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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.12.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-12-21
- Erscheinungsdatum
- 21.12.1926
- Sprache
- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1926
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Xr 2S6, 21. Dezember 1026. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. schieden, und es gilt, nur den zweckmäßigsten auszuwählen. (Zum 2. Artikel des Herrn Nitschmann nehme ich später Stellung. Er hängt mit der beantragten Beseitigung des Verbandsvorstandes organisch zusammen, da er sich fast nur mit Zusammensetzung und Wahl der verschiedenen Vorstände befaßt.) Ortsverein Bremer Buchhändler. Am Sonnabend, dem 20. November fand unsere diesjährige Hauptversammlung statt. Umstände zwangen uns, die selbe acht Tage früher zu legen, sodaß uns nicht die Weihnachts glocken an dem Sonnabendabend begrüßten. Wie immer war die Tagesordnung schnell erledigt, da wir grundsätzlich in einer Sitzung vorher alles durcharbciten, um uns an diesem Abend mehr dem gemütlichen Beisammensein widnien zu können. Zur großen Freude war Herr Hcldt von Hamburg-Altona hcrübcrgceilt, und ebenso waren auch die »Treuen- aus Wilhelmshaven herübcr- gekomnren, sich mit uns zu freuen. Nach kurzer Begrüßung traten wir in die Tagesordnung ein. Der Jahresbeitrag von 36 Mark wurde wieder bewilligt, ebenso die 200 Mark pro Firma für den Werbefonds. Letztere Summe wird auf verschiedene Monate des Jahres verteilt. Zum ersten Vorsitzenden wurde wieder Herr W. Hermann gewählt. Unsere Mitgliederzahl beträgt jetzt 33. Um 8 Uhr wurde die Sitzung ge schlossen, -und der gemütliche Teil begann. Der Jahresbericht lautete: Aus allen Jahresberichten der verschiedensten Vereine, die wir in: vergangenen Jahre im Börsenblatt gelesen haben, klingt uns eine Melodie entgegen: Klage und Anklage! Klage, daß das vergangene Jahr uns enttäuscht und das angekündigte Morgenrot noch von dichten Nebeln umgeben ist. Anklage gegen den Börsen- vcrein, der nicht genügend schützt gegen Verleger, die direkt liefern und unterbieten, gegen die ganze Zeit, in der nur Geld für Tand und Vergnügen ausgcgcben wird und für Bücher nichts übrig bleibt, und dann resigniert der Schluß: »Wir müssen Weiterarbeiten und hoffen-. Nach unserer Meinung wird in diesen Jahresberich ten zweierlei vergessen: Erstens leben wir in den Nachwehen der Inflation, die in den ideellen Gütern mehr und mehr ansängt, sich voll auszuwirken. Wohl ist der Begriff »Treu und Glauben« wieder vielerorts fest verankert, und das Geschäftslebcn wird auf dieser Basis neu auf- gebaut, aber alle die Außenseiter und Parasiten, die sich in den Handel und Buchhandel in den vergangenen Jahren hincinge- drängt haben, beginnen jetzt ihre Maulwurfsarbeit, um am Leben zu bleiben. Das Wort »Anstandsgefühl- ist jenen ein Fremdwort und »Moral« für sie so dehnungsfähig, daß man oft statt des letzten Konsonanten »st- setzen möchte. Diese Schädlinge sind es denn auch, die uns das Leben so erschweren und uns oft so un gerecht verbittern, auch gegen die, die in Wirklichkeit mit uns am selben Strange ziehen. Hinzu kommt, daß die allgemeine Wirt schaftslage viele Tausende, die früher nicht die Not kannten, in die bitterste Not getrieben hat. Sie alle suchen auf jede Art und Weise Geschäfte zu machen und begnügen sich mit dem geringsten Verdienst — zumal die abgcbauten Beamten — und nehmen so dem Einzelhandel in ihrer Menge zuviel ab. Allzulange hat auch der Verleger gewartet mit dem Abstößen seiner Jnflationsware. Seit Jahren überall dieses Angebot alter Bücher, die niemand mehr haben will, das aber sehr verstimmen muß! — Wir sind der Überzeugung, daß die Vereine, die durch Sonderangebot ihren Mitgliedern Vorzüge einräumen wollen, dieses weniger in der Absicht tun, den Buchhandel zu schädigen, sondern einfach die Zeit, die ihrem Treiben günstig ist, benutzen wollen, um -durch die bloße Mitgliedschaft -ihren Mitgliedern Vorteile zu gewähren. Sie be denken gar nicht dabei, daß sie das Ansehen eines ganzen Standes unterwühlcn, daß sie selbst an dem Grab unseres deutschen Volkes mitschaufeln, indem sie den Mittelstand systematisch ruinieren und -vernichten. Hier müßte viel mehr aufklärend gewirkt werden. Volkswirtschastler und Persönlichkeiten, die in Amt und Würden stehen, müßten veranlaßt