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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.12.1926
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- 1926-12-14
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- 14.12.1926
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29V, 14. Dezember 1926. Redaktioneller Teil. Zu eins: Das deutsche Voll hat an der Verlängerung der Schutzfrist für die Musik ein sehr lebhaftes ideelles Interesse, deshalb, weil die gegenwärtige Schutzfrist unbedingt dazu führen muß, daß die Produktion der deutschen Musik zurückgeht oder zum mindesten brach liegt. Es ist meines Erachtens falsch, wenn die Frage so gestellt wird: »Welches Interesse haben die Komponisten daran, ob ihre Erben 30 oder 50 Jahre nach ihrem Tode aus ihren Werken noch etwas erhalten oder nichts?« Nicht das ist der Punkt, aus den es für den Komponisten ankommt, obgleich auch dies« Frage für manchen Komponisten nicht gleichgültig sein kann. Viel wichtiger ist aber die Tatsache, daß der lebende Komponist unter dem Wett bewerb der freiwerdenden zurzeit so schwer leidet, daß es ihm fast unmöglich wird, seine Werke heute noch in einem Musikverlage unterzubringen. In den letztvergangenen Jahrzehnten sind noto risch Neuigkeiten auf dem Gebiete der jeweils modernen Musik nur von solchen Musikverlagen veröffentlicht worden, die durch einen größeren Bestand an noch geschützten Werken in der Lage waren, die mit ungeheurem Risiko verbundenen Versuche mit neuen Kompositionen zu wagen. Diese Berlage haben nun, wie alle deutschen Firmen und Privatpersonen, durch die Inflation auf das schwerste gelitten, sie sind also nicht mehr in der Lage, heute aus ihren ersparten Mitteln diese Versuche zu sinanzieren. Nur die Einnahmen aus den noch geschützten und dauernd gang baren musikalischen Werken ermöglichen es ihnen, diese Versuche, wenn auch in beschränktem Matze, noch sortzujetzen. Das Frei werden dauernd gangbarer Werke in der nächsten Zeit wird ge rade eine ganze Reihe dieser Musikverlagsfirmen in die Not wendigkeit versetzen, von Versuchen auf diesem Gebiete ganz ab- zusehen. Das deutsche Volk wird also ideell auf das schwerste geschädigt, wenn den schaffenden Tonsctzern die Möglichkeit, ihre Werke zu veröffentlichen, genommen wird. Noch in einer anderen Hinsicht ist das Freiwerden der jetzt vor Ablauf der Schutzfrist stehenden Komponisten, wie Brahms, Bruckner, Hugo Wolf und anderer, eine schwere Benachteiligung der lebenden Tonsetzer, weil der Absatz moderner, noch geschützter Musik noch wesentlich erschwert werden wird, wenn man die immerhin noch modernen neu freigewordenen Kompositionen dieser Meister zu bedeutend billigeren Preisen würde kaufen können, als es bei den neuen Kompositionen, aus allgemein bekannten Grün den, der Fall sein kann. Zuzwei : Welchen Nutzen Deutschland aus der Angleichung der Schutzfrist an die internationale 50jährige Schutzsrist haben würde, müßte Herrn vr. Kirstein eigentlich längst bekannt sein, denn es ist ihm zu wiederholten Malen, für den Musikverlag jedenfalls, klargelegt worden. Gerade auf dem Gebiete der Musik ist das Bekanntwerden deutscher Musik im Auslände noch weit schwieriger und erfordert mehr Zeit, als in Deutschland selbst. Komponisten wie Wagner und Brahms, die mit ihrem Wesen im deutschen Cha rakter wurzeln, können natürlich viel eher darauf rechnen, in Deutschland Verständnis zu finden. Das Ausland wird erst viele Jahre, oft Jahrzehnte später, zum Verständnis dieser Tonsetzer gelangen. Es ist daher allgemein bekannt — wenn es Herr vr. Kirstein nicht weiß, so liegt es wahrscheinlich daran, daß er auf dem Gebiete des Musiklebens im Auslände vielleicht doch nicht ganz so unterrichtet ist, wie auf seinem Spezialgebiet —, daß z. B. die Werke Richard Wagners und auch die Werke von Brahms in Frankreich, England und anderen Ländern erst Jahrzehnte später die allgemeine Anerkennung gefunden haben, als in Deutschland. Das deutsche Volk ist mit seinem Geschmack heute über die Wagner- schen Werke zum Teil schon hinausgswachsen. In Frankreich, England und vielen anderen Ländern aber ist die Verbreitung dieser Werke immer noch im Zunehmen begriffen. Für die Musik kann es meines Erachtens daher keinem Zweifel unterliegen, daß die finanziellen Leistungen, die das Ausland für Drucklizenzen und Aufführungsrechte dieser Werke an Deutschland zu zahlen hatte, um ein Vielfaches die Gebühren übersteigen müßten, die Deutschland an das Ausland zu zahlen hat. Schon die Herrn vr. Kirstein bekannte Tatsache, daß die Ge nossenschaft zur Verwertung musikalischer Aufführungsrechte »Gema», Berlin, so großen Wert auf die Verlängerung der Schutz- 1474 frist legt, müßte als Beweis dafür angesehen werden, daß in bezug aus die Aufführungsrechte ein großes sinanzielles deutsches In teresse an der Verlängerung der Schutzfrist vorliegt! denn man wird wohl nicht annehmen, daß die »Gema- die Verlängerung der Schutzfrist betreiben würde, wenn sie aus Grund ihrer Erfahrungen annehmen müßte, daß sie mehr Auszahlungen an das Ausland zu leisten hätte, als sie für die Verwertung der deutschen Auf führungsrechte aus dem Auslande ihrerseits hereinbekommt. Zu drei: Die dritte Frage beantwortet sich meines Er achtens von selbst. Herr Vr. Kirstein weiß ganz genau, daß es vollkommen gleichgültig ist, ob Spanien die 30-, 50-, 80jährige oder die ewige Schutzfrist besitzt, weil seine Produktion, zum min desten auf dem Gebiete der Musik, kaum in Betracht kommt. Und selbst wenn die Spanier alle anderen Länder als Piratenstaatcn betrachten sollten, so würde das weder vom kulturellen, noch vom politischen, noch von irgendeinem anderen Standpunkte aus von größerer Bedeutung sein. Es kann Herrn vr. Kirstein nicht ent gangen sein und ist ihm auch sicher nicht entgangen, daß die kul turellen Beziehungen einer großen Anzahl anderer Staaten, die der Berner Übereinkunft angehören, untereinander die Bedeutung derjenigen Beziehungen, die Spanien mit diesen Ländern ver bindet, um ein Vielfaches überragt. Wenn also die überwiegende Mehrzahl dieser Länder die 50jährige Schutzfrist eingeführt hat und sie für die Bedürfnisse ihrer Völker nicht für nachteilig, sondern für vorteilhaft hält, so wiegt es natürlich bedeutend schwerer, wenn ein Land von der kulturellen Bedeutung Deutsch lands fast vereinzelt mit einer um 20 Jahre kürzeren Schutzsrist dasteht. Auf Grund obiger Darlegungen bin ich überzeugt, daß die Befürworter der Verlängerung der jetzigen Schutzsrist durch diese von Herrn vr. Kirstein für so unwiderleglich gehaltenen drei Thesen und die diesbezüglichen drei Fragen, wenigstens soweit die Musik in Frage kommt, in keiner Weise in Verlegenheit gebracht werden können. Der Standpunkt des Herrn vr. Kirstein ist in diesen drei Punkten genau so leicht widerlegbar wie in anderen Behaup tungen, die er in seiner Schrift »30 oder 50 Jahre?«, soweit es die Musik betrisst, zum Ausdruck gebracht hat. Die Arbeiten der Deutschen Akademie im Jahre 1928/27. Bon vr. pdtl., vr. rer. pol. Franz Thierseldcr. Die erste Hauptversammlung der Deutschen Akademie in Köln am Rhein, über deren äußeren Verlaus die Presse bereits berichtet hat, hat erkennen lassen, daß der Gedanke der wissenschaftlichen Pflege und Erforschung des Deutschtums in der kurzen Zeit des Bestehens der Deutschen Akademie kraftvoll Wurzel geschlagen hat. Die Über zeugung, daß die Gründung einer überparteilichen Organisation des Deutschtums, in der allmählich alle gleichgerichteten Bestrebun gen zusammengesaßt werden, «ine dringende Notwendigkeit war, ist Allgemeingut geworden, und nach dem ersten Tasten und Vorsühlen aus den verschiedenen Gebieten der Kulturpslege beginnen sich immer deutlicher bestimmte Ausgaben abzuheben, die der Deutschen Akademie Vorbehalten sind und bei deren Erfüllung sic der Mitarbeit aller für ihr Volkstum tätigen Kreise gewiß sein darf. Dies wurde namentlich in den Beratungen der wissenschaftlichen Abteilung offenbar, die einen wesentlichen Teil der Kölner Tagung auSslillten. Während sich die Deutsche Akademie im vergangenen Jahre zunächst aus die finan zielle Förderung wissenschaftlicher Unternehmungen und Institute im Auslände und aus tätige Unterstützung wissenschaftlicher Gesamt ausgaben der Werke Rankes, Webers, Jean Pauls und Lifts beschränkte, hatte sie doch auch schon im kleineren Umfange eigene Arbeiten in An griff genommen, unter denen die Sammlung deutscher szunächst alt- bayerischerl Volkslieder aus Schallwalzen die bedeutendste war und auch in weiteren Kreisen bekannt geworden ist. Selbständige Arbeit zu leisten soll jedoch, wie der Präsident der wissenschaftlichen Abteilung, Geh. Rat Prof. vr. Hermann Oncken, in Köln aussührte, künftig in weit höherem Matze der Ehrgeiz der Deut schen Akademie sein, und die Pläne, die zum Teil In dieser Richtung bereits feste Gestalt angenommen haben, dürfen aus die lebhafteste Anteilnahme des ganzen deutschen Volkes rechnen. Vor allem ist da der begrüßenswerte Vorschlag zu nennen, als Ergänzung zu der All-
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