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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.01.1926
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- 1926-01-05
- Erscheinungsdatum
- 05.01.1926
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^ 3, 5. Jariuar 1926. Redaktioneller Teil. daß "solche Artikel, so gut sie an sich sein mögen, wenn sie im -Zwiebelsrsch- oder der -Zeitschrift sür Bücherfreunde«, im -Kunst wart» oder anderen ähnlichen Organen stehen, gerade das Publi kum nicht erreichen, aus das es hier ankommt. Für lediglich kri tische Darstellungen der Gefahren der Buchgemeinschasten sür die Kulturentwicklung dürfte bei populären Zeitschristen wenig Nei gung zur Ausnahme bestehen. Mit Artikeln s ü r die Buchgcmcin- schaslen ist's natürlich anders. Eben bringen z. B. die -Sozia listischen Monatshefte- einen ausführlichen lobenden Aussatz. Wcrbeartikel sür die BEG als neue große Organisation des Gesamtbuchhandels hätten eher Aufnahme gefunden, zumal dafür bekannte Männer aus den verschiedensten wirtschastlichcn und poli tischen Kreisen sich zur Verfügung stellten. Leider muß die BEG nun überall hören, daß der Buchhandel selbst die neue Schöpfung ablehnc, und der Gedanke, aus dem Weg über die BEG die Wahr heit über die Buchgemeinschaften zu verbreiten, ist erheblich er schwert, nachdem soviele Aufsätze von wissenschaftlichen Spezial sortimentern, Groß-Sortimcntcrn und fachwijsenschastlichcn Ver legern erschienen sind. Möchte doch Herr Di. Druckenmüllcr sich in den -Sozialistischen Monatshestcn» sür den Buchhandel cin- sctzen und nicht die nach anderer Methode vorgchendc Arbeit der Freunde der BEG, die von ebenso warmem Wunsche sür das Wohl des Buchhandels eingegeben ist, durch seine wohlmeinenden, aber ungenügend begründeten Warnungen stören! Kinderbüchertage in Löwenberg i. Schl. (Siehe auch Bbl. ISLö, Nr. 28«.) Die Kinderbüchertage sind nun vorllbergerauscht. Wirklich ge rauscht! Denn die Wogen der Freude und Begeisterung gingen oft so hoch, wie es wirklichen Kindern bei solch frohen Anlässen nur Ehre macht. Ein tolles Brausen liegt mir noch immer im Sinn, das von Hun derten von Kindcrkehlen stammt und durch Rattenfänger. Kasperle. Märchen. Lichtbild und Bücherausstellung erweckt wurde. — Der König der Feste war in den ersten Tagen entschieden der »Ratten fänger« und neben ihm das »Kasperle«. Naiv begeisterte Aussätze, die schon für das Preisausschreiben eingingeu, legen Zeugnis davon ab. Ein Fest — ein richtiges Kinderfest waren die Tage wirklich! Und wer von den Erwachsenen innerlich noch jung genug war. konnte und durste sich in diesen Tagen von Kinderfreude und Märchenzauber einspinnen lassen. Keiner von ihnen wird es bereut haben. Ein Blick nun in die Ausstellung. Den meisten drängte sich beim Betreten des Saales das Empfinden auf — »Weihnachten«! Denn auf langen weihnachtlich weiß gedeckten Tafeln waren die Bücher in ihren bunten, überaus ansprechenden, teilweise künstlerisch feinen Ge wändern ausgebreitet. — Der intime Kreisständehausfaal (früherer Konzertsaal des Fürsten von Hohenzollern-Hechingen) war uns in liebenswürdigster Weise für die Ausstellung und einige Veranstal tungen zur Verfügung gestellt worden. An den Längsseiten und unter dem Podium liefen die Tafeln entlang, und auch das geräumige Podium selbst war für allerlei nette Ecken und Tische ausgenützt wor