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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1926
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- 1926-12-04
- Erscheinungsdatum
- 04.12.1926
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- Deutsch
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282, 4. Dezember 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. BuchhandH packt, aufs Land gegangen und Kundschaft gesucht. Das tägliche Mittagsmahl in der Kasern« erforderte nach damaligen Verhält nissen 7 Kreuzer. Die ehemalige Reichsstadt Regensburg, die seit 1810 zu Bayern gehörte, sollte nun des Großvaters endgültige Heimat wer den, nachdem er im Juli 1826 die Erlaubnis zur Übersiedelung und am 30. September des gleichen Jahres eine neue Buchhand lungs-Konzession erhalten hatte. Bereits ein Jahr nach der Ge schäftsgründung in Regensburg begann er auch hier mit der Aus stellung einer Buchdruckhandpresse und mit verlegerischer Tätig keit. Es ersüllt uns mit Staunen über des Großvaters buch händlerischen Wagemut, wenn wir das in den Jahren 1830 bis 1838 entstandene vierbändige Geschichtswerl über Regensburg aus der Feder des mecklenburgischen Legationsrats Gumpelzhaimer und die späteren größeren Werke des gelehrten Exjesuiten Joses Ferdinand Dambcrger »Fürstentasel der Staatengeschichte- und Fürstcnbuch zur Fürstentasel würdigen und zur Hand nehmen. Inzwischen erschien die von der Kgl. Botanischen Gesellschaft in Regensburg herausgegebene Fachzeitschrift »Flora«. Der bayerische Minister Eduard von Schenk, bekannt als Dichter, übertrug dem Großvater vier Jahrgänge seines Muscn-Almanachs »Caritas» (1834—38) mit den Poetischen Beiträgen des Königs Ludwig I. und des bayerischen Kronprinzen Maximilian. Ein malerisches »Donaualbum» in Leporelloform zeugt gleichfalls für den Unter nehmungsgeist des jungen Verlegers. 1830 schritt der junge Geschäftsmann zur Gründung eines eigenen Herdes mit Fräulein Therese von Schmid. 52 Jahre glück lichster Ehe, wenn auch nicht ungetrübt durch manche dunkle Wol ken, durch Prüfungen und Sorgen, waren den Gatten beschieden, und wir Jungen haben neben der Erinnerung an die geschäftliche Tüchtigkeit des Großvaters auch das Bild der Großmutter als einer vorbildlichen Frau in treuer Erinnerung. 10 Kinder ent sprossen dem Ehebund. Bereits 1833 sand die Erwerbung eines eigenen Hauses in der Gesandtenstraße statt und in demselben die Ausstellung der ersten Schnellpresse. Die Verlagstätigkeit siel in die herrliche Zeit der frischen, hochgemuten katholischen Bewegung, die mit dem Namen des großen Regensburger Bischofs Sailer und seiner Jünger in Landshut, München und Regensburg gekennzeichnet ist. Freilich dürfen wir uns heute unter dem Namen Schnellpresse nicht die rasch rotierende Druckmaschine, von elementarer Kraft getrieben, vorstellen. Der Gang der ersten Schnellpresse erfolgte langsam und bedächtig mittels eines durch Menschenkraft gedrehten großen Schwungrades, bedeutete aber immerhin schon einen wesentlichen Fortschritt gegenüber der Handpresse, wie sie sich unverändert bis zu Friedrich Königs epochemachender Erfin dung in der ursprünglichen Form Johannes Gutenbergs erhalten hatte. Für den jungen Verleger ergab sich bald die Überzeugung, daß die Beschaffung von Druckpapier außerordentlich erschwert sei und er richtete nun den Flug seiner weiteren Pläne zwecks voll ständiger Unabhängigkeit vom öffentlichen, damals schlecht be dienten Papiermarkt auf Errichtung einer eigenen Papierfabrik. Ein geeigneter Platz hierfür wurde in der Wasserkraft der Laaber, die bei Sinzing in die Donau mündet, gefunden und Wling als geeignete Stelle zur Errichtung des neuen Werkes ausersehen. Es entstand 1836 das Hauptwerk in Mittelalling, dem heutigen Endpunkt der Eisenbahn. 1853 erstand ganz in der Nähe ein« zweit« Fabrik in Unteralling und 1895 einige Kilometer aufwärts das Hilfswerk Oberalting, welches auch später noch ausschließlich der Hadernverarbeitung für die Maschinen in Mittel- und Unter- alling diente. Mit kühnem Scharfblick erfaßte er sofort die Trag weite der im Jahre 1799 erfundenen Maschinenpapier-Fabrika tion in ihrem vollen Umfang. Opferwillige Mitbürger, die in felsenfestem Vertrauen auf des jungen Industriellen Tüchtigkeit und Fleiß helfend Hand zur Durchführung seiner Pläne boten, ermöglichten den für damalige Verhältnisse überraschenden Aus bau des Werkes. Der Name eines Regensburger Kaufmannes, I. W. Tröger, muß hier mit besonderer Dankbarkeit genannt werden, weil