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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.12.1926
- Strukturtyp
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- 1926-12-28
- Erscheinungsdatum
- 28.12.1926
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- Deutsch
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X- 301, 28. Dezember 1926. Redaktioneller Teil. 10 Mark Verlaus sind mit einem Mindestrabatt von 35 Prozent, Schulbücher mit 30 Prozent zu liefern. 3. Keine Kreditbestim mungen anznwenden, die gegen die Devisenvorschristen des be treffenden Landes verstoßen und die das wirtschaftliche Leben hemmen, sondern im Gegenteil den schwerkämpfenden Auslands buchhändler in jeder Weise durch günstige Lieferungs- und Zah lungsbedingungen zu unterstützen. Helfen Sie alle, daß diese Forderungen erfüllt werden. Sie helfen dann nicht nur dem deutschen Auslandsbuchhändler, Sie stützen vor allen Dingen die deutsche Kultur im Auslande. (Leb hafter Beifall und Händeklatschen.) Oskar Ellmenrcich (Meran): Sehr geehrte Anwesende! Auf der vorletzten Kantate-Tagung im Mai 1925 war auf meine An regung eine größere Anzahl von Auslandsbuchhändlern anwesend. Wir Haben damals den Beschluß gefaßt, wenn möglich jährlich diese Zusammenkunft zu wiederholen, um unsere gemeinsamen Interessen zu besprechen und unsere Wünsche und Forderungen vorzubringen. Wir sind heute wieder in einem großen Kreise versammelt. Doch leider sind jene, die vom Ausland gekommen find, nur in sehr geringer Zahl erschienen. Es ist damals in Leipzig wohl übereinstimmend zum Ausdruck gekommen, daß die Lage des deutschen Buchhandels ln den Staaten mit deutschen Minderheiten bereits damals sehr schwer war, und die Situation ist, wie Ihnen ja auch Kollege -Kriedte bereits geschildert hat, heute noch eine wesentlich schlechtere geworden. Dazu tragen natürlich in erster Linie die bereits von verschiedenen Vorrednern besproche nen allgemeinen wirtschaftlichen und kulturellen Zustände bei. Bei uns kommt noch eine ganze Reihe von Besonderheiten hinzu, die Sie gewiß interessieren und die Ihnen ein Bild von der Lage des deutschen Buchhandels in Südtirol geben werden. Ich schicke voraus, daß der deutsche Buchhandel, solange Südtirol zu Öster reich gehörte, noch ein konzessioniertes Gewerbe war, während wir jetzt ein freies Gewerbe haben, -sodaß an jede Tabaktrafik, an jeden kleinen Zeitungsverschleiß geliefert werden kann, wodurch die Konkurrenz wesentlich stärker geworden ist. Wir waren da mals im alten Südtirol 14 Buchhandlungen, und die Situation war damals wesentlich günstiger als heute, da sich der Fremden verkehr in den Vorkriegsjahren sowohl im Winter wie im Sommer fast ausschließlich aus dem Deutschen Reiche und aus den öster reichischen Ländern rekrutierte. Das Schulbüchcrgeschäst spielte damals für die Mehrzahl der Buchhandlungen eine ganz be deutende Rolle. Ich erwähne zum Beispiel, daß Brixen mit seinen 6500 Einwohnern, eine Bischofstadt, drei Buchhandlungen recht gut ernährt hat, welche sich noch dazu alle in einer Gasse be finden. Es befanden sich aber auch dort ein Missionshaus, drei Institute, zwei Obergymnasien, eine Mädchenerziöhungsanstalt und drei Priesterseminare. Der Bücherbedarf dieser Anstalten war ein ganz bedeutender. Dazu kam noch, daß die Geistlichkeit im Lande finanziell sehr gut gestellt war und als Bücherkäuser sehr stark in Frage kam. Heute ist dies alles wesentlich schlechter geworden. Der Buchhandel ist ungeschützt, und es gibt heute, wie ich sagen muß, eine ganze Reihe von Verlegern, die an alle neu entstandenen Verkaufsstellen von-Büchern, Zeitschriften und Zei tungen skrupellos -liefern. Zur Verschlechterung der Lage unseres Buchhandels haben sehr viel jene Verleger beigetragen, welche ihre Generalvertre tungen für ganz Italien vergeben haben. Deren Vertreter haben natürlich nur Interesse, jedem halbwegs in Betracht kommenden Geschäfte — und mag es sine noch so kleine Bude sein — Reise führer, Reiseliteratur, Zeitschriften und Zeitungen zum Verkauf aufzudrängen. Die Stimmung gegen diese Verleger ist daher auch unter meinen Kollegen berechtigterweise die denkbar schlechteste. Sind sie doch gewissermaßen Helfershelfer der Totengräber des alten deutschen Buchhandels bei uns. In weiterer Ausführung über die Lage unseres Buchhandels komme ich zu einem der einschneidendsten Faktoren, ja der Existenz frage: dem heutigen Preise des deutschen Buches und der deutschen Zeitschriften. Hierbei sind zwei Gesichtspunkte maßgebend: das einheimische Publikum als