werden, energisch ihre Stimme zu er heben und zu warnen. — Inzwischen sind ja auf verschiedenen großen Tagungen in Köln, Hamm -und anderswo laut Stimmen erklungen, die klar und deutlich sagen, wie -schwer man sich am Einzelhandel versündigt, und wie es höchste Zeit ist, 'daß ihm ge holfen wird. Dem Publikum unverständlich sind auch die hohen Preise der Bücher, die selbst den Sortimenter in ihrer Verschieden heit stutzig machen müssen. Während -der eine Verlag abbaut, seine Neuerscheinungen keine 50°/» höher im Preise als der Frie denspreis sind, erhöhen noch verschiedene Verleger ihre Preise und sind heute noch um 1002L teurer als früher. Diese hohen Preise treten um jo mehr in Erscheinung, als gerade die frei gewordene Lektüre immer billiger wird und hier ein Konkurrenz kampf eingesetzt hat, der es dem Buchhandel ermöglicht, mit einer großen Anzahl von Büchern, die an Ausstattung keinem außer buchhändlerischen Angebot nachstehen, mit den Buchgemeinschasten und anderen Organisationen in erfolgreichen Wettbewerb zu treten. Das Zweite wird geflissentlich übersehen, denn man wagt es nicht zu sagen: Der Konkurrenzneid untereinander ist größer als das Vertrauen zueinander. Wenn das Sortiment einander ver trauen würde, würde es sich sehr bald seiner Stärke bewußt wer den und Mittel und Wege finden zur gemeinsamen Arbeit, die für Verlag und Sortiment ersprießlich sein würde. So aber — anstatt offen und ehrlich miteinander zu reden — arbeitet einer gegen den anderen. Wie ganz anders könnte das sein, ohne daß die Individualität des einzelnen dadurch Schaden erleiden würde! Eins besonders müßte viel mehr zutage treten: die Opserfreudig- kcit. Wir müßten uns bewußt werden, daß unser Stand das Erste und Wichtigste ist, wofür wir geben müssen, und unsere Liebe zum Stand darf nicht am Portemonnaie aufhör-en. Daß das Sortiment es bis heute noch nicht verstanden hat, seine Organisationen so zu festigen, daß alle Sortimenter ohne Ausnahme eine Einheit bilden, ist mehr als traurig. Dieses Auseinanderstrcben und Nichtmit- cinanderlebcn, dieses Gegeneinandcrarbeiten und Nichtmitein anderarbeiten trotz der Führung jener Männer, die schon seit 10 Jahren selbstlos und unentwegt arbeiten, muß aufhören, wenn wir überhaupt als Sortimenter noch Ansehen fordern dür fen. Für unsere Organisation darf eben kein Opfer »zu grob sein. Der Vorstand muß Ihnen danken, und tut dieses von ganzem Herzen, daß Sie ihm stets vertrauend das Nötige bewilligten, aber wir verhehlen Ihnen nicht, daß wir vielleicht über kurz oder lang mit einem Plan hervortreten, der noch mehr Forderungen an Sie stellen wird. Hier müssen wir in ruhiger, sachlicher Aus sprache alles abwägen, alles Für und Wider durchdenken, aber dann hoffen wir auch bestimmt, daß Sie mit uns eins sein werden. Die Arbeit im vergangenen Jahre war wie immer groß, aber Orkane sind nicht über uns dahingegangen. An Stelle des Kamp fes gegen alles Widerwärtige, was die letzten Jahre uns gebracht, ist der langsame Wiederaufbau getreten, und wir dürfen feststellen, daß, dank einer ruhigen, stillen, aber ständigen Arbeit,-der Bremer Buchhandel heute gesund dastsht. Wir dürfen den heutigen Tag freudig feiern, weil jeder von uns sich dessen bewußt sein kann, daß er mitgeavbeitet hat in den vielen Sitzungen, die wir gehabt, daß er mitgogeben hat zu den Beiträgen, die wir notwendig brauchten, daß er ein notwendiges Glied in der Kette gewesen ist. Meine Herren,-schlagen Sie mit der Faust auf den Tisch, wenn Ihnen etwas nicht paßt, treiben Sic Opposition. Je stärker, desto lieber, nur stehen Sic nicht beiseite und seien unzufrieden. Sach liche Kritik fördert, und je frischer die Debatten, desto stärker ist das Leben, und nur gesundes, starkes Leben zeitigt Früchte. Im vergangenen Jahre verloren wir -durch den Tod ein Mitglied: Herrn Adolf Heine. Wir alle, die wir ihn ge kannt, wissen, was -wir an ihm verloren haben, und -wir empfin den um so schmerzvoller den Verlust, dg er -das einzige Verleger- Mitglied war. Immer suchte er den Weg vom Verlag zum Sorti ment und scheute keine Mühe, den einzelnen von uns aufzusuchen, um mit ihm zu reden. Sein Andenken wird bei uns in Ehren gehalten. Durch Austritt und Wegzug verloren wir 5 Mitglieder, durch Neueintritt gewannen wir zwei, sodaß die Mitgliederzahl heute 33 beträgt. I4SS
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