schließlich ein Reingewinn im günstigsten Fasle von 5—verbleibt. »Der Mann, der snach Herrn Hahn) das fer tige Buch aus dem Schranke nimmt, es dem Käufer reicht und das Geld kassiert«, bekommt also nicht soviel, wie alle übrigen, an der Buchherstcllung Beteiligten zusammengenommen, sondern ein sehr be scheidenes Entgelt, das unter heutigen Verhältnissen noch dazu oft ganz schwindet oder gar in einen Geschäftsverlust sich wandelt. Auf derselben Stufe wie die Geivinuberechnnngen stehe» die Be hauptungen des Herrn Hahn, die buchhändlerische »Organi sation« begünstige den hohen Rabatt, um alle schwachen und unfähigen Betriebe dnrchzuschleppe», Herr Hahn mag sich belehren lassen, daß die Organisationen gar nicht daran denken, das zu tun. Denn sie wissen, daß ein Betrieb, der nichts umzusetzen vermag, auch bei 100»/, Rabatt zugrundegehen muß. Die Nabatthöhe, die im übri gen gar nicht die Organisation, sondern völlig souverän der Verlag, also der Hersteller, bestimmt, lichtet sich indirekt nach den Geschäftsunkosten der gut geleitete» und lebensfähigen Geschäfte, deren Spcsenlast heute zwischen 30 und 85// vom Verkaufs preise schwankt. Der Rabatt, den der Sortimenter erhält, balanciert sich also gewissermaßen von selbst aus; sinkt er unter das unbedingt erforderliche Maß, dann hört der Buchhandel eben ans zu bestehen. Auch hier ist es genau wie in sedem anderen Handelszweige, und be sondere Wirtschaftsgeschc sür den Buchhandel bestehen nur in den Köpfen von Personen, die nichts von ihm verstehen oder ihm Übel wollen. Auch daß die buchhändlerische» Augestellten die küm merlichsten Gehälter erhalten, stimmt nichts dafür sorgt schon die alles nivellierende Tarislohnbildung, die jeden Arbeitnehmer sofort aus dem Berufe treibt, wenn letzterer seinen Mann nicht oder wesentlich schlechter als andere Berufe zu ernähren in der Lage ist. Die Zahl der Buchhandln ngen ist gewachsen, darin hat Herr Hahn unbedingt recht, aber nicht im entferntesten in dem Maße, wie er cs angibt. Die Vermehrung der Betriebe ist aber wiederum, wie jedes Kind weiß, eine Kriegserscheinung, dje sich nicht aus den Buchhandel beschränkt, sondern überall zu verzeichnen ist. Die Hun derttausende von Akademikern, abgebauten Beamten, Kriegsverletzten usw. habe» sich eben dem Handel zugewandt, da er ihnen die einzige Möglichkeit geboten hat, notdürftig ihre Existenz zu sristen, natürlich zum Schaden der bestehenden Betriebe, deren Umsätze dadurch zwangs- läusig zckrückgehe» mußte». Der zurückgegangene Export des deutschen Buches ins Ausland ist einmal durch die Propaganda des Feindbundes zu erklä ren, der deutsche Wissenschaft und deutsche Literatur, also auch das deutsche Buch, das in vorderster Linie den deutschen Geist verbreitet, zu vernichten sucht, daun aber hauptsächlich durch das Jnslationsduin- ping. das Frankreich zu treiben vermag, solange der Frank einen Bruchteil der deutschen Mark wert sein wird. Herr Hahn wird wisse», daß während der deutschen Inflation wir unsere Aussuhr mit allen Kräften drosseln mußten, um nicht ausocrkaust zu werde»; heute er lebe» wir das Gegenteil und werden hossentlich anch diese Zeit über stellen, wenn der Deutsche nicht kritiklos gegen den Deutschen wütet. Der Ausklang des Artikels des Herr» Hahn ist ein begeisterter Lobgesang aus die wie Pilze aus der Erde schießenden Buch ge - meinschaften und Volksverbände. Der deutsche Buchhandel be trachtet auch diese als eine Nachkriegserscheinung, die sich überlebe» wird, wenn sich der Geschmack, der durch Krieg und Not verflacht und verroht ist, wieder heben