Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-12-04
- Erscheinungsdatum
- 04.12.1926
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19261204
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192612041
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19261204
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1926
- Monat1926-12
- Tag1926-12-04
- Monat1926-12
- Jahr1926
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. Friedrich Pustet in Regensburg. Anläßlich des 100jährigen Gründungsjubiläums der Firma am 13. November 1926 gab Herr Kommerzienrat Friedrich Pustet bet der Festversammlung vor einer auserlesenen Zahl von Gästen und vor dem gesamten Personal nachstehende Ausführungen über die Geschichte des Hauses, von denen wir annchmen dürfen, daß dieselben auch weitere Kreise von Bcrussgenossen der Jubelfirma interessieren, und stellen ihnen deshalb gerne die Spalten unseres Blattes zur Verfügung. -i- Es kann für einen Historiker, überhaupt für jeden Freund unserer schönen, alten deutschen Städte kaum etwas Reizvolleres geben als eine Wanderung durch vertraute, in malerischer Un berührtheit vergangener Jahrhunderte erhaltene Gassen und Plätze, die einen jeden, der mit empfänglichem Herzen ihre stumme und doch so laute Sprache zu verstehen und zu deuten vermag, er freuen muß. Nicht minder scheint mir verlockend das Sichversenken in die wechselvolle Geschichte eines Geschäftshauses, das, von der Person seines Gründers angefangen dis in die Gegenwart herauf trotz der Wechselfälle der Zeit und all ihrer Begleiterscheinungen feine Stellung zu behaupten und seinen Ehrenschild blank zu erhalten vermochte. Deshalb soll in dieser Stunde, die uns in der Er innerung an die vor 100 Jahren erfolgte Gründung unseres Regensburger Hauses Friedrich Pustet festlich vereint, ein gedräng ter Rückblick auf die vielseitigen Geschehnisse innerhalb dieser ge waltigen Zeitspanne die bedeutsame Tätigkeit des Gründers und seiner unmittelbaren Mchfolger, seiner beiden Söhne Friedrich und Karl, deren Bild in sprechender Ähnlichkeit zu uns hernioder- grüßt, vor Augen führen. Aus der Provinz Udine im Venezianischen mit häufigem Vor kommen des Namens Bustetto führt uns der Weg durch 2>/- Jahr hunderte nach dem kleinen Marktflecken Hals bei Passau, wo am 24. Februar 1798 der Gründer unseres Hauses, mein Großvater, als Sohn der Buchbinders-Eheleute Anton und Anna Maria Pustet das Licht der Welt erblickt«. Die zahlreiche Familie lebte unter dem Eindruck der damaligen kriegerischen Zeiten in drücken den Verhältnissen, die selbstverständlich der Pflege und Erziehung der Kinder nicht förderlich sein konnten. Das väterliche Haus brannte nieder, der Vater starb und die Mutter litt schwer. In einem schon vom Vater erworbenen kleinen Häuschen fand das Geschäft seine Fortsetzung. In dem Bestreben, auch den Bücher vertrieb zu betätigen, durchkämpfte die energische Frau alle Schwierigkeiten seitens mißgünstiger Kollegen und beamteter Stel len bis zur endlichen Erreichung einer Konzession für den Vertrieb bildender Volksschristen. Doch das Geschäft ging nur allzu schlecht. Europas Boden zitterte zu sehr unter dem ehernen Schritt des Kriegsgottes. Da entschloß sich die Mutter blutenden Herzens, ihren kaum 10jährigen Fritz, ausgerüstet mit IS schwer zu missen den Kreuzern, donauoufwärts in die Lehre zu schicken. In Stadt amhof nahm sich der Buchbindermeister Eggensperger des geweck ten Jungen an, und in dieser bescheidenen Werkstätte, dem heutigen