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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1926
- Strukturtyp
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- 1926-12-04
- Erscheinungsdatum
- 04.12.1926
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- Deutsch
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282, 4, Dezember 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. sich uns lder große Musikvcreinssaal zu dem Konzert der berühm ten Wiener Philharmoniker öffnete, als wir unter dem Taktstock Franz Schmidts, des großen Dirigenten und Komponisten, in stummer Andacht versanken. Im Programm stand: Variation und Fuge über ein eigenes Thema für Orgel und Bläserchor, Variation über ein Thema von Beethoven für Klavier mit Be gleitung des Orchesters und Symphonie Nummer 2 in Es-dur von Franz Schmidt. An der Ortzel: Professor Franz Schütz, am Kla vier Paul Wittgenstein (der bekannte einarmige hervorragende Künstler). Ich will ganz ehrlich sein, ich hatte etwas Bangen. Ich bin nicht musikalisch, ich kenne keine Note, ich nehme nicht gern« in Konzerten musikalischen Menschen die Plätze weg und rede nicht gern über musikalische Dinge, die ich nicht verstehe, darum wiegt auch mein Urteil wenig, darum hätte ich gewünscht, ein Berufener hätte dieser Stunde den Lorbeer gewunden. Aber ist es nicht etwas Größeres als Verstehen, wenn der schöpferische Genius durch die Macht der Töne leise die inneren Fesseln der Erdgebundenheit löst, wenn die Seele sich still weitet für die Lichtfülle einer Offen barung, ohne Wissen und Verstehen, wenn man über sich selbst hinausgehoben wird durch die Gnadenfülle einer solchen Stunde? Kann das eine Kunst, die nicht aus der Tiefe einer reinen großen Seele quillt? Ist das nicht höher als Verstehen? Ist da eine Träne im Auge eines Unmündigen nicht tausendmal mehr als welkender Lorbeer und eine glänzende sachverständige Kritik? Noch sehe ich die so echte Musikerfigur Franz Schmidts, kaum von einer schweren Krankheit genesen, vor mir, den Daktstock schwingend, wachsend mit seinem Werke, seine erlesene Künstlerschar mit sich reißend von Stuf« zu Stufe bis zu dem Gipfel seiner Schöpfung, dem gewaltig ergreifenden Finale, ein König im Reiche der Töne, und beisallumbraust und lorbecrumwoben eine in ihrer Be scheidenheit fast rührende Gestalt. Scheingröße bläht sich, wahre Größe ist immer bescheiden. Noch spüre ich um mich die Er griffenheit der Zuhörerschaft, die den großen Saal bis aus den letzten Platz füllte. Jene unhörbare Sprache der innigen Ver bundenheit zwischen den Künstlern und ihren Werken und der in ihrem Banne stehenden Menge. Und als der letzte Ton verklungen war und brausender Beifall einsetzte, schwang sich Richard Danehl, ein Jüngling, hinauf auf di« hohe Brüstung des Künstlerpodinms und sagte mit bebender Stimme und Tränen in den Augen nur, daß er nichts sagen könne als danken. — Gott erhalte Wien seine Philharmoniker und ihren begnadeten Meister! Nach diesem großen, ja, ich darf wohl sagen, in seiner Art größten Erlebnis der Wiener Tagung führte uns noch der Abend in das alte, von stolzer Überlieferung geweihte Burgthsater zu einer schönen Aufführung von Grillparzers Der Traum ein Leben. Und dann schlug die Abschiedsstunde, wieder im Bolksgarten, an den fröhlichen Anfang das fröhliche Ende knüpfend. Noch einmal umbrauste uns frohes Wiener Leben, Heurigenmusik rauschte auf, ein Danken setzte ein an alle, die Herzen und Hände gerührt hatten, der Tagung zu diesem glänzenden Verlaufe zu verhelfen. Umsonst versuchte Rudi Bayer bei der Eröffnung des Abends die rede- und dankessrohen Herzen abzuriegeln, es gelang ihm nicht. Hier und da flog immer wieder ein Deckel vom Herzen, und Dank — Dank — Dank war immer der Schlußrefrain. Ich nenne die Redner nicht mehr, weil ich doch den einen und andern vergessen könnte. Ich saß ganz hinten an einem vergnügten Tische, im äußersten Flügel des Saales, ich habe kaum etwas von den Reden gehört, aber jedesmal den Becher fröhlich mitgeschwungen, wenn ein Tusch erklang, tief davon überzeugt, daß es immer dem Rechten galt. Aber sie sollen doch noch einmal hier stehen, die Namen unserer lieben österreichischen Freunde, denen wir so viel ver danken, und wenn ich einen vergessen hätte, dann soll er mir nicht böse sein. Dem Swoboda, dem Schwarz und Frick Ich grünen Dankeslorbeer Pflück', Der Lorbeer ebenso gebührt Dem vr. Wisloschill und Gürth, Und wenn ich weiter um mich seh', Grüß' Goldschmidt ich und Deuticke, Und