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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1925
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- 1925-01-02
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- 02.01.1925
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4 «Sri-»»»« >. d. Redaktioneller Teil. W l, 2. Januar 1925. Zum Jahreswechsel. Von vr. G. Menz. Die Lage ist nicht sonderlich erfreulich, aus der heraus man sich diesmal anschicken soll, die Summe des vergangenen Jahres zu ziehen und den Kurs sllr die nächste Zukunft zu suchen. Die entmutigende Zerfahrenheit der innerpolitischen Verhält nisse, di« erneute Vergewaltigung des wehrlosen Deutschland in der Frage der Räumung Kölns, das dumpfe Gefühl des Heran nahens neuer Wirtschastskämpfe mit allen ihren unliebsamen Begleiterscheinungen — alles das ist nicht geeignet, eine zuver sichtliche Stimmung zu erzeugen und den Mick unbeeinflußt zu lassen. Unter dem Eindruck der letzten Erfahrungen und der neuen Besorgnisse färbt sich vielmehr unwillkürlich das Urteil wer das, was im ganzen immerhin doch überwunden und er reicht ist. Schon aus Vorsicht wird man zum Pessimismus geneigt. Allein ruhige Betrachtung wird doch nicht verrennen können, daß das Jahr 1924 für das deutsche Volk nicht mehr nur eine Verlustseite hat. Es hat Ergebnisse gebracht, die — wenn auch nicht schon rein als Gewinn, so doch wenigstens — als Fort schritte verbucht werden dürfen, wie vor einem Jahr als Wunsch hier ausgesprochen worden war. Man denke allein an Rhein und Ruhr. Gewiß, sie sind noch nicht wirklich völlig befreit. Aber wie mußte man noch vor einem Jahr um sie bangen! Hier sind doch di« Sorgen unstreitig geringer geworden. Das Jahr 1923 hatte ferner noch den Hitlerputsch erlebt. Das Jahr 1924 ist von ähnlichen Erschütterungen befreit geblieben. Dank der Entlastung im Westen und der Beruhigung im Innern hat dann auch die Währungsstabilisierung gehalten, und das ist unleug bar der schönste und wertvollste Erfolg des abgeschlossenen Jahres. Die provisorische Sanierung mit Hilfe der Rentenmark, dieser ganz aus eigener Kraft vollbrachten Wunderleistung, hat dank dem Zustandekommen der Dawes-Anleihe rechtzeitig in die dauernde llbcrgefllhrt werden können, di« hoffentlich neuen Erschütterungen nicht mehr ausgesetzt sein wird. Zugleich haben wir die Ateinpause erhalten, die wir unbedingt brauchten, um wieder ans di« Beine zu kommen. Nun stehen wir wenigstens wieder, freilich auf schmalem Grat mit Abgründen links und rechts und schwersten Aufgaben vor uns. Was di« Geschehnisse des Jahres 1924 bedeuten, läßt sich am besten ermessen, wenn man die Frage stellt: Wie sähe es um uns aus, wenn das, was erreicht ist, nicht hätte erreicht -werden können? Freilich, diese Einstellung auf Bescheidenheit zeigt, daß vorläufig nur das Schlimmere verhütet, noch nicht aber das Bessere gewonnen ist. Das Provisorisch« der Lage wird am deutlichsten in der Frage der Reparationen. Gerade hier wird erst die Zukunft noch hart um die wirkliche Lösung zu ringen haben. Dem Senator Borah, dem neuen Vorsitzenden des Ausschusses für auswärtig« Angelegenheiten im amerika nischen Senat, der tatsächlich den entscheidenden Einfluß auf die Politik Washingtons ausübt, wird nachgesagt, er erwarte als wesentlichstes Ergebnis des Dawes-Planes, daß Frankreich keinerlei Zahlungen erhallen werde; dann würde das Problem der internationalen Verschuldung aufgerollt werden müssen, und er hofft es zu lösen im Zeichen internationaler Abrüstung und internationaler Handelsförderung. Ob Borah richtig sieht, kann dahingestellt bleiben. Aus keinen Fall wäre selbst dieses Pro gramm ohne schwere Kämpfe wenigstens diplomatischer Art durch zuführen. Die Welt mutz also auf weitere Unruhe, vielleicht heftige Erschütterungen und beträchtliche Umwälzungen gefaßt bleiben. Hoffentlich wird nur der ganze Kampf nicht auf dem Rücken Deutschlands ausgetragen. Auch die rein wirtschaftliche Lag« ist nur international rich tig zu überschauen. Die Gesamtumsätze im Welthandel betrugen 1920 83«, 1921 75«, 1922 79«, 1923 84« derjenigen von 1913. Der größt« Tiefstand scheint also überwunden. Wir befinden uns in langsam aufsteigender Entwicklung. Aber der Vorkriegs stand ist eben immer noch nicht erreicht. Dem kann sich kein einzelnes Land entziehen. Es handelt sich um eine Weltkrise, und sie ist verschuldet allein durch Unterkonsumtion. Es