Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.12.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-12-28
- Erscheinungsdatum
- 28.12.1926
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19261228
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192612282
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19261228
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1926
- Monat1926-12
- Tag1926-12-28
- Monat1926-12
- Jahr1926
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
U 3»1, 28. Dezember 1826. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Die Tschechoslowakische Republik stellt «in ganz bedeutendes Absatzgebiet für das deutsch. Buch dar. Nach den statistischen Aus weisen betrug der Bücherkonsum der Tschechoslowakischen Republik im Jahre 1922 12 980 g, verringerte sich im Jahre 1923 aus 8450 und hält sich vom Jahre 1924 angefangen ungefähr aus der Höhe von 8800 g. Der scharfe Rückgang im Jahre 1922 und 1923 ist aus die Beendigung der Inflation zurückzusühren, wobei ich betonen möchte, daß meines Erachtens die Menge der aus Deutschland ausgeführten Bücher mit dieser Ziffer nicht voll ständig richtig festgesetzt zu sein scheint, da damals der Bücher schmuggel von Deutschland und Österreich unter Umgehung des regulären Sortimentsbuchhandels und selbstverständlich auch unter Umgehung der vielfach angefeindeten Uußenhandelsnebenstellen geschehen ist. Ich möchte Ihnen nun in kurzen Worten ein Bild von unserer wirtschaftlichen Lage, speziell unseres heimischen Buchhandels ent werfen. Es besteht kein Zweifel, daß der Absatz des deutschen Buches bei uns nicht an jenen des Friedens heranreicht. Aus der Stati stik und aus dem Vergleich der Umsätze kann man dies ohne weiteres feststellen. Das deutsche Buch ist heute bei uns ein Luxusgegcnstand geworden, weil die Bücherpreise durch die Mark- stabilisicrung ihre Friedenspreise überschritten haben und daher für uns fast unerschwinglich sind. In der ersten Zeit nach dem Umstürze war das Verhältnis der Mark zur tschechischen Krone ungefähr l : 2, wobei wir bei der Beschaffung der Valuta mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Das Verhältnis änderte sich, als der Jnflationsprozeß der Mark begann und die deutschen Verleger sich durch Einführung von Valutazuschlägen zu schützen suchten. Die Maßnahmen trafen, wie schon vorhin er wähnt, den regulären Sortimentsbuchhandel, während das Publi kum anstandslos ganze Bibliotheken zum deutschen Inlandspreis nach dem Auslande bringen konnte. Es war erstaunlich, welch geringes Verständnis selbst maßgebende Stellen gegenüber diesem Zustande hatten. Ich hatte selbst persönlich Gelegenheit, bei den Grcnzstellen der maßgebenden Finanzämter in dieser Angelegen heit zu intervenieren, ohne einen Erfolg zu erzielen. Es war wohl damals Gelegenheit, für billiges Geld Ware zu kaufen, aber erstens verbot sich ein allzu großer Einkauf mit Rücksicht auf den schlechten Geschäftsgang, und andererseits wieder waren die damaligen Erzeugnisse des Buchmarktes in der Aus stattung eigentlich minderwertig. Durch Einführung der Rentenmark wuvden die deutschen Preise allerdings stabilisiert, aber dadurch, daß die Bücher ihre Friedenspreise bei weitem überschritten, wurden sie nicht nur bei uns unverkäuflich. Sie müssen berücksichtigen, daß wir heute mit einem Stand der tschechischen Krone zur Mark wie 8 :1 zu rechnen haben und daß bei uns die Lebensverhältnisse wesentlich andere sind als in Deutschland. Es sind daher nur billige Ausgaben und billige Bücher zu verkaufen. Außerdem machen sich bei uns in der Tschechoslowakischen Republik das durch das neue Gesetz vollständig reorganisierte Gemeindebüchereiwesen und die neu entstandenen Buchgemeinschaftcn und Büchereigenossenschaften sehr fühlbar und unangenehm bemerkbar. Selbstverständlich haben wir Sortimenter in der Tschechoslowakischen Republik diesen Dingen nicht tatenlos zugcsehen, sondern haben mit allen uns verfügbaren Mitteln versucht, den Absatz des deutschen Buches zu heben und zu fördern. Es wurden in mehreren größeren Städten Buch wochen und Werbetage abgehaltcn, welche allerdings, soweit mir Berichte bekannt sind, nur einen ideellen Erfolg, aber praktisch keine Belebung des Geschäftes brachten. Nicht unerwähnt möchte ich an dieser Stelle lassen, daß der artige Veranstaltungen stets in entgegenkommendster Weise von unseren Berufsorganisationen und auch vom Börsenverein in Leipzig unterstützt wurden. Um die hohen Spesen, die uns beim Bezüge von Büchern aus dem Ausland unbedingt erwachsen, nur einigermaßen zu decken, waren wir gezwungen, einen Zuschlag