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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.12.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1926-12-30
- Erscheinungsdatum
- 30.12.1926
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- Deutsch
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X- 383, 38. Dezember 1926. Redaktioneller Teil. Borjknblau f. d. Dllchn. «„M-nd-I. Die innerpolitischen Verhältnisse Italiens bringen es mit sich, daß hier verhältnismäßig sehr billig produziert wird. Wie in anderen Industriezweigen kommt dies auch in der Bücher erzeugung zum Ausdruck. Die Arbeitskraft ist in Italien heute viel wohlfeiler als in Mitteleuropa. Hier nur einige ganz bei läufige Beispiele für i t a l i e n i s ch e B ü ch e r P r e i s e: übliches Oktavsormat, fast holzfreies Papier, 248 Seiten, broschiert, Laden preis 8 Lire gleich 1.38*1 Mark; ein wenig schlechtere Papierqualität, 366 Seiten, guter Pappband, 4 Lire gleich 65 Pfennig; 158 Seiten, Illustrationen in Mehrfarbendruck, Einband in Ganzleinen 6.56 Lire gleich 1 Mark. Ich denke, schon diese knappen Beispiele reden eine deutliche Sprache. Allerdings stellt der Käufer hier, wie bereits erwähnt, an das Außere der Bücher bescheidene An forderungen. Ganzleinenbände in der Art des eben genannten würden dem Geschmack des deutschen Publikums gewiß nicht ent sprechen. Doch habe ich bereits in meinem Bericht aus der ita lienischen Kolonie Tripolis (Bbl. 1926, Nr. 182) erwähnt, daß der italienische Verlag heute Buchserien herausbringt, die bei niedrigem Preise auch äußerlich verwöhnten Ansprüchen voll und ganz genügen, so eine Sammlung ausgewählter moderner Litera tur, je 366 Seiten, holzfreies Papier, Ganzleinen, 12 Lire, nicht ganz 2 Mark; oder die Serie der lyrischen und epischen Moderne, je 1606 Seiten oder mehr, 60 Lire gleich 9.60 Mark. Ich habe auch bereits erwähnt, daß Werke in Großformat, selbst Prachtaus gaben, in geheftetem Zustand bevorzugt werden. Zeitschriften ungefähr in der Art der deutschen Magazine kosten per Heft 1 Lira gleich 16 Pfennig, reich illustrierte Wochenschriften 56 Eentesimi gleich 8 Pfennig, die ungemein beliebten Wochen ausgaben der Tagespresse, 16 bis 20 Seiten in Zeitungsformat, erste und letzte Seite in Mehrfarbendruck, kosten 25 bis 35 Ccntcsiini gleich 4—6 Pfennig; die Tageszeitungen kosteten Anfang 1926 20, später 25, jetzt 30 Centcsimi gleich 5 Pfennig. Solche erstaun liche Ziffern sind schließlich und endlich Symptome von weit tragender Bedeutung. Die italienischen Verleger haben ähnlich wie die fran zösischen die Gepflogenheit, den Ordinärpreis in der Regel auf das Buch aufzudrucken. Bei Preiserhöhungen sendet der Verleger seinen Kunden Vignetten mit neuem Preis zum Auf kleben auf das Buch. In einer vom Standpunkt des Sortimenters Wohl vorbildlichen Art unterscheidet der Verleger zwei Ordinär preise, den für den Erscheinungsort des Werkes und den um die Portospefen erhöhten für das übrige Italien. Die betreffende Formel lautet beispielsweise: »?rerro uel lieguo L. 13.25; in riremis L. 12.50«, also: »Preis im Königreich (Italien) L. 13.25; in Florenz (dem Erscheinungsort) L. 12.50«. Auch die italienischen Zeitungen tragen den Preis einschließlich des Portos auf gedruckt. Die deutschen Blätter machen zwar den Auslandspreis in Landeswährung ersichtlich, verschweigen aber die Portospesen, ein Umstand, den der italienische Sortimenter unangenehm emp findet. Die wichtigsten italienischen Verleger haben ihren Sitz in Turin, Mailand, Bologna und Florenz. Rom bildet nicht den Mittelpunkt des Buchhandels. Italien ist ja das Schulbeispiel eines dezentralisierten Landes, dessen Wirt schafts- und Kulturzentren mehr noch als in Deutschland auf ver schiedene Großstädte verteilt sind. Die großen italienischen Ver leger senden ihre Neuigkeiten stets unverlangt. Dies bildet geradezu eine unerläßliche Grundlage für den Betrieb der Sorti mentshandlung. Denn ohne mein Urteil allzusehr verallgemei nern zu wollen, muß doch festgestellt werden, daß einem Teil der Buchhändlerschaft hier die Urteilsfähigkeit fehlt, die zur unbedingt richtigen Auswahl der Neuigkeitcnbestellungen erforderlich ist. Der Gehilfe unterscheidet sich in seiner Bildung oftmals nicht von dem Angestellten in irgendeiner anderen Branche des Detailhandels. Dies hängt wohl mit dem Fehlen einer obligaten Lehrzeit zu sammen und gewiß auch mit der geringen Bezahlung, die bildungs fähigen Leuten wenig Anreiz bietet. Ein Monatsgehalt von un gefähr 100 Mark ist durchaus üblich. Es liegt mir begreiflicher- *1 Nach dem jetzigen Kurs erhöhen sich die Preise in Mark um etwa 26A. Die Red. weise fern, die italienische Buchhändlerschaft, deren nicht selten bewundernswerte Arbeitsfreude unter schwierigen Verhältnissen ich vollauf zu schätzen gelernt habe, mit den vorstehenden Fest stellungen angreifen zu wollen. Es handelt sich lediglich um einen Tatbestand, den ich registriere. Die unverlangten Sendungen nun ermöglichen auch jenem Sortimenter, der selbst nicht in der Lage ist, sich über moderne Literatur ein Urteil zu bilden, stets die wichtigsten Neuigkeiten seinen Kunden vorlcgcn zu können. Und der Käufer sucht jn der Regel auch immer die zuletzt eingetrofseneu Neuigkeiten. Der bekannte Name ist ausschlaggebend. Neben Belletristik hat Politik einen bevorzugten Platz. Die Reden Mussolinis werden sehr viel gelesen, auch philosophische Literatur wird aus dem Neuigkeitenmarkt immer eifrig verlangt, vor allem Croce, auch Gentile und andere moderne Italiener. Der Verleger gibt in der Regel nicht mehr als 36 A Rabatt, doch darf nicht übersehen werden, daß die Versandfpcsen in den Ordinärpreis einkalkuliert sind. Im allgemeinen wird mindestens ein halbes Jahr Ziel gewährt, vier Fünftel des Fakturenwertes entfallen in der Regel aus Lieferung in Kommission. Es besteht für den Sortimenter keine bindende Verpflichtung, den Ordinär- prcis einzuhalten. Aber im eigenen Interesse richtet er sich meist nach dem Preisaufdruck. Hingegen ist cs vielfach üblich, Stamm kunden des Sortiments regelmäßig auf italienische Bücher bis 10^ Skontozu gewähren. Da der Ordinärpreis nicht geschützt ist, gibt cs auch keinen Schlitz gegen die Skontogewährung. Im allgemeinen wird die Einheitlichkeit im Verkauf durch den Um stand gefördert, daß eine erhebliche Zahl der großen italienischen Buchhandlungen vertrustet ist. Direkte Bestellungen von Privatkunden beim deutschen und beim ausländischen Verlag über haupt mit Umgehung des Sortimenters sind erfreulicherweise selten geworden. Die strengen italienischen Valutenbestimmungen lassen Auslandszahlungen nur nach bestimmten Formalitäten auf dem Wege über eine Bank zu. Eine Gesamtorganisatiou des italienischen Buchhandels, die sich mit dem Börsenvcrein vergleichen ließe, fehlt. Die vorhandenen Organisationen, so die Lssveiarious Lckitoriole I-idroria Itatiano in Mailand, umfassen nicht alle Buchhändler, es gibt in den Fach kreisen Strömungen und Gegenströmungen. Ja manche Buch händler sind zwar dem Börsenverein in Leipzig, nicht aber einer italienischen Organisation angeschlosscn. Auch das Kommis sionärwesen ist keineswegs so ausgebildct wie im deutschen Buchhandel. Teilweise zeigt es eine Verschmelzung mit Genossen schaftlichem, so in der Liiovtma lübraria in Mailand und in der auch für das Zeitschriftcngeschäst bestimmten Nessogzsria mit dem Hauptsitz in Bologna. Andrerseits haben viele italienische Sorti menter Kommissionäre in Leipzig, Paris und Wien. Sollten nicht bereits die Arbeiten zur Herausgabe eines G e - samtverzeichn Esses des hier ausgeliefcrten deutschen Ver lags im Gange sein, so wäre es wohl dringend geboten, sie in Angriff zu nehmen. Ungeachtet des Wertes der italieni schen Auslieferungsstellen dürfte wohl auch die Frage zu erwägen sein, ob dem deutschen Büchcrexport nach Italien nicht mit einer einheitlichen, hier zu errichtenden deut schen Auslieferungsstelle am besten gedient wäre. Der Erfolg der französischen dlaisou <tu llivr« spricht dafür. Ihr Er folg ist um so mehr beachtenswert, als sic gar nicht die Möglichkeit hat, so universell zu sein, wie es eine deutsche Stelle mit der starken Rückendeckung unserer Organisation sein könnte. Es gibt in Italien Sortimenter, die das Entstehen einer einheitlichen, nach Leipziger Muster geleiteten deutschen AuSlicferungsstelle mit Freuden begrüßen würden. Es sei schließlich noch festgestellt, daß der deutsche wissenschaftliche Verlag heute bei den öffent lichen Bibliotheken Italiens steigenden Absatz findet. Sie werden seit einiger Zeit vom Staate in erfreulicher Groß zügigkeit unterstützt und kaufen recht eifrig wissenschaftliche Litera tur aus Deutschland. Meine buchhändlerischen Wanderungen durch Italien haben mir also von mehr als einem Gesichtspunkt bewiesen, daß auch hier für das deutsche Buch fruchtbarer Boden ist, der bei ent sprechender Pflege stets reiche Ernte geben wird. 1538
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