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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.02.1926
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- 1926-02-13
- Erscheinungsdatum
- 13.02.1926
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des >8, Jahrhunderts aufgegeben wurde. Die Konkurrenz lag nicht bloß bei den Buchhändlern, deren es in Münster mindestens noch zwei gab, sondern hauptsächlich bei den privilegierten Buch- druckcrcien Kördinck, der Erbin des Geschäfts von Tzwhvel-Racs- seld (jetzt Rcgcnsburg), und der seit 1705 damit konkurrierenden Firma Nagel. Diese Ivachtcn mit Argusaugcn darüber, daß ihnen die Buchhändler durch eigene Verlagsartikel keinen Abbruch taten. Trotzdem gelang es dem ossenbar rührigen Aschendorsf, zwei der damals wie heute schon weit verbreiteten, obgleich noch nicht gar lange verfaßten Volksbücher in Verlag nehmen zu dürfen: das Gebetbuch -Der große Baumgartcn» des lieben, trefflichen Volks- fchriftstellers ?. 0. dl. Lop. Martin von Cochem (1634—1712) und die Handpostille seines Zeit- und Gcistesgenosscn, des Prämon- stratenscrs 9. Leonard Gofsine (1648—I7l9), der von 1685 bis 1691 als Kuratus die dem Prämonstratenscrkloster Varlar inkor porierte St. Lamberti-Pfarrei zu Coesfeld leitete. Die Ausgabe des Großen Baumgartcns von 1744 enthält das Privileg vom 7. August >735, durch welches der damalige Kurfürst von Köln und Fürstbischof Klemens August (1719—1761) das den Verlag der beiden genannten Werke am l. Februar 1726 genehmigende und gegen Nachdruck schützende Privileg auf weitere zehn Jahre feinem Hofbuchbindcr Wilhelm Aschendorsf er neuert. Er war der Sohn Wilms. Diese erste Erlaubnis zum Verlag war also 1726 Wilm Aschendorsf erteilt worden. Als dieser im Alter von 54 Jahren im August 1729 starb, übernahm erst seine Witwe, dann im Mai 1736 der etwa dreißigjährige Sohn Wilhelm das Geschäft und erhielt auch die Ernennung zum Hosbuchbinder. Schon 1739 be kleidete er in der Buchbinder-Bruderschaft das Vorstchcramt. Ohne Zweifel bemühte er sich ernstlich um Erweiterung des Ver lags. Das hatte indes seine großen Schwierigkeiten, weil die Zensur den Druck vieler Werke hinderte und die den anderen Buchführcrn und Buchdruckern erteilten Privilegien nicht bekannt waren und somit ein in gutem Glauben in den Druck gegebenes Buch unter Umständen als Nachdruck dem Verleger schwere Strafe eintrug. Unter den damaligen Verhältnissen aber waren alle Ver leger förmlich zum Nachdruck genötigt. Auch Wilhelm konnte bald von den Buchhändler-Leiden ein Licdlcin singen. Ein Privileg des Kaisers Karl Vtl. vom 15. Februar 1743 schützte ihn zwar in seinem Rechte als Verleger, nicht jedoch vor empfindlicher Be strafung bei Verstößen gegen- die vielen und verschiedenartigen Vorschriften über Druck und Verlag von Büchern, ihren Vertrieb und gegen die Zcnsurbestimmungcn. Eine Haupteinnahmcquclle war für die Druckereien der Ka lender. über seinen Verlag haderten heftig miteinander die bei den Firmen Kördinck und Witwe Nagel. Aschendorff bemühte sich vergebens um die Erlaubnis zur Gründung einer neuen Presse, hob jedoch auch ohne diese sein Geschäft so, daß er im Be sitze von drei Häusern als wohlhabend gelten konnte. Die Drang sale des Siebenjährigen Krieges fühlte auch er, umsonst aber bat er unter Hinweis auf die dadurch verursachte Verschlechterung des Buchhandels den Magistrat der Stadt Münster um Ermäßigung der Steuer. Die Stadt selbst war durch die Belagerung und Truppcn-Einlagerung 1759 in arger Not. Von dem Wagemut des Geschäftsmannes zeugt es, daß er in dieser Zeit einen Kartcn- plan der Stadt mit den drei Belagerungen, gestochen in Kupfer von Hieronymus Strübcl, 1760 verlegte. Der Wagehals aber war wohl nicht der bedächtige Wilhelm, sondern sein jugendlich frischer Sohn Anton Wilhelm, der, am 22. Oktober 1735 geboren, nach dem Besuch der unteren Klassen des Paulinischcn Gymnasiums 1749 Buchbinderlehrling, 1753 Geselle geworden war und sich dann auf Wanderschaft begeben hatte. Von dieser, die ihn weit hcrumgesührt und seine Kenntnisse wie seinen prak tischen Blick erweitert hatte, 1757 zurückgekchrt, als Meister in die Bruderschaft — die Buchbinder bildeten keine Gilde wie andere Gewerbe — ausgenommen, stand er seinem Vater nicht bloß zur Seite, sondern war ossenbar jetzt der tatkrästigc Gcschäfts- leiter. Im September 1759, zehn Tage nach seinem Hochzeits tage, äscherte der Brand 200 Häuser ein, verschonte aber den Be sitz Aschcndorsfs. Häusig war der junge strebsame Geschäftsmann aus Reisen, besonders nach Holland, woher er nicht bloß Bücher,- Papier, Kielfedern, sondern allerlei andere Waren, Lack, Kolonial- i 203 waren, ja auch Gemüse, z. B. Blumenkohl, bezog und seiner »innig geliebten Frau-, die während seiner Abwesenheit das Ge schäft sührte, 1760 auch ein Dutzend Teetassen mitbrachte. Weit sichtig und unternehmend, wie er war, suchte er die Erlaubnis zur Gründung einer Papierfabrik zu erlangen. Das Domkapitel verweigerte ztvar während der Sedisvakanz die Genehmigung hierzu (l76I), gestattete aber am 13. September 1762 endlich die Anlage einer Buchdruckcrei neben der Kördinckschcn. An dem Tage der urkundlichen Erlaubnis schloß Anton Wilhelm Aschen dorfs mit der Witwe Nagel den Vertrag über den Ankauf ihrer Druckerei ab, die im Verlaufe des Siebenjährigen Krieges »iusolge eines Verstoßes mit dem hannoverischen Kommandanten- ge schlossen war. Der neue Landessürst Maximilian Friedrich gab am 24. November 1762 seine Konzession für die freie Druckerei Aschcndorss, erneuerte aber Joseph Kördinck das Patent als Hos- buchdrucker. Im Jahre 1912 konnte also die Druckerei der Aschen- dorsf'schcn Verlagsbuchhandlung ihr lbOjähriges Jubiläum feiern, zu dem eine umfangreiche Festschrift erschienen ist. Im Jahre 1763 ries der unternehmungslustige Gründer der Aschendorssschen Presse mit hochfürstlichcr Erlaubnis die erste eigentliche Zeitung in Münster ins Leben: »Die Jntclligcntz-Zcttul-, das Intelligenz blatt (Konzession vom 12. März 1763), das 1785 um das »Gemein nützige Wochenblatt- erweitert wurde, 1804 als Regal in den Besitz des Obcrpostamts kam, dann in der Zeit der französischen Herr schaft vielfach beeinträchtigt, endlich unter der Bevormundung des preußischen Staates der Lebenskraft beraubt, im Jahre 1849 not gedrungen einging. Das 1764 neben dem Jntelligcnzblatt ge gründete, von Christoph Bernhard Schücking, dem Großrmter Lcvins, des Freundes der Annette v. Droste, geleitete »Gelehrte Wochenblatt- brachte es bei dem geringen Lese- und Bildungs bedürfnis des Publikums zu einer nur zweijährigen Lebensdauer. Nur ein Lebensjahr hatte eine belletristische Monatsschrift (1785). Wilhelm Aschendorfs hatte sein ersehntes Ziel erreicht, eine eigene Presse zu besitzen und ihre Erzeugnisse auf den Bücher markt zu bringen, was auch den Erwerb von Autoren nach sich zog. Er starb am 9. November 1768. Die Ernennung seines Sohnes Anton Wilhelm zum Universitätsbuchdrucker (4. April 1775) erlebte er nicht mehr. Anton Wilhelm sorgte durch Verbindung mit den gelehrten Kreisen dasür, daß seine Presse nicht stillstand und guten Ruf gewann besonders durch den Druck der sämtlichen Schriften des bekannten Pädagogen Bernhard Overberg, dessen lOOjähriger Todestag in diesem Jahre gefeiert werden kann. In der Erkenntnis von der Notwendigkeit, für die Wohlfahrt der Angestellten und Arbeiter nach Möglichkeit zu sorgen, rief er schon 1797 eine Krankenkasse ins Leben, die lange als ein Beispiel früher sozialer Fürsorge ihren Segen stiftete. Als Anton Wilhelm am 25. Juni >804 aus dem Leben schied, konnte er sein Wer! nicht in die Hände eines Sohnes legen. Seine einzige Tochter Maria Sophia Franziska, klug und gebildet wie auch ihre Mutter, 1780 mit dem Professor der Rechtswissenschaft an der Universität Münster Christoph Aloys Hüffer vermählt, seit dem 18. November 1792 schon Witwe (gestorben 13. Januar 1848), war fast ganz in Anspruch genommen durch die Erziehung ihrer sechs Kinder. So fiel der geschäftskundigen Großmutter (ge storben 26. März 1806) und ihrem noch nicht zwanzigjährigen Enkel JohannHermann Hüffer die Leitung des Gcschästs zu. Am 25. Dezember 1784 geboren, von 1795 an durch den Pastor Tommel in Lembeck sorgfältig erzogen, genoß er als Lehrling des Buchhandels noch drei Jahre die Anleitung des Großvaters, daraus vcrvolllommnete er seine Fachausbildung bei bcdcutcndcn'Drucker» in Augsburg und Leipzig und erweiterte seine Kenntnisse und Beziehungen zu geistigen Kreisen durch eine größere Reise, die ihn bis Venedig führte. Als er heimkehrte (August 1804), sah er sich vor die schwierige Aufgabe gestellt, als ganz junger Mann ein schon umfangreiches Unternehmen zu leiten und weiter den Zeit- vcrhältnisscn entsprechend auszubauen, das ein gereifter Mann jahrzehntelang geführt hatte. Die traurige politische Lage des deutschen Vaterlandes, die besonderen Verhältnisse des säkulari sierten und die Herren wechselnden seitherigen Fürstbistums er heischten größte Umsicht, Festigkeit und Tatkraft. Der schwere j Schlag, der Tod des Großvaters, hatte den -raschen, braven Jüng- lling- — so charakterisierte -ihn sein Leipziger Ehes Jacobäer
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