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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.12.1926
- Strukturtyp
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- 1926-12-28
- Erscheinungsdatum
- 28.12.1926
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- Deutsch
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Xi 301, 28. Dezsntber 1926. Redaktioneller Teil Börsenblatts, d. Dtschn.Buchhandel. Ich möchte bei dieser Gelegenheit nicht verabsäumen, darauf hinzuweisen, -daß der tschechische Buchhandel in der Tschechoslowa kischen Republik über eine geradezu musterhaste Organisation ver fügt, die es möglich macht, jede gegen die Veriehrsordnung han delnde Firma sofort zur Rechenschaft zu ziehen. Es ist für uns bedauerlich, feststcllen zu müssen, daß leider ein nur geringer Teil unserer Kollegen von der Notwendigkeit einer derartigen straffen Organisation überzeugt ist. Ich glaube bestimmt, daß meine Ausführungen ein wenig dazu beitragen werden, Ihnen ein Bild von der Lage — ich kann ohne Übertreibung sagen, schwierigen Lage — des deutschen Buch händlers in der Tschechoslowakischen Republik zu geben, und hoffe, daß meine Worte vielleicht zu einem größeren Verständnis unserer gewiß nur berechtigten Forderungen führen werden. Dies wäre der Ersolg, den wir uns durch meine Teilnahme an dieser hervor ragend gut veranstalteten, interessanten Tagung erhoffen. Ein Erfolg, der nicht zuletzt der deutschen Kultur und dem deutschen Buche zugute -käme. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Theodor Steinkopfs (Dresden): Eine kurze Bemerkung zu den Referaten der Kollegen in den abgetretenen Gebieten. Ich hatte gestern Gelegenheit, mit einem Herrn aus den abgetretenen Gebieten längere Zeit zu sprechen, und ich muß sagen, ich habe einen erschreckenden Einblick bekommen in die Verhältnisse, wie sie dort liegen und unter denen unsere Kollegen kämpfen und arbeiten müssen. Wir find ja im Reiche auch schon allerhand gs^ wöhnt und stöhnen und klagen über die Nöte wirtschaftlicher Art, aber wenn wir sehen, wie unsere Kollegen draußen nicht nur dieselben wirtschaftlichen Nöte haben wie wir, sondern darüber hinaus noch allerlei Bedrängnisse politischer Art und dabei noch Kulturtätigkcit verrichten, indem sie zum Teil deutsche Schulen erhalten, deutsche Bibliotheken gründen und aus eigenen Mitteln unterhalten, dann müssen wir sagen: wir sind doch nicht so 'schlimm dran wie unsere Kollegen draußen. Als ich dem Herrn sagte: warum wenden Sie sich nicht an die Verleger, um die Biblio theken mit zu unterstützen, um mitzuhelfen, antwortete er mir resigniert: Nein, des sind wir müde geworden. Wir wollen nicht fortgesetzt mit Bitten kommen und als Schnorrer dastehen. Meine Herren vom Verlag! Wir kennen alle die täglich einlaufenden Bitten um Freiexemplare zur Genüge und sind skeptisch geworden. Hier aber handelt es sich um etwas anderes. Wir reden so viel von unserer Kulturmission des Buchhandels. Hier ist wirklich eine Kulturaufgabe zu erfüllen, und ich möchte den dringenden Appell an die Herren vom Verlage richten, doch unsere deutschen Kollegen in den abgetretenen Gebieten in ihrem schweren Kampf zu unter stützen und die von ihnen gegründeten und gepflegten deutschen Bibliotheken weitgehend zu fördern. Delegierter Tag i. Fa. Walters L Rapa (Riga): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist mir zunächst ein Herzens bedürfnis, Ihnen, meine hochverehrten Herren Kollegen von Deutsch-Österreich, meines Kollegen Freiberg und meinen tief gefühlten Dank auszusprechen für den warmen Empfang und die schönen Stunden, die Sie uns in Baden und Wien bereitet haben. Lange werden wir an der Erinnerung dieser herrlichen Tage zehren und gern und ost unseren Kollegen in Lettland von Deutsch- Österreichs Gemütlichkeit erzählen. Und nun zur Sache selbst. Das deutsche Buch in Lettland! Es herrschen allgemein recht unklare Vorstellungen über unsere Verhältnisse, und cs werden so oft Parallelen gezogen zwischen der Aufnahmefähigkeit der ehemaligen Ostseeprovinzcn Rußlands, wovon ein Teil eben unser heutiges Lettland darstellt, und unserem heutigen so geringen Bedarf. Dabei ist schnell das Urteil gefällt, und wir hören das alte Lied vom versagenden Sortimenter. