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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.02.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-02-13
- Erscheinungsdatum
- 13.02.1926
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- Deutsch
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X? 37, 13, Februar 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buihhandek. losen Publikum vielleicht richtig scheinen, aber da, wo der Kunden kreis sich selbst um Literatur kümmert, würde ein Sortimenter doch in Verlegenheit kommen. »Schließlich brauchten wir dann ja auch keinen Buchhändler mehr. Wir könnten ein Automaten restaurant einrichten mit einer Abteilung Bücher, wo es heißt »Jedes Buch nur 1 Mark', .Jedes Buch SO Pfennig', .Jedes Buch 2 Mark', 3 Mart usw.». Zum Weihnachtsgeschäft selbst führt dann Herr Braun aus: »Schon im vorigen Jahr konnte ich im Gegensatz zu den Be richten über das Weihnachtsgeschäft die Erfahrung machen, baß ein gutgewähltes Lager unentbehrlich ist, bah das literarisch gebildete Publikum aus Novitäten gar nicht so versessen ist und daß die so genannten Schlagerromane vielfach nur von denen gelaust werden, die eben .den neuesten Roman' haben wollen. Vielleicht besinnen sich auch viele Sortimenter einmal daraus, was von den Weihnachts schlagern noch weiter stanbgehaltcn hat, mit anderen Worten, was davon sich literarisch durchgesetzt hat und behaupten konnte. Ich konnte aber meine Beobachtungen nicht nur vom Standpunkt des Sortimenters aus, sondern auch als Verleger machen. Ans einen lkseitigen illustrierten Prospekt, der an nahezu 3000 Sortimenter direkt versandt wurde, in dem ich die Novitäten mit über 505? bei einem Bezug von nur 20 Mark netto anbot, gingen noch kein Dutzend feste Bestellungen ein! Es befanden sich darunter zwei Novitäten, die sortlausend erscheinen, so das 1. Heft einer Serie, von der die drei ersten Hefte in einer Auslage von MM Stück verbreitet und vergrissen sind. Kerner mein Kalender .Hcssenkunst', dessen 20. s!> Jahrgang vorliegt und der jedes Jahr in 4—VOM Exemplaren verkauft worben ist, und zwar vollzog sich stets der größte Teil des Absatzes durch das allgemeine Sortiment. Bon diesen Novitäten, die zugleich Fortsetzungen bedeuten, gingen durch Börsenblatt-An zeige 11 bzw. 17 ganze Bestellungen ein! Ein Beweis dafür, bah der moderne Sortimenter Fortsetzungslisten offenbar nicht mehr kennt. (Auch zu dem Thema passend .Wie kommen wir weiter?'!) Als dann aber der regere Ladenverkehr vor Weihnachten einsctzte, hagelte es mit Etnzelbestellungen .Eilt sehr', .Sosort absenden', .Muß bis morgen eingetrossen sein' usw. Selbstverständlich wurde für bi- .Besorgung' der durch meine Propaganda vcranlaßten Be stellungen allerhöchster Rabatt als selbstverständlich vorausgesetzt. Noch heute treffen täglich Bestellungen aus Novitäten ein, da in jeder Stadt ganz bestimmte Abnehmerkreise dafür vorhanden sind. Ich gebe zu, daß die Durchsicht der Neuankiindigungen in den Monaten vor Weihnachten eine tägliche Plage war und daß man einfach nicht mehr durchkam. Ausfallend war dabei die große Anzahl neuer, völlig unbekannter Verleger mit Veröffentlichungen, von denen man wohl befürchten konnte, daß sie wenige Monate später durch Ramscher angeboten würden. Vielleicht sind aber die Ansorderungcn an das Sortiment gar nicht so groß, wenn es mit bewährten Firmen zu sammen arbeitet und nicht jeden neuen Buchersabrikanten mit grob ziehen Hilst. Jeder Verleger wird es sich überlegen, ob er einem neuen und unbekannten Sortimenter liefert, aber kann es einem Verleger verdacht werden, wenn er sich anderer Absatzquellcn und des direkten Vertriebs bedient, wenn das Sortiment in so aus- sälliger Weise, wie oben gezeigt, selbst bei eingesührten Büchern ver sagt? über das Weihnachtsgeschäft im allgemeinen kann ich nur Mitteilen, daß ich mit keinerlei Erwartungen in dasselbe eingetreten bin, daß ich aber zu meiner Freude seststcllen konnte, daß eine rege Kauflust sür Bücher vorhanden war und daß durch die Menge der Kunden ein nicht unerheblicher Mehrumsatz erreicht wurde, trotzdem es sich tm allgemeinen um verhältnismäßig kleine Einkäufe handelte». An diesen Ausführungen ist vieles beachtlich, wenn auch natür lich manches auf Widerspruch stoßen wird. Hier ist zunächst wieder das Kapitel »Überproduktion« gestreift, zu dem uns auch sonst noch einige Zuschriften zugegangen sind. Der Gedanke einer engeren arbeitsgemeinschastlichen Verbindung zwischen altbewähr tem Sortiment und alteingsführtem Verlag gegenüber der Über produktion von Außenseitern verdient wohl immerhin Beachtung. Freilich bleibt zu bedenken, daß nicht jede neue Firma ohne wei teres unerwünscht ist. Die Bahn für Fortschritt muß offen bleiben. Es wird hier alles auf das rechte Verantwortungsgefühl an kommen. Zur Kritik und Besonnenheit muß aber gemahnt werden. Die Überproduktion liegt ja zuallererst