mangelt an Kaufkraft, nicht zuletzt, weil durch die Willkllrnenerungen nach dem Kriege die Grundlagen der früheren Organisation der Weltwirtschaft zerschlagen worden sind und das Gleichgewicht an mehr als einer Stelle gröblich gestört ist. Die neuen Han delsverträge, nicht nur die Deutschlands, aber sie in erster Linie, sind bestimmt, wieder Ordnung zu schaffen. Aber damit allein ist noch nicht geholfen. Die Weltwirtschaft wird noch Jahre brauchen, um wieder ins Gleichgewicht kommen zu können. Ohne Rußland und die außereuropäischen Ni«derdruckgebiete wird das überhaupt nicht zu «rreichen s«in. Gerade darauf muß auch Deutschland sein Augenmerk richten. Wie sehr Deutschland selbst für sich ebenfalls unter Unter konsumtion leidet, bedarf keiner weiteren Ausführungen. Der Produktions- und Verteilungsapparat ist für die bis aus weiteres erzielbaren Umsätze zu groß. Er arbeitet, nur halb beschäftigt und ausgenutzt, zu teuer. Abbau dürft« jedoch kaum möglich noch beliebt sein. Unsere 80 Millionen müssen ja «den so ober so untergebracht und beschäftigt werden. Wohl aber wird man eisrigst nach Verbilligung der Unkosten streben müssen. Das ist schon um deswillen nötig, weil nur so die unbedingt erforder lich« eigene Kapitalneubildung erreicht werden kann, di« -für di« Wirtschaft wichtiger ist als die Aufnahme von Auslandskrediten. Ersparnisse zum Wohle der Wirtschaft aber sind am ehesten möglich, wenn mit aller Erinnerung an die Zeit der Zwangs wirtschaft endgültig aufgeräumt wird und di« öffentlichen Organe sich in allen Wirtschaftsangelegenheiten weitestgehend entlasten. Es ist höchste Zeit, daß mit den vor lvO Jahren von Stein und Hardenberg aufgestellten Grundsätzen vernünftiger Selbstverwal tung wieder wirklich ernst gemacht wird. Der Buchhandel geht durchaus mit Erfolg als Muster solcher Selbstverwaltung seiner Angelegenheiten voran. Er wäre ver mutlich noch weiter, wenn nicht auch ihm Fesseln angelegt wären. Ohne nennenswerte fremde Hilfe ist er aber auch so an der Wiederaufbauarbeit. Die Organisation gemeinschaftlicher, ein heitlich zusammengefaßter Werbung für das deutsche Buch hat gerade,im vergangenen Jahr deutliche Fortschritte gemacht. Zahlreiche Ausstellungen im Ausland« arbeiten in derselben Richtung. Die planmäßige Förderung des Absatzes und die Zufammenortmung aller Kräfte auf dieses Ziel hin wirb auch für die Zukunft di« wesentlichste Aufgabe bleiben. Es handelt sich dabei nicht einseitig und allein um die Fragen der Reklame. Alle Reklame verpufft, wenn das Reklame machende Unter nehmen nicht leistungsfähig genug ist, seine Propagandaver sprechungen zu erfüllen und wahr zu machen. So ist das höhere Ziel, gerade im Hinblick auf «inen an gemeinsame Buchwerbung denkenden Buchhandel, feine Durchorganisierung in der Rich tung, daß seine Gesamtleistungsfähigkeit im umfassendsten Sinne gefördert wird. Aber diese Durchorganisierung, die sich selbst verständlich auf den Gesamtkomplex des Buchhandels erstrecken muß — mit Flickwerk ist nichts gebessert —, ist auch ein durch aus im Interesse des Gesamtbuchhandels liegender Selbstzweck, ohne alle Rücksicht auf Werbefragen im einzelnen. Der deutsche Buchhandel hat von je um ihres für jedermann greifbaren Vor teils willen nach solcher bestmöglichen Organisation nicht für einen bestimmten Einzelzweck, sondern allgemein zur Verwaltung seiner eigenen Angelegenheiten gestrebt und dafür noch immer die beste Lösung gefunden. Offensichtlich steht der deutsche Buchhandel heute wieder in einer Epoche, die nach verbesserter Organisation sucht. Nach dem vor mehr als IVO -Jahren unter der Nachwirkung damaliger wirtschaftspolitischer Wandlungen reiner Verlag und reines Sortiment im Sinne fortschreitender Arbeitsteilung auseinandcr- traten und sich n-ebeneinanderstellten, Ist es das Problem des Buchhandels, beide organisationsmäßig zusammenzuhalten. Her- stellung und Vertrieb sind nur zwei Teile einer Sache. Eins ohne das -andere ist unmöglich. Sie ergänzen einander not wendig. Sie können sich also nicht völlig voneinander los sagen. Di« arbeitsteilige Absonderung aber beider vonein ander in getrennte, selbständige Betriebe ist nur möglich, vorteil haft, nicht jedoch unbedingt -nötig. Die Erfahrung lehrt bis heute immer wieder, daß jedes reine Herstellungsunternehmen jederzeit auch den Vertrieb in die Hand zu nehmen vermag, und
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