hell erklingt zum Schluß die Leier Sepp Steurer und Rudi Bayer. Und dann ein Händeschütteln und Abschiednehmen von lieben Kollegen, ein Abschiednehmen mit nicht leichtem Herzen von lichten sonnigen Stunden, die sich tief für alle Zeiten cinprägen werden in unsere Herzen. * Leider konnte ich an der Fahrt nach Budapest nicht teilnehmen und die herzliche Gastfreundschaft der dortigen Kollegen nicht mit genießen. Wer sie mitgemacht hat, singt und sagt noch davon. Mich führte der Zug über den Semmering heim. Und als ich hoch oben im Anblick der sonnbefchienenen Raxalp Abschied nahm von lieben Kollegen und ihren Frauen, als ich mit meiner Frau dann allein im Zuge saß, der uns durch die grün« Steier mark und Kärnten nach Bruck, Graz und Klagenfurt brachte, da war es mir zuerst, als wenn Plötzlich in einem Lokale die rauschende Ventilation abgestsllt würde, so still wurde es plötzlich um uns. Aber dann zog alles Erlebte mit, wie das schöne Festzeichen, von dem ich mich erst aus Südtiroler Boden trennte, es zog mit über den Brenner zurück, die Arlbergbahn entlang, durch die Schweiz und den Schwarzwald, und immer wieder steigt es auf und will nicht von mir lassen bei meiner Arbeit, das Erinnern an schöne Stunden und liebe Menschen, an das herrliche Donauland, die Stadt mit dem Stephansturm, das lieb« goldene Wien, und der an die Wiener Kollegen gerichtete Dank Erich Wolfs aus Breslau in seinem Schlußverse klingt in mir auf: Den Glauben nahm ich aus Österreich mit heim, In alltagsdurchtoste Gassen. Und freudig blüht mir im Herzen der Reim: Wir sind nur e i n Volk und finden uns heim, Um nie voneinander zu lasten! Die ilrbeits- und kwiiaveriiLltaisse im veutscken lluckärueü- ge^verbe 1914—1925. Von Vr. Sullas Llaoü. 8. dlo^or's Vaobckruolioroi» Halborstackt. 560 8. 6ro88-K°. Vrvck. 16 Vdl. Prüft und beurteilt man das vorliegende umfangreiche Werk objektiv im großen und ganzen, so wird auch der schärfste Kritiker zugeben müssen, daß der Verfasser eine fleißige, statistisch, wirtschaftlich und organisatorisch sehr wertvolle Arbeit geliefert hat, die auch iu sozialpolitischer Hinsicht nicht ohne Bedeutung ist. Auf alle Fälle hat mit diesem Buch die graphische Literatur einen Zuwachs erhalten, der nicht nur hoch einzuschätzen ist hinsichtlich Studien, die sich auf die Vergangenheit beziehen, sondern die auch aus das Aktuelle ein gestellt sein müssen. Bei seiner Arbeit bediente sich Vr. Blach eines sehr umfangreichen Quellenstudiums, das ihn zu wettausholenden Exkursionen in das Lager der Arbeiigeber wie Arbeitnehmer führte und hierdurch schon seinem Werke eine gewisse bestimmende Signatur ausdrllcktc, die unbekümmert um links und rechts ihre Eigenart be hauptet, und zwar zum größten Vorteil dieser nicht alltäglichen Arbeit. Das erste, Sk Setten umfassende Kapitel befaßt sich mit einer ins einzelne gehenden »Betriebsstatistik des Buchdruck gewerbes-, die sich nach einer Selbstkritik des Zahlenmaterials seitens des Verfassers aus die Zahl der Betriebe und der beschästigten Personen, aus die Größenverhältnisse der Betriebe, aus die Maschtncn- zahl und aus die Zahl der Aktiengesellschaften bezieht. Eine Zu sammenfassung dieser Unterabteilungen (Seite 33—Sk> erleichtert wesentlich das Verstehen dieser statistischen Vorführungen usw. — Wer die sozialen und organisatorischen Zusammenhänge im Buchbruck gewerbe des näheren und womöglich aus langjährigem, eigenen Er leben kennt und auf dem laufenden blieb, oder aber sich in diese für ander« Gewerbe oft vorbildlichen Organisationsarbeiten usw. studien halber vertiefen will, der findet in dem zweiten Kapitel: »Ver hältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitneh mern bis zum Ausbruch des Krieges- ein sicher will kommenes und dankbares Ausfrischungs- und Betätigungsseld, nament lich hinsichtlich der heute das gesamte Wirtschaftsleben so sehr be einflussenden lohntarislichen Angelegenheiten. — Es ist selbstverständ lich, daß »Die Verhältnisse in der Kriegszeit- gleichfalls einer eingehenden Darstellung bedurften, und diesem wichtigen Er fordernis trägt das dritte Kapitel Rechnung. — Fm vierten Kapitel werden »Die Arbeitsverhältnisse in der Nachkriegs zeit« behandelt, wobei zunächst die veränderte Stellungnahme der deutschen Arbeitgeber gegenüber Tarifverträgen und der unmittel bare Einfluß der Revolution aus das Buchdruckgewerbe geschildert werden. Dieses umfangreiche Kapitel (Seite 90—LSS) ist besonders 1432
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