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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.01.1926
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- 1926-01-26
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- 26.01.1926
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H 2l, 28. Januar 1926. Redaktioneller Teil. Wirkungen der ungünstigen Wirtschaftslage sind deutlich zu spüren. Konkurse oder Geschäftsaufsichten sind zwar, abgesehen vom Groß- antiquariat, ziemlich selten, aber viele Neugründungen und auch alte angesehene Firmen sind in den letzten Monaten stillschweigend liquidiert worden. Die meisten Auktionen Verliesen ziemlich still, und es soll vorgekommen sein, daß bei kleineren der Auktionator und sein Beisitzer gegen den Schluß der Versteigerung so ziemlich die einzigen Anwesenden waren. Es mag ja sein, daß auswärtige Aufträge Vorlagen, es zeigt sich darin aber deutlich die gezwungene Interesselosigkeit eines großen Teils des Publikums, die der Anti quar sicher noch schwerer empfindet als gedrückte Preise. »Billig sein» wird seine Parole für die nächste Zeit sein müssen, um sich die Stammkundschaft wenigstens einigermaßen zu erhalten. Das ist das Echo, das man jetzt von überall hört, dabei scheint man aber zwei Punkte nicht genügend zu berücksichtigen. Früher hieß es beim Antiquar: verkaufen ist leichter als einkaufen. Leicht ist heute auch das Verkaufen nicht mehr, aber in noch viel größerem Maßstabe ist das Einkäufen schwerer geworden. Jeder Buchhändler weiß sicher schon aus eigener Erfahrung, daß der Besitzer einer Bibel, wenn sie etwas älter als hundert Jahre ist, einen Schatz zu besitzen glaubt. Diesen Schätzen wird kein Antiquar nach trauern, aber es ist Tatsache, daß sich das Publikum trotz Woh nungsnot und Geldmangel heute viel schwerer als früher von alten Büchern trennt oder übertriebene Forderungen stellt. Ge nährt wird diese Anschauung durch gewisse Zeitungsnachrichten, die regelmäßig dann auftauchen, wenn auf einer Versteigerung außerordentliche Preise erzielt werden. Daß z. B. auf der Auktion Kitzler das von Goethe Minna Herzlieb gewidmete Exemplar seiner Gedichte für 6000 Mark verkauft wurde, ging durch die ge samte deutsche Presse, und es wurde auch nicht vergessen, hinzu- zusügen, daß das den IVfachen Betrag bedeutet gegenüber der von Elßler einer Privatperson gezahlten Summe. Forderung nach Preisabbau beim Antiquar und in den meisten Fällen übertriebene Forderungen des verkaufenden Publikums stehen sich gegenüber. Es ist leicht abzusehen, daß durch diese Entwicklung das Anti quariat in eine schwierige Lage geraten muß. Aber noch eine andere Gefahr birgt der Ruf nach Preisabbau ä tout prix. Wenn auch ohne weiteres zugegeben werden kann, daß niedrige Preise heute oft den einzigen Anreiz zum Kaufen bieten, so wird der Anti quar, soweit er es sich leisten kann, doch immer auf Preise halten müssen. Geivinnt doch manches Buch für den Sammler erst dann Wert, wenn es etwas kostet. Niemand wird behaupten wollen, daß vor 1800, als man fast alle Erstausgaben unserer Klassiker für billigstes Geld haben konnte, diese etwa mehr gesammelt wurden als kurz vor dem Kriege oder selbst heute. Nicht allein das seltenere Vorkommen ist für die inzwischen eingctretene Preis steigerung die Ursache, sondern diese Dinge haben eben aus ideellen und auch nationalen Gründen trotz aller Armut bei uns eine -höhere Wertschätzung erfahren. Würde also eine plötzlich« und allgemeine Preissenkung eintreten, so würde wohl manchem Sammler die Freude an seinem Besitz verdorben. Nach jahrzehntelangen Vorbereitungen ist vor kurzem im Verlage von Karl W. Hiersemann, Leipzig, der erste Band des Gesamtkatalogs der Wiegendrucke erschienen. Me Zahl der Anti quare, für die diese neue Bibliographie praktische Bedeutung hat, dürfte nicht allzu groß sein, um so größere Bedeutung hat ihr Erscheinen sür das wissenschaftliche Ansehen Deutschlands. Wenn auch das Ausland tatkräftige Hilfe geleistet hat, der Plan geht von Deutschland aus, und auch die endgültige Ausführung wurde in Deutschland geleistet. Trotzdem wurde das Werk nicht'nur in Frankreich, sondern auch in England von den Firmen, die in diesen Ländern den Mleinvettrieb übernommen haben, in einer Weise angezeigt, die bei den dortigen Buchhändlern den Glauben erwecken kann, es handle sich um ein französisches bzw. englisches Werk. Wie groß das Interesse an Inkunabeln in der ganzen Welt ist, bewies eine Auktion, die am 14. Dezember bei Paul Graupe in Berlin stattfand. Für lös Inkunabeln und 22 Manu skripte wurden fast 350 000 Mark erzielt, davon entfällt fast die Hälfte auf Käufe der Firma Joseph Baer L Co. in Frankfurt, ob