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir deutschen Buchhändler Lettlands stehen aus verlorenem Posten. Ich stehe 27 Jahre an meinem Platze und ich meine, 27 Jahre Berufsleben am selben Ort dürften zur Beurteilung der Lage genügen. Und aus dieser Erkenntnis heraus muß ich sagen, daß -der deutsche Buchhandel Rigas vor dem Kriege bei weitem nicht ein Drittel der heutigen Werbearbeit geleistet hat. Jode der seinerzeit bestehenden acht deutschen Buchhandlungen hatte ihren festen Kundenstamm, und der nährte die Herren Buchhändler sehr gut. Das Publikum war konservativ -bis in die Knochen und wartete ruhig 14 Tage auf ein bestelltes Buch, wenn es auch beim Buchhändler-Nachbar im Fen ster in mehreren Exemplaren prangte. Und nun werden Sie fragen: Worauf ist denn dann der schwache Erfolg der heutigen Werbetätigkeit zurückzufü'hren? Unsere Verhältnisse sind eben andere geworden. Der baltische Adel, ehedem der beste Bücher- käufer, ist durch die Agrarreform verarmt und völlig ausgeschaltet. Auch der Mittelstand ist durch das Herausdrängcn aus den Staats und Kommpnaldienststellungen verarmt und ein nicht unbeträcht licher Teil vormals guter Bücherkäuser ist abgewandert, da er sich mit den grundlegend veränderten Verhältnissen nicht absinden konnte. Bor allen Dingen aber sohlt uns das große und reiche Absatzfeld in Rußland. So sind wir heute lediglich auf unsere 1,8 Millionen zählende Bevölkerung angewiesen, wovon noch dazu nur 5 Prozent Deutschstämmige sind. Bei all diesem Abgang aber haben sich die Buchhandlungen unheimlich vermehrt. Wenn nun auch ein Teil der Jnflationsgründungen seine Pforten in zwischen geschlossen hat und weitere auf dem Aussterbeetat stehen, so sind ihrer doch noch immer zu viele. Es ist übrigens erstaun lich, daß noch immer namhafte Verleger Firmen wie David Glücks- mann, Literatura, deren Besitzer auch einer der Glücksmänner ist, und andere zweifelhafte Firmen beliefern, und zwar feelenruhig gegen Wechsel, die natürlich nie eingelöst werden. (Heiterkeit.) So hat es doch die Firma Literatura im Mai d. I. sertiggebracht, einem Reisevertreter einen Auftrag in Höhe von 10 000 Mark gegen Wechsel zu erteilen, und dies tat dieselbe Firma, bei der Anfang September d. I., also 4 Monate nach dieser schönen Auf tragerteilung, aus Mangel an Ware die Ladeneinrichtung vom Gerichtsvollzieher zwangsweise versteigert wurde. Vor 2 Jahren lieferte ein großer Leipziger Verleger trotz der Vorstellungen unseres Vereins der Firma David Glücksmann einen großen Posten einer Sammlung, die Glücksmann unter dem Nettopreis schnell an den Mann zu bringen suchte. Unserem Verein aber wurde aus erneuten Hinweis der Bescheid gegeben, daß es sich um abgestoßene Jnflationsbeftände aus Polen handeln müsse, denn vom 'Verlag sei nichts geliefert worden, aber siehe -da, als ich nach Wochen in der deutschen Gesandtschaft war, lagen die protestierten Wechsel über 500 Dollar für die Lieferung vom Ver leger vor. Ir, meine Herren Verleger, wo nichts ist, hat auch die deutsche Gesandtschast das Recht verloren. Wir bitten daher erneut im ureigensten Interesse der Lieferanten, nur die unserem Verein angeschlossenen Firmen zu beliefern. Sie, meine Herren, werden sich alsdann wesentlich besser gegen Verluste schützen können. Es erübrigt sich doch vielleicht nicht ganz bezüglich des heute ergangenen Appells an den Auslandbuchhändler, das deutsche Buch nicht durch zu hohen Spescnzuschlag noch mehr ins Hinter treffen zu bringen, darauf hinzuweisen, daß wir -die deutsche Mark fürs Publikum mit Lat 1.50 berechnen bei einem offiziellen Kurs von Lat 1.24, -der Universität aber und deren Lehrkörper, der Staatsbibliothek, dem Herder-Institut und der Stadtbibliothek be rechnen wir die Mark zum Tageskurs, wobei wir also alle direkten und indirekten Spesen -vom Verlegerrabatt decken müssen. Von großem Verdienst kann bei 18—20 Prozent direkten Spesen wohl kaum gesprochen werden. Des ferneren richten wir an die Herren Verleger die wiederholte und -dringende Mahnung, ihr Expedi- tionsperfonal darauf hinzuweisen, daß das Porto für Kreuzbänder nach Lettland 5 Pfennige per 100 Gramm beträgt. Noch immer sind wir gezwungen, täglich den ganzen Wust der Kreuzbänder nachzuwiegcn und bezüglich der Freimachung zu prüfen. Als dann ergeben sich ewige Schreibereien der zuviel aufgeklebten Frei marken wegen. Es handelt sich ja immer nur -um Pfennige, in der Gesamtheit aber sind es Summen, mit denen wir rechnen müssen. Wie schon mein Herr Vorredner aus Polen, -so müssen auch wir Buchhändler in Lettland immer wieder mit Bedauern auf -die uns schwer schädigende direkte Lieferung einer großen An zahl Verleger und Verfandbuchhandlungen an Private Hinweisen. Sollte es nicht möglich sein, hier Abhilfe zu schaffen? Auch be züglich der Zahlungsbedingungen möchte ich einige Worte -sagen. Täglich treffen Sendungen ein, auf deren Begleitfaktur zu lesen ist: »Zahlbar 10 Tage nach Ausstellung der Faktur». Ja, meine Herren Verleger, das können wir nicht, aus dem einfachen 1529
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