Amtsgericht gegenüber gelegen, fand der junge Fritz in größerem Umfang die ersehnte Beschäftigung mit Büchern. Nicht selten ge schah es, daß Meister Eggensperger, wenn er seinen Lehrling zur Unrechten Zeit beim Lesen traf, ihn mit einem derben Klaps an seine Obliegenheiten erinnern mußte. Aber schon 1809, das für Regensburg und seine Umgebung schrecklichste Erinnerungsjahr an die napoleonische Gewaltherrschaft, setzte der kaum begonnenen Ausbildung ein jähes Ende. In dem schweren Ringen der Franzosen und Bayern gegen österreichische Truppen lagen am Abend des 23. April 1809 von 148 Wohnhäusern in Stadtamhof 95 in Schutt und Asche, darunter auch jenes des Buchbinder meisters Eggensperger. Alles floh, und auch der Großvater, von Hunger getrieben, bahnt sich einen Weg über die mit Leichen be deckte steinern« Brücke, um nach dem südlich von Regensburg ge legenen Karthäuserkloster, der jetzigen Heil- und Pflegeanstalt, zu gelangen, wo laut einer früheren Kunde ein Mönch namens Pustet wirken sollte. Es war dies ?. Petrus Pustet, welcher nach einer kurzen Regierungszeit von nur 7 Monaten im Jahre 182S als Bi schof von Eichstätt starb. Auch in dem schwer geschädigten Kloster konnte des Bleibens nicht lange sein, und der Knabe kehrte nach Passau zurück, um der Mutter, so gut als möglich, zu Helsen. Auch dort schwere Sorge und Kummer. Des Großvaters strebsamer Geist suchte nach Besserung der Verhältnisse, und er betrieb aufs lebhafteste den Umzug der Familie und des kleinen Geschäftes nach Passau, um dort eine bescheidene Leihbibliothek anzufangen; neben bei brachte eine Lotteriekollektur manchen Groschen. Das Ge schäftsgebaren des jungen Mannes flößte Vertrauen «in. Das Darlehn eines Passauer Bürgers mit 300 Gulden ermöglichte ihm den Papierhandel unter Benutzung der damals stark im Schwung befindlichen Floß-Schiffahrt donauabwärts bis hinunter nach Wien. Die Mutter Pustet erachtete die Zeit für günstig, eine förm liche Buchhandlungs-Konzession zu erlangen. Alle die schon früher durchgekosteten Schwierigkeiten erhoben sich in neuer unfreund licher Form, und wir können uns heute im Zeichen der Gewerbe freiheit kaum mehr eine Vorstellung von den Widerwärtigkeiten und dem Konkurrenzneid machen, deren Wellen in Eingaben und Beschwerden bis zu den Stufen des Thrones hinaufschlugen. Der Großvater erreichte endlich durch königliches Reskript am 31. De zember 1821 die Buchhandlungs-Konzession in Passau. Im Jahre 1820 trat der junge Buchhändler in direkten Verkehr mit Leipzig, nachdem er ein Jahr vorher durch die Anschaffung einer Hand presse den Grund zu einer Buchdruckerei gelegt hatte, zu der ihm sein erster Autor Johann Evangelist Fürst aus Frauendorf, aus landwirtschaftlichem Gebiete hervorragend tätig, den Anstoß gab. Unter den Professoren der damaligen Universität in Landshut hatte der junge Verleger manchen Freund, und gute Beziehungen wurden angeknüpft. Da griffen aufs neue störend« Verhältnisse in den ruhigen Fortbestand des Unternehmens, und im Jahre 1826 sehen wir Fritz Pustet wieder auf der Landstraße donou- aufwärts wandern, wohin die Erinnerung an das Jahr 180S seine Schritte lenkte. In Regensburg wollte er endgültig seine eigene Existenz gründen. Er eröffncte ein bescheidenes Lädchen in dem ehemaligen Hohwaldhaus am Neupfarrplatz, wo heute Lilien felds mächtige Schuhauslage den Fortschritt der Neuzeit bekundet. Sonnabend mittag wunde der Laden geschlossen, Bücher einge- I42S
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder