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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-12-04
- Erscheinungsdatum
- 04.12.1926
- Sprache
- Deutsch
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^ 282, 4. Dezember 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. des als Kapuziner verkleideten Goslarer Kollegen Richard Danehl neben einen: großen Heiterkeitserfolg einen nicht minder großen Schillingserfolg aufzuweisen -hatte. Ein zweites Tafcllicd dieses schwer abstellbaren Poeten: »Vom Wesentlichen und der neuen Sittlichkeit--, das sich in liebevoller Weise mit der Lauensteiner Gruppe beschäftigte, hatte wenigstens den Erfolg, den großen Satansmeistcr, unseren verehrten Herrn vr. Eugen Diede- richs auf den Stuhl zu lobten zu einer warmen Rede-Lanze für seinen geliebten Jubu. Ergriffen lauschte der Abu. Und Wu und Jubu waren -darin einig, nach Ausklang dieses unvergeßlichen Abends noch lange nicht nach Haus« zu gehen und unter kundiger Führung im nächtlichen Wien umterzutauchen. Wer »wesentlicher« in der Seßhaftigkeit von beiden war, weiß ich nicht, ich weiß nur, daß alte ergraute und kahlköpfige Marabus noch lange auf recht hinter dem -Becher -sahen: Die Weisheit kommt am Abend. Wenn hin der junge Tag, Hört man den Weisheitsvogel Und seinen Flügelschlag. Unter den Fittichen des Weisheitsvogels, -des Vogels Minervas, stand auch -die festliche Stunde, die uns am andern Vormittage in der wohl schönsten Bücherhalle der Welt, dem Prunksaal der Nationalbibliothek, vereinigte. Hätte es einen -schöneren Rahmen für den Buchhändler empfang durch die Staatsbehörden Österreichs geben können als diese unvergleichlich -schöne R-aumschöpfung Fischer v. Erlachs in dem weiten Barockkuppelbau der Bibliothek? Harmonisch ver schmolzen die alten Bücher rings an den Wänden in ihren reichen goldgepreßten Lederrücken mit der üppigen Formenfülle des Rau mes zu einer wundervollen auch zeitlichen Einheit. Durch die Fenster des Kuppelbaues flutete die Sonne eines herrlichen Sep- tembcrmorgens in breiter Goldbahn hinab auf die stattliche, in dem Riesenraume fast verschwindende Versammlung. Hoch oben herab von der Brüstung unterhalb der ovalen, mit schönen Fres ken geschmückten Kuppel grüßte uns ein herrlicher achtstimmiger Chor des Wiener Mannergesangvereins. Die gute Akustik des Raumes steigerte noch die tiefe Wirkung. -So vereinigte sich die Musik mit der Formenpracht der Architektur, mit Malerei und Plastik zu einer einzigartigen Huldigung der Künste für die Wis senschaft. Ja, auch passender konnte kein Raum für die Begrüßung der deutschen Buchhändler gefunden werden als dieser, -wo Buch und Buchhändler zusam-mengeführt wurden und der Geist längst versunkener Generationen zu dem Geschlecht -der Gegenwart sprach. Hier standen die uns -begrüßenden Vertreter des österreichischen Staates, an der Spitze ihr ehrwürdiger Präsident vr. Hämisch mit -dem Vertreter des Deutschen Reiches, -dem Grafen Lerchenfeld, auf gemeinsamem Boden gemeinsamer Kultur. Was -dort von den Wänden zu uns sprach, ist unser und bleibt unser, der aus der Tiefe deutschen Wesens geborene Geist deutschen Dichtens und Denkens. Ein Vaterland, das uns unantastbar geblieben, weit und groß ohne Grenzen und Schranken, eine unversiegbare Quelle der Kraft, die einst, will's Gott, auch wieder die Ketten künstlicher Schandverträ-ge zerbrechen und uns wieder -groß und -frei machen wird. Und dieses Hochgefühl -des Stolzes aus die in diesem Raume versinnbildlichte unantastbare Welt unseres geistigen Besitzes, trotz wirtschaftlicher und politischer Ohnmacht, durchzog alle hier aus getauschten Reden und erfüllte auch unsere Herzen mit heiliger Weihe. Als Gastgeschenk überbrachte der Börsenverein durch seinen Ersten Vorsteher -der Nationalbibliothek eine buchtechnisch hervorragende Prachtausgabe des Nibelungenliedes, der Deutsche Musikalien-Verleger-Vercin -durch Herrn Lienau, Berlin, im Prachteinbands eine Faksimilereproduktion der Originalparti tur der 9. Symphonie Beethovens. Das große Schicksalscpos unseres Volkes mit seinem gewaltigen Finale im Lande -der Donau neben, der erhabenen, alle Höhen und Tiefen menschlichen Emp findens umfassenden Klangjchöpfung eines Großen, den einst die Mauern Wiens umschlossen. Fürwahr welche Gipfelwerke deut schen Schaffens brächten -Wohl eindrucksvoller Wechselbeziehung und Wechselwirkung gemeinsamen Kulturbssitzes zum Ausdruck als dies« beiden Gastgeschenke! Nach der ausführlichen Wiedergabe der dort gehaltenen Reden im Börsenblatt kann ich mich wohl daraus beschränken, nur den nachhaltigen Eindruck hcrvorzuheben, den die zu einer Weihestunde sich steigernde Begrüßung bei allen hinterließ. Von -den Rc-den des Generaldirektors der National bibliothek, vr. Bick, des Unterrichtsministers vr. Rintelen, des deutschen Gesandten Grasen Lcrchenfeld, des Bundespräsidenten vr. Hämisch bis zu den Reden der Vertreter des deutschen Buch- und Musikalienhandels zog sich wie cjn goldener Faden -die immer wicderkohrende Versicherung gemeinsamer KulturverbuNdenhcit und der Sehnsuchtsgedanke nach politischer Vereinigung. Und wenn unser Börsenvereinsvorsteher Röder seine Rede schloß: »Innerlich aber -soll uns verbinden der Dank an das Land, aus dessen Schoße uns Leib und Geist -erstand, das heilige, das große, das deutsche Vaterland--, so umschlossen -diese Worte das, was unser aller Herzen erfüllte. Biele erkälten den Empfang in der Natio-nalbibliothek für den Höhepunkt -der Tagung. Ja, es war ein Höhepunkt, doch wie beleuchtet dieses -Suchen nach einem Maß- sta-be -die unmeßbare Fülle -des uns gebotenen Schönen! Schmerz lich werden -es alle Teilnehmer empfunden haben, den kostbaren Seltenheiten -der Nationalbibliothek bei der Kürze der Zeit nur eine flüchtige Beachtung schenken zu können, denn schon rief uns die Stadt Wien in ihr herrliches gotisches Rathaus, um -uns dort ihren Gruß zu entbieten. In Vertretung des plötzlich -durch amt liche Pflichten -verhinderten Bürgermeisters richtete in dem impo santen Senats-Sitzungssaal« des Rathauses Herr Stadtrat Richter herzliche Worte der Begrüßung an uns. Die Gedankengänge dieser klugen, -die Bedeutung des deutschen Buchhandels würdigen den Rede wurden bereits in dem ersten Berichte von Herrn Pro fessor vr. Menz wiedergegeben, ebenso die sich daran schließenden Dankesworte Paul Nitschmanns. Diese Worte Nitschmanns waren nach Form und Inhalt wohl das Schönste und Tiefste, was wir auf der ganzen an trefflichen Reden so reichen Tagung erlebten. Und wenn er, den Anschlußgedanken streifend, zum Schlüsse hervor hob: man möge nicht Vorteile und Nachteile eines Zusammen schlusses mit dem Rechenstift künstlich erklügeln und nicht in Partei hader verfallend -das große Ziel umnebeln, ein Ziel, dessen An strebung eine der schönsten Aufgaben des Buchhandels sei, so sagten ihm die jubelnde Zustimmung der großen Versammlung und die spontan hervorgerufenen lebhaft bewegten Dankesworte des Ver treters der Stadt Wien, daß er -Saiten angeschlagen hatte, -die voll widerklangen. Dann folgte ein« Besichtigung der reichen städti schen Sammlung -in den weiten herrlichen Räumen des Rathauses, und -dann kam -wieder der beliebte stereotype Programmpunkt »-gemeinsames Mittagessen«. Ja, wie viele gemeinsame oder zwanglose Mittag- und Abendessen lagen im Programm liebevoll verstreut zwischen all den Höhepunkten der Tagung. Wie würfel ten diese den materiellen Genüssen geweihten Stunden die Tagungsteilnehmer immer wieder bunt -durcheinander, Nord deutsche und Süddeutsche, Österreicher und Kollegen aus den ab getrennten Gebieten! Hier lernte man sich kennen im lebendigen Austausch von Anschauungen über persönliche und berufliche Dinge, hier knüpften sich Freundschaften, hier verwirklichte sich mit sicht lichem Erfolge der Zweckgedanke solcher Tagungen', den Buch handel zu einer großen Familie zusammenzusü-hren. Auch die sich am Nachmittage anschließende gemeinsame Straßcnbahnfahrt zu -der zwanglosen Jause in Hietzing und -die Wanderungen durch die weiten Parkgänge -Schönbrunns dienten diesem Zwecke. Und überall Musik. Wo -der Wiener richtig »saust«, muß -auch Musik erklingen. Mit den Hohen, unseren Damen bei der Badener Jause gebotenen musikalischen Kunstgenüssen konnte und wollte zwar Hietzing nicht wetteifern, doch beflügelten die Klänge einer flotten Kapelle die Füße z-um Tanze. Am Abend nahm uns die Wiener Oper auf und gab uns in den -glänzenden Foyers ein Bild des eleganten und vornehmen Wien und auf der durch eine große Tradition geweihten Bühne eine Vorstellung -des Rosen kavaliers, die darstellerisch und musikalisch die hohen -Erwartungen noch weit übertraf. Ich brauche nur die Namen Lotte Lehmann und Maria Olczewska zu nennen, und Wohllaut und Schönheit umklingen uns wieder in der Erinnerung an diese Stunden. Gab es noch eine Steigerung? Ja, -in der Wirkung un streitig. Der andere Vormittag führte uns auf den Gipfel, als 1431
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