den. Protestantische Jugendliteratur an der einen, katholische an der anderen Seite des Saales eröffnete den bunten Reigen. Rechts schloß sich nun Mädchenliteratur an. und zwar mit Jungmädchen büchern (unter Vermeidung der üblichen Backfischliteratur) beginnend und abwärts gehend bis zum seinen Kunstmärchen der heutigen Tage. Links Knaben-Bllcher, vom Experimentier- und Reisebuch ebenfalls hinab bis zum alten Märchenbuch von Grimm. Andersen usw. Ein Plätzchen war auch Noten (Kinderlieb und -reigen) eingeräumt. Dunkle Holzvertäfelung diente für diese Tafeln als ruhiger Hinter grund. der nur in bestimmten Abständen von den Sprüchen des Bör- scnvereins -und den Plakaten »Schenkt Bücher zu jedem Fest« belebt wurde. Die Tafel unter dem Podium zeigte die »Entwicklung des Bilder buches«. Mit den Bänden von »Bertuchs Bilderbuch für Kinder«, das 1790—1822 in 36 Bänden erschienen ist und uns von der Preußischen Staatsbibliothek für diesen Zweck überlassen worden war, konnte be gonnen werden. Hey-Speckter. Pocci. Schwind. Hosemann, Pletsch. Mohn (um nur einige Namen zu nennen) folgten. Der »Struwwelpeter« und die »Sprechenden Tiere«, die den Auftakt zu dem eigentlichen bunten Kinderbilderbuch bilden, folgten sodann. Und Bücher von Mcggendorfer, Oberländer, Busch. Konewka. Kreidolf schlossen sich an. Nun breiteten sich in bunter Fülle die Bücher der Verlage Löwe. Scholz, Hahn, Stalling aus. Wer kennt sie nicht und wem sind die meisten davon in ihrer künstlerischen Vollendung nicht eine Herzens-. freude? Lustige Leporello- und Puppcnstubenbücher waren als Ab- schluß und Hintergrund zugleich sür diese Tafel benutzt. Auf einem Tisch beim Aufgang zum Podium waren die von Verlagen für das Aussatz-Preisausschreiben (Themen: »Dem Rattenfänger nach« für Landschulen und die Unterstufe der Stadt. »Mein liebstes Buch« für die Oberstufe der Stadt) gestifteten, z. T. fein mit Exlibris versehenen Bücher ausgestellt. Diese und ein Plakat »30 Preise nach freier Wahl« regten die Lust zur Beteiligung an. Beide Ecken des Podiums waren als Leseecken eingerichtet und zeigten 2 kleine Musterbibliotheken lljähriger Kinder, die sich Geburtstag und Weihnachten nur ein Buch schenken ließen. Der Sammeleifer sollte dadurch geweckt werden und hier und da ist cs hoffentlich gelungen. Die Mädchenecke war hell und froh, die für den Jungen aber dunkler und ernster gehalten. Auf einer Tafel waren dann noch die Nürnberger Puppenstubenspielbiichcr gebrauchsfertig aufgestellt und erweckten viel Freude. Auf einer andern Tafel lagen die im letzten Augenblick eingetrosfenen Jugend- und Kinderbücher des Verlags Stalling aus. Bunte ausgestanzte Plakate und eine Litsaß-Säule belebten das Bild. Unserm Berggeist »Rübezahl« war auch ein Tisch gewidmet. Eine hübsche Otto-Puppe — nach dem Cchwindschen Bilde angcsertigt — entstieg den Blättern eines Buches und zog die Aufmerksamkeit der Besucher aus diesen Tisch. In einer Ecke auf einem Tisch thronte der »Himmelsbrief- träger« (Kruse-Puppe), umgeben von Wunschzetteln und Briefum schlägen. Vorn am Tisch befand sich ein Plakat folgenden Wortlauts: »Hier liegen Wunschzettel. Willst Du einen— so nimm Dir einen mit.