auf seiten der Schrift steller vor. Als Beleg dafür nachstehendes Kuriosum, das uns von einem Verleger zur Verfügung gestellt wurde. Ihm schrieb ein Schriftsteller aus dem Süden Deutschlands: In der Anlage gestatte ich mir Ihnen ein Verzeichnis meiner bisher erschienenen, zmn Teil minlstertell empfohlenen Bücher zu 20« überreichen, mit einigen hundert Urteilen ans dem In- und Ans tande. Ermutigt von meinen bisherigen guten Erfolgen beabsichtige ich mm verschiedene neue Bllcherserien ans dem Gebiet von Kunst und Technik herauszugeben, und stehen einige Dutzend drucksertige Manuskripte dereits zur Verfügung. Ich erlaube mir deshalb Li« Anfrage, ob Sie sür Verlagsübernahme meiner neuen heransgege- benen Bücherserien Interesse haben, und zeichne inzwischen Angesichts solcher »Produktivität» möchte man am liebsten Herrn Heidkamp-Potsdam zustimmen, der allen Ernstes in einer Zuschrift an die Schriftleitung ein vollständiges Feierjahr sür den Verlag vorschlägt, damit inzwischen erst einmal die alten Lager geräumt -werden können. Wir halten das praktisch natürlich für unmöglich. Der Forderung höchst kritischer Einstellung allen Neu unternehmungen gegenüber muß man jedoch rcchtgebeu. Das gilt auch sür den Teil der Ausführungen des Herrn Hetdkamp, wo er vor allem vom Sortiment solche kritische Besonnenheit fordert, und in der Tat sollte auch der Verlag die Ablehnung des Sorti ments Nenigkeitsaftgeboten gegenüber einmal unter dem Gesichts punkt prüfen, daß dies eben nur «ne vielleicht sehr gesunde und als wohlgemeinte Warnung zu bewertende Kritik darstellt. Im übrigen liegen ja teilweise auch objektiv« Tatsachen vor, die die Feststellung einer Überproduktion begründen helfen. Mit Recht schreibt uns Sin süddeutscher Verlag unter anderm: »Bei der Beurteilung des Absatzes von Schulbüchern >md Ju gendschriften, und von diesen besonders der Bilderbücher, Ist es außer ordentlich wichtig, die Zahl der in Betracht kommenden Kinder zu berücksichtige». Wir dürfen nicht vergessen, daß noch im Jahre 1020 1317 OVO Kinder In die Schule gekommen sind. Von da ab sinkt die Zahl ständig: 1022 — 808 OM, 1023 — 721 OM, bis 1924 der Tief stand von 854 000 salso die Hälfte!) erreicht Ist. 1V2S haben wir be reits wieder einen kleinen Ausstieg ans 700 000. Es ist ganz klar, daß in dein kleiner gewordenen Absatz von Bilderbüchern in den letzten Jahren sich weniger die geringere Kaufkraft der Eltern, die ja auch mitspiclt, als diese durch den Krieg hervorgernfene Ge burtenabnahme ausgcwirkt hat. Da jetzt die kleinere Kindcrzahl von 1022 erst soweit ist, daß sie mehr für Bilderbücher als für Jugend schriftm in Betracht kommt, so werden wir in den nächsten Jahren auch noch eine starke Abnahme unseres Jugcndschristenab- satzcs bekommen. Es ist höchste Zeit, daß sich die Jugcnbschristenver- leger über diese Tatsache klar find sauch im Interesse der Sortimen ter) und die Augendschriftenproduktion cinschränken. Kerner, daß sie sich auch darüber klar werden, daß weder durch Überpro duktion, noch durch allzu hohen Rabatt, noch durch Schleuderpreise eine sehlende Känferschicht ausgeglichen wer den kann. So wird es auch mit den Schulbüchern gehen, nur wird es bei höheren Schulen nicht so rasch bemerkbar sein. Daß etwa in den Jahren 1032—84 auch der Wsatz der Universitätsbücher einen bedeutenden Rückgang erleben wird. Ist klar, aber dafür brauchen wir uns heute noch nicht vorzubereiten.» Das Börsenblatt hat schon vor Jahren auf diesen Geburten ausfall infolge des Krieges hiugewiesen und bringt auch laufend immer wieder Zahlenmaterial zur Beurteilung der Verschiebung«, in gewissen Käuferschichtcn, namentlich soweit der akademische Nachwuchs in Frage kommt. Freilich ist zu bedenken, daß -diese Absatzmöglichkeiten doch nicht nur roh quantitativ gewertet wer den können. Es spielen dabei Imponderabilien mit, die sich stati stisch nicht erfassen lassen. In einigen Zuschriften wird endlich auch vor Überpro duktion auf dem Gebiet der Werbung gewarnt, die ja mit der Frage der Überproduktton an sich zusammenhängt. So heißt es in einem Stoßseufzer unter der Merschrist: »Verleger, seid menschlich!» unter anderm: »Haftet ein, den Sortimenter durch Papier z« ersticken I Be denkt: es gibt auch noch solche gewissenhafte Leuts, die alle Zettel pakete durchsehen, die alle Börsenblätter lesen. Aber welche Opser an Zeit, Gesundheit und Nervenkrast diese verbrauchen! Jeden Morgen bringt die Post einen Stoß Drucksachen, daß zufällig an wesende Direktoren von großen Unternehmungen verblüfft sind, was der Biicherkrämer für ein gutes Geschäft hat. Glaubt doch ja nicht, daß Euer Zeug gelesen werden kann. Wo Ist die goldene Zeit hin, wo es dem Sortimenter möglich war, alle diese Sachen einer Woche an einem Sonntag flüchtig duvchzuschen I Laßt ab davon, dem Sortimenter den Werbeteusel ans den Hass zu Hetzen».
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