in fremdem Aufträge oder sür eigene Rechnung, ist nicht be kannt. Der höchste Preis wurde von der genannten Firma sür die lateinisch-deutsche Ausgabe der Fabeln des Äsop angelegt, die um 1476 bei Zainer in Ulm erschienen ist. Schreiber sagt in seinem Buch über die illustrierten Bücher des 15. Jahrhunderts über diese Ausgabe: »Diese Abbildungen sind die besten, die man in den ersten Ulmer Drucken findet, und vielleicht überhaupt die besten in allen deutschen Büchern des 15. Jahrhunderts. Dennoch finden sich darunter einige, die dermaßen das Schamgefühl der Zeitgenossen verletzt haben, daß man schwerlich ein vollständiges Exemplar sindet«. Dieser Umstand und daß sich bisher noch kein Exemplar in Amerika befindet, lassen den Preis von 45 000 Mark erklärlich erscheinen. Die gleiche Firma erwarb eine nieder ländische Ausgabe der »LidUa Uauxerum« für 21 000 Mark, also genau den gleichen Preis, zu dem dasselbe Exemplar dieses Block- buchcs Ende 1924 bei Bocrner in Leipzig verlaust wurde. Am solgenden Tag kam ebenfalls bei Graupe eine kleine Sammlung illustrierter französischer Bücher zur Versteigerung, unter denen die von Oudry illustrierte Ausgabe der Fabeln Lafontaines, 1755—59, 4 Bände in Folio in besonders schönen Maroquin bänden der Zeit, den Rekordpreis von 6100 Mark erzielte. Mit 12 zum Teil bedeutenden Versteigerungen innerhalb von drei Monaten hat wohl auch die Firma Paul Graupe einen Rekord erzielt. Zwar nur die Hälfte davon waren Büchervcrsteige- rungen, aber auch diese Zahl genügt, um zu zeigen, daß auch in Deutschland das Auktionswesen immer mehr eindringt. Jeder, der jemals eine Versteigerung mitgemacht hat, wird ja wissen, daß man sich dort in der Hitze des Gefechts leichter zu Geboten hin- reißcn läßt, als im ruhigen Laden zu einem Kaufentschlutz. Eine bekannte Firma hat deshalb in den sür Auktionen bisher un geeignet erscheinenden Tagen kurz vor Weihnachten eine solche abgehalten, eine andere hat neuerlich ihre Versteigerungen in die Spätnachmittag-Stunden verlegt, wohl beide in der Absicht, ein breiteres Publikum heranzuziehcn. Von englischen und sranzö- sischen Versteigerungen war kürzlich im Börsenblatt die Rede, hier sei noch eine italienische und eine holländische erwähnt. Bei Ulrico Hoepli in Mailand kam vom 30. November bis 3. Dezember 1925 der zweit« Teil der Sammlungen des früheren Antiquars De Marinis unter den Hammer. Auch dieser war reich an Kostbarkeiten, in die der prunkvoll und' mit erlesenstem Geschmack ausgestattete Katalog einen Einblick gestattete. Der Lorriere ckells 8eru vom 4. Dezember widmete dem Ereignis einen langen Artikel und hob mit Stolz hervor, daß die kostbarsten Drucke und Manuskripte in Italien geblieben sind. Ein Perga ment-Manuskript einer französischen Übersetzung des Valerius Uaxiwus vom Ende des 14. Jahrhunderts mit 9 großen Minia turen und etwa 3000 Initialen erreichte den Preis von 225 000 Lire, die erste italienische Übersetzung der Naturgeschichte des Plinius, Venedig 1476, 52 000 Lire, die von Matthias Moravus aus Olmütz in Neapel 1476 gedruckte lateinische Bibel 33 000 Lire. Bei Erscheinen des ersten Katalogs vermerkten wir das Fehlen eines Registers, auch andere Benutzer scheinen diesen Mangel emp funden zu haben, denn deni vorliegenden wurde eines beigegeben, ebenso zum ersten Mole eine Liste von Schätzungspreiscn nach An gaben von Professor Fumagalli. Gleichfalls bei Hoepli, aber als Verlagswerk, erschien ein Katalog alter italienischer illustrierter Bücher aus dem Besitz von De Marinis. Da anzunehmen ist, daß auch dieser Teil seiner Sammlung in alle Winde zerstreut werden wird, kommt dem übrigens prächtig ausgestatteken Werk beson derer Wert zu, denn es verzeichnet zahlreiche Unica und große Seltenheiten. Bei dieser Gelegenheit sei auch noch einmal aus ein kürzlich erschienenes Werk des Florentiner Antiquars Olschki verwiesen <s. auch Bbl. 1925 Nr. 290). Auch bei ihm tritt, zu mindest in:den letzten Jahren, der Sammler mehr hervor als der Kausmann, und er nennt eine Privatbibliothek sein eigen, die was Kostbarkeit der Bücher anbelangt, sich mit mancher großen öffentlichen Sammlung messen kann. Aus seiner Sammlung hat er vor einiger Zeit eine Ausstellung illustrierter Bücher des 15. Jahrhunderts veranstaltet und dies« in einem schönen Katalog festgchalten. Katalog ist eigentlich zu wenig gesagt, denn cs ist eine Geschichte des srühen illustrierten Buches mit einer Fülle von Abbildungen, wie man sie nur in großen und kostspieligen Werken beisammenfindet. Die oben erwähnte holländische Versteigerung beiras den ersten Teil der Bibliothek ^des auch in Deutschland wohlbekannten
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