« Von dieser Erlaubnis wurde ausgiebig Gebrauch gemacht. Im Handumdrehen waren einige Tausend Wunschzettel verschwunden, sodaß wir dann rationieren mußten. Vielleicht — vielleicht sehen wir ION davon wieder. Wenn die Erlaubnis der Eltern nicht nötig wäre, dann bekämen wir dick ausgefüllt bestimmt 100A zurück. Schade, daß das Christkind nicht umsonst liefern kann. — Eine ganz besondere Freude für die Kleinsten war dann noch »Des Kindes Traum nach den Büchertagen«. Allerlei Bilderbuchfiguren, die die Kinder im Licht bild gesehen hatten, kamen aus einem kleinen in Rauhreif prangenden Weihnachtsbäumchen, standen zum Teil noch zögernd oder schritten sehr eifrig und vergnügt hinter dem Rattenfänger in einen Bücher-Berg hinein. Petrus, in einem roten Gewände, stand davor und leuchtete mit dem Monde, den er hoch erhoben in einer Hand hielt. Zur Freude der Kinder leuchtete der Mond wirklich. Traumhaft blau war das Ganze überhängt. — Ein Paradies schien den Kindern auch nach den Veranstaltungen die Ausstellung, aus dem sie immer gewaltsam ent fernt werden mußten. Doch davon später. Nun die Veranstaltungen! Sonntag, den 15. November, vormit tags 10.30 Uhr fand eine kleine Eröffnung für Behörden. Schulleiter und Lehrer, Geistliche und Presse statt. Das überaus zahlreiche Er scheinen legte Zeugnis davon ab. wieviel Interesse unsere Arbeit er weckt hatte. 44 Jugendpflege:: der Provinz (Bczirks-Jugendpfleger Pollack legte unseres Programms wegen die Einweihung einer neuen Jugend-Herberge auf den gleichen Tag) konnten wir außerdem noch begrüßen und Herrn Röbke aus Hirschberg als Vertreter des Pro- vinzial-Vereins. Am Nachmittag erschien auch noch Herr Regierungsrat Matzker als Vertretung der Regierung und überbrachte uns den Dank der Negierung für unsere Arbeit- Er war des Lobes voll über Art der Ausstellung und Anordnung der Veranstaltungen. «Herr Schulrat Schulz übernahm es in liebenswürdigster Weise, an diesem Vor mittag einige Worte der Begrüßung zu sprechen. Außerdem kenn zeichnete er kurz den Sinn der Arbeit und erklärte, nach welchen Ge sichtspunkten die Ausstellung aufgebaut sei. Überaus reges Interesse zeigten die Jugcndpfleger für die Ausstellung. Sie notierten viel, und von einigen Seiten gingen schon Bestellungen ein aus Durchschlüge unserer Ausstellungsliste. Sic werden nur unter der Bedingung abge geben. daß der ortsansässige Buchhandel bei ähnlichen Veranstaltungen nicht übergangen wird, und außerdem benachrichtigten wir einen Buch händler der betreffenden Stadt. Von 1 Uhr ab wurde der Saal für die Landjugend geöffnet. Für diesen Sonntag waren 517 Kinder vom Lande fest angemeldet. Reichlich 200 blieben wegen des schlechten Wetters aus. sodaß sich nur noch etwa 300 Kinder an den Tischen vorbeischoben und — leider — nur einen oberflächlichen Eindruck von der Ausstellung gewannen. Alle Aufsichten waren sehr in Anspruch genommen, damit Schaden möglichst vermieden wurde. Erlöst atmete wohl jeder auf. als die Flöte des »Rattenfängers« vor der Tür ertönte und die kleine Horde im wilden Wirbel den Saal verließ. Aber nur wenige Minuten der Ruhe folgten. Pünktlich um 2 Uhr waren die Kinder der Stadt zur Stelle und belebten nun den Saal. Vielleicht verlief diese Besichtigung etwas ruhiger, da die Zahl der Kinder etwas geringer war. Noch einmal erschien der Rattenfänger wieder und befreite uns auch von diesen Quälgeistern. Der Anblick eines überaus lustigen Bildes ent- > schädigte für alle Mühe. Auch Herr Ncgierungsrat Matzker schaute dem kirnten Inge erfreut nach. 15
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