Bücherläufer und Abonnent -der Zeit schriften und Zeitungen und das Fremdenpublikum als Bücher- käufer und Abonnent der Zeitschriften und Zeitungen. —- Ich IS26 gebe Ihnen hierzu einige Zahlen, welche am besten illustrieren, um wieviel sich die Lage unseres Buchhandels gegen die Vor kriegszeiten verschlechtert hat. Die Gehälter der Staatsbeamten, der städtischen und Privatbeamten sind gegenüber den Bezügen in Goldkronen im Jahre 1914 zu den heutigen Bezügen in Lire nur um das Dreieinhalbfache bis Vierfache, in wenigen Fällen um das Fünfsache mehr. Das deutsche Buch (ein guter deutscher Ro man) hat im Jahre 1914 gebunden 5 Mark oder 6 Goldkronen gekostet. Heute kostet der gleiche Roman gebunden 6.50 Mark, ist also schon im Markpreis um 30 Prozent gestiegen, im Lirepreis ist er aber um das Zehnfache höher als im Jahre 1914. Ein Beamter, der im Jahre 1914 ein Gehalt von 300 Goldkronen gehabt hat, konnte mit 2 Prozent seines Gehaltes sich diesen Ro man laufen. Heute bezieht derselbe Beamte 1100.— Lire und muß 5 Prozent seines Einkommens anwenden, um -das gleiche Buch erstehen zu können. Eine große Kategorie guter Vorkriegs bücherkäufer ist dadurch -fast vollständig ausgeschaltet. Betrachten wir nun den selbständigen Handel- und Gewerbe treibenden: Es besteht -die Tatsache, daß die allgemeinen Lebens haltungskosten gegenüber dem Jahre 1914 durchschnittlich um das Fünffache gestiegen sind, das -deutsche Buch hingegen um das Zehn fache*)! Auch für diese Kategorie der Bevölkerung ist das deutsche Buch daher nicht mehr wie vorher die selbstverständliche Beigabe auf jedem Gefchenitisch, sondern es ist ein Luxusartikel geworden, der auf den Geschenktdsche-n praktischen Geschenken sür das tägliche Leben Weichen mußte. — Die Zahl der Abonnenten von Zeit schriften und Zeitungen -deutschen Ursprungs ist verheerend zurück gegangen, und es ist dies kein Wunder. Nehmen wir nur zwei früher starkverbreitete Zeitschriften: die »Woche« kostete im Jahre 1914 30 Heller, heute 4.50 Lire, »Das Blatt der Hausfrau« kostete im Jahre 1914 24 Heller, heute 3.50 Lire. Also beide Zeitschriften sind um das Fünszehnfache*) im Preise gestiegen! Immer weniger ist daher auch das ansässige Bürgertum in unseren Buchhandlungen zu sehen, wozu freilich auch viel beiträgt, daß die Last der Steuern und Abgaben ganz gewaltig gegenüber der Vorkriegszeit angewachsen ist. Wenngleich auch in unserem Fremdenverkehr der Frenrde aus deutschen Landen noch immer eine große Rolle spielt, so ist derselbe doch schon recht bedeutend aus den Provinzen Alt- Italiens und England und seinen Kolonien, aus Holland und -den nordischen Ländern, aus der Tschechoslovaiei und Amerika. Die Notwendigkeit, sich darnach einzuricht-en, tritt immer gebiete rischer an unsere Buchhändler -heran und stellt sie vor neue In vestierungen und Sorgen. Damit komme ich aus eins der wich tigsten Gebiete in der Frage der Zukunft des Absatzes des deutschen Buches im Auslande, d. i. -der Preis des deutschen Buches im Vergleich zu jenem des -französischen und italienischen Buches. Ich lege Ihnen drei krasse Beispiele auf den Tisch: Das Reclam- Doppelbändchen kostet zum heutigen Kurse umgerechnet und mit dem notwendigen Spesenaufschlag 6.— Lire, das französische Buch, in guter Ausstattung und mit schönen Holzschnitten geziert, kostet 4.— Lire und das italienische Buch gar nur 2.— Lire. Sie wenden begreifen, daß bei -diesen Preisen auch jener fremde Gast, welcher die italienische oder französische Sprache -beherrscht, heute viel eher zum italienischen und französischen Buch greift als zum deutschen. Gerade in meiner Buchhandlung muß ich -daher auch di« stete Zunahme des Absatzes des italienischen und fran zösischen Buches konstatieren ebenso wie den ständigen Rückgang des Absatzes des -deutschen Buches. Ich habe Ihnen nun in kurzen Zügen ein Bild über die Lage des deutschen Buchhandels im ehemaligen Südt-irol gegeben. Wie -die Situation im deutschen Buchhandel in Alt-Italien ist, -vermag ich nicht zu beurteilen. Zweifellos ist aber jedenfalls, daß auch -dort naturnotwendig der hohe Preis sich -auswirken muß, ins besondere weil j-a -in erster Linie dort Kunstwerke, technische Werke und Zeitschriften in Frage kommen. -Sie -werden mich nun mit Berechtigung fragen, welchen Ausweg ich aus dieser schlimmen Lage für möglich halte. Nach meiner Überzeugung gibt es nur einen Ausweg: Der deutsche Verleger muß trachten, es möglich *j D. h. in entwerteten Lire gegenüber den früheren Kronen- preiscn. T>. Red.
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