er den Großvater nicht nur mit eigenen Mitteln unterstützte, sondern auch wiederholt sich weitgehender Bürgschaft 1426 für ihn unterzog. Sein Glaube an seines Schuldners Ehrlichkeit war so groß, daß er es nicht für nötig erachtete, die demselben geliehenen Summen regelrecht zu verbuchen. Um so überraschter waren nach Trögers Tod dessen Hinterbliebene, als sie aus dem Munde des ehrenhaften Pustet selbst erfuhren, bis zu welcher Höhe sich seine sinanziellen Verpflichtungen gegen sie erstreckten. Die erste englische Papiermaschine, sür tvelche das bayerische Ministerium die zollfreie Einfuhr vermittelte, kam aus diese Weise nach Alling. Die zweite Papiermaschine entstammte einer Züricher Fabrik. Ein besonderer Festtag sür die damals noch junge Fabrik zog herauf, als König Maximilian von Bayern gelegentlich einer Wagcnsahrt durch das Laabertal anläßlich eines Besuches bei dem Rcichsrat von Neusfer im Allinger Werk kurzen Aufenthalt nahm. In patriotischer Huldigung wurde vor den Augen des Königs und seines Gefolges aus einer Maschine weißes, aus der anderen blaues Papier verfertigt. Ein in der Nähe be findliches Braunkohlenwerk wurde gleichfalls dem Betriebe ein verleibt und bis zur Eröffnung der Laabertalbahn im Jahre 1878 ausgebeutet. Einen hochragenden Markstein in der Geschichte unseres Hau ses bildet das Jahr 1845, in welchem der eben zum Fürstbischof von Breslau ernannte Regensburger Domherr Diepenbrock dem Großvater den Plan eines liturgischen Berlages nahelegte und das junge und kostspielige Unternehmen durch das Versprechen, nach Vollendung des ersten Missale sogleich 700 Stück sür seine Erzdiözese übernehmen zu wollen, mächtig förderte. Der damalige Oberhirte der Regensburger Diözese, Bischos Valentin von Riedel, war dem weitschauenden Plan gleichsalls ein mächtiger Gönner. Der ausgesprochen kirchliche Charakter des Verlages ebnete von selbst den Weg zu dem neuen großen Unternehmen. Zweifellos schwebten dem Großvater die berühmten Vorbilder des Antwerpe- ner Druckers Plantin (1514—1589) und seiner Nachfolger zur best möglichen Nachahmung vor. Allerdings war Pustet sen. nicht der erste liturgisch« Typograph unserer Stadt. Nicht lange nach der Erfindung der Buchdruckerkunst erstand im Jahre 1480 be reits «ine Regensburger Brevierausgabe. Fünf Jahre später ver legten der Bamberger Drucker Sensenschmidt und der Mainzer Beckenhaupt ihre Offizinen dauernd nach Regensburg, um hier das erste größere liturgische Werk, ein Missale, sertigzustellen. Die hiesige Kreisbibliothek bewahrt eins dieser seltenen Stücke unter ihren kostbarsten Beständen. Von nicht zu unterschätzender Be deutung war die Monopolisierung derartiger Drucke durch die im Jahre 1593 von dem Fürstabt Erhard Blarrer von Wartensee in Kempten gegründete Druckerei, die sogenannte herzogliche (t^pograpdia (localis), welche sich das verliehene Monopol durch kaiserliches Privilegium allmählich auf das ganze römische Reich deutscher Nation ausdehnen ließ. Nach Aushebung der Klöster durch di« Säkularisation ging dieses Privileg auch auf die Erben der herzoglichen Druckerei über und dauerte bis zum Untergang des deutschen Kaisertums (1806). Es mag von Interesse sein, schon an dieser Stelle einzuschal ten, daß der technische Betrieb dieser herzoglichen Druckerei im Jahre 1803 Eigentum der Bayerischen Regierung wurde, von der ihn Josef Kösel erwarb, dessen Firma den Druck liturgischer Werke- jedoch nur bis in di« 70er Jahre fortsetzte. Wir werden später diese Kemptener Gründung in das gemeinsame Bett der Fusion mit Regensburg zusammenfließen sehen. Es würde zu weit führen,, all die Schwierigkeiten aufzuzählen, die bei den damaligen primi tiven technischen Einrichtungen, die wir uns heute im Zeitalter der vollendetsten Zweisarbcn-Maschinen kaum mehr vorstellen können, zu überwinden waren. Das aus Grund der all mählich gewonnenen Erfahrung entstandene erste Pustetsche Missale erhielt am 21. Mai 1846 die Approbation des Bischofs Valentint aus irgendeinem Grunde später mit einem neuen Titelblatt vom Jahr« 1849 versehen, liegt es als kostbares Erinnerungsstück unserer Verlagsbibliothek hier auf dem Tisch des Hauses. Mit einem schön gebundenen Exemplar schickte Pustet sen. meinen Vater im August 1856 nach Rom, wo Pius IX. am 2. Sep tember das Geschenk huldvoll entgegennahm und den Überbringer mit einer großen goldenen Medaille auszeichnete. Hand in Hand ging im Ausbau des dem liturgischen Verlage zugrunde liegen-
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