wird. Wer zwangsweise 4 Bücher im Jahre für einen Preis von etwa 11 Mark erwerben will, Bücher, die er viel leicht gar nicht gebrauchen kann und gar nicht lesen will, der mag es ruhig tun; übermäßig billig ist dieses Vergnüge» sicherlich nicht, denn jede gute Buchhandlung ist in der Lage, sür denselben Preis die dop pelte Anzahl von hervorragenden Werken, und noch dazu nach srcier Wahl des Käufers, zu liefern. Das billige Buch, nach dem Herr Hahn ruft, ist in Massen vorhanden, aber es prunkt nicht in ausdring lichen und wertlosen Halblederbänben, die jedem halbwegs erlesenen Geschmack zuwider sind, sondern es tritt in schlichterem Gewände aus, ohne jedoch, was Material und Geschmack in der Herstellung betrifft, jener Fabrikware unterlegen zu sein. Wir haben hier dieselbe Erschei nung vor uns wie bei der zurzeit herrschenden Mode der Maga zine, die auch billig anmuten, aber letzten Endes den Kamps gegen Unternehmungen wie etwa Velhagen L Klasings Monatshefte, Wester mann, Neue Rundschau usw. nicht für sich entscheiden werben. Es wäre schlimm um Deutschland und den deutschen Geist bestellt, wenn Buchgemelnschasten aller Art und Magazine aller Unart einmal den Ausfluß deutscher Geisteskraft darstellen sollten. Wenn der deutsche Sortimentsbuchhandel sich gegen eine solche Entwicklung wehrt und sich für Autoren nicht mehr zu verwenden gedenkt, die ihre Werke geschmacks- vcrflachenden Unternehmungen zur Verfügung stellen, so sollte der deutsche Bücherkäuser und vor allem die deutsche Presse, wenn sie ihre Kulturmission versteht, derartige Bestrebungen nach Kräften unter stütze», nicht aber sic kurzsichtig bekämpfen. Von anderer geschätzter Seite wurde uns noch folgende Einsendung zum Abdruck zugeftellt: Ein Hahn hat gekräht! Der »Montag Morgen» vom 20. Juli weckte die Berliner mit einem Hahnenschrei, heiser und krächzend: Buchhändler oder Buchwuchererl Ein »Hahn« war ansgestanden und krähte nun zwei Spalten lang über die Schlechtigkeit des Buchhändlers, über den wahnwitzigen Verdienst des Sortiments, welches nichts anderes tut, denn »das Buch aus dem Schrank holt und es dem Käufer reicht«; krähte über den Börsenverci», der ein Fluch sür das deutsche Volk geworden sei: »Die Organisation hat nicht mehr den Zweck, eine» Berus kräftig und wachsend zu erhalten, sic hat sich langsam zu einem Siechenhaus für die Schwachen und Lebensunfähigen gewandelt.» Und so kräht er weiter von schlechten Gehältern, von einer grassierenden KOprozentigen Rabattwut, und nachdem er so weiter gekräht, schlägt seine Stimme um in einen Hymnus aus die Buchgemeinschastcn. Wäre ein solches Gekrächze In einem buchhändlerischen Fachblati erschienen, so hätte man den Aussatz als ein Produkt der Hunds- tagshitze aus die Seite gelegt, man hätte den Kops geschüttelt und den -Hahn« sür »schlachtreif« erklärt. Da der Artikel aber in einer Tages zeitung erschien und die unglaublichsten Unwahrheiten und Ent stellungen somit in die Öffentlichkeit trägt, also vor Menschen, die die Wahrheit nachznprüsen gar nicht imstande sind, so ist der Artikel eine Beleidigung des Buchhandels, die dieser nicht energisch genug zurllckwciscn kann. Es hat keinen Zweck, an dieser Stelle Herrn Hahn auszuklären, denn entweder ist dieser Artikel im Austrage der Buch- gemeinschaftcn geschrieben, oder aber die Zeilen sind der Ausfluß eines verärgerten Autors. Was tausendmal geredet und tausendmal widerlegt worden, was volkswirtschaftlich oft klargestellt worden ist, der »Hahn« muß es ebenso falsch wiederholen.
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