auf die Bücherpreise ein zuführen, ähnlich wie Sie auch in Deutschland seinerzeit den Teuerungszuschlag hatten. Dieser Zuschlag, welcher ursprünglich 10 Prozent betrug und welcher bei uns im Einvernehmen mit 1528 dem zuständigen Ministerium genehmigt war, wurde inzwischen auf 5 Prozent abgebaut. Wenn Sie berechnen, daß wir von jedem Verkauf nur allein eine zwciprozeutige Umsatzsteuer zu bezahlen haben, so werden Sie diesen eigentlich nur dreiprozentigen Zu schlag nicht unbillig finden. Es kann uns niemand einen Vor wurf machen, daß wir diesen Zuschlag mit Rücksicht auf die gegen über dem Frieden ungeheuer gestiegenen Spesen erheben. Ich halte es für angebracht, auf diese Frage, welche uns Buch händlern in der Tschechoslowakischen Republik besonders am Herzen liegt, etwas näher einzugehen, da gerade in der letzten Zeit diesbezügliche Verhandlungen in der Zufchlagsfrage mit dem Börsenverein gepflogen wurden. Wenn wir, ähnlich wie in Deutschland und in Österreich, neue Kunden- und Käuferkreise dem Buchhandel erschließen wollen, so bedarf es der Werbung. Unser Wirkungsgebiet ist hinsichtlich der Erfolgsmöglichkeit in sehr enge Grenzen gedrängt. Die Werbung kostet Geld, und die Zweckmäßigkeit der Werbung beginnt man langsam anzuzwei feln, weil die Vorbedingung, d. h. die einheitlichen Verkaufspreise, von einzelnen durchbrochen wird. Wir beziehen von den reichsdeutschen Buchverlegern zu den gleichen Rabattbedingungcn wie die Sortimenter in Deutschland, haben aber Bezugsspesen, die selbstverständlich höher sind als die unserer Kollegen im Reiche. Diese Mehrspesen, die Differenz zwischen dem Inlands- und Auslandsbezug müssen wir auf irgend einer Seite wieder einnchmcn. Die Rabattbeüingungen lassen sich nicht günstiger gestalten, und deshalb müssen wir die Differenz vom Käufer erheben, indem wir einen minimal erhöhten Börsen kurs als Umrechnungskurs nehmen. Die Durchbrechung dieses von unserem Verbände festgesetzten Umrechnungskurses von ein zelnen Firmen erfolgt in der überlegten Absicht, sich die Werbe arbeit der Allgemeinheit zunutze zu machen und an den Einzelnen billiger zu verkaufen, mit anderen Worten, zu »unterbieten-, d.h.die Erfolge der Arbeit anderer auf sich zu konzentrieren und damit ihre Mehrauslagcn zu decken. Die Schädigung der regulär nach dem vorgeschriebenen Umrechnungskurs verkaufenden Buchhändler ist evident. Eine allgemeine Nichtbeachtung der Verkaufsvor schriften (ein rechnender Sortimenter wird niemals unterbieten) müßte bei Aufrechterhaltung der Werbearbeiten zweifellos eine Einbuße der Zahlungsfähigkeit zuungunsten der Verleger nach sich ziehen, und dazu kann sich unser Sortiment, eingedenk seiner Pflicht, das deutsche Buch dem Auslande zu erhalten, nicht her geben. Das Bedachtsein des Verlages, mit dem vollen Eingänge seiner Forderungen rechnen zu können, wird nicht zuletzt dabei berücksichtigt. Ein nicht angemessener Verdienst ist der erste Be weggrund zur schleppenden Zahlung, und das soll im Interesse des Verlages vermieden werden. Das Mittel zur Bekämpfung dieser Schädlinge an unserer Arbeit ist der Schutz unseres Spesenbeitrages oder Zuschlages, wie Sie es nennen wollen, oder ein erhöhter Rabatt. Da das letztere in Anbetracht der wirtschaftlichen Lage nicht angängig erscheint, so bleibt nur der Schutz des Spesenbeitrages vom Berlage, bzw. vom Erhalter der Buchhandels-Ordnungen und -Gesetze, dem Börsenverein, übrig, der eben bis jetzt noch nicht besteht. Es ist hier gewiß nicht die Zeit und der Ort, alles mit dieser Frage Zusammenhängende eingehend zu erörtern oder zu einem Beschluß zu bringen. Es genügt uns vorderhand, wenn die hier anwesenden Verleger die Überzeugung mit nach Hause nehmen, daß unserem Verbände eine Unterstützung bei der Be kämpfung der Unterbieter unserer Vsrkaufsvorschriften dringend notwendig ist, die uns bisher versagt wird. Damit erleichtern Sie einerseits dem Börsenverein den von uns angestrebten Schutz unserer Verkaufsvorschriften zu bestätigen, andererseits auch die Werbung für das deutsche Buch weiter sortzusetzen. Ich hielt es für meine Pflicht, gerade bei dieser Tagung unsere wirtschaftliche Lage, so wie Sie diese auch von den anderen Staaten erfahren haben, klarzulegen. Sie alle wollen die Überzeugung mit nach Hause nehmen, daß der deutsche Buchhändler in der Tschechoslowakischen Republik eine große kulturelle Aufgabe zu erfüllen hat und daß er diese nur erfüllen kann, wenn ihm aus reichende Unterstützung von seinen deutschen Lieferanten und auch von reichsdeutschen Organisationen geboten wird.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder